Der iWelt Marathon in der unterfränkischen Kreisstadt Würzburg geht in diesem Jahr bereits in seine 19. Runde und Organisationsleiter Günter Herrmann verspricht ein Streckenfest mit 27 Bands. Bernie vom LIWA-Lauftreff und ich haben uns bereits vor einigen Monaten für Würzburg verabredetet. Für uns beide wird es ein ganz besonderer Marathon. Der letzte im zweistelligen Bereich, wie Bernie feststellt und zum wiederholten Male sind wir gemeinsam bei einem „Schnapszahl“-Marathon am Start. Es ist unsere Nummer 99, also der letzte Marathon vor den 100. Diesen wollten wir gemeinsam laufen und auch feiern.
Der iWelt Marathon Würzburg wurde in den letzten Jahren von M4Y-Leserinnen und Lesern regelmäßig in die Top 3 der beliebtesten Marathons Bayerns gewählt und fehlt mir bis heute als einziger der Top Ten Marathons in Bayern. Damit fiel mir die Entscheidung auch nicht schwer und ich freue mich auf einen sicherlich tollen Lauf in Würzburg. Die Anreise erfolgt für mich schon am Vortag, denn ich habe von mir aus gut zweieinhalb Fahrstunden bis nach Würzburg. In einem urigen Gasthof in Üttingen, etwa 18 Kilometer außerhalb von Würzburg finde ich eine günstige Unterkunft. Der schon etwas betagte Wirt, will, obwohl er mir erzählt, dass auch seine Tochter begeisterte Marathonläuferin ist, von einem verfrühten Frühstück nichts wissen. Morgen ist Sonntag, da geht um halb Sieben nichts, erklärt er mir. Für mich kein Problem, da ich im liebevoll gestalteten Veranstaltungsheft des iWelt-Marathons etwas von einem Müller Bäck-Marathon Frühstück im Congress Centrum Würzburg gelesen habe.
Ich stecke mir ein paar Euros ein, als ich mich am Sonntagvormittag auf den Weg nach Würzburg mache und werde also da frühstücken. Im CCW ist die Marathonmesse vom Vortag bereits geschlossen und so mache ich mich gleich mal auf die Suche nach dem Frühstück und werde positiv überrascht. Es gibt kannenweise Kaffee und Backhörnchen bis zum Abwinken und das alles gratis. Ich bedanke mich bei einem Helfer für den Superservice und er freut sich sichtlich. Ich soll das ruhig kundtun meint er, womit er bei mir natürlich an der richtigen Adresse ist.
Als ich gerade beim zweiten Becher Kaffee bin und herzhaft ins dritte „Hörndl“ beiße, kommt auch schon Bernie um die Ecke und wir begrüßen uns herzlich. Frisch gestärkt, geben wir noch schnell unsere Kleiderbeutel im Keller des CCW ab und begeben uns nach draußen. Es scheint die Sonne und es ist auch so früh morgens schon herrlich warm. Die Regenwolken vom Vortag haben sich verzogen und es spricht nichts gegen einen herrlichen Marathontag. Es ist noch ruhig im Start- und Zielbereich gleich hinterhalb des CCW und so schlendern wir noch etwas durch die Gassen bis es so weit ist. Als die Läufer eintrudeln, können wir noch den ein oder anderen Bekannten begrüßen.
Gut 450 Marathonläufer und etwas über 1000 Halbmarathonis werden es am Ende sein, die Würzburg erlaufen wollen. Es wird in drei Startblocks gestartet und wir sortieren uns natürlich im letzten ein. Bis zum Zielschluss sind gut 5:30 Stunden Zeit und Bernie und ich haben uns entschlossen, diese heute auch nahezu auszureizen. Es soll ein gemütlicher langer Trainingslauf sein und wir wollen vor unserem Hundertsten beide nichts riskieren, zumal es heute ja mal wieder ziemlich warm werden soll. Etwa fünf Minuten vor dem Start entdecke ich ein paar Reihen vor mir noch den Pacer-Wimpel für zwei Stunden im Halbmarathon. Ich pflüge mich noch schnell durch das Feld der Wartenden und begrüße mit Bernadette eine liebe Bekannte. Viel Zeit bleibt uns nicht und ich bin rechtzeitig zurück bei Bernie. Mit einem lauten Knall wird der erste Startblock auf die Reise geschickt, schließlich der zweite und dann sind auch schon wir an der Reihe. Es geht los, der iWelt Marathon ist auch für uns gestartet.
