Bei keinem anderen Lauf war ich so oft am Start (mit einem Marsch, der wurde klassisch mit Bergschuhen und Gepäck komplett nur im Gehen absolviert, war ich nun schon 6 Mal dort), dafür muss es ja einen Grund geben. Wenn ich in mich gehe, ist das glaube ich einfach zu beantworten. Mir gefällt das Karwendelgebirge sehr gut und ich fühle mich dort während des Wettbewerbs sehr heimisch. Es ist alles dabei, man kann einiges gut laufen, es gibt 3 Anstiege zu überwinden, der Downhill ist zweimal technisch (Eng und Gramai) anspruchsvoll, die Verpflegungsstationen super bestückt und es herrscht eine super Atmosphäre unter den Läufern und Wanderern sowie an den Verpflegungsstellen, alles top vom Veranstalter organisiert.
Seit der Wiederauflage wurde dieses Jahr der 15. Karwendelmarsch wie immer am letzten Samstag im August abgehalten und es meldeten sich knapp 2.500 Berglauf- und Wanderbegeisterte an. Nicht zu vergessen ist, dass das Event für 2024 in 2 Stunden und 23 Minuten ausgebucht war, das zeigt die Beliebtheit in der Community.
Die Distanzen gehen immer über 52 km beim Karwendellauf von Scharnitz nach Pertisau an den Achsensee und beim Marsch entweder 35 km bis zur Eng oder auch 52 km wie zum Lauf nach Pertisau. Der geringe Unterschied der Wettbewerbe: der Lauf hat natürlich schnellere Zeiten (wobei auch im Marsch gelaufen wird), nur im Lauf gibt es eine Altersklassenwertung und beim Marsch hat man unabhängig von der Anmeldung über 35 bzw. 52 km die Option bei 35 km aufzuhören. Beim Lauf wäre das zunächst ein DNF, man kann sich aber nachträglich auf Antrag in der Marschwertung klassifizieren. Zeitlimit am Karwendelhaus ist bis 11.30 Uhr und an der Eng mit Zeitmatte bis 14.00 Uhr.
Start ist wie immer um 6.00 Uhr früh in Scharnitz, das Wetter war für dieses Jahr blendend warm und sonnig vorausgesagt, in den letzten Jahren gab es auch viel Regen, aber auch Graupelschauer habe ich schon erlebt. Die Bekleidungsfrage war damit einfach, kurz und leicht ohne weiteres Gepäck. Trailweste oder -rucksack ist eigentlich Standard bei den meisten Teilnehmern, ein wenig Wasser mitzunehmen kann trotz der vielen Verpflegungsstationen nicht schaden und die Stöcke/Gels etc. müssen ja auch irgendwie ihren Platz finden.
Einschließlich Ziel gibt es zehn Labestationen, bei 52 km sind es ca. 2.300 Höhenmeter bergauf, bis zur Eng 35 km mit ca. 1.500 hm. Damit kann es losgehen, aufgeregt bin dort schon lange nicht mehr, ich kenne die Streckendetails auswendig. Nach dem Start in Scharnitz gibt es erfahrungsgemäß immer Stau, außer man steht ganz vorne. Man wundert sich auch immer wieder, wie viele Marschierer sich beim Start in den Läuferblock stellen, da noch einige Kilometer weiter wirklich langsame Wanderer mit Startnummer überholt werden. Am besten noch ratschend zu dritt nebeneinander, nein das finde ich überhaupt nicht lustig.
Ist der Teil der Strecke absolviert geht es nach dem Anstieg direkt nach Scharnitz in die Karwendeltäler flach bis zur ersten Verpflegungsstation am Schafstallboden bei km 9,6 weiter. Dieser Streckenteil lässt sich gut laufen, ich gebe aber nicht zu viel Gas, um Kraft für die Berge zu sparen. Ich habe eine kurze Trinkpause eingelegt, Hunger auf Käse- oder Wurstbrote hatte ich noch nicht. Bis zur nächsten Verpflegungsstation am Karwendelhaus (1.771 m Höhe) zieht sich der Weg über eine breite Forststraße nach oben, nicht richtig steil, aber mit meinem geringen Bergtraining – nur an einem Wochenende zwei Wochen davor – für mich nicht laufbar. Damit heißt es zügig marschieren. Am Karwendelhaus hatte ich dann auch Hunger auf das 2. Frühstück und habe bei den Broten neben warmen Kräutertee sowie Holunderwasser zugegriffen.
Nach kurzer Pause sofort weiter und ab in den Downhill bis zum kleinen Ahornboden bei km 24 auf 1.399 m Höhe. Da habe ich vor 2 Jahren richtig Gas gegeben, ich glaube, das war konditionell keine gute Idee und so lief ich dieses Mal mit etwas angezogener Bremse runter. Der kleine Ahornboden ist für mich der schönste Platz dieses Laufs, ich liebe dort die Gegend anzusehen und dann macht es ca. 500 Meter vor der Verpflegungsstation peng. Einmal nicht aufgepasst und schon lag ich flach. Zum Glück nur kleinere Schürfwunden, aber sofort von der Bergwachthelfern an der Station desinfiziert und versorgt. Umherschauen und Laufen ist halt nicht immer die beste Option.
Da es jetzt wieder nach oben zur Falkenhütte bei km 30 auf 1.848 m geht, habe ich mir das angebotene Salz zum Trinken genehmigt, früher habe ich das oft ignoriert, aber alles hat seinen Sinn, man lernt dazu. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt noch richtig gut im Vergleich zu 2022 und konnte auch nach dem bekannten Linksabzweig auf den Bergpfad bis zur Falkenhütte weiter zügig wandern.
An der Falkenhütte genehmigte ich mir einen kurzen Stopp, kurz noch ein Foto gemacht und dann ging es weiter. Zunächst erstmal bergab, aber auch wieder mit einem Gegenanstieg bis zum Abzweig für den Abstieg in die Eng. Der Abstieg ist steil, weist viele Wurzeln auf, hat auch ein paar hohe Stufen zu überwinden. Da ich keine Lust hatte nochmals Kontakt mit dem Boden aufzunehmen und es unter Umständen auch zur Beendigung des Wettbewerbs kommen könnte, habe ich Vorsicht walten lassen und bin das Ganze mit hoher Konzentration angegangen. Diese Strecken werden auch von der Bergwacht kontrolliert, ich habe auch einen Hubschrauber gesehen, der verletzte Sportler aufnimmt. Später habe ich von Anderen gehört, dass der Hubschrauber nochmals dort später im Einsatz war. |