Nachdem wir jetzt drei Monate wegen der Corona-Pandemie ausschließlich bei virtuellen Veranstaltungen unserem Marathonvergnügen nachkommen konnten, dürfen seit 8. Juni gemäß der aktuellen bayerischen Notverordnung nun wieder 20 Sportler zusammen trainieren, wenn vorgeschriebene Abstände eingehalten werden. Andreas und Judith aus München haben extra auf diesen Zeitpunkt gewartet um die Starts ihrer „Isar Marathons in und um München“ – aufgeteilt in Version Süd und Nord (Arena Runde) – durchzuführen. Eine Wertung nach den Zählregeln des 100 MC Deutschland ist ihnen wichtig.
Fronleichnam ist für Greppi und mich ein guter Termin so sind wir bei „München Süd“ mit dabei. Die Arena-Runde wird dann praktisch als Doppeldecker am nächsten Tag ausgetragen. Das ist mir und Greppi aber doch zu viel, uns reicht eine Ausgabe.
Start und Ziel ist an der Muffathalle, unterhalb der Ludwigsbrücke an der Isar. Am Feiertag ist in der Früh nix los auf den Straßen, in einer Stunde sind wir im Zentrum von Minga. Parken können wir direkt am Müller‘schen Volksbad neben der Muffathalle. Das Alter sieht man der Badeanstalt schon an, dabei war der neubarocke Jugendstilbau bei seiner Fertigstellung 1901 das größte und teuerste Schwimmbad der Welt und das erste öffentliche Hallenbad von München. Ist immer noch in Betrieb, aber natürlich wegen Corona gerade geschlossen.
Pünktlich zum Glockenschlag um 9.00 Uhr von der gegenüberliegenden Kirche St. Lukas geht’s los Richtung Süden. Nach 200 Meter unterqueren wir die Ludwigsbrücke, Münchens älteste Isarbrücke. Direkt danach steht auf einer Sandbank das Deutsche Museum. Das Gebäude ist auch alt, es wurde 1925 fertiggestellt und im Zweiten Weltkrieg zu weiten Teilen zerstört, danach nur notdürftig wiederhergestellt und seitdem nie mehr richtig saniert. Aber jetzt ist es fällig. Bis zu seinem 100. Geburtstag soll es eigentlich gründlich renoviert werden. Aber wie fast immer: Das Geld reicht irgendwann nimmer, das Architekturbüro ist insolvent, der Zeitplan obsolet. 400 Millionen Euro sollte die Sanierung ursprünglich kosten, jetzt ist die Rede von mindestens 600 Millionen Euro. Schau mer mal ob’s dabei bleibt.
Anschließend sind wir bereits mittendrin in den Frühlingsanlagen und einem großen Nacktbadebereich in den Isarauen, bei schönem Wetter wäre bestimmt schon eine Menge los. „Isar-Riviera“ nennen die Münchner diesen Abschnittt. Über 30.000 Besucher bevölkern die Wiesen und Kiesstrände an sonnigen Tagen. Heute ist es noch trüb, die Wolken hängen tief und hin und wieder nieselt es auch etwas, aber es soll bis Mittag aufreissen, so können wir ungehindert unsere Runde laufen. Nach 3,5 km unterqueren wir an der Brudermühlbrücke den Mittleren Ring. In den ausgedehnten Flaucheranlagen in Sendling bekommen wir kurz einen kleinen Eindruck des einstigen Wildflusscharakters der Isar vermittelt. Hier sind noch ein paar verzweigte Flussläufe, Kiesstrände und kleine Kiesinseln erhalten geblieben.
Zwischen km 5 – 6 ziehen wir am Tierpark Hellabrunn vorbei. Wir passieren das Elchgehege. In etwas Abstand ist durch das dichte Gewächs ein Elchbulle und ein junges Elchkalb zu sehen. Am Steg „An der Marienklause“ überqueren wir die Isar und laufen jetzt zwischen Isar und Isarwerkkanal weiter. Ein toller Abschnitt in Thalkirchen, wir sind vollkommen im Grünen.
Nach einer Stunde (km 8,4) unterqueren wir die Großhesselloher Eisenbahnbrücke, beim Rückweg werden wir ihr von oben einen Besuch abstatten. An einer Wehranlage queren wir nach 11 km den Isarwerkkanal. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt und betreibt die drei Münchener Isarkraftwerke.
Zwischen Km 14 – 18 sammeln wir insgesamt fast 200 Höhenmeter ein. Wir wechseln wieder an‘s Isarufer. Im Wald neben uns gibt’s viele Trails, die werden hauptsächlich von Mountainbikern frequentiert. Wir sind aber nicht schadenfroh über die Truppe, die gerade einen Platten an einem Bike flickt. Mitten in der Isar ragt der Georgenstein in die Höhe, der Felsblock ist rund fünf Meter hoch, 8,4 m lang und vier Meter breit. Zur Zeit der Flößerei stellte er ein gefürchtetes und berüchtigtes Hindernis dar. Hier finden sich besonders heimtückische Stromschnellen im Fluss. Auf dem Stein wurde eine bemalte Blechfigur des Heiligen Georg errichtet. Wenig später sind wir an unserem südlichsten Punkt (km 17) angelangt. Jetzt geht es oberhalb der Isar wieder zurück.
|