Gut vier Monate ist es her, als ich auf die Ausschreibung des Xmas-Marathons im mittelfränkischen Pfofeld aufmerksam wurde. Michael Snehotta, selbst begeisterter Marathon- und Ultraläufer versprach einen Marathon mit fünf Runden um den Kleinen Brombachsee mit ganz besonderer Atmosphäre. Gestartet wird um 14.00 Uhr und es wird in die Dunkelheit gelaufen. Dann wird die Strecke mit Fackeln und anderen Lichtquellen ausgeleuchtet. Im Ziel erwartet die Teilnehmer ein kleiner Weihnachtsmarkt. Da musste ich nicht lange überlegen und war wenige Minuten später gemeldet. Mein Name tauchte als zweiter in der Startliste auf, die auf 60 Teilnehmer begrenzt ist.
Am dritten Adventssonntag machte ich mich zusammen mit Charly, der noch kurzfristig einen Startplatz ergattern konnte auf den Weg nach Pfofeld. Die Startunterlagen gab es im Strandhotel Seehof direkt am Kleinen Brombachsee. Der Brombachsee dürfte wohl allen Marathon-Interessierten vom Seenland-Marathon her bekannt sein. Der wird allerdings größten Teils am Großen Brombachsee gelaufen. Beim Kleinen Brombachsee handelt es sich um eine Vorsperre des Großen Brombachsees, dem größten Stausee in Franken. Zusammen mit dem Igelsbachsee bilden die drei Seen den Brombachsee. Somit haben der Xmas-Marathon und der Seenland-Marathon ein paar gemeinsame Meter.
In Pfofeld angekommen finden wir gleich neben der Rezeption des Strandhotels die Startnummernausgabe. Zwei junge Mädels suchen meine Startnummer heraus und überreichen mir diese zusammen mit einem Startbeutel. Alles verläuft reibungslos und äußerst entspannt. Nach und nach trudeln weitere Teilnehmer ein und der Bereich um die Rezeption füllt sich Zusehens. Michael selbst begrüßt jeden Teilnehmer per Handschlag und stellt sich vor. Man kann ihm die Vorfreude auf die Marathonpremiere richtig ansehen. Rührig kümmert er sich um jeden einzelnen. Er erklärt die Wege zum Umkleideraum im ersten Stock und weist auch gleich daraufhin, dass es eine halbe Stunde vor dem Start noch ein kurzes Briefing geben wird. Obwohl es zahlreiche Lauffreunde zu begrüßen galt und Charly und ich uns im hotelinternen Lokal noch einen Kaffee gönnten, waren wir natürlich rechtzeitig zum Briefing anwesend.
Michael begrüßte nochmals alle Teilnehmer und erklärte im Anschluss die Strecke. Fünf Runden um den Kleinen Brombachsee sind zu laufen. Dabei wird es pro Runde zwei Verpflegungsstellen mit warmem Tee und Lebkuchen geben. Er warnte auch gleich vor den Temperaturen. Diese betrugen zum Zeitpunkt des Starts zwei Grad unter Null. Allerdings wies Michael auf die Überquerung der Vorsperre zwischen Kleinen und Großen Brombachsee hin. Dort ist man ungeschützt dem Wind ausgesetzt und es wird dort deutlich kälter werden. Aus diesem Grund ist im Zielbereich ein beheiztes Zelt aufgestellt, in dem man sich gegebenenfalls nach jeder Runde wieder etwas aufwärmen kann. Zudem erklärte er augenzwinkernd, dass sich jeder Läufer auf den Zieleinlauf vor wohl Frankens kleinstem Weihnachtsmarkt freuen kann. Drei Buden wurden hinterhalb des Hotels im Start- und Zielbereich aufgebaut. Dort kann man sich nach dem Absolvieren des Marathons mit Glühwein und Bratwürsten stärken. Ein weiteres Zelt wurde für das Deponieren von Wechselkleidung aufgestellt. Alles klingt schon mal sehr professionell. Auch der Hoteldirektor ließ es sich nicht nehmen ein paar Grußworte zu sprechen und so wurden wir kurz darauf in die Kälte entlassen.
