Dieses Jahr konnte der Karwendelmarsch sein 10. jähriges Jubiläum feiern. Immer am Samstag des letzten August Wochenendes treffen sich die Teilnehmer um 6 Uhr am Startpunkt in Scharnitz, um wahlweise 35 km (nur für Wanderer) oder 52 km (für Läufer und Wanderer) zurückzulegen. Bei 35 km ist in der Eng Finish, bei 52 km geht es hinunter bis nach Pertisau am Achensee, was auch das eigentliche Hauptziel ist.
Neben der sportlichen Herausforderung stehen dabei der Schutzcharakter des Karwendel-Gebietes sowie die Gesundheit von Mensch und Natur im Vordergrund. An den Labstationen werden den Teilnehmern reine Bio-Produkte zur Stärkung gereicht und nach getaner Arbeit erhalten die fleißigen Teilnehmer wohltuende Tiroler Steinöl Produkte zur Regenerierung der müden Füße.
Zum Jubiläum war der Marsch bereits im Frühjahr ausgebucht, die Teilnehmerzahl ist auf 2.500 begrenzt. Es gibt aber eine Startplatzbörse über die verletzte oder verhinderte Teilnehmer ihren Startplatz anderen Interessenten anbieten können. Mit einer Umschreibegebühr von 10 Euro hat man so die Chance doch noch an einen Startplatz zu kommen.
Veranstalter des Karwendelmarsches ist der Tourismusverband Achensee gemeinsam mit der Olympiaregion Seefeld. Die Gemeinden vor Ort profitieren finanziell in erster Linie vom Wintersport, es werden deshalb verstärkt auch Sommerevents angeboten.
Legendär ist der Karwendelmarsch aus dem Grund, dass er mehr als zwanzig Jahre zu den legendärsten Wanderveranstaltungen in Tirol zählte und 2009 nach zehnjähriger Pause wiederbelebt wurde. Die wichtigsten Details der Strecke sind, dass der Marsch insgesamt positive 2.281 Hm aufweist (bis zur Eng ca. 1.800 Hm) und dass der höchste Punkt bei 1.903 Hm am Binssattel/Gramaisattel erreicht wird. Unterwegs gibt es 9 Labestationen, die ein perfektes Angebot zur Stärkung der Teilnehmer bereithalten.
Meine Teilnahme war dieses Mal sehr kurzfristig, ich war ja schon letztes Jahr als Wanderer dabei. Das war aber noch bevor ich wieder kurzzeitig fit fürs Laufen war und mit einem Geschäftskollegen stand die reine Teilnahme und das Erreichen des Ziels im Vordergrund. Da wir nur gewandert sind, fand diese Teilnahme in meiner Laufstatistik keine Berücksichtigung. Fit war ich auch jetzt wieder in keinster Weise, Innsbruck und das Stilfser Joch waren bereits ohne Laufvorbereitung wegen meiner Dauerbaustelle Knieverletzung und so war es auch jetzt wieder. Beate war über meine Teilnahme nicht so happy, wie kann man an solche Läufe ohne Training überhaupt denken. Trotzdem fand ich über die Startplatzbörse kurz vor Terminschluss noch einen Startplatz in der Kategorie Marsch und konnte auch erfolgreich ein Zimmer in der Leutasch sehr günstig ergattern und auch den offiziellen Rücktransport nach Scharnitz mittels Bustransfer organisieren. Damit war klar, ich muss in Pertisau ankommen, auch weil der Gepäcktransport nur dorthin angeboten wird.
