26.4.2019 Würzburg Marathon
Autor: Andreas Greppmeir Bericht mit allen Bildern
 
 
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Der iWelt Marathon in der unterfränkischen Kreisstadt Würzburg geht in diesem Jahr bereits in seine 19. Runde und Organisationsleiter Günter Herrmann verspricht ein Streckenfest mit 27 Bands. Bernie vom LIWA-Lauftreff und ich haben uns bereits vor einigen Monaten für Würzburg verabredetet. Für uns beide wird es ein ganz besonderer Marathon. Der letzte im zweistelligen Bereich, wie Bernie feststellt und zum wiederholten Male sind wir gemeinsam bei einem „Schnapszahl“-Marathon am Start. Es ist unsere Nummer 99, also der letzte Marathon vor den 100. Diesen wollten wir gemeinsam laufen und auch feiern.

Der iWelt Marathon Würzburg wurde in den letzten Jahren von M4Y-Leserinnen und Lesern regelmäßig in die Top 3 der beliebtesten Marathons Bayerns gewählt und fehlt mir bis heute als einziger der Top Ten Marathons in Bayern. Damit fiel mir die Entscheidung auch nicht schwer und ich freue mich auf einen sicherlich tollen Lauf in Würzburg. Die Anreise erfolgt für mich schon am Vortag, denn ich habe von mir aus gut zweieinhalb Fahrstunden bis nach Würzburg. In einem urigen Gasthof in Üttingen, etwa 18 Kilometer außerhalb von Würzburg finde ich eine günstige Unterkunft. Der schon etwas betagte Wirt, will, obwohl er mir erzählt, dass auch seine Tochter begeisterte Marathonläuferin ist, von einem verfrühten Frühstück nichts wissen. Morgen ist Sonntag, da geht um halb Sieben nichts, erklärt er mir. Für mich kein Problem, da ich im liebevoll gestalteten Veranstaltungsheft des iWelt-Marathons etwas von einem Müller Bäck-Marathon Frühstück im Congress Centrum Würzburg gelesen habe.

Ich stecke mir ein paar Euros ein, als ich mich am Sonntagvormittag auf den Weg nach Würzburg mache und werde also da frühstücken. Im CCW ist die Marathonmesse vom Vortag bereits geschlossen und so mache ich mich gleich mal auf die Suche nach dem Frühstück und werde positiv überrascht. Es gibt kannenweise Kaffee und Backhörnchen bis zum Abwinken und das alles gratis. Ich bedanke mich bei einem Helfer für den Superservice und er freut sich sichtlich. Ich soll das ruhig kundtun meint er, womit er bei mir natürlich an der richtigen Adresse ist.

Als ich gerade beim zweiten Becher Kaffee bin und herzhaft ins dritte „Hörndl“ beiße, kommt auch schon Bernie um die Ecke und wir begrüßen uns herzlich. Frisch gestärkt, geben wir noch schnell unsere Kleiderbeutel im Keller des CCW ab und begeben uns nach draußen. Es scheint die Sonne und es ist auch so früh morgens schon herrlich warm. Die Regenwolken vom Vortag haben sich verzogen und es spricht nichts gegen einen herrlichen Marathontag. Es ist noch ruhig im Start- und Zielbereich gleich hinterhalb des CCW und so schlendern wir noch etwas durch die Gassen bis es so weit ist. Als die Läufer eintrudeln, können wir noch den ein oder anderen Bekannten begrüßen.

Gut 450 Marathonläufer und etwas über 1000 Halbmarathonis werden es am Ende sein, die Würzburg erlaufen wollen. Es wird in drei Startblocks gestartet und wir sortieren uns natürlich im letzten ein. Bis zum Zielschluss sind gut 5:30 Stunden Zeit und Bernie und ich haben uns entschlossen, diese heute auch nahezu auszureizen. Es soll ein gemütlicher langer Trainingslauf sein und wir wollen vor unserem Hundertsten beide nichts riskieren, zumal es heute ja mal wieder ziemlich warm werden soll. Etwa fünf Minuten vor dem Start entdecke ich ein paar Reihen vor mir noch den Pacer-Wimpel für zwei Stunden im Halbmarathon. Ich pflüge mich noch schnell durch das Feld der Wartenden und begrüße mit Bernadette eine liebe Bekannte. Viel Zeit bleibt uns nicht und ich bin rechtzeitig zurück bei Bernie. Mit einem lauten Knall wird der erste Startblock auf die Reise geschickt, schließlich der zweite und dann sind auch schon wir an der Reihe. Es geht los, der iWelt Marathon ist auch für uns gestartet.

