Endlich war es wieder soweit. Der 5. Internationale Wintermarathon stand an. Nur alle zwei Jahre findet er in und rund um Hattenhofen im Wechsel mit dem Halbmarathon statt. Es gibt die Möglichkeit am Samstag oder Sonntag oder aber auch an beiden Tagen daran teilzunehmen. Die Startzeit kann man praktisch frei wählen. Irgendwann zwischen sechs und acht Uhr sollte man sich auf die Socken machen. Bernie, Charly und ich waren ja schon vor zwei Jahren das erste Mal dabei. Diesmal kam auch Janosch mit. Während Bernie, Janosch und ich einen gemeinsamen langen Trainingslauf machen wollten, entschloss sich Charly auf Zeit zu laufen, auch wenn es keine offizielle Zeitmessung gibt. Da ich mir ja die Möglichkeit offenhalten wollte, nach dem Samstag auch am Sonntag an den Start zu gehen, wollte ich es jedenfalls sehr gemütlich angehen lassen.
Da wir ja nun wirklich einen kurzen Anfahrtsweg haben, standen wir schon um kurz nach sieben Uhr in der Hattenhofener Sporthalle um uns dort unsere Startunterlagen abzuholen. Schon beim Betreten der Halle wurden wir durch die Verantwortlichen freudig mit einem „ah, da seid's ja wieder!“ begrüßt. Man erkennt uns unter den vielen Wanderern natürlich leicht an unserem sportlichen Outfit. Dass der Wandermarathon auch laufend bezwungen wird, ist bei den Naturwanderfreunden Haspelmoor nämlich genauso willkommen, wie das Wandern selbst. Die laufenden Teilnehmer dürften jedoch an zehn Fingern abzuzählen sein, was uns also gewissermaßen einen Sonderstatus einräumt. Wir berappen noch schnell die Startgebühr von 7,50 Euro, womit uns die Kontrollkarte ausgehändigt wird. Beim Erreichen des Ziels gibt`s noch eine Teilnahmeurkunde und einen tollen Aufnäher, dessen Motive sich bei jeder Austragung ändern. In diesem Jahr ist es der Bussard, der sich zu meinem Biber gesellen darf. Für Verpflegung unterwegs ist ebenfalls gesorgt. Es gibt Wasser, heißen Tee und ab und an auch ein paar Häppchen, die auch für einen Lauf ausreichend sind.
Wir machen uns auf den Weg nach draußen und Bernie startet schon mal die Laufuhr.
„Wann geht's denn los?“, will Janosch wissen, der auch nach 117 bestrittenen Marathons noch etwas dazulernen kann. „Es ist schon losgegangen, meine Uhr läuft“, erklärt ihm Bernie und wir traben los. „Ach das ist alles?“, Janosch klang amüsiert. Zu unserer Überraschung ging es nicht, wie in den letzten beiden Jahren nach links, sondern nach rechts von der Halle weg. Ach ja, ich konnte mich noch erinnern, dass mir Rita schrieb, dass sie wieder eine schöne Strecke ausgesucht haben. Die Strecke scheint also nicht immer die gleiche zu sein. Wir wollen uns überraschen lassen. Charly entschwindet uns schon auf den ersten Metern. Bei uns soll heute Bernie das Tempo vorgeben, da seine Wade ja immer noch gelegentlich muckt und er kein Risiko eingehen will.
Schon nach wenigen hundert Metern haben wir Hattenhofen hinter uns und wir laufen in Richtung Haspelmoor. Wir freuen uns schon auf die bizarre Landschaft des Moors und hoffen auf einen schönen Sonnenaufgang. Ein paar Lücken sind zwischen den Wolken jedenfalls erkennbar. Doch unsere Hoffnungen auf das Moor werden in Haspelmoor jäh gebremst. Es geht durch die Bahnunterführung auf die südliche Seite der Bahnlinie München-Augsburg. Das Moor, das wir immer durchlaufen hatten, lag jedoch auf der anderen Seite. Auch wenn Bernie noch von einer neuen Schleife durch das Moor träumte, musste ich ihm den Glauben daran jedoch nehmen. Es gibt keinen anderen Weg zurück zum Moor. Aus noch nicht verständlichen Gründen war das Moor in diesem Jahr wohl nicht Teil des Wintermarathons. Etwas enttäuscht, den eigentlich schönsten Teil der Strecke nicht erleben zu können, liefen wir weiter.
Schon nach wenigen Kilometern erreichten wir in einem Waldstück die erste Verpflegungs- bzw. Kontrollstelle. Wir gönnten uns einen Becher heißen Tee und holten unseren ersten Stempel auf der Kontrollkarte ab. Bernie fragte natürlich nach, warum das Haspelmoor dieses Mal ausgelassen wurde. Uns wurde erklärt, dass es sich beim Haspelmoor um einen Staatsforst handelt. Dort findet an diesem Tag eine schon lange angesetzte Treibjagd statt und gegen diese hatten die Naturwanderfreunde natürlich keine Chance. Man versprach uns aber, dass alles darangesetzt wird, dass das Moor beim nächsten Mal wieder durchlaufen werden darf. Dafür hatten wir natürlich Verständnis und machten uns auf den Weg nach Nassenhausen.
Nassenhausen war auch gleich durchlaufen und außerorts erreichten wir auf einem Feldweg die zweite Kontrollstelle. Nachdem wir unseren Stempel auf der Karte hatten, liefen wir eine kleine Schleife zurück nach Nassenhausen. Wir kamen wieder an der Kirche vorbei und liefen erneut auf die Kontrollstelle zu. Halt, hier stimmt etwas nicht. Wir waren nun etwas verunsichert. Wenn wir weiterlaufen, kommen wir wieder an die Kontrollstelle und dann wieder zurück nach Nassenhausen. Wir mussten also eine Abzweigung übersehen haben, das war uns schnell klar. Nur was war nun sinnvoller? Die kleine Schleife nochmals zu laufen oder umzudrehen. Ich war für nochmals laufen und Bernie für's umdrehen. Gut, Bernie ist der ältere, also drehen wir um. Schon nach wenigen hundert Metern hatten wir die Abzweigung gefunden. Am alten Sägewerk ging's weg. Die Markierung hatten wir beim Ratschen schlichtweg übersehen. Na gut, nachdem die Strecke in diesem Jahr eh nicht ganz 42,2 Kilometer hat, sind wir halt ein paar extra Meter gelaufen und werden so wenigstens die Marathondistanz vollmachen.
Unser nächstes Ziel war Adelshofen. Dort freuten wir schon auf eine ganz besondere Kontrollstelle. Dort wartet Peter Eckstein mit seinen Kumpels stets im Wohnzimmer auf uns, unterbricht sein Kartenspiel, um uns den Kontrollstempel auf die Karte zu drücken. Doch als wir uns seinem Haus nähern, sehen wir schon wieder eine kleine Veränderung. Ein Partyzelt ist vor der Garage aufgebaut, dort gibt's dieses Mal unsere Stempel. „Hast Du Dein Wohnzimmer nicht aufgeräumt? Oder warum dürfen wir nicht rein?“, witzle ich noch kurz mit Peter. „Doch, doch! Aufgeräumt ist schon. Aber heuer sind's zu viele Wanderer. Die passen nicht rein. Drum ham's mir ein Zelt hingestellt!“, erklärt Peter und wir verabschieden uns auch schnell wieder bis zum nächsten Mal.
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