Vor zwei Jahren waren Greppi, Charly und ich bereits beim Internationalen Wintermarathon in Haspelmoor am Start und waren begeistert von der Strecke und auch der Möglichkeit, so früh im Jahr bereits einen entspannten Trainingsmarathon laufen zu können. Das lassen wir uns natürlich auch heuer nicht entgehen. Janosch hat sich uns auch noch kurzfristig angeschlossen.
Nur alle zwei Jahre wird die Marathondistanz im Rahmen der Haspelmoorer Wandertage angeboten. Wichtig für uns: natürlich darf man hier auch laufen. Ein paar gewichtige Unterschiede zu Laufveranstaltungen gibt es schon zu beachten. So gibt es z.B. keine Zeitmessung. Wir haben unsere GPS eh am Handgelenk und sind so ohnehin auf dem Laufenden. Zudem wird auch kein Massenstart durchgeführt. Jeder kann seine Startzeit zwischen 6.30 – 8.00 Uhr selbst wählen. Wer will, kann sogar Samstag und Sonntag antreten. Greppi liebäugelt mit einem Doppelstart. Start- und Ziel befinden sich in der Sporthalle Hattenhofen. Wir wollen erst kurz vor 8 Uhr starten, da wir zum Fotografieren natürlich Tageslicht benötigen und der schönste Teil der Strecke, das Haspelmoor bereits am Anfang der Runde liegt.
Für läppische € 7,50 erwerben wir unsere Startkarten, dafür bekommen wir eine ausgeschilderte Strecke, an den meisten Kontrollstellen warme Getränke und im Ziel noch eine Urkunde und einen Aufnäher anstatt Medaille. Die erworbene Startkarte ist auf der Strecke mitzuführen und muss an den Kontrollstellen abgestempelt werden. Natürlich bekommt im Ziel nur derjenige auch die Auszeichnungen, wer alle 9 Kontrollstempel vorweisen kann.
Um 7:50 Uhr gehen wir auf die Strecke, vor zwei Jahren konnten wir in einen traumhaften Sonnenaufgang laufen, heute herrscht Hochnebel und so ist es noch ziemlich düster. Charly nimmt die Sache etwas ernster als wir und macht sich vom Start weg gleich vom Acker und ist bald nicht mehr zu sehen. Für mich ist das nix. Nach einer schwierigen Saison mit insgesamt 5 Monaten Verletzungspause mit Wadenproblemen bin ich erst seit drei Wochen wieder im Lauftraining. 3 DNS, 4 DNF und nur 5 Finishe auf der Langstrecke sind meine Saisonbilanz 2017, das soll heuer natürlich wieder deutlich besser werden. A bisserl zwicken die Waden immer noch, daher werde ich vorsichtig angehen und zwischendrin auch immer mal wandern. Für 42 Laufkilometer reicht mein Trainingszustand bei weitem nicht, aber dafür ist der IVV-Marathon ja geradezu prädestiniert.
Die Streckenführung ist heuer verändert worden, weiß Greppi zu erzählen. So geht es gleich direkt Richtung Moor. Zu unserer Enttäuschung ziehen wir aber nur am Rande des Moorgebietes vorbei. Kurz nach der Ortschaft Haspelmoor lassen wir uns an der ersten Kontrollstelle nach drei Kilometern aufklären. Heuer gibt es im Waldgebiet eine Drückjagd statt einer Moorwanderung für uns. Für die Veranstaltung wurde keine Passier-Genehmigung erteilt. Das ist natürlich schade, aber immer noch besser als ein paar Schrotkugeln im Allerwertesten.
Nach 5 km erreichen wir Nassenhausen und wenig später bereits die zweite Kontroll- und Versorgungsstelle. Oh, der Tee ist aber heiß. Bis wir unsere Becher leeren können, ohne uns zu verbrühen, vergeht einige Zeit. Unterdessen werden wir von einem auffällig in Gelb gekleideten und mit einem großen Trinkgürtel ausgerüsteten Powerwalker überholt. Ich kann mich erinnern, dass wir ihn in Nassenhausen bereits überholt haben.
Eine Schleife führt uns nach Nassenhausen zurück, wo wir auch prompt die richtigen Markierungen übersehen und uns nochmals auf dieselbe Runde zur Kontrollstelle begeben. Nach 300 Metern kommt mir das aber doch etwas spanisch vor. Nach kurzer Beratung beschließen wir wieder umzukehren und entdecken auch bald die richtigen Hinweiszeichen. Einige der Wanderer sind so an uns wieder vorbeigezogen, was uns natürlich fuchst. U. a. auch der „Gelbe“ bereits zum zweiten Mal, da er im Gegensatz zu uns an den Kontrollstellen nichts trinkt. „Den merken wir uns“. So haben wir jetzt unser Feindbild, was uns zum Laufspaß auch noch etwas an zusätzlicher Motivation einbringt. Die Zusatzstrecke kostet uns aber doch einige Zeit, bis wir ihn uns wieder schnappen können.
Immer wieder können wir uns an diverse Abschnitte der Strecke erinnern, aber in ganz anderer Reihenfolge wie vor zwei Jahren. In Adelshofen (km 9,4) erreichen wir die Kontrollstelle von Peter Eckstein. Den Stempel bekommen man normalerweise mitten in seinem Wohnzimmer, aber heuer sind zu viele Starter auf der Strecke, erzählt er uns, so hat man ihm ein beheiztes Zelt vor den Eingang gestellt. Heute am Samstag sind alleine etwa 270 Marathonis am Start, ohne die kürzeren Strecken.
Nach 15 km erreichen wir Mammendorf, die dortige Kontrollstelle ist eine der komfortabelsten im ganzen Lande, angeblich unter Wanderern weithin bekannt und in einer mollig warmen Garage untergebracht. Die Seitenwände der Garage sind komplett zugepflastert von Wander-Trophäen in Form von Aufnähern. Gemütlich ist es hier, daher sind wohl auch alle Plätze belegt, aber im Vorzelt gibt’s für uns noch Platz. Gegen Bares gibt es Brotzeiten aller Art. Für zwei Becher, wieder superheißen Tees brauchen wir einige Minuten, zudem haben wir es ja nicht eilig. Dann hat die Gemütlichkeit ihr Ende, da isser schon wieder: unser gelbes Feinbild. Auf geht’s pack mers wieder, lautet schlagartig unsere Devise. Unverzüglich machen wir uns auf die Socken.
Ich kenne diese Typen von Marschierern schon von einigen Trails, die lassen sich nur schwer abwimmeln. Der Manne Port ist auch so einer der kontinuierlich zügig durchwandert und so nicht viel langsamer ist als wir Genussläufer. Wir haben uns bei der Anmeldung heute Morgen schon begrüßt. Ich hoffe, er macht sich nicht auch noch auf unsere Fersen.
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