19.4.2019 Salzburg Marathon
Autor: Andreas Greppmeir Bericht mit allen Bildern
 
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Salzburg ist für mich immer eine Reise wert und so verschlägt es mich auch nicht zum ersten und vermutlich auch nicht zum letzten Mal in die wohl schönste Barockstadt Österreichs. Tatsächlich nehme ich aber erst zum zweiten Mal bei der inzwischen 16. Austragung des Salzburg Marathons teil. Vor fünf Jahren lief ich erstmals in Salzburg und war von der Strecke und Organisation mehr als angetan. So ist es mal wieder an der Zeit und ich mache mich schon am Freitag gemeinsam mit Silke auf den Weg nach Salzburg.

Nachdem uns die Eisheiligen in den letzten Tagen, ja schon beinahe Wochen kalte Temperaturen bescherten, freue ich mich auf ein sonniges Wochenende, das diverse Wetterdienste für das Marathonwochenende angekündigt hatten. Und tatsächlich war der Frühling zurück. So konnten wir gemeinsam den Freitag und Samstag für ein paar ausgiebige Touren durch die Stadt nutzen. Am Samstagnachmittag führte uns der Weg von der Altstadt auch zum Volksgarten im Ortsteil Parsch hinaus. Dort befindet sich die Eis-Arena, das Zuhause von Red Bull Salzburg, die in der EBEL (Erste Bank Eishockey Liga) regelmäßig ganz vorne mitspielen und auch schon mehrfach österreichischer Eishockeymeister wurden. Da die Saison bereits beendet ist, wurde die Halle erstmals für die Marathon-Messe, sowie für die Startnummernausgabe zur Verfügung gestellt.

Der Umzug in die Eis-Arena kam wohl auch zum rechten Zeitpunkt, denn in diesem Jahr mussten so viele Startnummern wie noch nie zuvor ausgegeben werden. Rund 8.500 Teilnehmer hatten sich für die Lauffestspiele in Salzburg angemeldet. Neben dem neu ins Leben gerufenen Frauenlauf am Freitag über 5,5 Kilometer, gab es am Samstag auch noch den Integrationslauf, einen Junior-Marathon und einen Frühstückslauf. Der 10 Kilometerlauf wird am Sonntag um 08:45 Uhr gestartet. Die beiden Hauptläufe, der Marathon und der Halbmarathon finden eine viertel Stunde später statt. Dabei waren für den Marathon 1.014 Läufer gemeldet. Auf den Halbmarathon entfielen mit 2.537 Teilnehmern erwartungsgemäß die meisten Meldungen.

Ich schlenderte kurz durch die Sport Mall, bei der neben diversen Laufausrüstern, natürlich auch der ein oder andere Laufveranstalter auf sich aufmerksam machte. Dann holte ich mir nur noch kurz meine Startnummer und meinen Starterbeutel ab, was ohne Probleme über die Bühne ging. Nur kurz zögerte ich, da ich gewohnheitsgemäß erst mal in Richtung Marathon marschiere. Diesmal gab es meine Startnummer aber etwas weiter links bei den Halbmarathonis. Tatsächlich bin ich nach langer Zeit mal wieder beim Halbmarathon gemeldet, was meinem Plan für meinen einhundertsten Marathon in drei Wochen geschuldet ist. Etwas neidisch schiele ich aber doch zum Marathonstand hinüber. Gerne würde ich am Sonntag die zwei identischen Runden laufen, aber das kommt für mich leider nicht in Frage. So genieße ich mit meinem prall gefüllten Sackerl über der Schulter noch etwas die Sonne in Salzburg.