Im Vorhinein stand für mich fest, in der Team-TOMJ- Statistik will ich nur gewertet werden, wenn ich es schaffe Teile der Strecke zu laufen und ich mit meiner Zeit zufrieden bin. Zeitvorstellungen hatte ich schon, da ich die Strecke kannte, aber auch die üblichen Finisherzeiten der Läufer waren mir bekannt. Wenn, dann wollte ich schneller sein als die letzten Läufer, die rote Laterne als Läufer ist zwar legitim, ich will aber nicht derjenige sein. Wenn alle Stricke „reißen“, dann komme ich eben als Wanderer im Ziel an. Dabei ist aber der Cut in der Eng nach 8:30 Stunden zu berücksichtigen, das ist auch als reiner Wanderer machbar, man sollte aber nicht bummeln. Auch in der Wanderklasse laufen nicht wenige, die Zeit wird ebenso wie bei Läufern mittels Chip erfasst. Und es gibt auch eine Rangliste wie bei den Läufern, nur keine Altersklassenwertung. Im Prinzip also egal, wenn einen nur die Nettozeit interessiert. Stöcke dürfen Wanderer und Läufer benutzen.
So fuhr ich also am Freitagabend schon hin, verpasste aber um 10 min die Abholung der Startunterlagen, was bis 19.00 Uhr möglich war. So blieb mir nichts anderes übrig als am Samstag noch eine halbe Stunde früher sicherheitshalber aufzustehen, um sie dann rechtzeitig zu bekommen.
Die Nacht war sehr unruhig, irgendwie fand ich keinen rechten Schlaf, es war aber nicht die Aufregung. Glücklicherweise hatte ich den Wecker schon auf 4.00 Uhr gestellt, länger liegenbleiben hätte nichts gebracht.
Es gibt neben der Startnummer das berühmte Heft für die Stempelzeichen, die bei vollständigem Ausfüllen eine schöne Erinnerung sind und am Ziel einen berechtigen, sein Finishergeschenk in Empfang zu nehmen.
Wettertechnisch war von Freitagabend bis kurz vor dem Start Regen angesagt, danach trocken und erst am Nachmittag wieder einsetzender Regen gemeldet. Ich kann jetzt schon sagen, genauso war es, ziemlich frisch, wenig bis gar keine Sicht und der Regen kam auch (tja, das betraf nur die langsameren Teilnehmer, die länger als ca. 8 Stunden unterwegs waren.
Ich war mir aber ziemlich sicher, dass es bei den Rekordtemperaturen der Vorwochen deutlich mehr DNFs gegeben hätte, auch wenn es auch aktuell nicht gerade wenige waren (da hat es wohl doch einige im Dauerregen zerbröselt). Mit meiner Fitness waren mir die kühlen Temperaturen auf jeden Fall deutlich lieber, die Berge hatte ich letztes Jahr bei Traumwetter ja gesehen.
Nach dem Start um 6.00 Uhr ging es mehr oder wenig von 964 Hm Starthöhe nur leicht ansteigend in die Karwendeltäler auf einem schottrigen Weg zur ersten Labestation am Schafstallboden nach ca. 9,5 km. Ich lief einfach mal los, für den Anfang sollte die Restkondition hoffentlich reichen. So kam ich dort eigentlich noch ziemlich gut an und war schon darüber froh. Die nächste Station war das Karwendelhaus bei ca. 18 km, irgendwo bei km 15 habe ich dann mit dem Laufen erstmal aufgehört, ich musste mir ja alles gut einteilen und der Anstieg auf knapp 1.800 Hm war lauftechnisch nicht zu realisieren, obwohl der Weg bis dahin technisch einfach war. Allerdings blies kurz vor dem Erreichen der Station ein gnadenlos kalter Wind, der mich erstmal dazu bewog eine zweite Schicht anzulegen.
Das Verpflegungsangebot am Karwendelhaus war bestens, wie auch an alle anderen Stationen, ein warmer Tee war sehr gefragt. Die nächsten 6 km ging es wieder runter zum kleinen Ahornboden, Downhill ist zwar Gift für mein Knie, aber mit etwas angezogener Handbremse habe ich es einfach ein wenig laufen lassen, ich bereue das ja immer erst nach dem Lauf. Der kleine Ahornboden ist landschaftlich sehr beeindruckend, das ist meine Lieblingsstelle. Leider konnte man im Gegensatz zum letzten Jahr nur wenig sehen, somit fiel auch das Beobachten der Gemsen aus, die man dort mittels Fernrohren in den steilen Berghängen beobachten kann.
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