30.9.2019 Einstein Marathon
Autor: Andreas Greppmeir
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Mit der bereits fünfzehnten Austragung feiert der Einstein Marathon in Ulm ein kleines Jubiläum. Doch von einem kleinen Jubiläum kann man aber wirklich nicht reden, wenn man einen Blick auf die Anmeldezahlen wirft. Mit über 6000 Teilnehmern bei den Jugendläufen, zählt der Einstein Marathon zum zweigrößten Jugendlauf nach Berlin. Immerhin 670 Teilnehmer sind für den Marathon selbst gemeldet, 101 Staffeln nehmen die 42,195 Kilometer unter die Füße. Beim Halbmarathon sind 5032 Läufer vorangemeldet, weitere 3747 sind es beim 10-Kilometer-Lauf und noch einmal 2406 über die 5-Kilometer. Mit weiteren Rahmenwettbewerben, wie den Inlinern, Handbikern und Walkern kommt man auf über 15.000 Teilnehmer am Marathonwochenende. Damit zählt der Einstein Marathon zu den größten Laufveranstaltungen in Süddeutschland.

Ich bin nach 2009, 2016 und 2018 zum vierten Mal am Start in der ehemaligen Reichsstadt. Im Laufe der Jahre hat sich die Strecke immer wieder geändert und so bin ich eigentlich noch nie die gleiche Runde gelaufen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein paar kleine Neuerungen. Es wird also stets an Verbesserungen gefeilt und ich finde die Mischung zwischen Sightseeing und Landschaftslauf sehr gelungen. Also mal schauen was es Neues gibt. Eine Runde um den Pfuhler Badesee, den wir bisher nur tangiert haben, weckt jedenfalls schon mal meine Vorfreude.

Am frühen Sonntagmorgen mache ich mich auf den Weg zur Ulmer Messe. Dort ist neben der großen Marathonmesse auch der Start. Parkplätze gibt es hinterhalb des Messegeländes auf dem Volksfestplatz zur Genüge und so komme ich gut eine Stunde vor dem Start entspannt in Ulm an. Da ich die Wege aus den Vorjahren natürlich kenne, habe ich schnell meine Startnummer und den Starterbeutel in Händen, in den ich einfach meinen bereits vorbereiteten Beutel mit Wechselklamotten stecke. Diesen gebe ich in einer Nachbarhalle ab und schon bin ich startklar. Es ist noch etwas frisch draußen, aber es soll gut zwanzig Grad warm werden. Dennoch entscheide ich mich für eine ärmellose Laufweste, denn mittags soll es windig werden.

Die Zeit vor dem Start nutze ich, um mich noch etwas mit Kati zu unterhalten, da wir uns schon gefühlt ewig nicht mehr gesehen haben. Dabei lasse ich mich leider auch verlocken, mich für meine Verhältnisse viel zu weit vorne im Starterfeld aufzustellen. Als pünktlich um 09.10 Uhr der Startschuss fällt, brauche ich also auch nicht mehr allzu lange zu warten, bis ich mich auf den Weg machen darf. Mit dem gleichzeitigen Start des Marathons, Halbmarathons und der Staffel wollen gut 6.000 Läufer auf die Strecke gelassen werden. Das ist aber kein Problem. Die Thalfinger Uferstraße ist breit und führt erst einmal drei Kilometer entlang der Donau. Da sollte eigentlich jeder sein Tempo finden und genügend Platz zum Laufen haben.

Apropos Tempo finden, darauf musste auf den ersten Kilometern mein Hauptaugenmerk liegen. Ich weiß, dass alle um mich herum zu schnell sind und so lasse ich mich links und rechts überholen. Nach einem Kilometer zeigt mir ein Blick auf meine Uhr, dass ich deutlich zu schnell unterwegs bin und ich versuche etwas Tempo herauszunehmen. Das gelingt mir nicht wirklich und ich bin auch als ich nach drei Kilometern Thalfingen erreiche noch viel zu schnell unterwegs. Komischerweise fühlt es sich aber überhaupt nicht so an und es gelingt mir nicht langsamer zu werden. Ich schwimme locker im Feld mit.