Kurz vor 14 Uhr scharrten schließlich 58 Teilnehmer vor dem Startbogen, der direkt am Ufer des Kleinen Brombachsees aufgebaut worden war. Einige hatten schon im Vorfeld angekündigt, dass sie nur zwei oder drei der fünf Runden laufen würden. Ich selbst hatte mir vorgenommen, heute äußerst entspannt meine Runden zu drehen. Der Xmas-Marathon ist mein 21. Marathon in diesem Jahr, da möchte ich es doch ruhig ausklingen lassen. So trabe ich nach dem Startschuss auch gleich ruhig los und finde mich relativ schnell im hinteren Teil des Feldes wieder. Neben mir läuft Manni, den ich schon von vielen anderen Läufen kenne. Er erklärt, dass er es heute ebenfalls langsam angehen lassen will. 5:30 Stunden will er sich für die 42 Kilometer Zeit lassen. Das klingt auch für mich nach einem entspannten Tempo und wir entschließen den Lauf gemeinsam unter die Füße zu nehmen. Bei einem Zeitlimit von sechs Stunden sind mir damit auch voll im Soll. Auf der ersten Runde laufen wir uns erst einmal warm und genießen die Strecke.
Es ist zwar bewölkt und lausig kalt, dennoch hat die Landschaft um den kleinen Brombachsee ihren Reiz. Während Manni und ich über vergangene Läufe sprechen, wandert unser Blick immer wieder einmal auf den See hinaus. Neben der Strecke stecken immer wieder Fackeln im Boden und etliche Teelichter sind ebenfalls schon bereitgestellt. Sie werden uns später in der Dunkelheit den Weg weisen. Dieser ist übrigens perfekt markiert. An den wenigen Abzweigungen, die in der Nacht eventuell zu Unsicherheiten führen könnten, sind Warnbaken mit Leuchten aufgestellt, so das ein Verlaufen unmöglich ist. Nachdem wir gut eine halbe Runde gelaufen sind, überqueren wir das erste Mal die Vorsperre und ja, Michael hatte Recht, es war spürbar kälter.
Direkt nach der Vorsperre ging es dann nach links weg, weiter am See entlang. Nach einem kleinen Anstieg dürfen wir auch gleich wieder etwas bergab laufen und erreichen ein paar Minuten später den ersten Verpflegungspunkt. Michael hatte das „San-Shine-Camp“ perfekt in die Strecke integriert. Das Outdoor- und Eventgelände gleicht einem Wild-West-Dorf und vor einem großen Tipi gibt es erstmals Tee und Lebkuchen. Diese Verpflegungsstelle ist Manni und mir gleich ans Herz gewachsen und wir werden hier jede Runde ein paar Minuten verlieren. Nicht nur die Verpflegung ist dafür ein Grund. Die wirklich rührigen Helfer und Helferinnen freuen sich stets über ein kurzes Gespräch und wollen wissen wie es so läuft. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg. Weiter geht es am See entlang. Wir erreichen wenige Minuten später eine Brücke und als wir diese überquert haben, liegt auch schon wieder das Strandhotel vor uns. Die erste Runde wäre somit also absolviert. Beim Überqueren der Start- bzw. Ziellinie bekommen wir ein Gummiband um das Handgelenk, somit kann sich auch niemand eine Runde dazu schummeln. Die zweite Verpflegungsstelle ist hier ebenfalls aufgebaut und ich greife wieder zu warmen Tee und Lebkuchen. Die Stimmung hier ist gigantisch. Alle Helfer und Helferinnen feuern uns an und erfreuen sich sichtlich an ihrem Marathon.
Manni und ich sind uns schon nach Runde Eins sicher, dass der Xmas-Marathon ein absolutes Highlight ist und wir freuen uns auf vier weitere gemeinsame Runden.
Die zweite Runde verlief ebenfalls reibungslos und wir trafen auf der Vorsperre auf Michael, der mit einem Golfwagen seine Runden drehte. Damit stellte er nicht nur sicher, dass niemand auf der Strecke blieb, er feuerte alle Teilnehmer auch lautstark an. Seine Begeisterung über den schon jetzt gelungenen Marathon war im dabei zu jeder Sekunde anzumerken. Natürlich ließen wir ihm auch ein paar Worte des Lobs zukommen, was er dankend entgegennahm. Nach der zweiten Verpflegungsstelle erlebten Manni und ich dann doch eine kleine Überraschung. Hatten wir auf der ersten Runde noch darüber spekuliert, wann uns wohl der Führende hier überrunden wird, waren wir uns noch ziemlich sicher, dass dies wohl in Runde drei oder vier passieren wird. Doch da hatten wir die Rechnung ohne Timo Striegel gemacht. Noch bevor wir zum zweiten Mal über die Starlinie liefen, zog Timo schon mit einem Affenzahn an uns vorbei.
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