25.08.2018 Karwendelmarsch  
Autor: Mario Peschke
 
 
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Dieses Jahr konnte der Karwendelmarsch sein 10. jähriges Jubiläum feiern. Immer am Samstag des letzten August Wochenendes treffen sich die Teilnehmer um 6 Uhr am Startpunkt in Scharnitz, um wahlweise 35 km (nur für Wanderer) oder 52 km (für Läufer und Wanderer) zurückzulegen. Bei 35 km ist in der Eng Finish, bei 52 km geht es hinunter bis nach Pertisau am Achensee, was auch das eigentliche Hauptziel ist.

Neben der sportlichen Herausforderung stehen dabei der Schutzcharakter des Karwendel-Gebietes sowie die Gesundheit von Mensch und Natur im Vordergrund. An den Labstationen werden den Teilnehmern reine Bio-Produkte zur Stärkung gereicht und nach getaner Arbeit erhalten die fleißigen Teilnehmer wohltuende Tiroler Steinöl Produkte zur Regenerierung der müden Füße.

Zum Jubiläum war der Marsch bereits im Frühjahr ausgebucht, die Teilnehmerzahl ist auf 2.500 begrenzt. Es gibt aber eine Startplatzbörse über die verletzte oder verhinderte Teilnehmer ihren Startplatz anderen Interessenten anbieten können. Mit einer Umschreibegebühr von 10 Euro hat man so die Chance doch noch an einen Startplatz zu kommen.

Veranstalter des Karwendelmarsches ist der Tourismusverband Achensee gemeinsam mit der Olympiaregion Seefeld. Die Gemeinden vor Ort profitieren finanziell in erster Linie vom Wintersport, es werden deshalb verstärkt auch Sommerevents angeboten.
Legendär ist der Karwendelmarsch aus dem Grund, dass er mehr als zwanzig Jahre zu den legendärsten Wanderveranstaltungen in Tirol zählte und 2009 nach zehnjähriger Pause wiederbelebt wurde. Die wichtigsten Details der Strecke sind, dass der Marsch insgesamt positive 2.281 Hm aufweist (bis zur Eng ca. 1.800 Hm) und dass der höchste Punkt bei 1.903 Hm am Binssattel/Gramaisattel erreicht wird. Unterwegs gibt es 9 Labestationen, die ein perfektes Angebot zur Stärkung der Teilnehmer bereithalten.

Meine Teilnahme war dieses Mal sehr kurzfristig, ich war ja schon letztes Jahr als Wanderer dabei. Das war aber noch bevor ich wieder kurzzeitig fit fürs Laufen war und mit einem Geschäftskollegen stand die reine Teilnahme und das Erreichen des Ziels im Vordergrund. Da wir nur gewandert sind, fand diese Teilnahme in meiner Laufstatistik keine Berücksichtigung. Fit war ich auch jetzt wieder in keinster Weise, Innsbruck und das Stilfser Joch waren bereits ohne Laufvorbereitung wegen meiner Dauerbaustelle Knieverletzung und so war es auch jetzt wieder. Beate war über meine Teilnahme nicht so happy, wie kann man an solche Läufe ohne Training überhaupt denken. Trotzdem fand ich über die Startplatzbörse kurz vor Terminschluss noch einen Startplatz in der Kategorie Marsch und konnte auch erfolgreich ein Zimmer in der Leutasch sehr günstig ergattern und auch den offiziellen Rücktransport nach Scharnitz mittels Bustransfer organisieren. Damit war klar, ich muss in Pertisau ankommen, auch weil der Gepäcktransport nur dorthin angeboten wird.

Im Vorhinein stand für mich fest, in der Team-TOMJ- Statistik will ich nur gewertet werden, wenn ich es schaffe Teile der Strecke zu laufen und ich mit meiner Zeit zufrieden bin.  Zeitvorstellungen hatte ich schon, da ich die Strecke kannte, aber auch die üblichen Finisherzeiten der Läufer waren mir bekannt. Wenn, dann wollte ich schneller sein als die letzten Läufer, die rote Laterne als Läufer ist zwar legitim, ich will aber nicht derjenige sein. Wenn alle Stricke „reißen“, dann komme ich eben als Wanderer im Ziel an. Dabei ist aber der Cut in der Eng nach 8:30 Stunden zu berücksichtigen, das ist auch als reiner Wanderer machbar, man sollte aber nicht bummeln. Auch in der Wanderklasse laufen nicht wenige, die Zeit wird ebenso wie bei Läufern mittels Chip erfasst. Und es gibt auch eine Rangliste wie bei den Läufern, nur keine Altersklassenwertung. Im Prinzip also egal, wenn einen nur die Nettozeit interessiert. Stöcke dürfen Wanderer und Läufer benutzen.

