Mit der bereits fünfzehnten Austragung feiert der Einstein Marathon in Ulm ein kleines Jubiläum. Doch von einem kleinen Jubiläum kann man aber wirklich nicht reden, wenn man einen Blick auf die Anmeldezahlen wirft. Mit über 6000 Teilnehmern bei den Jugendläufen, zählt der Einstein Marathon zum zweigrößten Jugendlauf nach Berlin. Immerhin 670 Teilnehmer sind für den Marathon selbst gemeldet, 101 Staffeln nehmen die 42,195 Kilometer unter die Füße. Beim Halbmarathon sind 5032 Läufer vorangemeldet, weitere 3747 sind es beim 10-Kilometer-Lauf und noch einmal 2406 über die 5-Kilometer. Mit weiteren Rahmenwettbewerben, wie den Inlinern, Handbikern und Walkern kommt man auf über 15.000 Teilnehmer am Marathonwochenende. Damit zählt der Einstein Marathon zu den größten Laufveranstaltungen in Süddeutschland.
Ich bin nach 2009, 2016 und 2018 zum vierten Mal am Start in der ehemaligen Reichsstadt. Im Laufe der Jahre hat sich die Strecke immer wieder geändert und so bin ich eigentlich noch nie die gleiche Runde gelaufen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein paar kleine Neuerungen. Es wird also stets an Verbesserungen gefeilt und ich finde die Mischung zwischen Sightseeing und Landschaftslauf sehr gelungen. Also mal schauen was es Neues gibt. Eine Runde um den Pfuhler Badesee, den wir bisher nur tangiert haben, weckt jedenfalls schon mal meine Vorfreude.
Am frühen Sonntagmorgen mache ich mich auf den Weg zur Ulmer Messe. Dort ist neben der großen Marathonmesse auch der Start. Parkplätze gibt es hinterhalb des Messegeländes auf dem Volksfestplatz zur Genüge und so komme ich gut eine Stunde vor dem Start entspannt in Ulm an. Da ich die Wege aus den Vorjahren natürlich kenne, habe ich schnell meine Startnummer und den Starterbeutel in Händen, in den ich einfach meinen bereits vorbereiteten Beutel mit Wechselklamotten stecke. Diesen gebe ich in einer Nachbarhalle ab und schon bin ich startklar. Es ist noch etwas frisch draußen, aber es soll gut zwanzig Grad warm werden. Dennoch entscheide ich mich für eine ärmellose Laufweste, denn mittags soll es windig werden.
Die Zeit vor dem Start nutze ich, um mich noch etwas mit Kati zu unterhalten, da wir uns schon gefühlt ewig nicht mehr gesehen haben. Dabei lasse ich mich leider auch verlocken, mich für meine Verhältnisse viel zu weit vorne im Starterfeld aufzustellen. Als pünktlich um 09.10 Uhr der Startschuss fällt, brauche ich also auch nicht mehr allzu lange zu warten, bis ich mich auf den Weg machen darf. Mit dem gleichzeitigen Start des Marathons, Halbmarathons und der Staffel wollen gut 6.000 Läufer auf die Strecke gelassen werden. Das ist aber kein Problem. Die Thalfinger Uferstraße ist breit und führt erst einmal drei Kilometer entlang der Donau. Da sollte eigentlich jeder sein Tempo finden und genügend Platz zum Laufen haben.
Apropos Tempo finden, darauf musste auf den ersten Kilometern mein Hauptaugenmerk liegen. Ich weiß, dass alle um mich herum zu schnell sind und so lasse ich mich links und rechts überholen. Nach einem Kilometer zeigt mir ein Blick auf meine Uhr, dass ich deutlich zu schnell unterwegs bin und ich versuche etwas Tempo herauszunehmen. Das gelingt mir nicht wirklich und ich bin auch als ich nach drei Kilometern Thalfingen erreiche noch viel zu schnell unterwegs. Komischerweise fühlt es sich aber überhaupt nicht so an und es gelingt mir nicht langsamer zu werden. Ich schwimme locker im Feld mit.
