31.8.2024 Karwendelmarsch
Autor: Mario Peschke  
 
ber24
 

Bei keinem anderen Lauf war ich so oft am Start (mit einem Marsch, der wurde klassisch mit Bergschuhen und Gepäck komplett nur im Gehen absolviert, war ich nun schon 6 Mal dort), dafür muss es ja einen Grund geben. Wenn ich in mich gehe, ist das glaube ich einfach zu beantworten. Mir gefällt das Karwendelgebirge sehr gut und ich fühle mich dort während des Wettbewerbs sehr heimisch. Es ist alles dabei, man kann einiges gut laufen, es gibt 3 Anstiege zu überwinden, der Downhill ist zweimal technisch (Eng und Gramai) anspruchsvoll, die Verpflegungsstationen super bestückt und es herrscht eine super Atmosphäre unter den Läufern und Wanderern sowie an den Verpflegungsstellen, alles top vom Veranstalter organisiert.

Seit der Wiederauflage wurde dieses Jahr der 15. Karwendelmarsch wie immer am letzten Samstag im August abgehalten und es meldeten sich knapp 2.500 Berglauf- und Wanderbegeisterte an. Nicht zu vergessen ist, dass das Event für 2024 in 2 Stunden und 23 Minuten ausgebucht war, das zeigt die Beliebtheit in der Community.
Die Distanzen gehen immer über 52 km beim Karwendellauf von Scharnitz nach Pertisau an den Achsensee und beim Marsch entweder 35 km bis zur Eng oder auch 52 km wie zum Lauf nach Pertisau. Der geringe Unterschied der Wettbewerbe: der Lauf hat natürlich schnellere Zeiten (wobei auch im Marsch gelaufen wird), nur im Lauf gibt es eine Altersklassenwertung und beim Marsch hat man unabhängig von der Anmeldung über 35 bzw. 52 km die Option bei 35 km aufzuhören. Beim Lauf wäre das zunächst ein DNF, man kann sich aber nachträglich auf Antrag in der Marschwertung klassifizieren. Zeitlimit am Karwendelhaus ist bis 11.30 Uhr und an der Eng mit Zeitmatte bis 14.00 Uhr.

Start ist wie immer um 6.00 Uhr früh in Scharnitz, das Wetter war für dieses Jahr blendend warm und sonnig vorausgesagt, in den letzten Jahren gab es auch viel Regen, aber auch Graupelschauer habe ich schon erlebt. Die Bekleidungsfrage war damit einfach, kurz und leicht ohne weiteres Gepäck. Trailweste oder -rucksack ist eigentlich Standard bei den meisten Teilnehmern, ein wenig Wasser mitzunehmen kann trotz der vielen Verpflegungsstationen nicht schaden und die Stöcke/Gels etc. müssen ja auch irgendwie ihren Platz finden.

Einschließlich Ziel gibt es zehn Labestationen, bei 52 km sind es ca. 2.300 Höhenmeter bergauf, bis zur Eng 35 km mit ca. 1.500 hm. Damit kann es losgehen, aufgeregt bin dort schon lange nicht mehr, ich kenne die Streckendetails auswendig. Nach dem Start in Scharnitz gibt es erfahrungsgemäß immer Stau, außer man steht ganz vorne. Man wundert sich auch immer wieder, wie viele Marschierer sich beim Start in den Läuferblock stellen, da noch einige Kilometer weiter wirklich langsame Wanderer mit Startnummer überholt werden. Am besten noch ratschend zu dritt nebeneinander, nein das finde ich überhaupt nicht lustig.

Ist der Teil der Strecke absolviert geht es nach dem Anstieg direkt nach Scharnitz in die Karwendeltäler flach bis zur ersten Verpflegungsstation am Schafstallboden bei km 9,6 weiter. Dieser Streckenteil lässt sich gut laufen, ich gebe aber nicht zu viel Gas, um Kraft für die Berge zu sparen. Ich habe eine kurze Trinkpause eingelegt, Hunger auf Käse- oder Wurstbrote hatte ich noch nicht. Bis zur nächsten Verpflegungsstation am Karwendelhaus (1.771 m Höhe) zieht sich der Weg über eine breite Forststraße nach oben, nicht richtig steil, aber mit meinem geringen Bergtraining – nur an einem Wochenende zwei Wochen davor – für mich nicht laufbar. Damit heißt es zügig marschieren. Am Karwendelhaus hatte ich dann auch Hunger auf das 2. Frühstück und habe bei den Broten neben warmen Kräutertee sowie Holunderwasser zugegriffen.

