Ein Jahr nach dem großen Jubiläum hat der 26. Johannesbad Thermen-Marathon nichts an Popularität eingebüßt. Auch heuer sind wieder fast 2.400 Läufer und Läuferinnen aus 15 Nationen angemeldet und man erreicht damit wieder ähnliche Zahlen wie im Vorjahr. Das ist bei anderen Läufen nicht immer so und zeugt von der großen Beliebtheit dieses Events. Ansonsten gäbe es eigentlich wenig Neues zu berichten, wenn da nicht …aber dazu komme ich später.
Herumgesprochen hat sich mittlerweile auch, dass man beim Thermen-Marathon praktisch zum Nulltarif an den Start geht, rechnet man die vielen Zusatzleistungen auf. Für das bescheidene Startgeld von € 29 bei Voranmeldung bekommt der Läufer beträchtliches geboten. Zur üblichen Infrastruktur mit Verpflegung, Medaille und Massage nach dem Rennen kommt noch die Pastaparty mit Salatbüffet und Getränk im Restaurant des Johannesbades. Dazu gibt’s noch Gutscheine für die Therme am Samstag und Sonntag und oben drauf hier sogar zusätzlich noch einen Bon für eine Begleitperson. Am Samstagnachmittag findet ein Sportsymposium statt. Im 10. Stock des Johannesbades erzählt Ex-Profi Schiedsrichter Babak Rafati „Vom Hinfallen und Wiederaufstehen: Alles hat zwei Seiten! Die Höhen und Tiefen des Spitzensports“. Rund 200 Zuhörer haben sich eingefunden. Wir sind etwas zu spät vor Ort und müssen uns das entgehen lassen.
Mit Charly und Greppi reise ich am Samstag an. Iris hat sich beim Langlauf versucht und muss jetzt leider mit Gehirnerschütterung passen. Wie immer nützen wir vor dem Marathon das üppige Wellnessangebot auch ausgiebig aus und unser erster Weg führt nach dem Einchecken im Hotel in die sprudelnden Becken des Johannesbades. Schnee gibt’s heuer so gut wie keinen und mit plus 4 Grad herrschen auch ganz ordentliche Lauftemperaturen.
Aber dann kommt wieder mal alles ganz anders. Um 4 Uhr in der Nacht fängt es heftig zu schneien an und verzaubert die Landschaft in einen Wintertraum unter einer 20 cm dicken Schneeschicht. Da sind auch die vielen eifrigen Helfer vor Ort nicht mehr in der Lage das alles weg zu schippen. Zu Fuß spazieren wir die 10 Minuten von unserem Hotel zum Bad, da können wir uns bereits ein Bild machen, wie der Streckenuntergrund so ausschaut. Wird nicht einfach. Ansonsten aber sieht die Winterlandschaft mit noch immer leichtem Schneefall toll aus und das hat ja auch was für sich.
In der Therme wuselt es nur vor Menschen. An der Startnummernausgabe hat sich eine lange Schlange gebildet, da sollte man schon etwas Zeit einplanen. Nachmelden kann man sich auch an einem elektronischen Terminal. An mehreren Touch-Screen-Bildschirmen kann man vorab schon seine Daten eingeben. Richtig was los ist da aber nicht, finde ich. Kurz vor dem Start des Zehners wird bekannt gegeben, dass der Start für alle Läufe um 15 Minuten nach hinten verschoben wird. Wegen des Wintereinbruchs sind noch viele Teilnehmer auf den Straßen unterwegs und um noch einigen die Chance zu geben, doch noch rechtzeitig an den Start zu kommen, die Verschiebung. Dennoch schaffen es heute viele nicht mehr pünktlich.
Auf der Empore am Haupteingang spielt die Blechbläsergruppe „Querdreiba“, mit dem Standkonzert kann man sich etwas die Zeit vertreiben. Als Schirmherrin fungiert heuer Anja Scherl, die Olympionikin von Rio gibt den Startschuss für alle Läufe. Sie gibt uns mit auf den Weg: „Passt auf Euch auf und hört auf Euren Körper.“ Die Startgerade ist völlig vereist und sorgt für verschärfte Bedingungen. Die Böllerschützen Hofmark haben sich wie immer gegenüber im Feld aufgestellt und schicken uns unüberhörbar auf die Reise.