Kurz nach Kilometer 4 überqueren wir das erste Mal die Donau. Vielleicht zähle ich beim nächsten Mal mit, wie oft wir die Flussseite wechseln, ich kann es trotz meiner vierten Teilnahme nicht sagen. Zu verwunden ist die Strecke in Ulm, um es wirklich nachvollziehen zu können. Mit dem Überqueren der zahllosen Brücken, wechseln wir jedoch nicht nur die Flussseite, sondern meist auch gleich noch das Bundesland. Munter geht es im Wechsel zwischen der Doppelstadt Ulm und Neu-Ulm und somit auch zwischen Baden-Württemberg und Bayern hin und her. Auf einer Schleife geht es nun durch Burlafingen hindurch. Wie schon in den vergangenen Jahren ist dies die erste wirkliche Stimmungshochburg. Eine Blaskapelle gibt die „Lustigen Holzhackerbuam“ zum Besten und somit ist auch klar, dass wir uns in Bayern befinden. Die Straße ist gesäumt von unzähligen Zuschauern und natürlich kann ich auch hier kein Tempo herausnehmen. Kurz darauf erreichen wir auch schon die erste Verpflegungsstelle.
Weiter geht es in Richtung Pfuhl. Zwischen grünen Wiesen, bereits abgeernteten Feldern hindurch hat der Einstein Marathon hier den Charakter eines Landschaftslaufes. Pfuhl selbst lassen wir schnell hinter uns liegen und weiter geht es zum Striebelhof und kurz danach wieder direkt an der Donau entlang, erreichen wir bald Kilometer 10. Für mich mal wieder Zeit auf die Uhr zu schauen und ich habe jetzt schon eine gewisse Vorahnung. Ich bin immer noch viel zu schnell und das wird sich später noch rächen. Bereits 500 Meter später steht für die Staffelläufer der erste Wechsel an. Weitere zwei Kilometer laufen wir parallel zur Donau und langsam wechselt der Einstein Marathon vom Landschafts- zum Stadtlauf. Über die Augsburger Straße nähern wir uns Ulm selbst und ich beginne mal wieder die Orientierung zu verlieren. Bei Kilometer 12 auf der Reuttierstraße haben wir erstmals auch eine Begegnungsstrecke und ich sehe auf der anderen Straßenseite Kati laufen. Nachdem ich kurz darauf den Wendepunkt erreicht habe, wird mir bewußt, dass ich nicht weit hinter Kati bin und mir wird erneut klar, dass ich immer noch zu schnell bin.
Das ist jetzt erst einmal egal. Wenn es nicht gut gehen sollte, habe ich ziemlich sicher jetzt schon unnötige Körner verbraten, da kann ich auch gleich so weitermachen. Wir überqueren nun die Gänstorbrücke und laufen in Richtung Willy-Brandt-Platz und erreichen Kilometer 15. Ab jetzt geht es kreuz und quer durch Ulm und wir nähern uns immer mehr der Altstadt. Kurz vor Kilometer 17 habe ich das erste Mal einen Blick auf das Rathaus, das unschwer an seiner beeindruckenden Bemalung aus der Frührenaissance erkennbar ist. Da ich das Rathaus schon im Bericht vom vergangenen Einstein Marathon ausführlich beschrieben habe, will ich mir das an dieser Stelle sparen. Es warten noch genügend Sehenswürdigkeiten auf uns, denn Ulm hat eine wirklich wunderschöne Altstadt. Wir wechseln über die Herdbrücke für eine weitere Schleife durch Neu-Ulm noch einmal auf die andere Donauseite, was mit einer herrlichen Aussicht auf die Ulmer Altstadt belohnt wird. Rund einen Kilometer lang können wir diesen Ausblick vom Jahnufer aus genießen.
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