Irgendwann hatte Karlheinz „Kalle“ Dravec die Idee als Training einen 100-Meilen-Lauf, also gut 164 Kilometer unter die Füße zu nehmen. Damit das ganze nicht zu einsam wird, bat er bei seinen Lauffreunden vom LIWA-Lauftreff um Unterstützung. Maximal 24 Stunden wollte Kalle laufen und erhoffte sich, dass der ein oder andere ihn ein paar Kilometer begleitet. Immer mehr Vereinsmitglieder sagten zu und so entstand bei Kalle die Idee ein richtiges Event draus zu machen. Zunächst nannte er das Ding noch Kalle‘s 24 Stunden-Lauf, dann wurden die „LIWA-Lauftreff 24 Stunden“ daraus. Eine Ausschreibung ging raus, eine Verpflegungsstation wurde organisiert und am Ende standen über 50 Teilnehmer in der Starterliste. Kati und ich erhielten ebenfalls eine Einladung und mussten nicht lange überlegen. Wenn die „Grünen“ rufen, sind wir dabei.
Der Start erfolgte am Freitag um 17.00 Uhr am Vereinsheim „Rädle“ des Radsportclubs Reichenbach. Ziel war an selbiger Stelle genau einen Tag später. Jeder konnte ein- oder aussteigen, wann er wollte und so viele Kilometer abspulen, wie es der Trainingszustand zuließ. Kati und ich hatten uns entschieden einen Marathon zu laufen, was auch das Ziel vieler anderer Teilnehmer war. Loslegen wollten wir so gegen 09.30 Uhr, damit wäre bis zum Zielschluss genügend Zeit, um den Marathon entspannt zu laufen. Doch schon auf meiner Anfahrt begann es ziemlich heftig zu regnen und es ließ auch bis halb Zehn nicht nach. Kati schien so gar keine Lust zu haben bei Regen loszulaufen. Laut Wetter-App würde es in einer Stunde aufhören. Auch dann blieb noch genügend Zeit für einen entspannten Lauf. Derweil konnte uns Cinzia von ihrer Heldentat berichten. Das erste Mal in ihrem Leben war sie 80 km gelaufen.
Die Zeit verging wie im Flug und zwischenzeitlich war auch Kalle von einer neuen Runde zurück. 140 Kilometer hatte er nun in den Füßen und sah aus, als wäre er gerade erst losgelaufen. Noch eine Runde musste Kalle laufen, um die 160 Kilometer vollzumachen. Vier kleine 1-Kilometer-Runden um das benachbarte Stadion würden die 100 Meilen perfekt machen. Für Kati und mich war das die Gelegenheit Kalle bis zu den 160 Kilometern zu begleiten und damit geführt unsere erste Runde zu laufen. So zog auch Kati ihre Laufschuhe an und es tröpfelte nur noch leicht als wir mit rund einer Stunde Verspätung loslegten.
Von Reichenbach ging es zunächst an der Fils entlang in Richtung Plochingen. Im Gegensatz zu den tropischen 35 Grad beim Start am Vortag herrschten nun mit knapp über 20 Grad schon fast ideale Bedingungen. Allerdings war ich nach zwei Kilometern trotzdem tropfnass. Der Regen war quasi ein Aufguss und es lief sich wie in der Sauna. Dennoch fanden wir ein gutes gemeinsames Tempo und Kalle konnte schon mal von den Leistungen der Mitläufer, die vor uns gestartet waren, erzählen. Drei Teilnehmer hatten die 100-Kilometermarke geschafft, damit hätte Kalle nie gerechnet.
In Plochingen angekommen machte mich Kati auf das Hundertwasserhaus aufmerksam, das jedoch etwas abseits der Strecke lag. Auf der zweiten Runden würden wir hier eine Extraschleife drehen, um auch tatsächlich auf die Marathondistanz zu kommen. Kalle machte uns auch noch auf das „Neckarknie“ aufmerksam. In Plochingen fließen die Fils und der Neckar zusammen. Alles in allem eine sehr schöne Strecke bis dahin, vor allem wenn man mit Informationen aus erster Hand gefüttert wird. Über den Ottosteg überquerten wir den Neckar, um anschließend durch den Landschaftspark Buckenwasen zu laufen. Über den Neckarsteg wechselten wir nochmal die Neckarseite und liefen nun entlang des Nackars zurück nach Reichenbach.
Leider mussten wir eine sehr schöne Strecke, die eigentlich geplant war, auslassen, da diese laut Kalle aufgrund der Regenfälle ziemlich überflutet war. Sie hätte direkt an der Fils entlanggeführt. So ging es durch ein Industriegebiet, was unserer Stimmung jedoch nichts anhaben konnte. Bald waren wir wieder zurück am Vereinsheim „Rädle“ und es gab eine erste Stärkung. Das Büffet, das die freiwilligen Helfer des TSV Lichtenwald zusammengezaubert hatten, ließ keine Wünsche offen.
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