Über die Veitshöchheimer Straße geht es erst einmal in Richtung Norden auf die Brücke der Deutschen Einheit zu, die wir noch vor Erreichen des ersten Kilometers überqueren werden. Sie ist eine von sieben Brücken, die in Würzburg den Main überspannen. Die am nördlichsten gelegene Brücke führt uns vom Ortsteil Äußere Pleich nach Zellerau und überspannt auch den Alten Hafen, sowie die Mainwiesen am linken Flussufer. Die Brücke mit ihren drei Fahrspuren in beiden Richtungen ist entsprechend breit und so kann sich das Läuferfeld gut entzerren. Weiter geht es nun durch einige Wohn- und Industrieviertel. Hin und wieder lässt die Straßenführung einen Blick auf den Würzburger Stein zu. Die weltberühmte Lage des Würzburger Steins erstreckt sich nördlich der Würzburger Altstadt und ist mit 85 Hektar die größte zusammenhängende Weinlage Deutschlands. Durch die Geländebeschaffenheit, die Hangneigung und nicht zuletzt die Nähe zum Main bieten sich hier optimale Bedingungen für den Weinbau. Über den sogenannten Steinwein schrieb schon Goethe an seine Frau Christiane: „Kein Wein will mir schmecken und ich bin verdrießlich, wenn mir mein Lieblingsgetränk abgeht.“ Eine Flasche Wein hat sich Goethe allerdings entgehen lassen, denn der älteste noch trinkbare Wein ist ein Steinwein aus dem Jahre 1540, der im Würzburger Bürgerspital gelagert wird.
Wir schlängeln uns nun weiter durch den Ortsteil Zellerau, werden von DJ`s unterhalten und auch eine kurze Begegnungsstrecke sorgt für Laune. Etwa bei Kilometer 7 unterqueren wir die Friedensbrücke, die zweitnördlichste der sieben Würzburger Mainbrücken. Es handelt sich um eine Steinbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von gut 200 Metern. Die sieben langgestreckten Bögen haben eine Spannweite von jeweils 24,5 Metern, die von sechs Pfeilern getragen werden. Unter der Brücke sorgen die Todoroki Wadaikos mit ihrer japanischen Trommelkunst für Unterhaltung und bieten eine gelungene Abwechslung zu den üblichen Samba-Trommlern. Beschwingt geht es für Bernie und mich weiter durch Würzburg und wir passieren die einzige Jugendherberge Würzburgs, die in einem schönen historischen Gebäude am Fred-Joseph-Platz untergebracht ist. Über ihr thront die Festung Marienberg, wohl das Wahrzeichen der Stadt Würzburg. Sie diente über Jahrhunderte als Herrschaftssitz der Würzburger Fürstbischöfe. Als ältester erhaltener Teil gilt die Marienkirche aus dem Jahr 706. Heute findet man in der Festung das Museum für Franken und ein Tageszentrum. Neben den Weinhängen findet man unterhalb der Festung auch den Park der Landesgartenschau von 1990. Ein Abstecher zur Festung würde mir schon gefallen, aber der muss heute leider ausbleiben, denn die zu überwindenden Höhenmeter passen eher zu einem Traillauf, als zu einem schnellen Stadtlauf.
Weiter geht es in Richtung Süden, immer am Main entlang bis raus zur Konrad-Adenauer-Brücke, der südlichsten Brücke über den Main. Der Weg dorthin ist von Bäumen gesäumt und ich nehme deren Schatten gerne an. Die Temperaturen sind bei gut 25 Grad angelangt, es wird also richtig warm heute. Hinterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke haben wir wieder eine Begegnungsstrecke vor uns. Ein äußerst gut gelaunter DJ macht auch hier Stimmung und motiviert die Läuferschar. Wir sind hier bei Kilometer 11 bzw. 12 angelangt. Wir wechseln nun von der linken auf die rechte Mainseite und machen uns zum ersten Mal auf den Rückweg in Richtung Würzburger Altstadt. Doch zuerst gilt es noch den Ortsteil Sanderau zu durchqueren. Auch hier geht es durch ein großes Wohnviertel, doch zahlreiche Zuschauer und DJ`s sorgen auch hier für eine riesen Stimmung.
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