Das erste Februarwochenende steht an und damit natürlich auch der Thermen-Marathon in Bad Füssing. Dass Bernie, Charly und ich mit dabei sind, ist natürlich keine Frage. Gemeinsam mit dem WEKA-Taxi machen wir uns am Samstagmittag auf den Weg in die niederbayerische Gemeinde. Im Auto beginnt natürlich die Diskussion, wer nun wie oft beim Thermen-Marathon am Start war. So richtig bringt es keiner mehr auf die Reihe. Deshalb habe ich einfach mal recherchiert. Bei Bernie ist es der zehnte Start, davon acht Mal beim Marathon. Charly wird es in diesem Jahr auf neun Marathons in Bad Füssing bringen. Dazu kommt noch ein Halber. Bei mir wird es Marathon Nummer Sechs. Vor meinem ersten Marathon in Bad Füssing bin ich dreimal den Halben gelaufen. Damit sind wir also alle zum neunten bzw. zehnten Mal in Bad Füssing mit dabei. Alte Hasen quasi. Doch noch immer ist die Vorfreude groß.
Wie schon in den in den letzten Jahren checken wir im „Königshof“ ein. Im Foyer entdecke ich ein großes Foto von Jamila aus den Staaten. Vergangenes Jahr lernte ich sie beim München Marathon kennen und brauchte natürlich gleich ein Erinnerungsfoto, das ich ihr zukommen lassen wollte. Anschließend machten wir uns auf in Richtung Johannesbad Therme. Dort gab es wie immer die Startnummern und natürlich auch wieder freien Eintritt ins Thermalbad. Erst als wir schon schrumpelig waren, ging es zurück ins Hotel. Bernie und Charly nutzten die Zeit, um die Sportschau zu verfolgen. Ich drehte eine ausgiebige Runde durch Bad Füssing. Danach ging`s natürlich noch gemeinsam zum Italiener, um uns für den nächsten Tag zu stärken.
Zeitig lagen wir aber dann doch in den Federn, um möglichst ausgeruht beim Marathon am Start zu stehen. Als ich gegen fünf Uhr morgens mal kurz für kleine Jungs musste, war Bernie ebenfalls wach und frage mich, ob ich schon mal aus dem Fenster geschaut hätte. Wie angekündigt, hat es in der Nacht zu schneien begonnen und Bad Füssing war nun weiß. Ich verkrümelte mich wieder ins Bett und als ich um halb Acht einen ersten Blick aus dem Fenster wagte, war ich doch mehr als überrascht. Es schneite immer noch und es lagen schon gut zwanzig Zentimeter Neuschnee. Vom Fenster aus konnte ich zwischen den Absperrgittern den Winterdienst fahren sehen. Das würde mal ein richtiger Wintermarathon werden. Bernie war etwas verunsichert und wusste nicht recht, ob er zu den Straßen- oder Trailschuhen greifen sollte. Ich hatte nur Straßenschuhe mit gutem Profil dabei, so dass mir gar keine andere Wahl blieb. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem wir auch auf Klaus Duwe trafen, schnürte Bernie nochmals um und fädelte den Zeitmesschip in die Trailer ein.
Gemeinsam machten wir uns schließlich erneut auf den Weg in Richtung Johannesbad-Therme. Wir konnten nun schon feststellen, dass die Strecke gut geräumt worden war. Allerdings ließen sich größere Matschfelder nicht vermeiden. Vor allem der Start-/Zielbereich war ein einziger Eis- und Matsch-Parcours. Klar, hier konnten die Winterdienste aufgrund der ausgelegten Zeitmess-Matten nicht räumen. So wurde wohl nur gesalzen. Charlys Handy klingelte. Michael war dran. Er war mit seinen TGVA-Kollegen auf dem Weg nach Bad Füssing und kam auf der Autobahn nicht recht voran. Er würde es nicht rechtzeitig bis zum Start schaffen und bat nachzufragen, ob auch ein verspäteter Start möglich ist. Vor den Thermen diskutierten ein paar Verantwortliche. „Die Regensburger werden es nicht rechtzeitig schaffen“, schnappte ich auf. Nicht nur Michael hatte scheinbar bei der Anfahrt Probleme mit den Straßenverhältnissen. Wir waren froh, schon da zu sein. Schließlich entschieden sich die Organisatoren, den Start aller Läufe um eine viertel Stunde nach hinten zu verschieben, damit möglichst viele Läufer rechtzeitig an der Startlinie stehen können. Für einige hat das gereicht, für Michael nicht.