Kurz nach Kilometer 4 überqueren wir das erste Mal die Donau. Vielleicht zähle ich beim nächsten Mal mit, wie oft wir die Flussseite wechseln, ich kann es trotz meiner vierten Teilnahme nicht sagen. Zu verwunden ist die Strecke in Ulm, um es wirklich nachvollziehen zu können. Mit dem Überqueren der zahllosen Brücken, wechseln wir jedoch nicht nur die Flussseite, sondern meist auch gleich noch das Bundesland. Munter geht es im Wechsel zwischen der Doppelstadt Ulm und Neu-Ulm und somit auch zwischen Baden-Württemberg und Bayern hin und her. Auf einer Schleife geht es nun durch Burlafingen hindurch. Wie schon in den vergangenen Jahren ist dies die erste wirkliche Stimmungshochburg. Eine Blaskapelle gibt die „Lustigen Holzhackerbuam“ zum Besten und somit ist auch klar, dass wir uns in Bayern befinden. Die Straße ist gesäumt von unzähligen Zuschauern und natürlich kann ich auch hier kein Tempo herausnehmen. Kurz darauf erreichen wir auch schon die erste Verpflegungsstelle.

Weiter geht es in Richtung Pfuhl. Zwischen grünen Wiesen, bereits abgeernteten Feldern hindurch hat der Einstein Marathon hier den Charakter eines Landschaftslaufes. Pfuhl selbst lassen wir schnell hinter uns liegen und weiter geht es zum Striebelhof und kurz danach wieder direkt an der Donau entlang, erreichen wir bald Kilometer 10. Für mich mal wieder Zeit auf die Uhr zu schauen und ich habe jetzt schon eine gewisse Vorahnung. Ich bin immer noch viel zu schnell und das wird sich später noch rächen. Bereits 500 Meter später steht für die Staffelläufer der erste Wechsel an. Weitere zwei Kilometer laufen wir parallel zur Donau und langsam wechselt der Einstein Marathon vom Landschafts- zum Stadtlauf. Über die Augsburger Straße nähern wir uns Ulm selbst und ich beginne mal wieder die Orientierung zu verlieren. Bei Kilometer 12 auf der Reuttierstraße haben wir erstmals auch eine Begegnungsstrecke und ich sehe auf der anderen Straßenseite Kati laufen. Nachdem ich kurz darauf den Wendepunkt erreicht habe, wird mir bewußt, dass ich nicht weit hinter Kati bin und mir wird erneut klar, dass ich immer noch zu schnell bin.

Das ist jetzt erst einmal egal. Wenn es nicht gut gehen sollte, habe ich ziemlich sicher jetzt schon unnötige Körner verbraten, da kann ich auch gleich so weitermachen. Wir überqueren nun die Gänstorbrücke und laufen in Richtung Willy-Brandt-Platz und erreichen Kilometer 15. Ab jetzt geht es kreuz und quer durch Ulm und wir nähern uns immer mehr der Altstadt. Kurz vor Kilometer 17 habe ich das erste Mal einen Blick auf das Rathaus, das unschwer an seiner beeindruckenden Bemalung aus der Frührenaissance erkennbar ist. Da ich das Rathaus schon im Bericht vom vergangenen Einstein Marathon ausführlich beschrieben habe, will ich mir das an dieser Stelle sparen. Es warten noch genügend Sehenswürdigkeiten auf uns, denn Ulm hat eine wirklich wunderschöne Altstadt. Wir wechseln über die Herdbrücke für eine weitere Schleife durch Neu-Ulm noch einmal auf die andere Donauseite, was mit einer herrlichen Aussicht auf die Ulmer Altstadt belohnt wird. Rund einen Kilometer lang können wir diesen Ausblick vom Jahnufer aus genießen.

 
   
 
Über einen Steg kurz vor der Adenauerbrücke geht es wieder rüber nach Ulm und kurz danach steht auch schon die Streckentrennung des Marathons und Halbmarathons an. Darauf freue ich mich schon ganz besonders. Nicht nur, dass es nun auf der Strecke ruhiger wird und wir Marathonis endlich unter uns sind, gibt Anlass zur Freude. Wir laufen nun auf der historischen Stadtmauer, die 1482 als Bollwerk gegen feindliche Armeen errichtet wurde. Linkerhand haben wir einen schönen Blick auf die Altstadt mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern und rechterhand laufen unterhalb von uns die Halbmarathonis ihrem Ziel entgegen.

So passieren wir auch den Metzgerturm, der 1349 errichtet wurde. Der „Schiefe Turm von Ulm“ ist 36 Meter hoch und neigt sich um 3,3 Grad nach Nordwesten. Sein Namensbruder in Pisa hat mit 3,6 Grad eine unwesentlich größere Neigung. Gerüchten zu Folge hat der Turm seinen Namen von den sparsamen Ulmer Metzgern, die zum Strecken ihrer Würste Sägespäne benutzten. Als die Ulmer Bürger ihnen dahinterkamen, sperrten sie die Metzger in den Turm. Tatsache ist jedoch, dass der Turm seine Schieflage hat, da er auf einem ehemaligen Sumpfgebiet erbaut wurde.