So fuhr ich also am Freitagabend schon hin, verpasste aber um 10 min die Abholung der Startunterlagen, was bis 19.00 Uhr möglich war. So blieb mir nichts anderes übrig als am Samstag noch eine halbe Stunde früher sicherheitshalber aufzustehen, um sie dann rechtzeitig zu bekommen.

Die Nacht war sehr unruhig, irgendwie fand ich keinen rechten Schlaf, es war aber nicht die Aufregung. Glücklicherweise hatte ich den Wecker schon auf 4.00 Uhr gestellt, länger liegenbleiben hätte nichts gebracht.

Es gibt neben der Startnummer das berühmte Heft für die Stempelzeichen, die bei vollständigem Ausfüllen eine schöne Erinnerung sind und am Ziel einen berechtigen, sein Finishergeschenk in Empfang zu nehmen.

Wettertechnisch war von Freitagabend bis kurz vor dem Start Regen angesagt, danach trocken und erst am Nachmittag wieder einsetzender Regen gemeldet. Ich kann jetzt schon sagen, genauso war es, ziemlich frisch, wenig bis gar keine Sicht und der Regen kam auch (tja, das betraf nur die langsameren Teilnehmer, die länger als ca. 8 Stunden unterwegs waren.

Ich war mir aber ziemlich sicher, dass es bei den Rekordtemperaturen der Vorwochen deutlich mehr DNFs gegeben hätte, auch wenn es auch aktuell nicht gerade wenige waren (da hat es wohl doch einige im Dauerregen zerbröselt). Mit meiner Fitness waren mir die kühlen Temperaturen auf jeden Fall deutlich lieber, die Berge hatte ich letztes Jahr bei Traumwetter ja gesehen.

Nach dem Start um 6.00 Uhr ging es mehr oder wenig von 964 Hm Starthöhe nur leicht ansteigend in die Karwendeltäler auf einem schottrigen Weg zur ersten Labestation am Schafstallboden nach ca. 9,5 km. Ich lief einfach mal los, für den Anfang sollte die Restkondition hoffentlich reichen. So kam ich dort eigentlich noch ziemlich gut an und war schon darüber froh. Die nächste Station war das Karwendelhaus bei ca. 18 km, irgendwo bei km 15 habe ich dann mit dem Laufen erstmal aufgehört, ich musste mir ja alles gut einteilen und der Anstieg auf knapp 1.800 Hm war lauftechnisch nicht zu realisieren, obwohl der Weg bis dahin technisch einfach war. Allerdings blies kurz vor dem Erreichen der Station ein gnadenlos kalter Wind, der mich erstmal dazu bewog eine zweite Schicht anzulegen.

Das Verpflegungsangebot am Karwendelhaus war bestens, wie auch an alle anderen Stationen, ein warmer Tee war sehr gefragt. Die nächsten 6 km ging es wieder runter zum kleinen Ahornboden, Downhill ist zwar Gift für mein Knie, aber mit etwas angezogener Handbremse habe ich es einfach ein wenig laufen lassen, ich bereue das ja immer erst nach dem Lauf. Der kleine Ahornboden ist landschaftlich sehr beeindruckend, das ist meine Lieblingsstelle. Leider konnte man im Gegensatz zum letzten Jahr nur wenig sehen, somit fiel auch das Beobachten der Gemsen aus, die man dort mittels Fernrohren in den steilen Berghängen beobachten kann.

 
 
 
 

So blieb es bei einem kurzen Stopp, um dann bei km 30 auf die derzeit geschlossene Falkenhütte aufzusteigen, die auf 1.848 Hm liegt. Leider ging es mir wie letztes Jahr, nach einem Abzweig kann man sehen, wie sich die Läufer- und Wanderschar den Berg hinaufzieht, es war ziemlich zäh und ich musste kurze Stopps einlegen. Oben angekommen war es ziemlich kalt, ich habe Tee, warme Suppe sowie Käse- und Wurstbrote in mich reingestopft, Hauptsache Energie. Die denkmalgeschützte Falkenhütte wird gerade generalsaniert und wird erst Anfang 2020 wieder ihre Pforten öffnen. Dazu wird eine Stromleitung (Ökostrom) aus der Eng über 6 km zur Hütte verlegt und auf die Stromerzeugung per Dieselaggregat kann zukünftig verzichtet werden. Dazu wird die Heizung auf Bio-Flüssiggas umgestellt und das Nebenhaus muss brandschutzrechtlich abgerissen und neu aufgebaut werden. Das Haupthaus wird komplett umgebaut. Viel Arbeit somit in der Naturregion Karwendel.

