8.4.2018 Obermain Marathon  
Autor: Bernie Manhard    
     
 
ber18

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Unverhofft kommt oft, kurzfristig eröffnet sich die Möglichkeit am Obermain Marathon in Bad Staffelstein teilzunehmen. Der Kollege „G.“ braucht ein Alibi für einen Außeneinsatz. Mir passt der Termin auf Anhieb super ins Programm, so dauert mein o.k. nur ein paar Sekunden. Ich kann jetzt die Teilnahme im Schurwald eine Woche später knicken und muss so nicht an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden laufen. Ja, man wird älter, außerdem ist das für meine Achillessehnen verträglicher.

Janosch ist auch schnell zu überzeugen („dann muss i jetzt noch a bisserl trainieren“), so machen wir uns zu dritt auf den Weg ins Frankenland. Bad Staffelstein liegt rund 30 Kilometer oberhalb von Bamberg im schönen Maintal. Als Obermainland wird die Hügellandschaft entlang des Oberlaufes des Mains und seiner beiden Quellflüsse bezeichnet. Umgeben wird Bad Staffelstein vom berühmten „Dreigestirn“, dem Kloster Banz, der Basilika Vierzehnheiligen und dem Staffelberg. Das sind dann auch die drei Höhepunkte der Marathonstrecke.

Am Freitag bekomme ich von Facebook unerwartet die Erinnerung, dass ebenfalls Greppi, Jan und ich, vor genau 5 Jahren am Wild Forest teilgenommen haben. Da war doch was? Irgendwann dämmert mir, das war doch auf den Tag genau 10 Jahre nach meinem Marathondebüt. 10 + 5 macht nach Adam Riese genau 15. Bei Ehepaaren nennt sich das Kristallhochzeit, somit feiere ich wohl dieses Wochenende mein Kristall-Marathonjubiläum.

Apropos Adam Riese. Vor gut 500 Jahren ist er in Staffelstein geboren und wohl der berühmteste Sohn der Gemeinde. Aber wer war er eigentlich und warum wurde sein Name zum geflügelten Wort? Er war tatsächlich das, was man heute mit ihm verbindet: ein Rechenmeister. Damit war er zwar nicht alleine, sein Anliegen aber war revolutionär. Adam Ries – wie er wirklich hieß – hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Rechnen dem einfachen Volk zugänglich zu machen. Es war damals nicht üblich, dass jeder rechnen konnte. Nicht selten wurden einfache Bürger von Kaufleuten übers Ohr gehauen, weil sie schlicht deren Kalkulationen nicht nachvollziehen konnten.

Da wir gerade beim Rechnen sind, der Lauf rechnet sich auch für uns, für 34 € bekommen wir ein Funktions-Langarmshirt, im Ziel eine Medaille und ein volles Weißbierglas mit Marathonlogo, sowie einen kostenlosen Eintritt in die Obermain-Therme, die direkt neben dem Zielgelände liegt und natürlich eine tolle Strecke mit 12 Verpflegungsstationen und den drei Sehenswürdigkeiten.

Ein wunderschöner Marathonmorgen erwartet uns, zwar liegen die Temperaturen noch bei frischen 7 Grad, aber der Himmel ist makellos blau und es sind bis zu 23 Grad vorhergesagt. Das sorgt natürlich bei uns für prächtige Stimmung, hat schon fast was von Sommer – praktisch übergangslos vom Winter. Ich habe tatsächlich heuer zum ersten Mal die kurze Hose im Freien an.

Um 8.30 Uhr wird gestartet, durch ein Wohngebiet erreichen wir nach ein paar Minuten den Bahnhof und sind raus aus Bad Staffelstein. Auf einer Landstraße erreichen wir nach zwei Kilometer Unnersdorf, am Ortseingang überqueren wir den Main. Nach der Ortschaft beginnt die erste Steigung, bei der wir auf gut drei Kilometer Länge rund 200 Höhenmeter bezwingen müssen. Hierfür verlassen wir die bequeme Teerstraße und begeben uns auf eine Schotterstraße durch den Wald. Als Naturliebhaber gefällt mir das natürlich gleich viel besser. Insgesamt überwiegen aber auf der kompletten Strecke mehr die Asphaltabschnitte. In erster Linie die Aufstiege und höher gelegenen Teile werden aber auf Naturbelägen zurückgelegt. Insgesamt weißt der Kurs knapp 700 Höhenmeter auf. Also durchaus anspruchsvoll.

Ich habe mich hinter dem 4:30er Pacer eingeordnet, nicht weil das mein heutiges Ziel ist, sondern rein zufällig weil mir das Tempo gerade angenehm ist. Vor mir lausche ich einem Gespräch, die Stimme kommt mir bekannt vor, aber die langen Haare passen irgendwie nicht zu meiner Vorstellung. Als ich mich einmal ins Gespräch einklinke, dämmert mir endlich dass neben mir Olaf läuft, den ich eigentlich ganz gut kenne. Wir haben uns schon öfters getroffen und unterhalten. Er erzählt mir, letztes Jahr hat er ein altes Foto aus seinen Anfangslaufjahren von sich betrachtet, wo er noch so lange Haare hatte und spontan beschlossen, sie zu seinem 60. nochmal wachsen zu lassen. Was doch ein paar Haare ausmachen.