Kurz nach dem Metzgerturm biegen wir nach links ab und dürfen für ein paar Minuten Altstadtluft schnuppern. Wir schlängeln uns durch ein paar Gassen und durch das Tor des Metzgerturms geht es zurück an‘s Donauufer. Zunächst laufen wir nun unterhalb der Stadtmauer immer schön am Donauufer entlang zurück in Richtung Messezentrum.

Wir lassen die Altstadt hinter uns und es geht nun ziemlich lange auf einem Promenadenweg in Richtung Thalfingen. Es wird nun wieder deutlich ruhiger, denn Zuschauer und auch Spaziergänger gibt es hier kaum noch. Bei Kilometer 25 erreichen wir das Kraftwerk Böfinger Halde und eine weitere Verpflegungsstation. Über den Steg des Kraftwerks geht es mal wieder über die Donau und weiter in Richtung Pfuhler Badesee. Nun hat der Marathon endgültig den Charakter eines Landschaftslaufs. Auf einem Feldweg geht es zwischen schattenspenden Bäumen weiter an der Donau entlang, bis wir den Pfuhler See, wie schon im vergangenen Jahr rechts liegen lassen.

Eigentlich genieße ich hier immer die Ruhe, bevor es wieder zurück nach Ulm geht, aber heute kann von einem entspannten Laufen nicht mehr die Rede sein. Mein Schnitt ist nun deutlich in den Keller gegangen und ich verliere nach und nach nicht nur Sekunden, sondern auch Minuten. Ich sehe es dennoch gelassen. Das Zeitlimit in Ulm ist mehr als großzügig und kann kaum ausgereizt werden. Bis Kilometer 35 befinden wir uns nun auf der identischen Strecke vom Pfuhler See bis nach Offenbach wieder. Lediglich kurz nach Kilometer 29 biegen wir kurz nach rechts ab, um den Badesee diesmal auch zu umrunden. Gut anderthalb Kilometer hat diese Runde um den idyllisch gelegenen See und sie gefällt mir sehr gut.

Als wir uns der Ulmer Altstadt wieder näherkommen, läuft es sich auch gleich wieder etwas leichter und es wird auch wieder voll auf der Strecke. Die 10-Kilometer-Läufer wurden in mehreren Startwellen losgelassen und umgeben mich nun ständig. Die letzten Kilometer gehen nun wieder kreuz und quer durch die Altstadt und immer mal wieder runter zur Donau. Meine Orientierung ist wieder dahin, aber es macht nun doch wieder Laune, vorbei an zahlreichen Zuschauern durch die Gassen zu laufen. Hier und da werde ich anhand meiner Startnummer als Marathonläufer zwischen den 10-Kilometer-Läufern erkannt und bekomme wohltuenden Extraapplaus. Zwischen den historischen Fachwerkhäusern kann ich immer wieder einmal den höchsten Kirchturm der Welt erblicken. Das Ziel am Ulmer Münster kommt also näher und so mobilisiere ich meine letzten Reserven und überquere schließlich die Ziellinie, nicht ohne Deutschlands wandelndes Lauflexikon, Artur Schmidt, der die Zielmoderation übernommen hat, gebührend zu begrüßen.

Im Ziel bin ich dann doch ganz schön geschafft und versuche ein ruhiges Plätzchen zu finden, was angesichts der vielen 10-Kilometer-Finisher gar nicht einfach ist. Die Verpflegungsstände lasse ich erst mal aus, das Gewusel ist mir dann doch zu heftig. Auf der Suche nach dem „VIP-Bereich“, der ausschließlich den Marathonfinishern vorbehalten ist, werde ich dann doch fündig. Es hat auch Vorteile, wenn man etwas weiter hinten ins Ziel kommt. Der abgetrennte Bereich ist nahezu verweist und ich kann mich auf einer Bierbank erst mal ausstrecken. Schließlich gesellen sich auch Kati und Axel zu mir und wir lassen den Einstein Marathon revuepassieren. Die Strecke hat uns gefallen, insbesondere die neue Runde um den Pfuhler See kam gut an. Doch leicht hatte es heute keiner. Wir hatten alle drei am Ende ganz schön zu kämpfen.

Wie auch schon in den Jahren zuvor, kann ich den Einstein Marathon nur empfehlen. Die Abwechslung aus ruhigen Passagen, lauten Stimmungsnestern, Landschafts-, sowie der sehenswerten historischen Altstadt sind nahezu einzigartig. Eines werde ich aber in Ulm wohl nie schaffen. Mich zu orientieren. Aber das ist auch irgendwie das Schöne an Ulm, diese verwinkelten Gassen und verwirrende Streckenführung lassen niemals Langeweile aufkommen.
   
 
Greppi
5:00:37

 
 
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