Am Sonntagmorgen stehe ich zeitig auf, gönne mir im Hotel ein gutes Frühstück und freue mich schon auf meinen Lauf durch Salzburg. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen und es ist bereits angenehm warm. So nutze ich die drei Kilometer bis zum Startbereich am Ferdinand-Hanusch-Platz gleich mal, um mich etwas warmzulaufen und komme natürlich auch etwas zu früh an. Die verbleibende Zeit nutze ich noch für einen kleinen Spaziergang durch die Getreidegasse. So ruhig und entspannt wie um diese Uhrzeit kann man sonst kaum durch die historische Gasse schlendern. In der schmalen, gut 350 Meter langen Gasse haben sich zahlreiche Traditionsbetriebe und Souvenirgeschäfte angesiedelt. Noch heute zieren schmiedeeiserne Firmenschilder, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind, die Gebäude. Die Hausnummer 9 in der Getreidegasse ist wohl der Hauptanziehungspunkt der unzähligen, überwiegend asiatischen Touristen, die täglich durch die Gasse ziehen. Hier wurde 1756 Salzburgs bekanntester Sohn, Wolfgang Amadeus Mozart geboren. In Mozarts Geburtshaus, wie es in großen Lettern an der Häuserfront zu lesen ist, findet man heute eines von zwei Mozart-Museen in Salzburg.

Auf meinem weiteren Spaziergang durch die Altstadt treffe ich auf Jürgen Englerth, Günter Dieplinger und Andrè Lange. Alle drei sind heute als Pacer beim Salzburg Marathon unterwegs. Mit Jürgen hatte ich schon im Vorfeld ausgemacht, dass ich ihn die erste Runde begleiten werde. So stand für mich ein entspannter Trainingslauf auf dem Programm, bei dem ich auch genügend Zeit zum Fotografieren finden würde. Schließlich habe ich das gesamte Pacer-Team des Salzburg Marathons um mich versammelt und die verbleibende Zeit bis zum Start ist äußerst kurzweilig. Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg in die Griesgasse, wo die Startaufstellung stattfindet. Wir sortieren uns in den blauen Startblock ein, der für Finisher mit einer Zielzeit von über vier bzw. zwei Stunden vorgesehen ist, also ziemlich am Ende des Feldes. Pünktlich um 9:00 Uhr erfolgt schließlich der Start für die Elite, sowie den zweiten Block. Bis ich über die Startlinie laufe, werden noch gut 10 Minuten vergehen.

An der Salzach entlang geht es nun erst mal auf der Peterbrunnstraße in Richtung Südosten und der Sonne entgegen. Bald sind die ersten beiden Kilometer abgespult und wir biegen auf die Hellbrunner Straße und laufen auf die Hellbrunner Allee zu. Auf diesen Streckenabschnitt freue ich mich schon ganz besonders. Zweieinhalb Kilometer geht es nun zwischen schattenspenden Eichen auf der Allee, die die Altstadt mit dem Schloss Hellbrunn verbindet, immer geradeaus. Die Hellbrunner Allee wurde Anfang des 17. Jahrhunderts durch Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems angelegt und ist heute die älteste erhaltene herrschaftliche Allee Mitteleuropas. Dank des herrlichen Wetters haben wir auch einen wunderschönen Blick auf die teils noch schneebedeckten Salzburger Alpen. Rechterhand passieren wir auch immer wieder Herrensitze, wie das Schloss Fronburg oder das Schloss Emsburg. Jürgen und ich schwärmen schon jetzt vom Salzburg Marathon, obwohl er ja eigentlich noch nicht einmal richtig begonnen hat.

Am Ende der Allee erreichen wir das Schloss Hellbrunn selbst. Wir biegen nach rechts ab und laufen durch ein Tor auf einer langen Auffahrt direkt auf das Schloss zu. Der Kiesweg wurde extra für den Marathon mit einem orangen Teppich ausgelegt und sorgt für ein ganz besonderes Feeling. Das Schloss selbst entstand in einer rekordverdächtigen kurzen Bauzeit von 1612 bis 1615. Baumeister Santino Solari, der sich auch für den Salzburger Dom verantwortlich zeigte, schuf hier einen der prächtigsten Spätrenaissance-Bauten nördlich der Alpen. Das Lustschloss wurde durch Fürsterzbischof Sittikus zum Zweck der Lebenslust und Unterhaltung erbaut. Das Areal verfügt auch über Wasserspiele und großzügige Garten- und Parkanlagen. Auch der Salzburger Zoo ist heute auf dem Gelände der Hellbrunner Schlossanlage beheimatet.

