1.3.2020 Neckarufer Marathon  
Autor: Andreas Greppmeir    
     
 
2020

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Es ist Sonntag, der 25. Oktober 2015, kurz nach 20.00 Uhr. Die Tagesschau läuft und ich mache es mir trotz eines lauen Herbstabends mit meiner Decke auf der Couch bequem. Kurz nachdem die Wettervorhersage verkündet, dass es mit dem goldenen Herbst so weiter geht, schaue ich in die blauen Augen von Horst Lettenmeyer. Im Hintergrund läuft die wohl jedem bekannte Titelmelodie von Klaus Doldinger. Es ist Tatortzeit im „Ersten“, für mich seit Jahren ein Pflichttermin vor dem Fernseher, bevor es wieder in die neue Arbeitswoche geht. Heute läuft bereits die 959. Folge. Der Titel: Preis des Lebens. Die Ermittler heißen KHK Thorsten Lannert und KHK Sebastian Bootz. Sie ermitteln in Stuttgart. Neben München und Wien zählt Stuttgart für mich zu den Top 3 unter den inzwischen zweiundzwanzig Tatort-Städten.

Der Tatort ist wirklich spannend. Nach gut 50 Minuten steht ein fingierter Geiselaustausch an. Die Einsatzkräfte, unterstützt durch das SEK werden zum Max-Eyth-Steg gerufen. Der Einsatz geht schief und man kann wirklich nur den Kopf schütteln.

Heute, über vier Jahre später, hätte ich schon ein paar Minuten früher den Kopf geschüttelt. Ich hätte die Einsatzkräfte wohl nicht zum Max-Eyth-Steg gerufen, sondern zum „Golden Gatele“. Das wäre jedenfalls viel authentischer. Doch als ich 2015 mit meiner Decke auf der Couch lag, konnte ich davon noch nichts wissen und ich hätte wohl auch nicht gedacht, dass das „Golden Gatele“, wie die Stuttgarter den Max-Eyth-Steg scherzhaft nennen, schon bald eine alte Bekannte werden würde.

Es ist Sonntag, der 01. März 2020 und ich bin mit Bernie und Charly bereits zum vierten Mal auf dem Weg zum Neckarufer Marathon in Stuttgart. Start und Ziel sind am Max-Eyth-See, das „Golden Gatele“ muss dabei zweimal überquert werden. Ich freue mich schon seit Tagen auf den Neckarufer Marathon, obwohl mir nach meiner fast vierwöchigen Laufpause aufgrund einer Grippe klar ist, dass ich heute vermutlich nicht die ganzen 42 Kilometer laufen werde. Es sind die vielen Lauffreunde, auf die ich mich freue. Michael Weber vom 100-Marathon-Club hat eben im Jahr der Erstaustragung des 959. Tatorts einen schönen Marathon ins Leben gerufen. Inzwischen ist die maximale Teilnehmerzahl auf 170 angewachsen und die Startplätze sind auch innerhalb weniger Tage vergeben. Viele von ihnen sind Wiederholungstäter und viele von ihnen habe ich inzwischen auch kennengelernt und ich freue mich heute auf ein Wiedersehen.

Gut zwei Stunden dauert die gemeinsame Fahrt nach Stuttgart und schon auf dem Parkplatz am Max-Eyth-See kann ich einige Lauffreunde begrüßen. Auch wenn Handschläge und Umarmungen dank Corona heute teilweise verwehrt werden, ist die Stimmung rund eine Stunde vor dem Start schon super. Eigentlich ist die Zeit fast zu knapp, um sich mit allen Bekannten ausgiebig zu unterhalten. Das marathon4you-Team ist mit Birgit, Norbert, Bernie und meiner Wenigkeit gut vertreten.