Über die Veitshöchheimer Straße geht es erst einmal in Richtung Norden auf die Brücke der Deutschen Einheit zu, die wir noch vor Erreichen des ersten Kilometers überqueren werden. Sie ist eine von sieben Brücken, die in Würzburg den Main überspannen. Die am nördlichsten gelegene Brücke führt uns vom Ortsteil Äußere Pleich nach Zellerau und überspannt auch den Alten Hafen, sowie die Mainwiesen am linken Flussufer. Die Brücke mit ihren drei Fahrspuren in beiden Richtungen ist entsprechend breit und so kann sich das Läuferfeld gut entzerren. Weiter geht es nun durch einige Wohn- und Industrieviertel. Hin und wieder lässt die Straßenführung einen Blick auf den Würzburger Stein zu. Die weltberühmte Lage des Würzburger Steins erstreckt sich nördlich der Würzburger Altstadt und ist mit 85 Hektar die größte zusammenhängende Weinlage Deutschlands. Durch die Geländebeschaffenheit, die Hangneigung und nicht zuletzt die Nähe zum Main bieten sich hier optimale Bedingungen für den Weinbau. Über den sogenannten Steinwein schrieb schon Goethe an seine Frau Christiane: „Kein Wein will mir schmecken und ich bin verdrießlich, wenn mir mein Lieblingsgetränk abgeht.“ Eine Flasche Wein hat sich Goethe allerdings entgehen lassen, denn der älteste noch trinkbare Wein ist ein Steinwein aus dem Jahre 1540, der im Würzburger Bürgerspital gelagert wird.

Wir schlängeln uns nun weiter durch den Ortsteil Zellerau, werden von DJ`s unterhalten und auch eine kurze Begegnungsstrecke sorgt für Laune. Etwa bei Kilometer 7 unterqueren wir die Friedensbrücke, die zweitnördlichste der sieben Würzburger Mainbrücken. Es handelt sich um eine Steinbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von gut 200 Metern. Die sieben langgestreckten Bögen haben eine Spannweite von jeweils 24,5 Metern, die von sechs Pfeilern getragen werden. Unter der Brücke sorgen die Todoroki Wadaikos mit ihrer japanischen Trommelkunst für Unterhaltung und bieten eine gelungene Abwechslung zu den üblichen Samba-Trommlern. Beschwingt geht es für Bernie und mich weiter durch Würzburg und wir passieren die einzige Jugendherberge Würzburgs, die in einem schönen historischen Gebäude am Fred-Joseph-Platz untergebracht ist. Über ihr thront die Festung Marienberg, wohl das Wahrzeichen der Stadt Würzburg. Sie diente über Jahrhunderte als Herrschaftssitz der Würzburger Fürstbischöfe. Als ältester erhaltener Teil gilt die Marienkirche aus dem Jahr 706. Heute findet man in der Festung das Museum für Franken und ein Tageszentrum. Neben den Weinhängen findet man unterhalb der Festung auch den Park der Landesgartenschau von 1990. Ein Abstecher zur Festung würde mir schon gefallen, aber der muss heute leider ausbleiben, denn die zu überwindenden Höhenmeter passen eher zu einem Traillauf, als zu einem schnellen Stadtlauf.

