Vor zwei Jahren war ich zuletzt beim Einstein-Marathon in Ulm am Start. Damals hatte ich viel Glück. Zunächst wollte ich mich vor Ort nachmelden und musste am Abend zuvor feststellen, dass eine Nachmeldung am Veranstaltungstag nicht mehr möglich ist. Auf Anfrage kam mir die Organisation entgegen und ermöglichte mir eine Nachmeldung am Sonntagmorgen. Nach dem Lauf ließ ich meine Kamera mit allen Bildern vom Einstein-Marathon aus Unachtsamkeit im Pendelbus liegen und bekam diese ein paar Tage später vom Fundamt in Ulm zurückgeschickt, da ein leider immer noch nicht bekannter Mitläufer sie dort abgegeben hatte. Deshalb versprach ich schon damals, wieder zurückzukommen. Letztes Jahr war es mir nicht möglich, aber heuer, bei der inzwischen schon 14. Austragung möchte ich wieder mit dabei sein und meine Versprechen einlösen.
Die Anmeldung erledige ich diesmal natürlich rechtzeitig und kontrolliere am Tag zuvor auch meine Ausrüstung mehrfach. Ich will heuer mein Glück nicht erneut herausfordern. Rechtzeitig mache ich mich deswegen am Sonntag auch auf dem Weg nach Ulm und finde auf dem Volksfestplatz hinterhalb des Messezentrums auch problemlos noch einen Parkplatz. Die Startnummernausgabe in der Donauhalle hat schon seit einer halben Stunde geöffnet und es ist schon ziemlich was los. Handbiker, Inliner, Walker, Halbmarathonis und Marathonläufer füllen die Halle, da es draußen noch ungewöhnlich frische Temperaturen von unter zehn Grad hat. Dennoch habe ich meine Startnummer schon nach wenigen Minuten in Händen und hole mir auch noch ein Gratis-Baumwollshirt mit dem Einstein-Marathon-Logo und die Tasche für den Gepäcktransport ab. Es klappt diesmal alles vorzüglich.
Eine halbe Stunde vor dem Start gebe ich meine Gepäcktasche am entsprechenden Lkw ab, die in der Nachbarhalle geparkt sind. Da sich das Ziel ja in der Ulmer Innenstadt, direkt am Münster befindet, ist dies sinnvoll. Ich treffe noch den ein oder anderen Bekannten und begebe mich schließlich in Richtung Startaufstellung. Es sind vier Starblöcke vorgesehen. Zu welchen man gehört, kann man auf der Startnummer ablesen. Der Zugang in die Startaufstellung wird allerdings nicht kontrolliert, so dass ich schnell feststellen kann, dass das Problem der letzten Jahre noch nicht gelöst wurde. Ich sehe Walker in unmittelbarer Nähe des 3-Stunden-Pacers und auch sonst scheint mir die Aufstellung ziemlich willkürlich. Ich bahne mir deshalb auch schon einen Weg nach vorne, um nicht schon von Beginn an ausgebremst zu werden. Es tummeln sich nämlich schon zahlreiche Sportler vor dem Startbogen in der Böfinger Straße. Knapp über 600 Teilnehmer beim Marathon, über 4600 Halbmarathonis und zusätzlich noch 165 Walker wollen pünktlich um 9:10 Uhr auf die Strecke gehen. Zuvor erfolgte schon der Start der Handbiker und wenig später wurden die Inliner auf die Strecke geschickt. Es ist also ordentlich was los in Ulm.
Ich bin gespannt auf die Strecke. Denn wie schon beine jedes Jahr wurde diese wieder etwas abgeändert. Bis zum Halbmarathon ist die Stecke die altbekannte, aber der zweite Teil wurde völlig neu überarbeitet und so entfällt erstmals der Abstecher raus nach Wiblingen. Auch einen eigenen Zieleinlaufkanal für die Marathonteilnehmer wurde versprochen. Doch erst geht es mal auf der Böfinger Straße entlang in Richtung Thalfingen. Die Straße ist breit und kann die Schar gut aufnehmen, trotzdem muss ich den ein oder anderen Extrameter in Kauf nehmen, um größere Läufergruppen zu überholen. Dies ist mir schon in den letzten Jahren aufgefallen und scheint in Ulm wirklich prima zu funktionieren. Zahlreiche Firmen sind in großen Gruppen am Start und wollen überwiegend den Halbmarathon gemeinsam bewältigen. So ist es auch verständlich, dass einige von ihnen in Gruppen unterwegs sind. Aber wie gesagt, die Straße ist breit genug und teilweise bahne ich mir meinen Weg einfach durch den Grünstreifen.
Die Böfinger Straße geht schließlich in die Thalfinger Uferstraße über und die ersten vier Kilometer führen so gerade aus. Zeit genug, dass sich das Feld etwas auseinanderzieht. Auffällig sind auch die vielen Zuschauer, die hier schon die Straße säumen und ordentlich Stimmung machen. Ich verfolge ein Gespräch zwischen zwei Läufern, die diskutieren, ob sie sich nun gerade in Baden-Württemberg oder in Bayern befinden. Diese Landesgrenzen werden nämlich während des Einstein-Marathons mehrfach überlaufen. Ich kann Aufklärungsarbeit leisten. Wir sind bei Kilometer 3 und in Thalfingen, das zum Landkreis Neu-Ulm gehört und somit bayerisch ist. Neu-Ulm liegt in Bayern und Ulm in Baden-Württemberg.
