Nach Kandel geht es über eine kurze Landstraße rein in den Bienwald. Bis Kilometer 18 werden wir nun einer breiten Straße durch den Wald folgen, um am Ende in der Ortschaft Schaidt wieder zu wenden. Die Halbmarthonis wenden schon kurz nach 13 Kilometer und es wird deutlich ruhiger. Nun kommen auch erste Gespräche mit den Mitläufern zustande. So schließe ich auf Birgit auf und wir begleiten uns ein paar Kilometer, bis sie mich weiterschickt. Sie findet ich sei ihr zu schnell. Das hat noch nicht oft jemand zu mir gesagt, aber ich entspreche ihren Wünschen und laufe weiter. In Schaidt begrüßt uns eine Blaskappelle und macht Stimmung. Nach dem Wendepunkt kommen wir nochmals in den Genuss den Melodien der Blaskapelle zu lauschen. Kurz danach entdecke ich ein Plakat mit der Aufschrift „Könnten Sie jetzt noch bremsen?“ am Straßenrand. Es soll die Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren des Wildwechsels im Bienwald hinweisen. Ich halte natürlich kurz an, zücke meine Kamera und will das Plakat fotografieren. Passt doch auch für uns Marathonis. In diesem Moment stimmt die Kapelle hinter mir Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ an und ich denk mir: „Nein, jetzt kann ich nicht mehr bremsen!“ Nichts wie weg hier. Schnell verklingen im Wald die letzten Töne und ich habe wieder meine Ruhe.
Ich stecke meine Kamera jetzt mal weg, denn nun geht es ein paar Kilometer zurück in Richtung Kandel, bevor wir nach rechts abbiegen dürfen, um noch tiefer in den Bienwald einzutauchen. Auf diesem Streckenabschnitt kommen mir die schnelleren Läufer auch schon wieder entgegen. Ich freu mich, kann ich doch wieder mit dem ein oder anderen Bekannten abklatschen und freu mich besonders, dass einige von ihnen wirklich fantastisch schnell unterwegs sind. Nur noch selten nehm ich nun meine Kamera, die Läufer werden immer weniger und trotz der tollen Landschaft gibt es halt einfach nur Bäume. Damit habe ich auch mal wieder Zeit, um auf meine Uhr zu schauen. Ich bin im Plan, die 4:30 sollten sich ausgehen. Ein Blick über die Schulter bestätigt mir dies, der Pacer für die 4:30 ist knapp hinter mir. Ich will aber nicht mit einem Pacer laufen und lege noch eine kleine Schippe drauf. Bald hab ich sie abgehängt und komme wieder zurück auf die Bundesstraße, biege nach rechts ab und laufe nun wieder in Richtung Kandel.
Nun nehme ich mir Läufer für Läufer vor und mache so den ein oder anderen Platz gut. Man braucht nun Ziele, schließlich bin ich schon bei Kilometer 30 angekommen und vor mir liegt diese endlose Bundesstraße. Ab und an muss ich schon beißen, verliere aber nicht an Tempo und hole weiter auf. Irgendwann habe ich aber doch das Ende dieses Abschnitts erreicht und biege nach links in Richtung Naturkundehaus ab. Der Kopf sagt mir, dass es nun bald vorbei ist, obwohl schon noch ein paar Kilometer vor mir liegen. Kurz nach der Verpflegungsstation am Naturkundehaus entdecke ich Bernie ein paar hundert Meter vor mir und ich habe ein neues Ziel. Ich laufe jetzt einen Schnitt von deutlich unter Sechs und hole merklich auf Bernie auf. Kurz vor Kandel biegen wir schließlich auf einen kleinen Fußweg ab, wo uns zahlreiche Spaziergänger entgegenkommen, die das fast schon frühlingshafte Wetter genießen und Bernie ist in Griffweite. Ich tippe ihm auf die Schulter, Bernie scheint auch schon etwas zu kämpfen. Flache Straßenläufe sind halt einfach nicht mehr sein Ding. So überhole ich Bernie und kann auch schon bald den Sprecher im Stadion hören. Kurz bevor ich ins Stadion einbiegen und eine letzte Runde auf der Tartanbahn des Bienwald-Stadions laufen darf, meldet sich mein Magen und gibt mir zu verstehen, dass das Tempo, das ich nun laufe, so gar nicht seinen Vorstellungen enstprechen und ich nehme etwas heraus.
Ich genieße die letzte Runde und vernehme beim Zieleinlauf auch schon den Jubel meiner Freunde. Kati, Charly und Jan haben es sich schon auf der Hochsprungmatte direkt hinter dem Ziel bequem gemacht. Oh ja, darauf freue ich mich jetzt auch, aber erst warte ich noch kurz auf Bernie, der kurz hinter mir in Ziel kommt und wir lassen uns gemeinsam ins Gras fallen. Wir sind beide deutlich unter 4:30 geblieben und damit mehr als zufrieden.
Nach einer ausgiebigen Dusche kommen wir gerade noch rechtzeitig zur Siegerehrung und können uns auch noch stärken. Das Angebot ist sehr gut und ich überlege mir noch kurz es mit der örtlichen Spezialität dem Pfälzer Saumagen zu probieren. Den hatte mir Klaus schon im vergangenen Jahr ans Herz gelegt. Aber einen Saumagen habe ich gerade selber und entscheide mich anders. Doch eine „Heiße Wurst im Brötchen“ bringe ich als Bayer dann halt doch nicht über die Lippen. Da es sich ja hier um einen Internationalen Marathon handelt, hat die die nette Dame an der Essensausgabe auch kein Problem, als ich „a Würstl mit Semmel“ bestelle. Frisch gestärkt verabschieden wir uns etwa eine halbe Stunde später von unseren alten und auch neuen Lauffreunden und machen uns auf den Heimweg. Ein toller gemeinsamer Marathontag liegt hinter uns und wir freuen uns alle schon auf ein Wiedersehen, vielleicht ja auch nächstes Jahr in Kandel.
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