18.8.2018 Bavarian Challenge 100  
Autor: Andreas Greppmeir
 
 
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Die Bavarian Challenge 100 geht in die zweite Runde und ich bin natürlich wieder mit dabei. Wenn Jürgen Englerth einlädt, dann gibt es für mich kein Zögern, dann muss ich einfach wieder hin. Was er mit der BC 100, wie sie kurz heißt, letztes Jahr auf die Beine gestellt hat, war schon ein Lauffest vom allerfeinsten. Viele Freunde waren letztes Jahr am Start und die, die ich zuvor noch nicht kannte, lernte ich während meiner einhundert Runden kennen und schätzen.

Für den, der sich vielleicht nicht mehr allzu genau erinnern kann, was es mit der BC 100 auf sich hat, dem sei nur noch kurz gesagt, dass die Aufgabe schon fast einfach klingt. 100 Runden durch den Sportparkt in Taufkirchen. Die Runde ist 600 Meter lang, das ergibt am Ende summa summarum 60 Kilometer. Die hundert Runden sind natürlich keine Pflicht, jeder kann so viele laufen wie er will. Es gibt eine eigene Marathon-, 50-Kilometer- und 60-Kilometerwertung und nur diejenigen die alle 100 Runden bewältigen, erwartet am Ende die Ehre das BC 100-Buckle entgegenzunehmen. Eine besonders aufwändig gestaltete und schwergewichtige Gürtelschnalle. Alle anderen erhalten die nicht minderschöne Finisher-Medaille und das, wenn es sein muss, schon nach der ersten Runde.

Wer sich jetzt frägt, wie man auf so eine irrsinnige Idee kommt, den darf ich auf meinen Laufbericht aus dem letzten Jahr verweisen. Da ist alles ausführlich erklärt. Ich habe jedenfalls den BC 100-Virus aufgeschnappt und freu mich schon im Vorfeld riesig wieder mit dabei sein zu dürfen. Das ist nämlich nicht selbstverständlich. Es ist ein Lauf unter Freunden und so soll es laut Jürgen auch bleiben. Die Teilnehmerzahl ist eigentlich auf 36 begrenzt, auch wenn es in diesem Jahr gut 45 sind. Der Jürgen hat halt einfach ein gutes Herz und will niemanden die Ehre abschlagen. Das merkt man auch, als wir gut eine viertel Stunde vor dem Start zum Race-Briefing gerufen werden. Jürgen erklärt kurz die Regeln und eine kleine Streckenänderung gegenüber dem Vorjahr und bedankt sich bei den Teilnehmern für ihre Teilnahme. Irgendwie habe ich in diesem Moment das Gefühl Teil von etwas ganz Besonderem zu sein.

Dabei ist natürlich auch wieder Jürgens Bruder Otto, der wie auch einige andere extra aus den Staaten angereist ist. Ich entdecke auch den kleinen Owen, der mir letztes Jahr so viel Spaß gemacht hat. Sechs Teilnehmer sind noch vor einer Woche den 100 Meilen langen Mauerweg in Berlin gelaufen und stellen sich nun dem nächsten Ultra. Auch aus dem Nachbarland Österreich sind zwei Teilnehmer nach Taufkirchen gekommen. Gleich drei Teilnehmer gehören der Nationalmannschaft der Ultraläufer des Deutschen Leichtathletikverbandes an, darunter auch Patricia Rolle aus Berlin, die noch vor wenigen Wochen die 100 Meilen von New York gewinnen konnte. Wirklich international wird das Teilnehmerfeld mit Yoshiko Jo aus Tokio. Ich bin schon jetzt wieder begeistert, was Jürgen zusammen mit seinem Helferteam da auf die Beine gestellt hat. Betty, die im vergangenen Jahr noch mitgelaufen ist, hat sich heuer zum Rundenzählen überreden lassen und gibt mir freudig bekannt, dass sie auch für mich zuständig ist.

Gab es im vergangenen Jahr noch zwei Startwellen, sind es heuer gar vier. Im letzten Jahr zählte mich Jürgen noch zu den Profis und ich durfte in der ersten Startgruppe an den Start gehen. In diesem Jahr rutsche ich in die zweite Startwelle ab. Die erste blieb den wirklich schnellen Läufern vorenthalten, doch mit der Einteilung bei den Semi-Profis konnte ich heute gut leben und konnte somit eine Minute nach den Profis an den Start gehen. Nachdem Jürgen auch die Einteilungen in die jeweiligen Klassen erklärt hatte, ertönte die Bayernhymne und dem Start stand nichts mehr im Wege.

