Ich glaub ich brauch es an dieser Stelle eigentlich nicht mehr zu erwähnen, aber ich tu es trotzdem. Bereits zum achten Mal mache ich mich auf dem Weg nach Sonthofen zum Allgäu Panorama Marathon, weshalb man meinen Namen auch in der aktuellen Broschüre zum APM findet. Noch zwei weitere Teilnahmen und mir wird die Aufnahme in den „Allgäu Legend Club“ zu teil. Doch erst zum dritten Mal nehme ich tatsächlich auch den Marathon unter die Füße. Der Halbe steht nicht mehr zur Diskussion und der Ultra ist zu hart für mich. Punkt. Ende. Ich mag den APM und werde ihn auch weiterhin laufen, etwaige Anspielung an einem erneuten Versuch beim APU ignoriere ich schon im Vorfeld.
So ist es dann am Sonntag in aller Herrgottsfrüh auch endlich so weit. Noch etwas verschlafen schlapfe ich meine Einfahrt runter und da steht auch schon Charly`s Bus. Ich öffne die Schiebetür und es begrüßen mich neben dem Herrn Chauffeur himself, auch noch Bernie und Janosch. Man sind die um diese Uhrzeit schon alle gut gelaunt, ich kann es nicht fassen und verkrümele mich erst mal auf die Rückbank. Vielleicht kann ich bis Sonthofen ja noch etwas die Augen zu machen und ein paar Minuten Schlaf einheimsen.
Doch irgendwie keimt auch in mir die Vorfreude auf dem APM und so bin irgendwann auch ich wach. Wir diskutieren, ob es sich lohnt einen Laufrucksack mitzunehmen, eventuell Laufstöcke, oder gar lange Klamotten am Start. Es ungewohnt frisch und die Wolken hängen tief. Doch es sind für heute „nur“ 22 Grad angesagt. Das ist erstaunlich kalt für den APM, wir sind Temperaturen von über 30 Grad gewöhnt. Ich brauche mir aber keine allzu großen Gedanken zu machen. Ich habe nur Kurzes dabei, Stöcke und Rucksack blieben ebenfalls zu Hause. Bernie kann es sich nicht verkneifen zu erwähnen, dass ich halt ein echter Bergläufer sei, nachdem ich kürzlich in einem Bericht der Augsburger Allgemeinen fälschlicherweise als solcher bezeichnet wurde.
So vergeht die Fahrt wie im Flug und bald parken wir vor dem Allgäu Outlet in Sonthofen ein. Wir holen schnell unsere Startunterlagen und verlegen dann zum Wonnemar, da wir in unmittelbarer Nähe des Ziels parken wollen. Lieber vor dem Start ein paar Meter mehr gegangen als hinterher. Rund eine dreiviertel Stunde vor dem Start machten wir uns dann auf den Weg zurück zum Outlet, wo um acht Uhr gestartet werden sollte. Gegenüber dem Outlet gibt es eine Bäckerei und wir wollten uns noch einen Kaffee gönnen. Lediglich Charly hatte Geld dabei. Bei einem möglichen Ausstieg möchte er das für das Taxi zurück nach Sonthofen parat haben. Taxis und Hubschrauber fliegen bzw. fahren hier auf Rechnung kann ich ihm aus Erfahrung mitteilen und so opfert Charly sein Kleingeld für einen Kaffee für alle.
Zwanzig Minuten später finden wir uns im Startbereich ein. Axel Ott, Kati Schramm und Wolfgang Bernath vom Marathon4you-Team sind auch schon da. Überraschenderweise treffe ich noch auf Alex Schnee, der nur ein paar hundert Meter von mir entfernt wohnt. Er ist furchtbar schnell und so müssen wir uns noch vor dem Start etwas unterhalten, danach wird er mir ziemlich schnell enteilen. Daher kam für mich auch unerwartet der Startschuss. Es ging also los. Zum wiederholten Male lag der Allgäu Panorama Marathon vor mir und ich freute mich riesig.
Die ersten drei Kilometer sind flach und dienen erst mal dem Einrollen und Warmwerden. Ich hielt mich ständig in der Nähe von Bernie und Janosch auf, das Tempo kam mir richtig vor. Nur Charly entschwand auf der Ebene erwartungsgemäß relativ schnell. Nach einem ersten Vorgeschmack und den ersten paar Höhenmetern erreichten wir nach 3,4 Kilometern Hüttenberg, wo die erste Verpflegungsstation aufgebaut war. Ich schnappte mir einen Becher Iso und stärkte mich für den ersten langen Anstieg. Stetig ging es nun nach oben und der Blick zurück nach Sonthofen wurde immer schöner. Das gesamte Allgäuer Alpenpanorama tat sich vor uns auf und erste Sonnenstrahlen waren durch die Wolkendecke zu erkennen. Für mich schon fast der schönste Teil am Marathon.
Ich komme mit einem Mitläufer aus Mönchengladbach ins Gespräch. Er ist zum ersten Mal hier und jetzt schon total begeistert, obwohl er etwas mit den ungewohnten Höhenmetern zu kämpfen hat. Irgendwann entdecke ich vor mir auch Bernie und Charly wieder, die zwischenzeitlich entschwunden waren. Dennoch hatte ich keine Zweifel an meinem Tempo. Es fühlte sich einfach gut an und die noch niederen Temperaturen kamen mir einfach entgegen. Bisher hatte ich den APM noch nie unter 6:30 Stunden gefinisht. Wenn nicht heute wann dann?
So schloss ich immer näher auf Bernie auf und konnte ihn auch irgendwann einholen. Charly habe ich irgendwann unbewusst überholt und so erreichte ich schließlich gemeinsam mit Bernie die Weltcup Hütte Ofterschwang. 7,8 Kilometer hatten wir inzwischen in den Füßen und ich fühlte mich immer noch unglaublich gut. Bei meinen vorrangegangenen Teilnahmen war ich an dieser Stelle schon manchmal ziemlich platt. Aber heute fühlte ich mich einfach gut. Bernie erkannte meine Leistung bis dahin auch gleich lobend an. „Was es doch ausmacht, wenn einen die Presse als Bergläufer bezeichnet!“, witzelte er. Für mich eine weitere Motivation einfach so weiterzulaufen.
Der weitere Weg bis zum Weiherkopf ist einfach nur Allgäu zum Genießen. Anstiege, Bergab-Passagen, Trails. Es ist einfach nur schön und wenn es nicht gerade bergauf geht, lasse ich es richtig laufen. Der steile Anstieg zum Weiherkopf kostet nun zwar doch ziemlich Kraft und ich erreiche ihn zeitgleich mit Bernie. Wir drücken einem Teilnehmer meine Kamera in die Hand und er macht selbstverständlich ein Foto mit der tollen Kulisse im Hintergrund. Doch da naht auch schon Charly und wir warten noch kurz, damit wir schließlich auch alle drei auf`s Bild kommen. |