Wenn es bei uns kalt und grau wird, gönne ich mir gerne noch ein paar Tage Sonne. Nicht zum ersten Mal sind Silke und mein Freund Wolfgang mit dabei. Heuer schließt sich auch meine Tochter Jessi mit an und wir wollen uns ein paar Tage in Malaga gönnen. Für mich ist natürlich die Teilnahme am Marathon Pflicht, Wolfgang entscheidet sich, wie schon in den letzten Jahren für den Halbmarathon.
Malaga findet man ganz im Süden von Spanien und gehört zur autonomen Region Andalusien. Mit knapp 600.000 Einwohnern ist Malaga die zweitgrößte Stadt Andalusiens und die sechstgrößte Stadt in Spanien. Günstige Flüge findet man zu dieser Jahreszeit genügend, allerdings muss man einen Zwischenstopp einplanen, denn Direktflüge gibt es kaum und wenn, dann sind diese entsprechend teuer. Dank eines Streiks bei Alitalia, reisen wir einen Tag früher als geplant an und so kommen wir nach einem kurzen Aufenthalt in Rom am frühen Mittwochabend in Malaga an.
Es bleibt also noch Zeit für eine kurze Runde durch die Altstadt um einen ersten Eindruck zu erhalten. Die Masse an Menschen, die sich durch die Gassen schiebt, scheint uns schier zu erschlagen. Es ist richtig was los in Malaga. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die vorweihnachtliche Lichtershow in der Calle Larios. Vierzig Tage lang ist sie dreimal täglich Magnet für tausende von Zuschauern. Beinahe etwas kitschig ist die gesamt Calle von 22 Lichtbögen überspannt und im Takt von Mariah Carey`s „All I want for Christmas is you“ und anderen Weihnachtsohrwürmern blinkt die gesamte Straße im Takt. Tanzend halten die Zuschauer ihre Handys in die Höhe, um das Spektakel filmisch festzuhalten und weltweit im Netz zu teilen.
Die kommenden Tage nutzen wir für eine ausgiebige Besichtigung der schönen, lebhaften Altstadt, sowie des Castillo de Gibralfaro und der La Alcazaba, die am Rande der Altstadt in den Hügeln liegen. Etwas Ruhe findet man am Hafen von Malaga und so vergehen die ersten Tage wie im Flug. Am Samstag machen wir uns dann auf den Weg zur Marathonmesse. Viele Läufer lassen sich mit dem Taxi oder Bus zum Palacio de Deportes Josè Maria Martin Carpena rausfahren. Die Sporthalle ist das Zuhause von Unicaja Malaga, einer von Spaniens Top-Basketballmannschaften, die auch in der Euroleague mitmischen. Für dieses Wochenende gehört die Halle allerdings den Läufern. Nach einer gut einstündigen Wanderung entlang der Costa del Sol erreichen wir die Sporthalle und haben auch schon bald die Startnummer und einen gut gefüllten Starterbeutel in Händen. Die Messe ist gut besucht und bietet wie üblich Sportkleidung, Gels und auch Flyer für weitere Läufe werden verteilt. Ein paar davon stecke ich in die Tasche, vielleicht ist ja für nächstes Jahr etwas Passendes dabei.
Am nächsten Tag heißt es dann früh aufstehen, denn der Start des Malaga Marathons erfolgt bereits um 08.30 Uhr. Nach einem kleinen Frühstück schlendere ich gemeinsam mit Wolfgang durch die noch dunkle Stadt in Richtung Paseo del Parque, wo sich Start und Ziel befinden. In der Stadt ist es noch sehr ruhig, lediglich die Läufer und ein paar Übriggebliebene des Nachtlebens bevölkern die Straßen. So erreichen wir auch problemlos den Paseo del Parque, wo sich schon etliche Starter eingefunden haben. Der Halbmarathon ist mit 2.500 Startern ausgebucht. Beim Marathon selbst gibt es meines Wissens nach kein Teilnehmerlimit. Etwa 3.300 sind heute am Start.