Anschließend geht es wieder 5 km mit einem kurzen Zwischenanstieg per Downhill runter in die Eng (große Ahornboden), welche für Wanderer nach 35 km eine Ausstiegsoption an der Verpflegungsstation sein kann. In der Eng ist immer sehr viel los, da es eine Mautstraße von Hinterriss in die Eng gibt und es gleichzeitig ein Zwischenziel ist. Nur wer dort um 14.30 Uhr (nach 8,5 Stunden) ankommt, darf die restliche Strecke in Angriff nehmen. Ich war nach ca. 6,5 Stunden dort, hatte also 2 Stunden bis zum Cut, da stimmte mich sehr optimistisch, wusste ich doch, dass jetzt mein Lieblingswegstück oder eher mein letztjähriger Alptraum zum höchsten Punkt der Strecke bevorstand. Schnell noch zwei Becher köstlichen Heidelbeerschleim zur Motivation reingeschüttet und dann „aufi“. Schon das erste Zwischenziel mit Verpflegungsstation die Binsalm auf 1.502 HM ist stetig ansteigend, das ist mit meinem Fitnesszustand lauftechnisch nicht zu bewältigen. Zusätzlich setzte dort dann der Regen ein, es blieb nur die Regenjacke, da es doch ziemlich heftig war.

Nach der Binsalm wusste ich alles noch vom letzten Jahr, man sieht die Strecke und beim Gehen durch die Latschen habe ich wieder vor mich hin geflucht, da es gefühlt kein Ende nahm. Man sieht das Zelt der Bergwacht erst kurz vor dem Sattel auf 1.903 Hm und dann weiß man, jetzt ist es geschafft, da es über 12 km nur noch nach unten ins Ziel geht. Unter normale Bedingungen sicher easy, aber nicht bei den Regenbächen, die bis zum Gramai Hochleger den Berg quasi hinab liefen. Es war die reinste Schlammwüste, man musste höllisch aufpassen, meine Hoka One One waren geil, im Gegensatz zu vielen anderen Läufern hatte ich keine „braunen Spuren am Hinterteil“ (nicht dass noch jemand auf falsche Gedanken kommt). Die Schuhe krallten sich in den Schlamm und waren ihr Geld wert und alles blieb heil.

Bis ins Ziel nach Pertisau gab es noch zwei Labstationen, die Gramaialm bei ca. 44 km, bis dahin ist es auch noch teilweise sehr steil, rutschig und schlammig gewesen, aber bei ca. 42 km habe ich mit dem Laufen eingesetzt und das bis zum Ziel auf den letzten 10 km durchgehalten. Die letzte Station, die Falzturn Alm bei km 48 ist nur noch wegen des Stempels wichtig. Auf Fotos hatte ich wegen Nässe, Kälte und Sicht schon seit der Binsalm verzichtet, ich wollte es nur noch laufen lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern konnte ich das auch noch und noch ganz schön viele überholen. Woher die Energie kam keine Ahnung, ich war einfach im Flow wie man so neudeutsch sagen würde. Der Regen war mir schnuppe und so lief ich glücklich ins Ziel ein und hörte den Ansager meinen Namen aufrufen. Auf die Medaille bin ich richtig stolz, die habe ich mir sowas von verdient, auf die Zeit bin ich happy, wer weiß schon, wie oft ich das noch überhaupt mit dem Knie machen kann. Ultratraillauf erfolgreich, ca. 60 Läufer neben vielen DNFs auch erstaunlicherweise bei den Wanderern hinter mir platziert.

Nach Abholen der Finishergeschenke (Stirnband von Salewa mit Aufdruck von Karwendelmarsch sowie den Pflegeprodukten für die „Beinchen“ vom Tiroler Steinöl) hieß es nur noch schnell umziehen und ab in den Transferbus zurück nach Scharnitz. Bei dem Regen war es nur noch ungemütlich. Zurück in der Leutasch musste ich als erstes heiß duschen, ich fror noch immer unendlich, die Temperaturen fielen an diesem Tag bis auf unter 5 Grad. Als Belohnung ging es wie am Vortag zum Italiener, das ist einfach das beste Carboloading.

 
   
 

Mario

10:22:53  
 
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