Nach kurzer Pause sofort weiter und ab in den Downhill bis zum kleinen Ahornboden bei km 24 auf 1.399 m Höhe. Da habe ich vor 2 Jahren richtig Gas gegeben, ich glaube, das war konditionell keine gute Idee und so lief ich dieses Mal mit etwas angezogener Bremse runter. Der kleine Ahornboden ist für mich der schönste Platz dieses Laufs, ich liebe dort die Gegend anzusehen und dann macht es ca. 500 Meter vor der Verpflegungsstation peng. Einmal nicht aufgepasst und schon lag ich flach. Zum Glück nur kleinere Schürfwunden, aber sofort von der Bergwachthelfern an der Station desinfiziert und versorgt. Umherschauen und Laufen ist halt nicht immer die beste Option.

Da es jetzt wieder nach oben zur Falkenhütte bei km 30 auf 1.848 m geht, habe ich mir das angebotene Salz zum Trinken genehmigt, früher habe ich das oft ignoriert, aber alles hat seinen Sinn, man lernt dazu. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt noch richtig gut im Vergleich zu 2022 und konnte auch nach dem bekannten Linksabzweig auf den Bergpfad bis zur Falkenhütte weiter zügig wandern.

An der Falkenhütte genehmigte ich mir einen kurzen Stopp, kurz noch ein Foto gemacht und dann ging es weiter. Zunächst erstmal bergab, aber auch wieder mit einem Gegenanstieg bis zum Abzweig für den Abstieg in die Eng. Der Abstieg ist steil, weist viele Wurzeln auf, hat auch ein paar hohe Stufen zu überwinden. Da ich keine Lust hatte nochmals Kontakt mit dem Boden aufzunehmen und es unter Umständen auch zur Beendigung des Wettbewerbs kommen könnte, habe ich Vorsicht walten lassen und bin das Ganze mit hoher Konzentration angegangen. Diese Strecken werden auch von der Bergwacht kontrolliert, ich habe auch einen Hubschrauber gesehen, der verletzte Sportler aufnimmt. Später habe ich von Anderen gehört, dass der Hubschrauber nochmals dort später im Einsatz war.

Thermen-Marathon
Munich Urban Trail
GaPa Trail
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Allgäu Panorama M.
Karwendelmarsch


   
   
 

Die Eng (Großer Ahornboden) ist das Ziel für den 35 km Marsch, beherbergt ein ganzes Almdorf und ist über eine Mautstraße von Hinterriss zu erreichen. Entsprechend geht es dort wie auf dem Rummelplatz zu. Allzu lang bleibe ich deshalb nicht und schaue, dass ich schnell wieder wegkomme. Aber ohne zwei Becher Heidelbeerschleimsuppe gehe ich nicht (darauf freue ich mich immer; auf Kartoffelsuppe bei der Hitze habe ich dieses Jahr komplett verzichtet). Von der Zeit bin ich gut dabei, knapp über 6 Stunden seit dem Start sind vergangen, das könnte unter 10 Stunden gehen, wenn alles wie 2019 perfekt so weitergeht. Darauf zu spekulieren ist aber viel zu früh, es ist noch ein langer Weg und das nächste Teilstück war konditionell immer eine Problemstelle für mich.

Der letzte Anstieg führt von der Eng als Zwischenziel auf die Binsalm bei 1.502 m bis zum Gramai Sattel auf 1.903 m. Bis zur Binsalm ist es ein megabreiter permanent ansteigender Forstweg, den auch Familien gerne hinaufgehen. Technisch ist nichts zu beachten, ich war dort in den letzten Jahren einfach immer viel zu langsam. Dieses Jahr fühlte ich mich gut und konnte ohne Zwischenpausen bis zur Binsalm durchgehen. Das letzte Stück bis zum Sattel geht durch Latschen und im Vorjahr war ich kaum noch in der Lage dort voranzukommen.