Den Startbeutel mit Wechselkleidung kann man an der nahegelegenen Stierkampfarena abgeben, worauf wir verzichten können, da unser Hotel nur ein paar Minuten vom Zielbereich entfernt liegt. Gut zwanzig Minuten vor dem Start geht schließlich die Sonne auf und wir sortieren uns im hinteren Teilnehmerfeld ein. Der letzte Pacer für die 4:30 Stunden, steht ein paar Reihen vor uns. Es hat gut 12 Grad, so dass ich hoffe, dass es auch bald losgeht. Da im Laufe des Marathons Temperaturen von über 20 Grad zu erwarten sind, bin ich natürlich kurz gekleidet und mich fröstelt etwas.
Schließlich ist es dann auch soweit und wir werden auf die Reise geschickt. Der letzte Marathon des Jahres steht an und ich freue mich auf die kommenden Kilometer. Die ersten Kilometer führen uns in einem großen Bogen um die Altstadt herum auf breiten Straßen und ich genieße die Sonnenstrahlen. Zufrieden stelle ich fest, dass der starke Wind, der uns die vergangenen Tage begleitet hat, heute nur noch ein laues Lüftchen ist und es herrschen ideale Bedingungen. Mein Wohlfühltempo habe ich auch schnell gefunden und ich komme gut voran. Die Straßen säumen anfangs zwar nur weniger interessante Wohnblocks, doch auch zahlreiche Palmen, so dass ich von Beginn vom Flair dieses Marathons begeistert bin. Nach gut acht Kilometern ist die Schleife um die Altstadt beendet und wir biegen auf der Höhe des Starts nach rechts ab in Richtung Hafen.
Zunächst lassen wir das Kunstmuseum Centre Pompidou rechts liegen. Das Museum ist zwar unterirdisch angelegt, doch ein bunter Glaskubus zieht den Blick auf sich. Er sorgt für einen ganz besonderen Lichteinfall im Museum selbst. Ein paar Kurven später steht der Leuchtturm La Farola de Malaga vor uns, wobei es ja eigentlich die Leuchttürmin heißen müsste. Eigentlich heißt der Leuchtturm im spanischen „El Faro“. La Farola ist der einzige Leuchtturm auf der iberischen Halbinsel mit einem weiblichen Namen. Er wurde 1817 gebaut und überstand mehrere Erdbeben, Kriege und Schiffbrüche völlig unbeschädigt. Für uns geht es nun rechts am Leuchtturm vorbei und befinden uns auf dem Pier auf einer Begegnungsstrecke wieder. Die macht wirklich Laune. Hier treffe ich auch Wolfgang wieder, der bereits auf dem Rückweg ist. Am Ende des Piers erreichen wir Kilometer 10 und die Halbmarathonis haben schon beinahe Halbzeit.
Zurück am Leuchtturm geht es nun nach rechts weg und wir laufen gen Süden. Auch hier haben wir auf den nächsten Kilometern eine Begegnungsstrecke vor uns. Es macht wirklich Spaß hier zu laufen, denn rechts von uns liegt die Costa del Sol und zahlreiche Palmen säumen den Weg. Doch von Ruhe kann hier keine Rede sein. Unzählige Mönchssittiche tummeln sich in den Palmen und machen sich lautstark bemerkbar. Was mir gefällt, ist in zahlreichen spanischen Städten jedoch inzwischen zum Problem geworden. Die lautstarken und vermehrungsfreudigen Papageien stammen ursprünglich aus dem Norden Argentiniens und wurden in Spanien teilweise ausgesetzt oder sind einfach aus ihren Käfigen entflogen. Da die Mönchssittiche einheimische Singvögel verdrängen, ist man von ihrer Anwesenheit in den Städten wenig begeistert.
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