Die Abholung der Startnummern am Wassersportcenter direkt am Neckar ist in wenigen Minuten erledigt. Wenn man sich umschaut, sieht man, dass Michael seit der Erstaustragung des Neckarufer Marathons eine deutliche Entwicklung gemacht hat. Statt einem Kreidestrich, den er kurz vor dem Start bei meiner ersten Teilnahme noch auf Teer malte, liegt an selbiger Stelle heute eine blaue Zeitnahme-Matte. Den passenden Mehrwegchip finde ich bei meinen Startunterlagen. Selbst an einen Kabelbinder zur Befestigung am Schuhwerk hat Michael im Gegensatz zu mir gedacht. Meine liegen zu Hause neben der leeren Kaffeetasse.

Der Start- und Zielbereich hat sich inzwischen gut gefüllt, obwohl aufgrund der momentanen Grippewelle einige Teilnehmer kurzfristig absagen mussten. Ein greller Pfiff lässt plötzlich die Gespräche verebben. Michael ruft zum Start. Jeder hat seinen Platz in der Startaufstellung schnell eingenommen. Man merkt, dass hier kaum Neulinge am Start sind. Jeder weiß sich richtig einzuschätzen und einzuordnen, so dass auch pünktlich um 9.00 Uhr der Startschuss fällt. Die sechste Ausgabe des Neckarufer Marathons ist gestartet. Nach dem kurzen Gewitter vom Vortag ist es heute trocken und soll auch während des gesamten Laufs so bleiben. Lediglich gelegentliche Böen werden das Laufen etwas mühsamer machen.

Die ersten zwei bis drei Kilometer nutze ich erst einmal, um mich warmzulaufen und zu schauen wie es so läuft. Schon schnell muss ich erkennen, dass es mir heute etwas schwerer fällt als sonst. Ich mache mir aber keine großen Gedanken, vielleicht legt sich das ja mit der Zeit. Trotz meiner Laufpause hoffe ich insgeheim doch, dass ich vielleicht sogar alle vier Runden unter die Füße nehmen kann. Erst mal geht es immer schön am Neckar entlang in Richtung Norden. Es bilden sich kleinere Grüppchen, die gemeinsam den Neckarufer Marathon unter die Füße nehmen wollen. Für den Großteil der Teilnehmer geht es hier nicht um Bestzeiten, sondern um ein gemeinsames Erlebnis.

Ich habe mit Bernie, Kati und Manfred ebenfalls ein paar nette Gesprächspartner um mich herum und wir wollen so lange wie möglich zusammenlaufen. Die Strecke ist heute auch gut zu laufen. Nur gelegentlich sieht man noch die Spuren des Gewitters vom Vortag und wir müssen um ein paar Pfützen herumlaufen. Bald nähert sich die Neckarschleuse Aldingen. Auf der Wehrbrücke überqueren wir das erste Mal den Neckar und erreichen nach fünf Kilometern die erste Verpflegungsstation. Wie an allen anderen Verpflegungsstellen gibt es auch hier alles was das Läuferherz begehrt, diverse Getränke, Süßes oder Salziges.

Wir stärken uns kurz und machen uns auf den Rückweg in Richtung Wassersportcenter. Auf der gegenüberliegenden Neckarseite geht es nun zurück und wir haben die Möglichkeit mit einem Blick über den Neckar grob abzuschätzen, wie viele Läufer denn noch hinter uns liegen. Es sieht ganz gut aus, da kommen noch einige. Unser nächstes Ziel ist nun der Vier-Burgen-Steg, der 2010 fertiggestellt wurde und uns zum zweiten Mal den Neckar überqueren lässt. Gut 80 Meter ist die Stabbogenbrücke lang und kostete gut 3,5 Millionen Euro. Ein stolzer Preis für eine Fuß- und Radwegbrücke, aber imposant ist das Bauwerk mit ihren 16 Meter hohen Pfeilern allemal. Damit nähern wir uns auch schon dem Ende der ersten Runde und können uns nach zehn Kilometern am Wassersportcenter wieder stärken.