Ehe wir uns versehen, haben wir das Schloss auch schon wieder hinter uns gelassen und laufen kurze Zeit später auf der Keltenallee in Richtung Osten. Vor uns liegt wieder ein traumhaftes Panorama mit den schneebedeckten Salzburger Alpen. Für ein paar Kilometer gleicht der Salzburg Marathon nun einem Landschaftslauf. Die Temperaturen haben inzwischen sicherlich schon die zwanzig Gradmarke geknackt und ich freue mich über die schattenspenden Bäume. Auch wenn ich heute nur beim Halbmarathon unterwegs bin, merke ich schon jetzt, dass es dennoch anstrengend werden könnte. Für mich gleicht der Lauf heute einem langen Intervalltraining, da ich immer wieder zu Fotostopps anhalte und anschließend beschleunigt auf Jürgen auflaufe.

 
Wir nähern uns nun wieder Salzburg selbst und in der Ferne kann ich schon die Festung Hohensalzburg erkennen. Durch ein Wohnviertel hindurch nähern wir uns dem Schloss Leopoldskron. Dort habe ich mich mit Silke auch für das Wochenende einquartiert. Erst geht es aber noch ein paar hundert Meter an dem beschaulichen Weiher entlang, der ebenfalls zum Grund des Schloss Leopoldskron gehört. Von hier aus hat man auch einen tollen Blick auf das Schloss. An der König-Ludwig-Straße laufen wir am Weiherwirt vorbei, eine Gaststätte mit einem schönen Biergarten und Blick auf Schloss Leopoldskron, sowie die Festung Hohensalzburg. Von der Qualität der Küche habe ich mich am Samstagabend noch selbst überzeugt und ich kann sie nur jedem Salzburgbesucher empfehlen.

Nun laufen wir an Schloss Leopoldskron vorbei und ich erkenne Silke, die dort vor dem Haupttor auf mich wartet. 1736 ließ der Fürsterzbischof von Salzburg, Leopold Anton Freiherr von Firmian das Schloss als Familiensitz erbauen. Aufgrund seiner besonderen Verbundenheit zum Schloss ließ er sein Herz in der Kapelle des Schlosses begraben. Wie aus den Informationsblättern des Hotels zu erfahren war, diente Leopoldskron als Hauptdrehort für den US-Filmklassiker „The Sound of Music“. Ich will ehrlich sein. Obwohl es sich bei dem Filmmusical aus dem Jahr 1965 um eine der erfolgreichsten Produktionen der Geschichte handelt, habe ich davon noch nie etwas gehört. Jürgen erklärt mir zu meiner Verwunderung, dass den Film in den USA tatsächlich nahezu jeder kennt. Dort ist es ein Klassiker. Vielleicht werde ich diese Bildungslücke an einem verregneten Abend demnächst einmal ausmerzen.

Gut die Hälfte der ersten und meiner einzigen Runde habe ich nun hinter mir und wir nähern uns nun durch ein Wohn- und Geschäftsviertel langsam, aber sicher wieder der Salzburger Innenstadt. Kurz bevor wir die Staatsbrücke über die Salzach überqueren, entdecke ich rechterhand noch die Augustiner Brauerei Mölln, Österreichs größte Brauereigaststätte. Das Brauereigebäude steht heute unter Denkmalschutz. Einst verkauften hier Mönche das Bier noch an der Klosterpforte. Nach dem wir die Salzach hinter uns gelassen haben, tauchen wir endgültig wieder in die Altstadt ein. Unser nächstes Ziel ist der Mirabellplatz. Hier findet man die Universität Mozarteum, sowie die Stadtpfarrkirche St. Andrä. Einen Blick auf das Schloss Mirabell kann man beim Laufen leider nicht erhaschen. Das im 17. Jahrhundert erbaute Schloss und der dazugehörige Mirabellgarten sollten jedoch bei einem Salzburgbesuch auf keinen Fall ausgelassen werden.

