Im weiteren Verlauf biegen wir ab in die Kamelitengasse. An der Abzweigung zur Schwedengasse findet man den „Steinernen Mann“. Der Stoinerne Ma, wie die Augsburger sagen, ist eine lebensgroße Steinfigur an der östlichen Stadtmauer. Sie stellt wohl einen einarmigen Bäcker mit einem Laib Brot und einem Schild dar. Weiter geht`s an der Stadtmauer entlang und unterhalb entdeckt man die Leuchtreklame des weltbekannten Konzerns MAN. Auf einer Geraden auf der Thommstraße lassen wir das Fischertor links von uns liegen. Das Fischertor war bereits im Jahr 1328 eine Einlasspforte, genannt Thorlein. Jenseits des Tores befand sich die Fischervorstadt am Senkelbach, in der die sozial schwächer gestellte Schicht der Fischer wohnte. 1609 machte sich Elias Holl erneut in Augsburg zu schaffen und erneute das Tor mit zwei neuen Stockwerken. Trotz allem blieb das Fischertor eher ein Nebeneinlass, da das Wertachbrucker Tor weiterhin als Haupteinlass diente.
Das Wertachbrucker Tor ist ein paar hundert Meter weiter unser nächstes Ziel. Es stammt aus der Zeit um 1370 und diente zunächst als Zolltor, dann als Wehranlage der Stadt Augsburg. 1605 machte sich Elias Holl auch an diesem Tor zu Nütze und erhöhte es. 1805 zog Napoleon durch dieses Tor nach Augsburg ein. Die letzte Restaurierung erfolgte im Jahre 1998. Über die Georgenstraße nähern wir uns dem Mozarthaus. Dort wurde Leopold Mozart, Vater von Wolfgang Amadeus Mozart 1719 geboren. Seit 1937 findet man dort eine Ausstellungs- und Gedenkstätte zur Geschichte der Familie Mozart. Zur Sammlung gehören Bücher, Briefe, Stiche, Notenblätter, sowie Musikinstrumente. Ein original erhaltener Hammerflügel von 1785 auf dem beide Mozarts spielten und von dem sich Wolfgang Amadeus besonders begeistert zeigte, ist das zentrale Ausstellungsstück des Museums.
Nach dem Mozarthaus biegen wir nach rechts in die Jesuitengasse ein. Dort findet man den „Kleinen goldenen Saal“, der natürlich nicht mit dem Goldenen Saal im Rathaus verwechselt werden darf. Es handelt sich um einen spätbarocken Festsaal der ehemaligen Augsburger Jesuitenkongregation St. Salvator. Über die Heilig-Kreuz-Straße nähern wir uns dem Fronhof, der auch schon Teil des Friedensmarathons war. Dabei handelt es sich um einen mit Grünanlagen ausgestatten Hof vor der ehemaligen fürstbischhöflichen Residenz in unmittelbarer Nähe des Doms. Wir dürfen die Grünanlage durchlaufen und ich werfe einen Blick hoch zur Bezirksfinanzdirektion, die hier angesiedelt ist und hoffe, dass sie mir mein nächstes Gehalt pünktlich überweisen.
Nun kommen wir wieder auf eine Begegnungsstrecke. Den Schmiedberg runter, geht es wieder unter dem Leonhardsberg durch und den Perlachberg rauf. Am Rathausplatz ist noch jede Menge los und wir verschwinden gleich darauf in der Steingasse. Es ist ein warmer Abend und es sind nicht nur Laufbegeisterte unterwegs, so dass man sich nun schon ab und an den Weg durch bummelnde Paare suchen muss. Ist aber alles kein Problem und wir biegen nach links in die Annastraße ab, wo sich Geschäft an Geschäft reiht. Die haben aber alle schon zu und wir nähern uns dem Königsplatz. In Augsburg nennt man ihn den „Kö“. In den letzten Jahren wurde er komplett umgestaltet und sieht nun aus, wie aus dem Ei gepellt. Lange mussten Augsburger Autofahrer für dieses Ergebnis leiden. Doch den Kö lassen wir einfach links, besser gesagt rechts liegen. Das nächste Mal biegen wir in die Zeughausgasse ein.