Die Verpflegungsstelle an der Binsalm hatte wie immer Kräutertee und Holunderwasser. Kurz überlegt, ich könnte doch stattdessen ein Radler an der Alm bestellen, das kann nicht schaden und vielleicht sich positiv auswirken. Nicht lange überlegt und eingekehrt, auch wenn das einige Minuten kostet. Siehe da, der Weg durch die Latschen in der Hitze zum Sattel war perfekt, ich fühlte mich so gut wie nie. Kurz ein Foto auf dem höchsten Punkt und runter zum Gramai Hochleger bis zur nächsten Verpflegungsstelle bei 44,50 km auf 1.263 m. Danach geht es brutal bergab, da sind auch entsprechende Warnschilder angebracht, es ist mir ein absolutes Rätsel wie da die Spitze runterrennt, da stoppen überhaupt nicht möglich ist. Auch dort ist wieder die Bergwacht positioniert, da diese Stelle sehr gefährlich ist und es sicher auch Stürze gibt. Ist man an der Gramai Alm bei km 44,5 und 1.263 m angekommen, gibt es für mich nur noch den Gedanken bis zum Ziel zu laufen, um das angestrebte Ziel sub 10 erreichen zu können.

Das Gelände ist mehr als flach, man will rennen, man muss es aber dem Gehirn wirklich eintrichtern, sonst verfällt man automatisch wegen konditioneller Mängel in den Gehmodus. Das ging aber nicht nur mir so, mit anderen habe ich mich kurz unterhalten, sie haben die 10 Stunden Marke aufgegeben. So lief ich mit dem Tempo weiter, welches noch aus dem Körper zu pressen war, vorbei an der letzten VP Falzturner Alm bei km 48, ohne anzuhalten und mehr und mehr auf die Uhr fixiert. Man muss nämlich wissen, dass das Schild an der Gramai Alm "noch 7,5 km zu laufen", nicht stimmt, da das 8-km-Schild erst danach kommt und die Uhr im Ziel bei mir auch bei 52,7km angezeigt hat.

Zwei Kilometer vor dem Ziel war ich mir sicher unter 10 Stunden zu bleiben, ich hatte sogar so viel Zeitpuffer, dass ich mir eine große Gehpause gönnte, und das machte ich dann. Ich spazierte mehr oder weniger durch Pertisau bis ich das Ziel sah und habe nur noch die letzten paar Meter für das Zielfoto mich in die Läuferpose aufgemacht. Im Ziel dann die große Überraschung, es gab eine Karwendel Holz-Medaille, die letzten fünf (bis zu meinem letzten Start in 2022) waren immer gleich, das hat mich richtig gefreut.

Ich hatte mich schon letztes Jahr mit dem New York Marathon in den Laufruhestand versetzt, habe aber seit März wieder an der Isar trainiert, da ich mich Ende letztes Jahr einfach nochmals für den Karwendelmarsch angemeldet hatte. Ist jetzt der Ruhestand für Wettbewerbe final, normal ja, aber wie heißt es so schön „Sag niemals nie“. Den Tegernsee HM laufe ich auch noch einmal mit einer Arbeitskollegin zusammen und vielleicht melde ich mich kurzfristig doch noch zur Ismaninger Winterlaufserie an. Ein lokaler Abschied in meinem Wohnort hätte auch seinen Charme. Laufen werde ich weiter, aber Wettbewerbe erfordern Zeit und Training und mein Knie hält überraschenderweise immer noch. Das Glück will ich aber nicht überstrapazieren, da Bergwanderungen selbstverständlich weiter vorgesehen sind und joggen bei kurzen Distanzen ohne Zeitvorgabe ist ja gesundheitlich auch nicht verkehrt.

 
 
   
 
 
Mario
9:53:58
 
 
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