Wir schlängeln uns noch etwas durch die Altstadt und schon bald kann ich auch den Salzburger Dom über den Dächern erkennen. Das Ziel ist also nicht mehr weit. Noch einmal überqueren wir die Salzach und finden uns am Ferdinand-Hanusch-Platz wieder, wo wir vor gut zwei Stunden losgelaufen sind. Durch die Griesgasse erreichen wir kurz darauf die Pferdeschwemme vor dem Großen Festspielhaus Salzburg. In Salzburg gibt es heute noch zwei Pferdeschwemmen. Die bekannteste ist wohl die am Festspielhaus, die dort auch nicht zufällig liegt. Das Gebäude des Festspielhauses beherbergte ursprünglich die Hofstallungen des Fürst Erzbischofs und die Pferdeschwemme erfüllte den einfachen Zweck, Pferde zu tränken und zu waschen. Im Zentrum der Schwemme wurde durch den Steinmetz Michael Mandl eine Statue errichtet, die als „Rossbändiger“ bezeichnet wird. Heute erfüllt die Pferdeschwemme keinen praktischen Zweck mehr, fügt sich aber noch immer gut ins barocke Bild der Stadt ein. Touristen fühlen sich beim Anblick der Pferdeschwemme offenbar oft an die Fontana di Trevi in Rom erinnert und werfen Münzen in den flachen Brunnen.

Gleich im Anschluss laufen wir am Großen Festspielhaus vorbei. Eigentlich hat Salzburg zwei Festspielhäuser, das Kleine Festspielhaus wurde aber nach einem Umbau zum „Haus für Mozart“, weshalb sich heute der Begriff Festspielhaus nur noch auf das Große Festspielhaus bezieht. Mit einem Ausmaß von 100 Metern Breite gehört es heute zu den größten Konzertsälen der Welt. Es wurde im Juli 1960 mit Richard Strauss‘ „Rosenkavalier“ unter der Leitung von Herbert von Karajan feierlich eröffnet. Heute locken die Salzburger Festspiele jährlich nicht nur internationale Topstars, sondern auch gut eine viertel Million Besucher in die Stadt.

Und damit liegt der Salzburg Marathon eigentlich auch schon wieder hinter mir. Für die Marathonis geht es in diesem Moment nach links weg auf die zweite Runde. Gerne wäre ich ihnen gefolgt, aber für mich heißt es geradeaus ins Ziel auf dem Universitätsplatz zu laufen. Über einen blauen Teppich durchquere ich den Zielbogen und hoch über mir thront die Festung Hohensalzburg. Eingerahmt von der Rückseite von Mozarts Geburtshaus, der alten Universität, dem Ritzerbogen und Kollegienkirche bietet den Universitätsplatz eine wunderbare Kulisse für einen Zieleinlauf. Ich nehme meine Medaille in Empfang und überhöre die Glückwünsche zu meiner Leistung heute einfach einmal.

Im Zielbereich ist es rappelvoll. Nicht nur die Halbmarathonis tummeln sich nun hier, auch etliche orange Startnummern kann ich erkennen. Einige Marathonis scheinen aufgrund der ungewohnt sommerlichen Bedingungen die zweite Runde ausgelassen zu haben. Auch der spätere Marathonsieger Victor Kipchirchir hatte auf der zweiten Runde mit den noch ungewohnten Temperaturen zu kämpfen. Liebäugelte er vor dem Start noch mit dem Streckenrekord und war nach der ersten Runde auch noch auf einem guten Weg dorthin, so musste in der zweiten Runde doch deutlich Tempo herausnehmen und finishte mit 2:17:02 Stunden etwas unter seinen Erwartungen.
Für mich zählt der Salzburg Marathon mit zu den schönsten Stadtmarathons in Österreich. Die Mischung aus herrlicher Landschaft und damit verbundenen ruhigen Laufpassagen und einer tollen, stimmungsvollen Runde durch die schöne Altstadt machen die „Lauffestspiele in der Mozartstadt“ zu einem unvergesslichen Erlebnis.

   
Greppi

2:20:29
 
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