Trotz all der Vorfreude hatte ich jedoch ein paar Bedenken, was mein heutiges Finish angehen würde. Zum einen hatte ich die Wochen zuvor massive Probleme mit der linken Schulter, die einer Cortison-Behandlung bedurften und vermutlich der andauernden Hitze geschuldet, hatte ich in letzter Zeit auch immer wieder mit Wadenkrämpfen zu tun. Dadurch war ich natürlich in den letzten drei Wochen kaum gelaufen und war mir über mein Fitnesslevel nicht ganz im Klaren. Zudem standen für den Tag der BC 100 auch wieder Temperaturen von etwa dreißig Grad an und von den angekündigten gelegentlichen Regenschauern war weit und breit keine Spur. Ich machte mir darüber erst mal keine allzu großen Gedanken, denn das Zeitlimit für die 60 Kilometer sind großzügige 12 Stunden und es gibt auch noch die Marathonwertung. Ich wollte heute einfach mal schauen wie es läuft und dann entsprechend entscheiden.

 
Um 08.01 Uhr lege ich gemeinsam mit der zweiten Startwelle los. Es ist schon gut zwanzig Grad warm und ich versuche erst mal ein vernünftiges Tempo zu finden, was mir nicht unbedingt gelingt. Ich bin rund zehn Sekunden unter meinem Wohlfühltempo für den Marathon und das ist für 60 Kilometer definitiv zu schnell. Trotzdem kann ich irgendwie nicht langsamer und laufe einfach in diesem Tempo weiter. Gespräche gibt es jetzt auf der Strecke kaum. Jeder läuft sich erst mal warm, die Grüppchenbildung kommt später. So habe ich auch schon bald die ersten fünf Runden hinter mir und Betty ruft mir zu, dass ich auf Platz 3 in meiner Startwelle liege. Ein Hinweis, der mir nicht wirklich weiterhilft, mich dennoch amüsiert.

Ich frage schließlich bei Jürgen nach, ob er denn nicht ein paar Wolken bestellt hat und wir blicken gemeinsam nach oben. Da ist tatsächlich eine kleine Wolkenwand, aber die bewegt sich keinen Millimeter vorwärts. Die Sonne treibt uns schon jetzt erste Schweißperlen auf die Stirn. Ein paar Runden später haben es die Wolken aber dann doch geschafft vor die Sonne zu ziehen und ich genieße die gleich viel angenehmeren Bedingungen. Nun kann ich mir erstmals auch vorstellen, dass ich auch heue wieder über die volle Distanz laufen kann. So schaue ich nach gut 10 Kilometern erstmals auf meine Uhr. Immer noch etwas schnell, aber angesichts der angenehmen Bedingungen absolut o.k.

Wenige Runden später hat sich dann die Sonne gegenüber den Wolken wieder durchgesetzt und sie heizt uns ordentlich ein. Ich blicke mal wieder nach oben und muss ernüchternd feststellen, dass es mit dem Schatten wohl vorbei war. Keine Wolke weit und breit, die sich in nächster Zeit vor die Sonne schieben könnte. Gemeinsam mit Conny Kaltwasser drehte ich nun mal zwei gemeinsame Runden und sie erzählte mir von ihren Erlebnissen vom Mauerweglauf, denen ich gebannt zuhörte und die mich wirklich faszinierten. Doch schließlich drehte ich, abgesehen von gelegentlichen Gesprächen wieder alleine meine Runden und kam auch wieder zum Nachdenken. Ich denke ich war so etwa bei Runde 30 als ich den Entschluss fasste, heute „nur“ einen Marathon laufen zu wollen. Im vergangenen Jahr waren die Bedingungen ganz andere. Heute jedenfalls waren es so ganz und gar nicht meine. Ein Marathon wäre für mich mehr als in Ordnung. Dennoch lagen noch 40 Runden vor mir und die wollte ich nun wirklich auch genießen.