Die „neue“ Strecke hat sich auch schon wieder seit vier Jahren etabliert, aus ehemals zwei Runden beim Marathon sind damals vier geworden. Jetzt laufen wir eine 11er und eine 10 km lange Schleife jeweils zweimal. Runde eins führt uns am Ende der total vereisten Startgeraden scharf nach rechts. Nach dem Eis kommt teilweise fast knöcheltiefer Schneematsch. Nach einem Kilometer erreichen wir den Ortsteil Würding. Wer hier noch trockene Füße hat, hat gutes Schuhwerk. Ich habe meine Trailschlappen gewählt mit Profil und aus einigermaßen wasserresistentem Material. Nützt heute trotzdem nix. Hinter mir kommt der Pumuckl, heute als Mozart und mit Schuhen unterwegs und das hat einiges zu bedeuten. Ich bin heute bereits zum 10. Mal in Bad Füssing am Start, so schwierige Bodenverhältnisse gab es in diesen Austragungen noch nie.
Nach anderthalb Kilometer erreichen wir die einzige richtige „Berg-Herausforderung“ des Kurses. Die Überführung kann „stolze 6 Höhenmeter“ aufweisen und ist damit der einzige Aufstieg auf der sonst topfebenen Strecke. Obwohl mir am Ende des Tages mein GPS 190 Höhenmeter einreden will. Spüren tut man die jedenfalls nicht. Immer geradeaus weiter geht es auf einem Radweg. Hier sind auch längere Abschnitte frei von Schneematsch.
Theo, Albert und Martin schließen auf mich auf. Die drei sind die einzigen, die bisher an allen 26 Austragungen am Start waren. Zum Jubiläumslauf im Vorjahr haben sie sich eigene Shirts mit aufgedruckter Schärpe machen lassen. Nach etwa drei Kilometern höre ich hinter mir einen lauten Schepperer. Ein Busfahrer, der keine Möglichkeit sah, die abgesperrte Laufstrecke zu überqueren hat den Rückwärtsgang eingelegt und dabei einen hinter ihm wartenden PKW übersehen. Greppi und einige Dutzend Läufer sind so Zeuge von einem deftigen Auffahrunfall geworden. Ja, heute ist richtig was los. Die erste Verpflegungsstation erreichen wir nach 4,5 km. Für mich ist der warme Tee die optimale Wahl.
Am Ortseingang von Safferstetten wartete ein etwa zweihundert Meter langes Begegnungsstück mit Wendepunkt auf uns. Hier kann man schön sehen, wer so ein Stückchen vor oder auch hinter einem liegt. Greppi liegt kurz hinter mir, natürlich gibt’s da ein gegenseitiges Foto. Schwierig wird hier wieder unser Untergrund, innerhalb der Ortschaft gibt es viele festgetrampelte und damit eisige Abschnitte. Also, aufpassen bei Schnee und Eis, lieber etwas vorsichtiger und damit langsamer.
Im Ortsteil Safferstetten fanden seinerzeit die Bohrungen und die Entdeckung der Thermalquellen statt. Anstatt des erhofften schwarzen Goldes sprudelte 56 Grad Celsius heißes Thermalwasser und davon 3.000 Liter in der Minute aus der Quelle. Mittlerweile bin ich von oben bis unten nass, ich freue mich schon, wenn ich nach dem Lauf im herrlichen Thermalwasser liege.
Was es mit dem mit religiösen Reliquien und Antiquitäten vollgezimmerten alten Holzhaus auf sich hat, konnte ich nicht recherchieren. Aber es ist ein toller Blickfang. Wir tangieren es auf jeder Runde, einmal von rechts und einmal von links. Hier liegt genau die Schnittstelle, des in Form einer Acht angelegten Kurses. Die Helfer müssen hier gut aufpassen, damit man nicht falsch läuft.
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