Weiter geht es in Richtung Süden, immer am Main entlang bis raus zur Konrad-Adenauer-Brücke, der südlichsten Brücke über den Main. Der Weg dorthin ist von Bäumen gesäumt und ich nehme deren Schatten gerne an. Die Temperaturen sind bei gut 25 Grad angelangt, es wird also richtig warm heute. Hinterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke haben wir wieder eine Begegnungsstrecke vor uns. Ein äußerst gut gelaunter DJ macht auch hier Stimmung und motiviert die Läuferschar. Wir sind hier bei Kilometer 11 bzw. 12 angelangt. Wir wechseln nun von der linken auf die rechte Mainseite und machen uns zum ersten Mal auf den Rückweg in Richtung Würzburger Altstadt. Doch zuerst gilt es noch den Ortsteil Sanderau zu durchqueren. Auch hier geht es durch ein großes Wohnviertel, doch zahlreiche Zuschauer und DJ`s sorgen auch hier für eine riesen Stimmung.

 
 
Positiv möchte ich an dieser Stelle auch gleich mal meine jungen Kollegen der Bereitschaftspolizei Würzburg hervorheben. Sie hatten nicht nur den Verkehr gut im Griff, sondern sorgten selbst für eine lockere Stimmung. Sie applaudierten und feuerten uns ordentlich an. Natürlich waren sie auch für jeden Spaß zu haben. Als ich nach einer Leberkäs-Semmel, dem Grundnahrungsmittel eines jeden bayerischen Polizisten fragte, bot man mir doch kurzerhand eine Salami-Semmel aus dem Verpflegungspaket an. Ich lehnte dankend ab und machte mich weiter auf den Weg in Richtung Alte Mainbrücke. Sie ist für mich nicht nur die schönste Brücke Würzburgs, sondern auch die älteste. Bis 1886 war das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert der alleinige Flussübergang. Sie verbindet die Altstadt mit der gegenüberliegend Festung Marienberg. Mit ihren Steinfiguren setzte die Alte Mainbrücke im 18. Jahrhundert, ebenso wie die Prager Karlsbrücke, die in Rom begonnene Tradition mit der Engelsbrücke fort. Doch bevor wir dort bei Kilometer 20 ankommen, gibt es noch einiges mehr für das Auge.

Drei Kilometer zuvor laufen wir an der Residenz und Hofgarten vorbei. Der barocke Residenzbau am Rande der Innenstadt wurde von 1720 bis 1744 erbaut. Der Innenausbau erfolgte unter der Regie von Balthasar Neumann und wurde 1781 fertiggestellt. Heute zählt das Schloss als einer der bedeutendsten Residenzbauten des süddeutschen Barocks und steht in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und des Schloss Versailles bei Paris. Die Residenz einschließlich des Residenzplatzes wurde durch die UNESCO in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben.

Weitere Highlights auf dem Weg in die Altstadt ist die Stiftskirche, eine der größten Kirchenbauten aus der Barockzeit in Franken und zugleich das bedeutendste Werk des italienische Architekten Antonio Petrini. Die mächtige Vierungskuppel und die stattliche Doppelturmfassade erheben sich auf den nächsten Metern immer wieder über den Dächern der Stadt. Durch die Fußgängerzone dürfen wir direkt auf den Würzburger Dom zulaufen. Der St.-Kilians-Dom zu Würzburg mit einer schönen Doppelturmfassade und einer Gesamtlänge von 105 Meter ist das viertgrößte romanische Kirchengebäude in Deutschland und eines der bedeutendsten Werke deutscher Baukunst aus der Zeit der salischen Kaiser. Nicht minder beeindruckend ist auch die Marienkapelle, ein gotischer Kirchenbau aus dem 14. Jahrhundert, den wir auf dem unteren Markt passieren. Trotz der beachtlichen Größe handelt es sich tatsächlich um eine Kapelle, da sie nie mit kirchlichen Rechten ausgestattet wurde.