Und um es kurz zu fassen, die 40 Runden habe ich noch geschafft und ich war in Anbetracht der Umstände auch ganz zufrieden. Was am Ende der BC 100 hängen bleibt, sind einmalige Begegnungen, die ich verständlicherweise nicht immer an bestimmten Runden festmachen kann, die ich aber dennoch gerne erzählen möchte. Es waren auch zwei junge Mädels mit am Start, die größtenteils gemeinsam ihre Runden drehten. Die jüngste der beiden war wohl so um die zehn Jahre alt und als ich so bei Runde 55 mal wieder an ihr vorbeilief, musste ich doch fragen, wie viele Runde sie denn schon hinter sich hat. Es waren sage und schreibe 33. Ich ermunterte sie noch, dass sie doch sicherlich die 50 noch schaffen wird. Am Ende waren es, wie ich gehört habe, sogar noch ein paar Runde mehr. Fantastische Leistung. Das hat mich wirklich beeindruckt.

Dann war da natürlich noch Connys Jörg. Er hatte zu der eh schon mehr als üppigen Verpflegungsstelle, noch eine zusätzliche inoffizielle Verpflegungsstelle aufgebaut. Es gab wieder sein legendäres Rührei-Brot, Freibier aus dem Fass und zudem hatte er einen Wasserzerstäuber dabei, mit dem er für Abkühlung sorgte. Irgendwann stand Owen mit dem Zerstäuber am Streckenrand und versuchte verzweifelt, etwas Wasser aus dem Teil zu bekommen. Er sah mich mit großen Augen an. „I need help!“, flehte er mich an und ich pumpte ein paar Mal, was Owen sichtlich erfreute. Für mich war das ein Beweis, wie auch die Kleinen schon an den Zusammenhalt unter uns Läufern herangeführt werden. Für ihn gab es weder Sprachbarrieren, noch die Scheu mich um Hilfe zu bitten. Ich fand es einfach klasse.

Dies sind natürlich nicht die einzigen großartigen Begegnungen, die man bei solch einem Lauf hat. Faszinierend finde ich einfach immer wieder, dass es keinerlei Klassendenken gibt. Egal ob Profi, Semi-Profi oder einfach nur Hobbyläufer, der ein paar Runden dreht, hier gibt es keine Star-Allüren oder Neid. Die BC 100-Teilnehmer sind eine große Familie Laufbegeisterter und ich bin stolz wieder Teil des Ganzen gewesen zu sein.

Als ich meinen Marathon absolviert hatte, konnte ich noch ein paar Runden der verbliebenen Läufer genießen und so auch das Finish der Männer- und Frauensieger miterleben. Bei den Jungs siege Yannick, der mich unzählige Male überholt hatte und er konnte seinen Vorjahressieg wiederholen. Besonders emotional empfand ich jedoch den Einlauf von Pat und Yoshiko. Dabei muss man wissen, dass Pat heute eher einen entspannten Trainingslauf über die 60 Kilometer hinter sich gebracht hatte und Yoshiko auf den 100 Runden alles gegeben hatte und am Ende auch völlig erschöpft war.

Dennoch waren beide gemeinsam über die Ziellinie gelaufen und beide gemeinsam Sieger der Damenklasse. Für Pat war es eine Selbstverständlichkeit, dass der Siegerpokal an Yoshika gehen wird. Yoshika war sichtlich glücklich, aber auch so erschöpft, dass sie nicht mehr wusste, ob sie stehen oder sitzen will. Ich bot ihr daher an, auf den Pokal aufzupassen, während sich Pat rührend um Yoshika kümmerte.
Mit vielen positiven Erlebnissen begab ich mich jedoch irgendwann unter die Dusche und trat den kurz darauf den Heimweg an. Versäumt habe ich dadurch noch ein gemeinsames Essen der Organisation und Teilnehmer des BC 100, das mit Sicherheit auch noch viel Spaß gebracht hätte. Aber für mich ist es halt inzwischen Tradition, dass ich nach einem Marathon gemeinsam mit Silke Essen gehe und da wollte ich auch heute nicht davon abweichen.

Am Ende meines Laufberichts möchte ich Jürgen & Kelly, Otto, Louisa, sowie allen anderen, die sich an der Organisation, Planung und Umsetzung dieser wundervollen Veranstaltung beteiligt haben, recht herzlich danken. Ihr habt einen super Job gemacht und Menschen wie Ihr seid es, die mich immer wieder an den Start eines Marathons bringen. Ich würde jetzt einfach mal sagen, wir sehen uns 2019 wieder, bei der dritten Ausgabe der Bavarian Challenge 100 und natürlich auch zuvor, bei dem ein oder anderen Marathon.
 
   
 

Greppi

5:33:50 (70 Runden, Marathon)
 
   
 
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Laufbericht 2017 go Deutsch-Amerikanisches Lauffest | Andreas Greppmeir
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