So stand mit fünfzehn Minuten Verspätung ein dezimiertes Starterfeld vor den Johannesbad-Thermen. Schirmherrin Anja Scherl, die Deutschland bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio beim Marathon vertrat, gab der örtlichen Böllergruppe das Kommando für den gewohnt lautstarken Startschuss. Mit einem „Passt`s auf Euch auf …“, verabschiedete Anja Scherl die Marathon- und Halbmarathonmeute. Die ersten Meter bis zum Kreisverkehr waren schon mal ein wahres Vergnügen. Durch den Matsch ging es los und ich hatte schon nach wenigen Minuten patschnasse Socken. Herrlich. Sollte das so weitergehen, würde es ein wirklich übler Lauf werden. Im Kreisverkehr geht`s rechts weg in Richtung Würding. Es hat nun nicht mehr ganz so viel Matsch, doch ausweichen bringt nichts. Der Matsch spritzt von den Mitläufern bis hoch an die Knie. Ich versuche nun auch gar nicht mehr erst dem Matsch auszuweichen. Einfach mitten durch und zurückspritzen. Eine herrliche Sauerei, wenn es nur nicht so nass und kalt wäre.
In Würding geht es nun nach links weg und wir kommen zur „Bergwertung“. Über eine langgezogene Brücke geht es zunächst etwas rauf und gleich wieder runter. Wir bewältigen die einzig wirklich erkennbaren Höhenmeter. Danach geht es für lange fünf Kilometer auf einem Radweg entlang einer Staatsstraße an Bad Füssing vorbei. Immer geradeaus. Also eigentlich etwas fade, aber auf der ersten Runde noch sehr unterhaltsam, da man unterwegs auf einige Bekannte trifft. Ich habe beide Bernies in meiner unmittelbaren Nähe. Neben „unserem“ Bernie, läuft auch mein regelmäßiger Begleiter Bernie Bucher aus Lichtenwald ungefähr mein Anfangstempo. Dietmar Mücke höre ich hinter mir ratschen. Ich dreh mich kurz um, um zu grüßen, sehe aber nicht Pumuckl, sondern Mozart hinter mir laufen. Pumuckl mit Schuhen hätte wohl auch lächerlich ausgesehen.
Der Radweg ist gut geräumt und nicht nur ich werde warm, auch in meinen Schuhen stellt sich langsam aber sicher ein halbwegs trockenes Gefühl ein. Für etwas Unterhaltung sorgt nun unfreiwillig ein Busfahrer. Da er wohl nicht warten wollte, bis der gesamte Läufertross an ihm vorbeigezogen war, legte er in einer Seitenstraße kurzerhand den Rückwärtsgang ein und übersah wohl den hinter ihm wartenden 5‘er BMW. Diesen schob er kurzerhand gut dreißig Meter rückwärts, bis er auf das verzweifelte Hupen des BMW-Fahrers aufmerksam wurde. Bei der Schadensregulierung wird es vermutlich keine Probleme geben. Notfalls würden sich anhand der Starterliste mit Sicherheit mehrere hundert Zeugen finden lassen.
Schon bald haben wir die erste Verpflegungsstation bei Kilometer Fünf erreicht und ich gönne mir den ersten Becher mit warmem Tee. Kaltgetränke kommen heute nicht in Frage. Einen Kilometer später geht es nach links Weg in Richtung Bad Füssing. Die kurze Begegnungsstrecke am Ortsbeginn von Bad Füssing macht immer Laune. Zeit zum Abklatschen. Dann kommt auch schon die kleine Unterführung, wo ich wieder einmal ganz automatisch den Kopf einziehe. Durch den Altort von Bad Füssing werden wir nun auch mal wieder von Zuschauern angefeuert, bevor es wieder raus in die Prärie geht. Noch zweimal nach links abbiegen und wir sind gefühlt auf dem Rückweg in Richtung Johannesbad Therme. Ein paar hundert Meter vor dem Ende meiner ersten Runde überholt mich der Führende des Halbmarathons. Der finnische Marathonmeister Aki Nummela saut mich dabei nochmal richtig ein. Ich applaudiere ihm trotzdem. Zudem verschärfe ich leicht mein Tempo. Vielleicht tauche ich ja beim Zielfoto neben ihm auf. Damit könnte man schon etwas angeben, knapp hinter dem finnischen Meister übers Ziel zu laufen. Für mich sind jedenfalls die ersten elf Kilometer geschafft und es geht in die zweite, kleinere, aber doch schönere Runde.
|