Auf der neben dem Festplatz vorbeiführenden Straße erfolgt pünktlich um 9 Uhr der Start. Ein Konfettiregen aus glitzernden Papierstreifen – wie bei den Champions-League-Sieger-Ehrungen – geht über uns hernieder. Erstmal ganz leicht ansteigend führt uns eine Teerstraße Richtung Brombachsee. Der mäßige Anstieg ist nur kurz, anschließend geht es angenehm abwärts, super zum Einrollen.
Nach zwei Kilometern passieren wir die Mandlesmühle. Sie ist als letzte übrig geblieben. Das prächtig renovierte Anwesen erinnert an die elf Mühlen, die sich entlang des kleinen Flüsschens Brombach reihten und die im Großen Brombachsee untergegangen sind. Jahrhundertelang wurde hier die Wasserkraft genutzt. Einige von ihnen hatten ihren Ursprung im 14.Jahrhundert, wie eben diese Mändlesmühle. Sie wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt und bis 1983 bewirtschaftet. Heute ist in ihr ein staatliches Mühlenmuseum untergebracht sowie eine Ausstellung über Bau, Sinn und Zweck des Seenlandes. An Stelle der Mühlen nutzt jetzt ein kleines Kraftwerk die Energie des Wassers. Die maximale Leistung entspricht einem Vielfachen der Gesamtleistung aller ehemaligen Mühlen.
Km 3, es geht rauf auf den Hauptdamm, der Musikzug Höttingen spielt zur Begrüßung auf, ganz „wia der Ernst Mosch“. Der imposanteste Damm, der den Großen Brombachsee nach Osten hin abschließt, ist 1,7 Kilometer lang und 34 Meter hoch, 137 Millionen Kubikmeter Wasser werden hier zurückgehalten. Kerzengerade geht es über den Damm, mit toller Übersicht über den gesamten Großen Brombachsee. Dichte Wolken trüben zwar etwas die Sicht, aber wer will bei diesem Sommer noch jammern. Die Temperaturen sind mittlerweile ganz angenehm, zumindest für uns Läufer.
An der Arche Allmannsdorf verlassen wir den Hauptdamm und den Asphalt, jetzt geht auf Naturwegen am nördlichen Seeufer weiter. Ganz eben ist die Strecke hier nicht, aber die leichten Wellen fallen kaum ins Gewicht. Immer wieder sind ein paar ganz moderne Kunstwerke Richtung See hin zu bewundern. Vor mir läuft der Gerhard Wally, der hatte einmal einen Traum: 500 Marathons. Die hat er mittlerweile aber schon längst erreicht, als Österreichischer Rekordsammler bringt er es bereits auf 552 Marathons und mehr. Wir hängen beide seit einiger Zeit hinter dem 4-Stunden-Pacer. Ob das für mich gut ausgeht, bin ich mir noch nicht so sicher.
In Enderndorf (km 8) ist mächtig was los, viele Zuschauer haben sich an diesem Hotspot eingefunden. Neben dem Wechselplatz für die Staffelläufer wird hier auch für unser leibliches Wohl gesorgt. Außer Getränken werden Melonen, Bananen, Riegel und auch Energy-Gels angeboten. Ein Sprecher in einer erhöhten Kabine begrüßt uns namentlich beim Durchlauf.
Direkt im Anschluss geht es in kurzen Abständen über die Dämme des etwas höher liegenden Igelsbachsees und des Kleinen Brombachsees. Aus diesen Vorsperren wird der Große Brombachsee befüllt. Im Waldstück zwischendrin unterhalten uns zwei Jungs mit donnerndem AC/DC-Sound. Die Stereo-Anlage steht auf Anschlag, die Schaufensterpuppe im Schiebedach ihres alten Daimler wippt im Takt der vollaufgedrehten Bässe. Geil.
Wir halten uns am Ende des Damms nach rechts, es geht jetzt auf ein zwei Kilometer langes Begegnungsstück am Südufer des Kleinen Brombachsees entlang. Finde ich ganz nett, so bekomme ich einige Spezl und Bekannte vor die Linse. Der erste ist Kraxi. Gestern war er noch beim Bodensee-Marathon in Kressbrunn und hat diesen auch gewonnen, heute hat er sich vor den Karren gespannt und bringt die 3:30-Läufer als Pacer ins Ziel.
Dann kommt Daniel, er ist gerade bei seinem 50. Marathon unterwegs. Einigen wird er vielleicht schon irgendwann einmal aufgefallen sein, er jongliert nämlich bei vielen seiner Läufe drei Bälle, vom Start bis ins Ziel. Nach gut 500 Metern kommt bereits eine Wende für die Halbmarathonläufer, sie müssen nicht so viele Kilometer ausgleichen um auf die korrekte Distanz zu kommen. Marathonis sollten sich nicht verleiten lassen und hier schon umdrehen. Per Zeitmessmatte wird alles überwacht, aber es steht auch ein Ordner da und passt auf, dass wir schön alle weiter laufen.
Meine Augsburger Landsfrau Sybille ist zweite Frau und kommt als nächstes. Super. Und Charly hängt hinten dran. Ja, das macht schon Spaß zu sehen, wo die Freunde so liegen und sorgt für eine schöne Abwechslung, außerdem kann ich einmal ein paar Läufer von vorne knipsen. Nach der Halbinsel im Kleinen Brombachsee dürfen auch wir wenden. Da liegt natürlich auch eine Matte. Auf demselben Weg geht es zurück. Jetzt ist es spannend zu sehen, wer die Verfolger sind.
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