 
 

Es geht nun auf die zweite und schönere Runde, wie ich finde. Gleich zu Beginn laufen wir zwischen Neckar und Max-Eyth-See durch einen schön angelegten Park. Der Max-Eyth-See entstand 1932 durch den Bau einer Staustufe am Neckar. Damals sollte er lediglich als Staubecken dienen und wurde nach dem schwäbischen Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth (1836 – 1906) benannt. Im Laufe der Zeit dehnte sich der Max-Eyth-See auf eine Länge von 600 Metern und eine Breite von 300 Metern aus und wurde zum größten stehenden Gewässer in der Region. Nachdem sich der See und der großzügig angelegte Park immer mehr zum Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entwickelte, wurde das Gelände 1961 unter Naturschutz gestellt. Wir befinden uns nun im nordwestlichen Teil des Sees und erreichen einen Wendepunkt bei dem wir eine kleine Extraschleife um eine Pylone drehen müssen. Mit einem Blick nach links erkennt man eine Vogelschutzinsel, auf der viele bedrohte Vögel eine Heimat gefunden haben. Es wuselt geradezu von Haubentauchern, Kormoranen und Graureihern und anderen Wasservögeln.

Nur wenige hundert Meter später erblicke ich das „Golden Gatele“, über die wir in Kürze zum dritten Mal auf die andere Seite des Neckars wechseln werden. Errichtet wurde der Max-Eyth-Steg 1989 als Hängebrücke, die von zwei Masten getragen wird. Der 114 Meter lange Steg wird von mehreren Stahlseilen gehalten und ähnelt tatsächlich etwas der Golden Gate Bridge, auch wenn diese natürlich ganz andere Ausmaße vorweisen kann. Auf der anderen Seite erreichen wir den Ortsteil Münster und laufen nun an den besten Weinlagen Württembergs, dem Cannstatter Zuckerle entlang, jedoch nie ohne den Neckar aus den Augen zu verlieren. Weiter geht es in Richtung Bad Cannstatt. Die „Rakete“ wartet auf uns.

Zahlreiche Mauern sind in diesem Stadtteil mit Graffitis verziert. Oft handelt es sich um richtige Kunstwerke, gelegentlich um einfache Schmierereien. An einer Säule haben wir schon bei unserer ersten Teilnahme einen großen roten Rakete-Schriftzug entdeckt und uns zum Spaß für ein paar gemeinsame Fotos davor postiert. Seitdem gab es keine Teilnahme beim Neckarufer Marathon ohne eine gemeinsames Rakete-Foto. Für uns ist das immer ein riesiger Spaß.

Ein paar Laufminuten später erreichen wir die Verpflegungsstation bei Kilometer 15 und können uns nochmal für den Rückweg zur Max-Eyth-See stärken. Die nächste Überquerung des Neckers steht kurz vor Kilometer 16 an. Über eine weitere Brücke geht es in den Stadtteil Bad Cannstatt. Links von uns dümpelt im Neckar wie schon in den Jahren zuvor das Theaterschiff „Frauenlob“. Der weitere Weg führt uns durch einen kleinen Park, wieder vorbei an Weinhängen und schließlich zurück zum Max-Eyth-See. Etwas schlängeln wir uns noch durch den Park und erreichen wieder das Wassersportcenter und damit Kilometer 21.

Nun gilt es noch einmal die gleiche Strecke zu laufen. Insgesamt ist das Zeitlimit übrigens mit 6:30 Stunden äußerst großzügig ausgelegt. Auch wenn ich jetzt schon merke, dass es mit dem Marathon heute leider nichts werden wird, so will ich zumindest noch eine dritte Runde laufen. Dies klappt dann auch mehr oder weniger gut und am Ende bin ich mit meinen 31 Kilometern nach meiner krankheitsbedingten Pause doch zufrieden.

Etwas neidisch bin ich den Finishern aber dann doch und zwar auf die liebevoll gestalteten Finisher-Medaillen. Michael sucht sich jedes Jahr ein Bild mit ein oder zwei Teilnehmern, die er dann aufwendig zu Medaillen umarbeiten lässt. Eine tolle Idee. Doch nicht nur an den Medaillen merkt man, dass Michael mit Leib und Seele hinter seinem Marathon steht. Die gesamte Organisation, die Verpflegung, die zahlreichen Helfer lassen hier keine Wünsche offen und das alles für vergleichsweise kleines Geld.

 
   
 
Bernie
5:16:01
 
 
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