Dankend nehm ich die Kühlung von oben auf den ersten 600 Metern, die wir auf der Tartanbahn verbringen, entgegnen. Ein leichter Wind sorgt ebenfalls für Kühlung und es herrschen überraschend gute Laufbedingungen. Das Tempo auf der Bahn ist ziemlich hoch und ich muss, als wir das Stadion verlassen, erst mal deutlich langsamer werden. Leider ist das Fotografieren mit meiner kleinen Kamera so gut wie unmöglich bei diesen Lichtverhältnissen.
Nach fünf Kilometern erreichen wir die erste Verpflegungsstation und es wird Zeit die Hirabira zu aktivieren. Hirabira? – Das ist der schwäbische Name für die Stirnlampe. Denn die Schwaben nennen die Stirn gerne auch Hirn, also „Hira“ und die Birne einer Lampe nennt man hier „Bira“. Also Hirabira an und weiter geht`s. Laut Ausschreibung war das Einschalten der Stirnlampen ab 20:30 Uhr Pflicht, was normalerweise etwas zu früh ist, doch heute ist es wirklich der ideale Zeitpunkt. Es ist schon fast komplett dunkel.
Weiter auf dem Weg nach Sonthofen entdecken wir die Umrisse des Gr ünten, der dem ein oder anderen ja auch vom Allgäu Panorama Marathon her bekannt sein dürfte. Auch der APM bzw. APUT ist hier vertreten. Denn Axel steht an der nächsten Verpflegungsstelle bei Kilometer 10. Leider übersehe ich ihn im Dunkeln mache mich ohne eine Begrüßung auf den Weg. Schon bald sind wir zurück in Immenstadt und haben uns an das Wetter und an die Dunkelkeit gewöhnt. Ich finde es richtig angenehm und bin gut drauf. Das Gewitter hat uns nicht getroffen und ich freue mich immer wieder über das Wetterleuchten, das in der Ferne zu erkennen ist und die Allgäuer Berge toll in Szene setzt. Das feuchte Wetter hat natürlich auch seine Schattenseiten. Da wir uns ja permanent in Wassernähe befinden, wimmelt es teilweise schon arg von irgendwelchen umherschwirrenden lästigen Insekten.
Ich teile mir die Strecke schon von Anfang an mit Kati Schramm und Bernie und wir wollen auch zusammenbleiben. Das Läuferfeld hat sich weit auseinandergezogen und so alleine durch die Nacht ist nicht jedermanns Sache, wie mir Kati zu verstehen gibt. So genießen wir zusammen die weiteren Kilometer und Verpflegungsstationen bis nach Kempten. Viel gibt es ja nicht zu sehen, hier und da huscht ein Tier über die Strecke. Kati macht sich Sorgen um eine Kröte auf der Strecke, die den wenigen Läufern hinter uns zum Opfer fallen könnte und setzt sie kurzerhand ins Gras um.
Wir haben Spaß mit den stets gut gelaunten Verpflegungs- und Streckenposten und nähern uns so ziemlich schnell Kempten. Auf den letzten Metern durch Kempten ist die Strecke mit Fackeln beleuchtet, was uns noch zu einem kurzen Schlussspurt ermutigt. Schließlich laufen wir in die Turbinenhalle eines Allgäuer Energieversorgers ein und werden freudig begrüßt. Es ist inzwischen 1 Uhr nachts und die Halle ist pickepacke voll.
Der „neue“ Illermarathon ist ein wirklich toller Landschaftslauf, auch wenn man die Landschaft aufgrund der Dunkelheit ja kaum zu Gesicht bekam. Es sind nur gelegentlich kleinere Ortschaften zu durchlaufen, in denen meist die gut bestückten Verpflegungsstellen aufgebaut sind. Cola, Iso, Wasser, teilweise Chips und salzige Nüsse geben einem die nötige Energie. Mir gefällt es, die Umgebung mal nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren wahrzunehmen. Das Rauschen der Iller, die uns bestimmt auf 80 Prozent der Strecke begleitet, das Zirpen von Grillen, diverse Froschkonzerte und weidende Kühe sorgen immer wieder für akustische Abwechslung.
Aufgrund der Beschilderung gehe ich davon aus, dass der Weg von Immenstadt nach Kempten auch der des Iller-Trails ist. Es könnte sein, dass sich der eine oder andere unter einem Trail etwas anderes vorstellt. Aber wo ein Trail anfängt und aufhört, hat mir auch noch niemand so genau erklärt. Auf jeden Fall sind beide Strecken (Marathon und Trail) eine ideale Möglichkeit für Trailrunner, das Laufen in der Dunkelheit zu üben.
Eventuelle Befürchtungen sich im Dunkeln zu verlaufen sind umsonst. Die Strecke ist perfekt ausgeschildert, an heiklen Stellen weisen einem Streckenposten den Weg, zudem sorgen diverse Blinkleuchten am Streckenrand für eine gute Orientierung.
Nach einer kurzen Stärkung am Zielbüffet machen wir uns aber auf den Weg nach Hause und schwärmen noch lange von der tollen Premiere im Allgäu. Danke Joachim, auch diese Veranstaltung hast Du wirklich toll hinbekommen. Ich denke, wir sehen uns nächstes Jahr wieder. |