Bereits zum zehnten Mal mache ich mich auf den Weg nach Sonthofen im Oberallgäu, denn der Allgäu Panorama Marathon steht wieder an. Für mich ist der APM noch immer eine Herausforderung, an der ich nicht nur einmal gescheitert bin. Dennoch will ich es auch heuer wieder versuchen.
Doch erst mal ein kleiner Überblick für alle, die den Allgäu Panorama Marathon noch nicht kennen. Beim APM wird nicht nur der landschaftlich sehr schöne Marathon über die klassischen 42,195 Kilometer, der auch noch mit anspruchsvollen 1425 Höhenmeter gespickt ist, angeboten. Bereits am Samstag gibt es einen 5-Kilometer-Lauf, sowie den Kids-Run. Am Sonntag wird um 06:00 Uhr der Ultra über 69 Kilometer mit 3272 Höhenmetern gestartet. Wer innerhalb des Zeitlimits von 13 Stunden das Ziel erreicht, wird nicht nur mit einer Medaille, sondern auch dem kultigen „Steinmännle“ belohnt.
Der im letzten Jahr neu eingeführte Hörnerlauf führt über 18,4 Kilometer und 1111 Höhenmeter von Sonthofen nach Grasgehren. Wurde er bei seiner Premiere noch gemeinsam mit dem Marathon gestartet, gibt man ihm heuer eine eigene Startzeit. Um 07:30 Uhr geht es hier los, also eine halbe Stunde vor dem Marathon selbst. Um 09:15 Uhr fällt der letzte Startschuss für den Halbmarathon. Informationen zum APM, wie Zeitlimits oder Cut-Off-Zeiten findet man auf der übersichtlich gestalteten Homepage des Veranstalters, sowie auch im Programmheft, das man mit den Startunterlagen erhält.
Eines sollte man über den APM allerdings auch noch wissen. Axel Reusch und Christian Feger, die hinter der Organisation des APM stehen, haben einen guten Draht zum Wettergott und Temperaturen über 30 Grad sind am Marathontag keine Seltenheit.
So ist es dann auch heuer wieder. Nach einem verregneten Vortag trübt am Sonntag keine Wolke den Himmel und es ist davon auszugehen, dass auch diesmal die 30-Grad-Marke wieder erreicht wird. Ich bin gemeinsam mit Charly und Jan in Sonthofen.
Die letzten zehn Sekunden werden heruntergezählt und schon setzt sich das Feld mit gut 320 Startern in Bewegung. Die ersten beiden Kilometer beim APM dienen erst einmal dem Warmlaufen, es gibt noch keine Steigungen. Es geht vorbei am Sonthofener Baggersee und anschließend raus aus Sonthofen. Dann liegt der erste, noch sanfte Anstieg vor uns. Nur wenige laufen, die meisten bewältigen die ersten Höhenmeter bereits gehend. Dazu gehöre auch ich. Ich will keine Körner schon am Anfang verbraten.
Unser erstes Ziel ist Hüttenberg, eine kleine Ortschaft, die zur Gemeinde Ofterschwang gehört. Bis letztes Jahr ging es noch auf einem Wiesenweg an Ofterschwang vorbei, heuer gibt es eine kleine Neuerung. Wir durchlaufen Hüttenberg selbst und tatsächlich haben sich ein paar Zuschauer eingefunden. Vor dem Maibaum erreichen wir die erste Verpflegungsstelle und die will auch gleich genutzt werden. Mit einem Becher Iso stärke ich mich für den bevorstehenden Anstieg.
Ab hier beginnt der APM eigentlich erst so richtig. Das nächste Ziel ist die Weltcup-Hütte bei Kilometer 7,8. Gut fünfhundert Höhenmeter sind bis dahin zu überwinden. Es gibt also kaum flache oder gar abschüssige Passagen, es geht stetig bergan. Also reihe ich mich ein und marschiere mit all den anderen den Berg hoch. Ein großartiges Bild, die Schlange bunt gekleideter Läufer, wie an einer Perlenschnur aufgereiht.
Zunächst geht es auf einer schmalen Teerstraße immer nach oben. Ein Bauer pflügt sich von hinten mit seinem Traktor samt Hänger durch das Marathonfeld, für das er kein Interesse zu haben scheint. Vom Hänger schauen zwei Allgäuer Rindviecher über die Bordwand und scheinen etwas verwundert über den Betrieb zu sein, der schon früh morgens hier herrscht. Weiter geht es schließlich über einen Trampelpfad durch eine Wiese hindurch weiter nach oben. Vor mir kann ich schon ein Waldstück erkennen, in dem die erste Trail-Etappe auf uns wartet. Ich freu mich nicht nur auf den Wurzeltrail, sondern auch auf den Schatten, den uns der Wald spenden wird. Es ist schon ziemlich warm und nicht nur mein Laufshirt ist inzwischen durchgeschwitzt.
Die Aussicht ist einfach wunderschön. Der Lauf heißt nicht umsonst Panorama Marathon. Bevor der letzte giftige Anstieg hoch zur Weltcup-Hütte ansteht, gibt es noch ein paar flachere Passagen, die ich im Laufschritt nehme. Oben angekommen, greife ich an der Verpflegungsstation wieder zu einem Becher Iso, gönne mir jedoch noch zusätzlich einen Becher Wasser, um mich etwas abzukühlen.
Nach den modernen Liftanlagen geht es nach links weg. Allgäu vom Allerfeinsten: Immer wieder werden wir mit einer gigantischen Aussicht belohnt. Unseren Weg säumen Allgäuer Kühe, die mit ihrem Glockengeläut die Szenerie nahezu perfekt machen. Ab jetzt geht es leicht wellig dahin, immer wieder einmal kann man gut laufen und die Beine nach dem langen Anstieg etwas erholen. Wir nähern uns Kilometer 10 und tauchen wieder in ein Waldstück ein. Ein herrliches Trailstück liegt vor uns. Der Untergrund ist felsig und es ist ein wenig Trittsicherheit gefragt. Am Ende des Waldes geht es wieder ein gutes Stück nach oben im Naturpark „Nagelfluhkette“. Ich fühle mich gut und freue mich schon auf den Anstieg hoch zum Weiherkopf.
Bis auf 1.650 Meter geht es nun rauf und die Aussicht oben ist umwerfend. Auch wenn es in der prallen Sonne sehr mühsam ist. Einige Touristen und Wanderer sind am Gipfelkreuz versammelt, applaudieren und feuern uns an. |