Nach 5 km erreichen wir Hepsisau …und wissen nicht mehr weiter. Auf der Straße gibt es ein paar irreführende Markierungen, die blauen Pfeile auf der Straße sind widersprüchlich. Vor uns sind auch schon einige in dieser zweifelhaften Pfeilrichtung unterwegs. Da hilft jetzt alles nix, der Plan muss raus, den uns Conny mit der Startnummer ausgehändigt hat. Mittlerweile hat sich eine größere Gruppe angesammelt. Der Manne weiß weiter, ein LKW hat die orangenen Markierungen am Verkehrsschild zugeparkt.
Wir durchqueren Hepsisau in der vollen Länge, am Ortsende geht es wieder aufwärts. Durch herrlich blühende Streuobstwiesen zieht sich die Straße in langgezogenen Serpentinen nach oben. Nach einem wunderbaren Downhill Trail durch den Wald steht die Besteigung der Limburg an. Auf der Südseite ziehen wir durch die Reben. Das Weinfeld an der Limburg ist mit genau 531,96 m ü. NN das höchstgelegene in Baden-Württemberg. Der größte Teil des erwirtschafteten Ertrags wird durch die Weingärtner-Genossenschaft Hohenneuffen-Teck als „Neuffener Täleswein“ in den Handel gebracht. Spätburgunder, Müller-Thurgau und noch ein paar andere Sorten sind beschildert.
Nach durchqueren der Weinfelder haben wir etwa die Hälfte des Limburg-Aufstieges hinter uns, jetzt wird es deutlich steiler, etwa 100 Höhenmeter stehen noch an bis wir ganz oben sind. Der obere Teil ist nur mit Magerrasen und einigen, einzelnstehenden Linden bewachsen. Die kahle Kuppe ist die Folge jahrhundertelanger Beweidung mit Schafen. Betreten querfeldein ist nicht erwünscht, man soll sich nur auf den ausgetrampelten Pfaden bewegen. Seit 1990 ist das hier Naturschutzgebiet. Steil geht es rauf, die Serpentinen entschärfen den Anstieg aber spürbar.
Auf dem Plateau sind keinerlei Mauerreste der früheren Burg-Ruine mehr vorhanden, der Verlauf der Grundmauern ist aber noch als schwache Erhebungen im Geländerelief sichtbar. Die Aussicht ist bei heute wolkenlosem Himmel grandios, bis zu den drei Kaiserbergen reicht die Sicht. Axel, Teddy und ich machen eine kleine Fotosession mit Selbstauslöser, dann geht’s wieder runter. Teddy jammert, für sein Knie ist das nichts.
Die erste Runde ist geschafft, Gerd hakt mich ab. Jetzt ist erstmal ausgiebige Verstärkung in der Kelter am Büffet angesagt. Mich zieht’s zu Jörg’s super leckeren Rührei-Broten. Man weiß gar nicht wo man zuerst hinlangen soll, für jeden Geschmack ist etwas geboten. Ich setzte mich an den Tisch und futtere mich erstmal durch. Bela muss aufhören, das ist heute kein Husky-Wetter, zu warm. Nach fast 10-minütiger Verstärkung ziehe ich weiter.
Fotos habe ich genügend im Kasten, die zweite Runde will ich etwas anziehen. Tempo macht einsam, bald bin ich ganz alleine unterwegs. Am Ortsanfang von Hepsisau kommt mir irgendetwas spanisch vor, ich hab das Gefühl hier vielleicht unabsichtlich abgekürzt zu haben, das muss ich mir in Runde 3 genauer anschauen. Aber sonst läuft es, 12 Minuten schneller als beim ersten Durchlauf in der Kelter.
Auch anfangs Runde drei ändert sich wenig, niemand unmittelbar vor oder hinter mir. Aber von hinten kommen bald Kalle und Markus, die beiden Führenden überrollen mich nach 25 Kilometern. Ich spüre die schnellere Schleife deutlich in den Beinen, die 2 – 6 % Steigung auf der Alten Bissinger Landstraße werden sehr zähflüssig. Dann die Kontrolle. Tatsächlich, ich habe eine kleine Schleife nach rechts vor Hepsisau in der letzten Runde ausgelassen, das sind schon ein paar eingesparte Meter. Das ärgert mich. Nach dem Wald-Trail geht es kurz auf Asphalt weiter. Sch… wieso laufe ich hier solange bergab? Schon wieder verfranst, diesmal bin ich zu weit gelaufen, ich muss querfeldein durch Wiesen ein Stück zur Limburg aufsteigen. So hab ich die vorhin abgekürzten Meter, jetzt zum Teil wieder augeglichen.
Runde 4. In Hepsisau kann ich Andreas mit der Nr. 12 überholen, ich kann wieder ganz gut laufen und mich ein Stück absetzen. Aber weit ist er nicht hinten. Auf der Limburg laufe ich auf Conny und ihrer Viererbande auf. Ein Selfie mit Conny. „Willst du uns jetzt kurz vor Schluss noch überholen?“ Bekomme ich zu hören. Ich muss, werde verfolgt von der 12, will noch meinen Platz halten. Pures Genießen klappt halt doch nicht immer, etwas Wettkampf macht dann auch wieder Spaß.
Als 11. beende ich die vier Runden, mein GPS zeigt deutlich über 45 km, dazu 1700 Höhenmeter. Das passt. Jeder bekommt eine Medaille. Doppelstarter morgen sogar Pokale. Ich bin froh im Ziel zu sein und morgen nicht mehr ran zu müssen. Der Planet hat uns jetzt doch gehörig aufgeheizt, man ist das nicht mehr gewohnt, obwohl ich ja Sonnenläufer bin.
An Getränken ist alles da, was man sich vorstellen kann. Einschließlich Hopfentee. Das Büffet ist immer noch reichhaltig, Jörg macht Würstchen warm, dazu gibt’s Kartoffelsalat. Steckerl-Eis gibt’s auch. In der Sonne vor der Kelter kann man sich jetzt herrlich erholen. Was will man mehr? Der Plain Vanilla ist wieder rundum gelungen. Danke Conny und Jörg, so macht Laufen Spaß.
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