Zum 25. Mal findet heuer der Johannesbad Thermen-Marathon statt. So ein Jubiläum bietet natürlich immer einen Grund um zurückzuschauen. Beim Thermen-Marathon muss man den Bogen vermutlich noch etwas weiter spannen und bis ins Jahr 1938 zurückgehen, denn es gehört auch die Erfolgsgeschichte von Bad Füssing dazu, sonst wären wir heut wohl kaum hier.
Als man damals in der Pockinger Heide nach Öl bohrte, war Füssing noch eine Ansammlung von sechs Bauernhöfen mit 38 Einwohnern. Das erhoffte schwarze Gold wurde damals nicht gefunden, dafür aber 56 Grad Celsius heißes Thermalwasser und davon 3.000 Liter in der Minute. Womit man seinerzeit erstmal noch wenig anfangen konnte. Dazu kam noch, dass man die Bohrungen auf Anordnung von ganz oben schnell wieder einstellen musste, um etablierten Bädern keine Konkurrenz zu machen.
Nach dem Krieg erinnerte man sich aber wieder an das sprudelnde Wasser. Irgendwann fand man heraus, dass es geradezu ideale Voraussetzungen hat für die Behandlung von Lähmungen, Arthrosen und rheumatischen Erkrankungen der Muskulatur und Gelenke. Der Kurbetrieb begann und 1969 wurde Füssing zum „Bad“ ernannt. Hotels und Bäder schossen aus dem Boden. So auch die Johannesbad-Therme, die der Bäderkönig Eduard Zwick gründete, nach seinem Sohn benannte und sich zum größten Thermalbad Europas entwickelte.
Die Idee, in Bad Füssing einen Marathon zu veranstalten, Hotelbetten statt mit Kurgästen mit Läufern zu belegen, wurde in den 90ern geboren. Die Idee dazu hatte seinerzeit Manfred Steffny, der dann auch mithalf, das den Chefs in Bad Füssing zu verkaufen. Er ist beim Jubiläum heuer auch wieder mit dabei, mit einer Lesung am Samstagabend im Hotel Königshof, die man gratis besuchen kann. „Unerhörte Geschichte(n) vom süßen Schweiß des Marathonläufers“ lautet sein Vortrag. Wenn‘s sich ausgeht schaun wir vielleicht mal rein.
Der erste Thermen-Marathon fand 1994 statt. Die Teilnehmerzahl wächst seitdem kontinuierlich. Heuer stehen insgesamt 2450 Läufer/innen in den Starterlisten, das ist natürlich wieder ein neuer Rekord. 2007 war es auch für mich soweit, nachdem uns Magic jedes Jahr vom Thermen-Marathon vorschwärmte. Aber vorerst mal nur im Halbmarathon, was sich aber bald änderte. Außer in Jahren wo ich verletzungsbedingt nicht starten konnte, war ich seitdem meistens am Start. Zweimal HM und heuer bereits die siebte Marathon-Teilnahme stehen auf meiner Liste und er ist damit mein Rekordmarathon.
Statt mit Charly-Reisen sind wir heuer mit WEKA-Lauftreff unterwegs. Der Fahrer ist der gleiche, aber da heuer wieder einmal Iris mit dabei ist, die auch zu den WEKA-Runnern gehört, kann Charly das Firmenauto gratis nutzen. Coole Sache. Nach seinem Wiedereinstieg im November hat auch Mario das Marathonfieber wieder gepackt und ist ebenfalls mit Beate vor Ort. Nach unserem obligatorischen Bad, im bis zu 38 Grad warmen Thermalwasser des Johannesbades mit anschließender All-you-can-eat-Pastaparty am Nachmittag im Restaurant des Bades, benötigen wir noch was zu knabbern am Abend. Charly träumt vom Wiener Schnitzel, wir landen in einer Pizzeria. Was am Abend in Bad Füssing gar nicht so einfach ist, denn ab 20 Uhr werden hier in der Jahreszeit, für gewöhnlich die Bürgersteige hochgeklappt. Wer da von Nachtleben träumt, kann nur in die Spielbank oder in den Traum aller Kurschatten: den Haslinger Hof. Ist für uns aber nix, dafür sind wir noch zu jung.
Nachdem es nicht so kalt und in der Gegend alles Grün ist, haben wir nicht damit gerechnet, aber der Anmarsch zum Startplatz am Johannesbad, erfolgt doch glatt unter Schneefall. Auf den Straßen bleibt aber nix davon liegen. Es hat aber zumindest optisch etwas von Winter. Wetterkapriolen gab es in den 25 Jahren hier schon immer, ich kann mich noch an sonnige Tage mit bis zu 10 Grad Plus erinnern, wo wir die kurzen Hosen auspacken konnten, aber auch an Schneematsch und an 10 Grad Minus mit scharfem Ostwind, der uns das noch viel kälter fühlen ließ im Jahr 2012. Das hatte schon etwas von Sibirien. Gemischt ist es auch heuer zum Jubiläum. Am Start immer noch dichtes Schneetreiben. Beim Zieleinlauf scheint die Sonne und es herrschen 7 Grad.
Nachdem es bei Abholung der Startunterlagen am Samstag immer sehr ruhig ist, ist der Sonntag doch genau das Gegenteil, es wuselt nur so vor Läufern. Viele melden auch noch nach. Um das etwas aufzulockern haben die Veranstalter des Thermenmarathons mal wirklich eine innovative Neuerung installiert. Zum ersten Mal kann ich bei einer Laufveranstaltung elektronische Anmeldeterminals ausmachen. Einige Personen können hier gleichzeitig an Touch-Screen-Bildschirmen ihre Anmeldung eingeben. Tolle Idee, ich bin sicher das wird sich auch an anderen Orten durchsetzen.
Im Vorraum gibt es noch ein paar seltene Exponate zu bewundern. Günter Zahn, Schlussfackelläufer der Olympischen Spiele 1972 hat zwei besondere Mitbringsel mitgebracht und ausgestellt: die originale Olympische Fackel, mit der er in München 1972 das Feuer für die Spiele entzündet hatte, und die erste Olympische Fackel, die er beim Fackellauf für die Olympischen Spiele in Athen 2004 in München getragen hat. Dann gibt es noch einige Freunde zu begrüßen, so vergeht die Zeit bis zum Start im Flug.
Greppi ist scharf auf Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich, zumindest will er sie von nächster Nähe vor die Linse bekommen. Sie gibt heute den Startschuss für unseren Lauf und ist auch Schirmherrin. Gleich drei Sportler laufen das 25. Jahr in Serie den Thermenmarathon und zwar jedes Mal über die volle Distanz. Einer davon: Theo Huhnholt, steht beim Start fast genau vor mir, was er auf seinem Leibchen vermerkt hat.
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