Schon Anfang des Jahres wurde ich im Internet auf der Suche nach ein paar neuen Marathons auf den Natur.Vielfalt.Marathon in Tännesberg aufmerksam. Die farbenfrohe Internetseite des Veranstalters war sehr professionell gestaltet und weckte mein Interesse. Lediglich 250 Startplätze waren für den Marathon, Halb- und Viertelmarathon, sowie die Marathonstaffel vorgesehen, wobei sechzig auf den Marathon entfielen. Es schien sich also um eine sehr familiäre Veranstaltung zu handeln.
Doch wo bitte liegt Tännesberg? Man muss auf der Landkarte schon ziemlich weit im bayerischen Osten suchen, um fündig zu werden. Nur ein paar Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, im Oberpfälzer Wald findet man die beschauliche Marktgemeinde im Landkreis Neustadt an der Waldnaab.
Der Ausschreibung ist zu entnehmen, dass der Marathon ausschließlich in den Wäldern Tännesbergs stattfindet. Ein reiner Naturlauf also, was man ja schon dem Namen des Marathons entnehmen kann. Zudem wird viel Wert auf Umweltschutz gelegt. Wie ich einfach mal aus der Ausschreibung zitieren darf: Die Marktgemeinde Tännesberg ist die erste Biodiversitätsgemeinde Deutschlands. Dieses Modell hat den Schutz der biologischen Vielfalt und die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile zum Ziel. Damit wäre auch der Begriff Vielfalt geklärt. Und Marathon ist sowieso klar. Damit wäre also auch der etwas eigentümliche Name dieser Veranstaltung geklärt. Für mich hört es sich gut an. Ich laufe gerne in der Natur und dass es im Oberpfälzer Wald mit Sicherheit auch ein paar Höhenmeter zu erklimmen gilt kommt meiner Vorstellung eines schönen Marathons nochmal entgegen. Kurz gesagt ich bin dabei, bei der Premiere des Natur.Vielfalt.Marathons in Tännesberg.
Gespannt beobachte ich in den Wochen vor dem Marathon auch die Anmeldezahlen auf der Homepage des Veranstalters. Der Halbmarathon, für den es 100 Startplätze gibt, ist schon bald ausgebucht, auch der Viertelmarathon mit 80 Startplätzen ist nahezu voll besetzt. Beim Marathon tauchen knapp über 30 Teilnehmer in der Starterliste auf, weshalb ich auch Bernie und Jan auf den Marathon anspreche. Sie sind dabei und so sind es am Ende 36 Starter beim Marathon.
Wir machen uns schon am Samstagnachmittag auf den Weg, denn wir haben gut 220 Kilometer Anreise bis nach Tännesberg und quartieren uns nach unserer Ankunft erst mal in einem schönen Hotel in Moosbach, gut 10 Kilometer entfernt von Tännesberg ein. Danach wollen wir uns erst mal Tännesberg selbst ansehen und vor allem schon mal das Naturbad Bursweiher suchen. Dort befindet sich das Veranstaltungsgelände. Wir werden schnell fündig. Das Naturbad liegt gut einen Kilometer außerhalb von Tännesberg. Dort wird schon eifrig gewerkelt. Einige Helfer bauen ein Versorgungszelt auf. Alles sieht sehr entspannt und professionell aus. Ich treffe auch auf die beiden Hauptorganisatoren Philip und Michl und wir finden ein paar Minuten, um uns zu unterhalten. Die Stimmung hier ist schon jetzt klasse und macht Lust auf den nächsten Tag.
Ich komme mit einem Helfer ins Gespräch und frage ihn, wie es denn zu der Idee kam, hier einen Marathon zu organisieren. Die Antwort kommt für mich etwas überraschend. Philip und Michl, sind wie alle anderen hier, Mitglieder des örtlichen Sportvereins. Im Verein wird jedoch eher auf Geselligkeit wert gelegt, weniger auf den Sport selbst. 80 Prozent Geselligkeit und 20 Prozent Sport, so in etwa müsse man das sehen, meinte er. Einen richtigen aktiven Läufer gäbe es im Verein eigentlich nicht, aber irgendwann kamen Philip und Michl mit der Idee daher, einen Marathon zu organisieren. Man ließ die beiden Jungs einfach mal vor sich „hinspinnen“, aber plötzlich hatte das Ganze Hand und Fuß. Und wenn ich mich nun so umschaue, muss ich ihm zustimmen. Die beiden haben ordentlich was geleistet. Wir verabschieden uns schließlich bis zum nächsten Morgen und machten uns auf den Rückweg ins Hotel, wo wir uns nach einem wirklich sehr leckeren Essen auf unsere Zimmer verzogen. Auf sechs Uhr wurden die Wecker gestellt, denn der Start erfolgt um 8.30 Uhr schon relativ früh, so hieß es noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Gut eine dreiviertel Stunde vor dem Start fanden wir uns wieder am Bursweiher ein. Die Startunterlagen hatten wir nach wenigen Minuten in Händen. Eine schön gestaltete Startnummer und ein Startnummernband mit dem Natur.Vielfalt.Marathon-Logo wurden uns überreicht. Es war noch ruhig am Weiher, denn der Halb- und Viertelmarathon werden erste eine halbe Stunde bzw. eine Stunde nach uns auf die Reise gehen, so dass meist nur Marathonis anwesend waren.