Bei Kilometer 4 geht es schließlich nach rechts weg und wir überqueren erstmals die Donau. Es geht in Richtung Burlafingen, das wir jedoch links liegen lassen und wir können nun etwas Ruhe genießen. Zwischen Wiesen und Feldern laufen wir nach Pfuhl, wo die zweite Verpflegungsstation auf uns wartet. Pfuhl ist schon immer eine Stimmungshochburg beim Einstein-Marathon gewesen und ich werde auch dieses Jahr nicht enttäuscht. Die Hauptstraße durch Pfuhl wird von unzähligen Zuschauern gesäumt, auch eine örtliche Kapelle trägt ihren Teil zur Stimmung bei. Nach Pfuhl erreichen wir den Striebelhof und nähern uns wieder der Donau, von der wir uns zuvor etwas entfernt hatten. Weiter geht der Weg zwischen Donau und einem Golfplatz in Richtung Offenhausen. Wir haben inzwischen Kilometer 10 erreicht und das Feld hat sich nun entsprechend entzerrt, so das wilde Überholmanöver ausbleiben können. Kurz vor Kilometer 11 wartet am Sportplatz Offenhausen die nächste Verpflegungsstelle.
Kurz darauf sind wir auch schon in Neu-Ulm angelangt und der Weg schlängelt sich kreuz und quer durch die Stadt. Erste Live-Bands finden sich am Straßenrand ein und so kann ich manchmal mehr und eher selten weniger gelungenen Cover-Versionen von Rockklassikern lauschen. Der Weg ist für mich auch nach vier Teilnahmen noch immer nicht nachvollziehbar, aber nur selten haben wir lange Geraden vor uns. In einem kurzen Begegnungsstück kommt mir Kati Schramm entgegen und wir winken uns zu. Kati ist heute deutlich schneller unterwegs als ich.
Wenige Minuten später laufen wir auf eine Einkaufspassage zu, die wir auch kurzerhand durchlaufen. Anschließend geht es wieder kreuz und quer durch Neu-Ulm bis wir wieder die Donau überqueren und nach Ulm selbst kommen. Linkerhand kann ich schon den Turm des Ulmer Münsters erkennen. Die Orientierung fällt mir aber immer noch schwer. Ulm selbst gefällt mir aber schon gleich besser. Die Fassaden der Gebäude stammen aus wesentlich früheren Tagen als die in Neu-Ulm und das Stadtbild ist somit auch gleich freundlicher. Eines bleibt jedoch auch in Ulm gleich. Ich könnte nie und nimmer sagen, wo ich mich gerade befinde. Wir durchlaufen enge Gassen, sowie diverse Torbögen, mal geht es nach links und dann wieder nach rechts weg. Die Streckenplaner haben hier ganze Arbeit geleistet.
Wir erreichen aber schließlich die Ulmer Innenstadt und ich erkenne vor mir das Ulmer Rathaus. Es zählt zu den herausragenden Denkmälern Ulms und ist auch für mich neben dem Münster eines der schönsten Gebäude in der Altstadt. Zahlreiche Fresken verzieren die Fassade und machen es einzigartig, sowie leicht erkennbar. Das Rathaus besteht aus drei Bauteilen, wobei mit dem Bau im 14. Jahrhundert begonnen wurde. Die endgültige Optik geht auf die Frührenaissance zurück. Stundenlang kann man das Rathaus bewundern und man wird immer wieder neue Details daran entdecken. Nicht zu übersehen ist allerdings die Astronomische Uhr an der Ostfront des Gebäudes. Sie stammt aus dem Jahr 1520 und wurde von Isaak Habrecht entworfen und umgesetzt. Vor dem Rathaus parken auch schon die blauen Umzugs-Lkws, die unsere Kleiderbeutel in die Innenstadt gebracht haben. Das will ich mir für später schon mal merken, um nicht zu viel Zeit mit der Suche danach zu vergeuden.
Wir lassen das Rathaus hinter uns und weiter geht es durch ein paar verschlungene Gassen der Altstadt. Auf einer alten Steinbrücke überqueren wir wieder die Donau und befinden uns nun auf der gegenüberliegenden Seite der Altstadt. Wir laufen entlang der Donau in Richtung Adenauerbrücke. Dort angelangt haben wir Kilometer 19 erreicht und es wird Zeit, dass wir uns von den Halbmarathonis trennen. Diese verabschieden sich wieder zurück in Richtung Altstadt und haben ihr Finish schon vor Augen. Die Marathonstrecke führt jedoch erst Mal noch etwas weiter geradeaus in Richtung Donaubad. Das Teilnehmerfeld lichtet sich nun erwartungsgemäß deutlich und ich genieße erst mal die Ruhe. Die Kehre im Donaubad amüsiert mich jedes Jahr wieder. Zwischen dem Schwimmerbecken und den Sprungtürmen hindurch machen wir uns auf den Rückweg zur Adenauerbrücke, die wir schließlich auch überqueren. Von hier oben hat man nicht nur einen tollen Blick auf das Münster, sondern auch auf das verbleibende Teilnehmerfeld der Halbmarthonis, die unter uns hindurchlaufen. |