Dort finden wird das gleichnamige Zeughaus, das in den Jahren 1602 bis 1607 von dem bereits mehrfach erwähnten Elias Holl erbaut wurde. Die Barockfassade wurde von Joseph Heintz entworfen. Auf der Ostseite des Gebäudes findet sich eine Bronzegruppe wieder, die den Kampf von Erzengel Gabriel gegen Satan zeigt. Das Motiv findet man auch beim Tura-Michele wieder. Das Tura-Michele ist ein Figurenspiel im Perlachturm, das sich nur einmal im Jahr, nämlich am Michaelitag, sprich am 29. September, in Gang setzt. Zwischen 10 und 18 Uhr sticht an diesem Tag am untersten, mit Blumen geschmückten Fenster des Perlachturms, im Takt der Stundenschläge Michael mit einer Lanze auf den zu seinen Füßen liegenden Satan ein.
Es ist nicht mehr weit und wir sind tatsächlich wieder beim Perlachturm. Wir passieren das Weberhaus noch einmal, diesmal auf der Rückseite und schon sind wir wieder am Rathausplatz und haben einen beeindruckenden Blick auf das Rathaus, sowie den Perlachturm. Zahlreiche Zuschauer auf dem Rathausplatz bilden ein perfektes Bild und ich ordne mich auf die rechte Spur ein, die mich auf die zweite Runde führt. Meine Tochter Jessi wird in ein paar Minuten die linke Spur nehmen und nach 7,5 Kilometern mit vielen anderen Teilnehmern ins Ziel einlaufen.
Jetzt geht`s wieder die Maximilianstraße rauf, rum um die Straßenbahn und zurück zum Rathaus. Dort sehe ich Silke, der ich meine Kamera in die Hand drücke. Auf der ersten Runde bin ich unzählige Male stehen geblieben, um halbwegs unverwackelte Fotos zu Stande zu bringen. Doch nun will ich mal richtig laufen und ich laufe die zweite Runde, für meine Verhältnisse ordentlich schnell. Nicht mal zum Trinken bleibe ich stehen, das erledige ich nun im Laufen. Gelegentlich sehe ich bekannte Gesichter und kann abklatschen. Es macht echt Laune hier zu laufen. Die Zuschauer sind klasse, auch außerhalb der Stadtmitte und so ist die zweite Runde deutlich schneller zu Ende als die erste. Auch auf der dritten Runde lasse ich es fliegen, es macht Spaß. Erst auf den letzten Kilometern geht mir irgendwie die Puste aus und ich beginne zu überlegen, ob drei Runden nicht auch genug wären. Ich schleppe mich den Perlachberg zum dritten Mal hoch und sehe Silke und Jessi. Ich mache natürlich ein freundliches und entspanntes Gesicht, obwohl mir gar nicht mehr danach zu Mute ist. Eigentlich bin ich mir sicher: Nur noch zwei Kilometer, dann ist Schluss. Es reicht.
Ein paar hundert Meter weiter in der Steingasse grinst mich Kati Schramm am Verpflegungsstand an. Sie hatte auf mich gewartet und teilte mir mit, dass sie nach dieser Runde aufhören will. Ich gebe ihr zu verstehen, dass ich das Selbe ebenfalls entschlossen habe und wir wollten gemeinsam ins Ziel laufen. Ich glaube wir sind gemeinsam keine hundert Meter weit gekommen, als wir uns einig waren, dass wir ja zusammen gemütlich ins Ziel joggen könnten. Genau das taten wir dann auch. Wir ließen uns nicht stressen, ratschen ein wenig und trabten gemütlich vor uns hin …. Gehpausen inbegriffen. Im Ziel waren wir trotzdem platt. Die Temperaturen, eine anspruchsvolle, aber wahnsinnig tolle Strecke, hatten uns zu schaffen gemacht.
Meinen Glückwunsch zur einer tollen Premiere konnte ich Lothar noch selbst aussprechen, auch wenn er scheinbar ein paar Probleme erkannt hatte. Ich selbst konnte im hinteren Feld der Teilnehmer eigentlich keine Mängel ausmachen, außer, dass die Strecke auf ein paar Metern äußerst dunkel war. Doch aus, ich will nicht sagen Fehlern, lernt man und es gibt hoffentlich eine Neuauflage. Da kann man dann ja die kleinen Mängel ausmerzen. Alles in allem war es eine wirklich gelungene Premiere, die förmlich nach einer Fortsetzung schreit. |