Ganz entgegen meiner sonstigen Zurückhaltung während Langstrecken bei Steigungen, bewältige ich den Großteil des Anstiegs bis Kloster Banz hinauf im Laufschritt, abgelenkt durch die Unterhaltung und weil es gerade gut läuft. Bisher haben wir das Kloster nur von unten vor uns gehabt, jetzt steht die im Barock erbaute Klosterkirche grell und überwältigenden im Sonnenlicht vor uns. Der Blick in das Maintal und auf die gegenüberliegenden Anhöhen ist herrlich. Eine lange Gerade führt uns in einem Rutsch wieder hinunter ins Maintal. Genau das richtige für Jan, der mich so an der nächsten VP wieder einholen kann.

 
In Reundorf (km 11) bewirtet der Bayern-Fanclub die Verpflegungsstelle. Mit dem Marathon können sie heute auch die Meisterschaft feiern. Über die Autobahn Richtung Rennsteig wechseln wir auch die Talseite wo es Richtung Vierzehnheiligen geht. Ab hier beginnt anfangs noch bedächtig unser zweiter Aufstieg. Kurz vor der Basilika Vierzehnheiligen verschärft sich die Steigung und mutiert zu einer richtigen Wand. Eine halbe Million Besucher kann die Wallfahrtskirche im Jahr aufweisen, heute ist es glücklicherweise noch ruhig, so können wir ungehindert daran vorbeiziehen. Witzig finde ich direkt neben der Kirche die Brauerei Trunk – die heißt wirklich so – wo es eigenes Vierzehnheiligen Bier gibt. Ein Getränkestand mit dem Hopfentee wäre hier doch mal eine tolle Sache, das würde den steilen Aufstieg etwas mildern.

Nach etwa 22 km liegt der gröbste und größte Teil an Höhenmetern hinter uns, wir biegen nach rechts ab in eine Schleife auf den Gipfel des 539 m hohen Staffelbergs, wo bereits die 8 km vor mir liegenden Mitstreiter entgegenkommen. Der schnellste Mann ist aber schon durch, ich passiere die Herren etwa ab Platz 10 und wenig später auch die erste Dame. Wenig später bügelt es mich auf den steinigen Schotterweg, ich hab einen Ast übersehen. Eine Rolle mit ein paar Hautabschürfungen und weiter geht’s.

Meist leicht steigend führt uns der Weg Richtung Gipfelplateau. Nach einer letzten kurzen Rampe etwas unterhalb des Gipfels passieren wir die Staffelbergklause und eine Kapelle. Ein paar Wanderer haben schon Platz im kleinen Biergarten genommen. Das wär jetzt was, aber leider fehlt uns die Zeit. Für Wanderer und Naturliebhaber ist der „Berg der Franken“ die größte Attraktion im Bad Staffelsteiner Land. Er wurde bereits vor Jahrtausenden besiedelt. Die Kelten errichteten hier oben eine befestigte Siedlung, die Stadt Menosgada. Im Tal ist der Berg schon von weitem mit seinen steil abfallenden Kalkfelsen zu bewundern. Wir drehen eine traumhafte Runde über den Gipfel, natürlich mit obligatorischen Gipfelfotos. Leider bekommen wir die tolle Felsformation von vorne nicht zu sehen.

An der Schnittstelle zur Gipfelrunde verfehlen sich Jan, Greppi und ich nur um ein paar Meter. Greppi hat die Schleife noch vor sich, liegt knapp einen Kilometer hinter mir. Jan ist nur ein paar Meter hinter mir, holt aber schnell auf, es geht jetzt bergab. Bis Kilometer 37 führt die Strecke tendenziell abwärts, nur unterbrochen von einigen wenigen kurzen Steigungen. Ich bin heute auf der Sonnenseite: 20 Grad + sind mein Lieblingslaufwetter, dazu eine schöne Strecke, keine Fußprobleme und es läuft. Nicht einmal zu einem Stopp mit Bier und Bratwürstel kann ich mich jetzt durchringen, brause einfach vorbei. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Aber wenn’s läuft, dann läuft’s und dann muss man es auch ausnützen.

Jan kann ich im flacheren Abschnitt auch noch hinter mir lassen. In einer für mich mehr als zufriedenstellenden Zeit komme ich ins Ziel und bin ausnahmsweise Mal überhaupt nicht kaputt und mir tut nix weh. Da wäre konsequenterweise heute bestimmt einiges mehr drin gewesen. Aber wenn interessieren schon Zeiten …so war’s einfach herrlich. Alle die nicht dabei waren, haben echt was verpasst. Ein sehr schöner Lauf, super Wochenende, wirklich empfehlenswert der Marathon am Obermain. Kann man gerne auch mal wiederholen.
   
 

Bernie
Jan
Greppi

4:46:33
4:51:36
5:28:30
 
   
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