Die Fränkische Toskana steht nicht nur für seine schöne Landschaft durch liebliche Täler, sondern der Landstrich vor den Toren von Bamberg hat noch einen ganz besonderen Trumpf zu bieten: 13 Brauereien produzieren Bier in einer Vielfalt, die ihresgleichen sucht. In der oberfränkischen Stadt und dem dazugehörigen Landkreis gibt es knapp 70 Brauereien, von denen viele durch Wanderwege verbunden sind.
Einer davon ist der im Sommer 2013 eröffnete „13-Brauereien-Weg“, der als einer von „100 Genussorten in Bayern“ vom Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaates Bayern ausgezeichnet wurde. Ein paar Kilometer entfernt von Bamberg, wird in Litzendorf zum ersten Mal der Brauereienlauf ausgetragen. Marathon, Halbmarathon und 10 km-Lauf werden angeboten.
Als großes Vorbild dient der Marathon du Medoc, statt durch Weingüter, verläuft die Wegstrecke entlang der zahlreichen Traditionsbrauereien und Gasthöfe. Während des Laufs werden uns deren Biersorten serviert, zudem kulinarische Spezialitäten der Region. Schäufele soll auch dabei sein, Jan, Greppi und ich sind neugierig.
Los geht’s bereits am Freitag mit Blasmusik auf der Kloß-mit-Soß'-Party im Festzelt in Litzendorf. Der „eine“ Knödel mit Bratensoße schmeckt gut, ist aber doch etwas mager um unsere Mägen zu füllen. Wir sind erstmal alle etwas enttäuscht und halten uns im Zelt nicht lange auf, sondern gehen noch auf eine Pizza. Stimmungsmäßig fehlt hier im Vorfeld schon noch einiges im Vergleich mit den etablierten Weinmarathons. Ich verwerfe meine Idee wieder, mal meinen „Bayrischen Löwen“ los zu lassen und switche auf „Bayrisch-Alpenländisch“ um.
Prima ist die Startzeit am Samstag um 10 Uhr, so können wir ausgeschlafen und entspannt die Litzendorfer Tanzwiesen aufsuchen. Wie von mir vermutet: an Maskierten gibt es noch deutlich Nachholbedarf, aber Bayerische Outfits sind dafür einige am Start, so habe ich meine Wahl letztendlich gut getroffen.
Marathon und Halbmarathon gehen als erstes ins Rennen, um 10.15 Uhr folgt der Zehn-Kilometer-Lauf. Stopp …so war es geplant. Kurzfristig wird der Plan verworfen und die Halbmarathonis sollen jetzt auch erst 15 Minuten später ran. Der Sprecher verkündet das erst kurz vor dem Start, viele bekommen das gar nicht mit und laufen mit uns los. Da deren Strecke ziemlich früh von der Marathonrunde abzweigt, sorgt das nachträglich für viel Ärger, bis hin zur vollkommenen Neutralisierung des Laufes. So wurden einige irrtümlich auf eine 29 und nicht 21 Kilometer lange Strecke geschickt.
AC/DC läuten uns mit Hells Bells den Start ein, ich hatte mit was anderem gerechnet. Blasmusik oder so. Mein Plan für heute lautet, so lange wie möglich auf der Strecke bleiben und die Stationen auch genießen. Mindestens 6 Stunden sollen es schon werden. Bereits kurz nach dem Start in Litzendorf werden wir darauf eingestellt, was uns heute durchgehend erwartet: Es geht einen ersten kleinen Anstieg hoch und in der Folge immer wieder rauf und runter, was uns am Ende 650 Höhenmeter einbringt.
Schammelsdorf erreichen wir nach zwei Kilometern, die Brauerei Knoblach mit eigener Gastwirtschaft ist für den Frühschoppen mit einem „Räuschle“ zuständig, ich möchte den Zustand nicht schon kurz nach dem Start erleben und halte mich lieber noch etwas zurück. Ein Becher zum warmwerden reicht. Dazu werden noch Würstchen angeboten, das Fleisch stammt selbstverständlich vom Bauern aus der Region und wird wie das Bier vor Ort zubereitet.
Gefällig verläuft unser Kurs immer auf und ab, es geht übers Land, durch Ortschaften und Wälder. Unerwartet hoch ist für mich anfangs unser Lauftempo, damit hatte ich gar nicht gerechnet und passt mir eigentlich auch gar nicht in den Plan, aber dann können wir uns dafür später mehr Zeit nehmen. Von Bier können wir vorerst nur träumen, die folgenden beiden Getränkestationen servieren ausschließlich Wasser und Iso. Wir sind schon leicht unterhopft.
Mehr als 200 Jahre Tradition und Erfahrung kann die Brauerei Sauer in Roßdorf vorweisen und wir können uns schnell selbst davon überzeugen. Ein gut gefülltes Seidla im Tonkrügle läutet praktisch den Start des Brauereienmarathons nach 15 km erst richtig ein.
Knapp zwei Kilometer weiter erreichen wir die Almrauschhütte. Blasmusik empfängt uns. Greppi lässt sich das Bier von der Brauerei Ott direkt aus dem 5 Liter Fassl einflößen …echt dekadent. Nach 18 km werden wir mit 2:27 h gestoppt, da ist noch ordentlich Luft zum Limit.
In Strullendorf gibt es Bier vom Mahrsbräu aus Bamberg, dazu Salzbrezeln und noch einiges mehr. Es geht jetzt Schlag auf Schlag, das Niveau steigt spürbar. Eine Ecke weiter serviert uns ein privater Stand „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ …ja, hat was. Kurz darauf das 20er-Kilometerschild für uns. Wir sind mittlerweile eine kleine Gruppe mit sechs Personen und sind gut gelaunt, so kann’s weitergehen.
Das Schild vom Schwanenbräukeller lässt Vorfreude aufkommen, wir werden nicht enttäuscht. Zwar geht es nicht runter in ein Kellergewölbe, aber es gibt Rittmayer Hallendorf vom Faß. Wieder frisch gezapft. In Wernsdorf (km 24) werden wir in den Biergarten vom Gasthaus Schiller geleitet. Wunderbar lauschig ist es hier. Zu den Würstchen zapft uns der Schankkeller ganz frisch das Bier. Obst gibt’s auch, aber da langt niemand hin.
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