Abgelenkt durch die herrliche Würzburger Innenstadt haben Bernie und ich nun schon fast die erste Runde des iWelt-Marathons hinter uns und es wird Zeit, dass wir uns von den Halbmarathonis verabschieden. Trotz unseres heute eher mäßigen Tempos wurden wir von einer Überrundung durch die Führenden des Marathons verschont, denn wie Organisationsleiter Günter Herrmann schon im Vorfeld betonte, gibt es in Würzburg keine Antritts- oder Preisgelder für Profis. Er will eine Veranstaltung für Läufer, unabhängig von Leistungsfähigkeit oder Herkunft. Bei 450 Teilnehmern am Marathon hatten Bernie und ich uns schon zuvor über die zweite Runde Gedanken gemacht. Es würde wohl einsam werden, vor allem wenn man bedenkt, dass angesichts der Schwüle nicht alle Teilnehmer das Ziel erreichen werden. Die junge Clarissa, die auch immer in unsere Nähe lief, hatte wohl ähnliche Gedanken und fragte etwas besorgt, ob wir denn auch noch die zweite Runde laufen werden. Wir sicherten ihr zu, dass auch wir weiterlaufen und ein Auge auf sie haben werden.

So trabten Bernie und ich also weiter, zum zweiten Mal über die Brücke der Deutschen Einheit, hinaus nach Zellerau. Die Strecke war nun nahezu verwaist, ein paar Läufer waren dennoch vor und hinter uns auszumachen. Die meisten Musikgruppen und DJ`s hatten ihre musikalische Unterhaltung trotz des ausgedünnten Läuferfeldes noch nicht eingestellt und trieben uns weiter voran. Nach der Jugendherberge wurde es dann aber doch wieder etwas voller auf der Strecke. Die 10-Kilometerläufer kamen nun von hinten und so war es nicht mehr ganz so einsam. Lediglich ab und zu mussten wir einen kleinen einsamen Umweg in Kauf nehmen, da die Strecke bis zum Ende nicht völlig identisch war. So auch auf der Schleife hinterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke. Allerdings hatte der DJ noch immer eine tolle Laune und motivierte jeden einzelnen Läufer mit einem lockeren Spruch. Ich traf auch noch auf Bernadette. Sie hatte ihre 2-h-Pacerarbeit mit Bravour beendet und begleitete noch eine Zeitlang den 5-h-Pacer des Marathons. So wurde es auch tatsächlich nie langweilig.

In der Altstadt zurück zeigte sich auch, warum der Marathon so beliebt ist. Zahlreiche Zuschauer, Touristen und Läufer mit ihren Medaillen säumten immer wieder den Weg und feuerten uns an. Die Stimmung war wirklich einzigartig. Auch wenn wir heute ja sehr gemäßigt unterwegs waren machten sich die Kilometer nun doch bemerkbar und wir sehnten das Ende des Marathons herbei. Getragen von den zahlreichen Zuschauern verliefen die letzten Kilometer aber reibungslos und so konnten wir auch problemlos innerhalb des Zeitlimits ins Ziel einlaufen. So, das war er also unser letzter zweistelliger Marathon, kommentierte Bernie unseren Zieleinlauf und wir nahmen uns freudig in die Arme.

Nach ein paar gemeinsamen Fotos sprachen uns drei junge Studentinnen an, die eine Umfrage zur Motivation an diesem Lauf im Rahmen ihres Studiums machten. Gerne waren wir ihnen dabei behilflich. Eine Frage lautete: War die Teilnahme an dieser Veranstaltung für Sie wichtig? Bernie und ich grinsten uns an: „Und wie!“, war unsere Antwort. Ohne einen 99. Marathon gibt es schließlich auch keinen 100sten!
Bernie und ich verabschiedeten uns nach einem wohlverdienten Finisher-Bier und einer ausgiebigen Dusche im luxuriösen Duschtruck, nicht ohne, dass wir uns alles Gute für unser Jubiläum wünschten. Für Bernie geht es in zwei Wochen nach Biel und für mich nach Wexford in Irland. Den Würzburg Marathon werde ich jedenfalls in guter Erinnerung behalten. Die Stimmung an der Laufstrecke ist wirklich prima. Die Organisation ohne Fehl und Tadel und das Finale in der Altstadt ist ein absoluter Höhepunkt der Strecke.

   
 
Greppi

5:17:55
 
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