Corona macht erfinderisch. Bernie und Andreas Bettingen zeigen in den letzten Monaten immer wieder, dass man Marathons auch mit relativ wenig Aufwand und ohne große Kosten auf die Beine stellen kann. Wobei das nicht heißen soll, dass sich die beiden keine Mühe geben. Die Strecken müssen geplant werden, Medaillen werden in liebevoller Handarbeit gefertigt und auch Urkunden gibt es natürlich wie bei jedem anderen Marathon auch. Die Teilnehmerzahlen steigen im Rahmen des Erlaubten stetig an, so dass inzwischen schon Teilnehmerlimits notwendig sind.
Mit der Streckenplanung hat es sich Andreas Bettingen am Samstag aber dann doch einfach gemacht. Da der Königschlösser Romantik-Marathon in Füssen nicht stattfinden konnte, lud Andreas kurzerhand nach Füssen ein, und zwar auf die Originalstrecke. Zunächst sah es noch so aus, als würden Andreas, Judith und ich den Füssen Marathon nur zu dritt laufen. Doch dann gesellten sich noch Bernie und Charly dazu. Mit den „Drei Assen“ – Axel, Axel und Andy, sowie Kati war auch die baden-württembergische Fraktion gut vertreten. Jürgen Englerth sicherte sich kurz vor knapp auch noch einen Startplatz. Mit Alois aus Brandenburg, der wohl die weiteste Anreise hatte, war auch nur ein Unbekannter in der Teilnehmerliste.
Auch wenn mir die richtigen Marathons fehlen, so erkenne ich doch, dass ein „Corona-Marathon“ auch seine Vorteile hat. Normalerweise wird der Marathon in Füssen am Sonntag um 07:30 Uhr gestartet. Wir starten in diesem Jahr am Samstag um 10:00 Uhr. Das bedeutet nicht nur, dass man am nächsten Tag ausschlafen kann, sondern auch, dass man in der Früh deutlich später aus den Federn kriechen muss. Es entfallen nämlich auch die Vorbereitungen, wie Starterbeutel holen, Startnummer dranpfriemeln und so weiter. Trotzdem sind wir gut eine halbe Stunde vor dem Start in Füssen. Wir wollen schließlich noch unsere Freunde begrüßen und tatsächlich sind auch alle da. Mit Kehli Englerth und Alois` Gattin hatten wir sogar zwei mobile Verpflegungsstationen. Martin übernahm die Funktion als „Besenradler“. Also fast alles wie bei einem richtigen Marathon.
Pünktlich um 10:00 Uhr ging es dann auch in der Kemptner Straße los und wir haben nur ein paar hundert Meter bis wir Füssen hinter uns lassen. Es ist schon angenehm warm und es wird im Laufe des Tages mit Sicherheit noch wärmer. Obwohl nicht davon auszugehen ist, dass es eine ähnliche Hitzeschlacht wie bei meinen beiden vergangenen Teilnahmen werden wird, führen wir in unseren Laufrucksäcken ausreichend Flüssigkeit mit. Damit erregen wir wohl schon von Beginn an Aufmerksamkeit in Füssen, denn das Überqueren von ein paar wenigen Straßen wird uns von den Autofahrern problemlos ermöglicht. Und so machen wir uns auch schon bald auf den Weg in Richtung Hopfen, wo wir den gleichnamigen See anderthalbmal umrunden werden. Es bilden sich schon bald zwei Gruppen, wobei die Schnelleren immer nur ein paar Meter voraus sind.
Auf dem Weg zum und rund um den Hopfensee begegnen wir immer wieder mal Radfahrern, Läufern und Wandern. Wir erhalten immer wieder einmal Applaus. Offenbar muss man gar nicht erklären, was wir hier treiben. Bei uns ebben derweil die Gespräche nicht ab. Es gibt viel zu berichten. Die meisten von uns haben sich lange nicht gesehen. Jürgen und ich stellen fest, dass wir 2015 gemeinsam in Füssen am Start waren. Ich will ihm am See angekommen erzählen, dass damals das Wasser an der Versorgungsstation ausgegangen war, was für mich ein großes Problem darstellte, da es sehr heiß war. Jürgen hatte die Situation selbst auch erleben müssen. Ein paar Kilometer später hätten uns am See normalerweise die Alphornbläser erwartet. In diesem Jahr vertritt sie Kehli. Zeit für eine erste kurze Trinkpause.
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