Das Wetter schien jedenfalls schon mal perfekt mitzuspielen. Strahlendblauer Himmel und angenehme Temperaturen von acht Grad versprachen perfektes Laufwetter. Lediglich der Wind pfiff etwas frostig, so dass sich Bernie und Jan für eine leichte Jacke entschieden. Ich mag es gerne kalt und wollte gleich kurz loslaufen. Um viertel nach Acht war eine kurze Besprechung für uns Marathonis angesetzt, bei der uns die Strecke erklärt wurde. Wie Philip und Michl erklärten, befindet sich die Startlinie auf der Zufahrtsstraße zum Bursweiher. Danach gilt es für zwei Kilometer auf einer geteerten Landstraße zu laufen und danach geht es ab in den Wald und es warten schöne gut zu laufende Forstwege auf uns. Die Marathonstrecke besteht aus zwei Runden. Auf der ersten Runde sollen wir uns an der Beschilderung des Halbmarathons orientieren, da diese identisch sind. Zurück am Bursweiher gilt es diesen einmal zu umrunden und danach wird die Strecke entgegengesetzt gelaufen und wir orientieren uns nun an den Marathonschildern. Eine prima Idee, wie ich finde und ist mir bis jetzt so auch noch nicht untergekommen.
Kurz vor dem Start sehe ich einen Böllerschützen, der gerade dabei ist, seinen Böller zu laden und zu verdichten. Ich spreche ihn kurz an und er versichert mir, dass der Knall nicht allzu laut wird. Er hat sich für eine „Viertelladung“ entschieden, damit niemand vor Schreck aus den Schuhen kippt. Kurze Zeit später stehen wir auch schon an der Startlinie und es geht bald los. Mir gesteht man fünfzig Meter Vorsprung zu, damit ich den Start fotografieren kann. Für mich die Möglichkeit ein paar Läufer auf's Bild zu bekommen, denn ich bin mir jetzt schon sicher, dass es unterwegs einsam werden wird.
Und so setzt sich kurz darauf das Teilnehmerfeld in Bewegung. Ich habe nicht durchgezählt, aber ich denke, dass von den 36 gemeldeten Marathonis nahezu alle am Start gestanden haben dürften. Ich drücke noch schnell zweimal auf den Auslöser und dann ist das Feld auch schon an mir vorbei und ich reihe mich hinten wieder ein.
Über einen kurzen Anstieg geht es ein paar Meter hoch und dann nach rechts weg. Kurz darauf befinden wir uns auf der Landstraße und können uns schon mal warmlaufen. Das ist auch bitter nötig, denn der Wind ist wirklich eisig und ich habe etwas klamme Finger. Doch als wir zwei Kilometer später nach rechts in den Wald eintauchen bin ich warmgelaufen und fühle mich gut.
Die Strecke ist nun einfach zu beschreiben. Es geht einfach immer nur durch den Wald. Keine Sehenswürdigkeiten, keine Ortschaften, einfach nur Wald. Ich finde es herrlich. Vor mir kann ich lange Zeit noch Bernie und einen Mitläufer erkennen. Hinter mir weiß ich mit Jan noch zwei weitere Läufer. Aber ich bin alleine und das ist auch gut so. Immer wieder gibt es ein paar Anstiege zu bewältigen, die auch bald wieder mit Gefällen belohnt werden, auf denen man etwas Tempo machen kann. Nach vier Kilometern erreichen wir schon die erste Verpflegungsstation. Es gibt Wasser, Cola, Iso und Bananen, wie auch an den kommenden Stationen, so dass sicherlich für jeden etwas dabei ist. Die Helfer sind freundlich, motiviert und auch für den ein oder anderen Spaß zu haben. |