13.6.2015 Trail de l'Absinthe
Autor: Bernie Manhard Bericht mit 200 Bilder auf
 
 
2015
 
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...
 

Das Val de Travers ist ein rund 15 Kilometer langes Tal im Schweizer Jura und liegt zwischen der Grenze Frankreichs und dem Neuenburger See oder auch Lac du Neuchâtel, wie er in der französischsprachigen Westschweiz auch korrekt geschrieben und gesprochen wird. Langstrecken-Straßenläufern kann ich bei der Orientierung noch etwas nachhelfen: Die Anfahrt verläuft aus Deutschland direkt durch Biel, wovon das Tal etwa 50 Kilometer in südwestlicher Richtung entfernt liegt. Seinen Namen verdankt das Val de Travers der Tatsache, dass es quer liegt, im Gegensatz zu den anderen Juratälern des Kantons Neuenburg.

Veranstaltungsmittelpunkt des Trail de l’Absinthe ist in Couvet. Berühmt geworden ist dieser Ort aber nicht durch die älteste Trailveranstaltung der Westschweiz. Hier liegt die Wiege des Absinth. Die wegen ihrer Farbe und ihrer verzaubernden Wirkung, damals als Grüne Fee bezeichnete Spirituose, wurde ursprünglich als Heilelixier hergestellt und traditionell mit Wasser und Zucker vermengt getrunken. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie zum Kultgetränk der Pariser Künstlergemeinde. Mit dem hochprozentigen Kräuterelixier – der Alkoholgehalt liegt zwischen 45 und 85 % – tranken sich die Bohemiens in Stimmung, aber manchmal auch in den Wahnsinn. Gaugin und Picasso setzten wegen der vermeintlich magischen und bewusstseinserweiternden Wirkung darauf. Toulouse-Lautrec soll sogar die meisten seiner Werke im Rausch gemalt haben und bei van Gogh wird vermutet, er habe sich sein Ohr im Absinthrausch verstümmelt.

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität stand der Absinth in Verruf, abhängig zu machen und schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorzurufen. Zudem sorgten schlechte Weinernten und stetig rückläufige Umsatzzahlen dafür, dass die Weinindustrie im Absinth eine unliebsame Konkurrenz sah, die man beseitigen wollte. Immerhin, 1912 wurden in Frankreich 220 Millionen Liter Absinth konsumiert.

1915 wurde der Wermut letztendlich in einer Reihe europäischer Staaten und den USA verboten, was der Herstellung aber keinen Abbruch tat. So wurde halt illegal produziert. Moderne Studien haben eine Schädigung durch Absinth-Konsum nicht nachweisen können; die damals festgestellten gesundheitlichen Probleme werden auf die schlechte Qualität des Alkohols und die hohen konsumierten Mengen zurückgeführt. Seit 1998 ist Absinth in den meisten europäischen Staaten wieder erhältlich. Auch in der Schweiz sind seit 2005 die Herstellung und der Verkauf wieder erlaubt und so dreht sich in den Schaufenstern in Couvet auch heute wieder alles um den Absinth. Eine kleine Kostprobe liegt auch in unserem Starterpaket.

Heuer feiert man das 20. Jubiläum beim Trail de l’Absinthe, der lange Jahre unter Defi Val de Travers ausgetragen wurde. In all den Jahren wurde der Kurs und auch die Streckenlänge oft verändert, um ein sicheres und attraktives Lauferlebnis bieten zu können. Neben der 75 Kilometer langen Trailstrecke werden noch ein Marathon, eine Marathon-Staffel (3x14 km), ein Semi-Marathon und eine 12 km Runde angeboten. Dazu darf bereits am Freitag bei hochsommerlichen Temperaturen rund um das Veranstaltungsgelände der Nachwuchs zeigen, was er drauf hat.

Die Startunterlagenausgabe befindet sich im Centre Sportif, dem großen Sportzentrum mit Halle und Schwimmbad am Ortsrand von Couvet. Von Vorteil ist sicherlich, wenn man sich auf Französisch verständigen kann. Wir sind hier über dem „Röstigraben“, wie die Schweizer ihre Sprachgrenze auch gerne nennen. Uns helfen Muriel und Patrick weiter, sie sprechen hervorragend deutsch und sind zudem im höchsten Veranstaltergremium.

Couvet   Der Absint bestimmt die Schaufenster   Gewürze für den Absinth
Fertig zum Frühstart Gleich wird gestartet Wir dürfen mit Verspätung noch ran

Frühstart Trail de l‘Absinthe

Um 7:15 Uhr erfolgt der reguläre Start für Trail und Marathon. Heuer werden auf der Trailstrecke die Schweizer Meister im Trailrunning ermittelt, so ist ein hochkarätiges Teilnehmerfeld vor Ort. Das Zeitlimit von 12 Stunden werden die Jungs und Mädels eher belächeln, aber für etwas langsamere Starter kann das bei einer Distanz von 75 km und 3000 Höhenmetern durchaus ein ernst zu nehmendes Problem werden. Nach eingehender Analyse sind Jan und ich der Meinung, das könnte eng werden.

„Volkslauf“ nennt sich seit heuer in der deutschsprachigen Ausschreibung die Möglichkeit, zwei Stunden früher, also bereits um 5:15 Uhr an den Start zu gehen und so das Zeitlimit auf 14 Stunden zu erhöhen. Der Name kratzt irgendwie an meinem Ego, aber in der originalen, französischen Schreibweise klingt das mit „Categorie Populaire“ gleich viel besser. So entscheiden sich Jan und ich auch für die stressfreie Variante. Vom etwa 200 Teilnehmer großen Starterfeld entscheiden sich etwa 50 Trailer für den Frühstart.

Aber Vorsicht, diese Option steht wirklich nur langsameren Teilnehmern zur Verfügung. Damit sich nicht auch schnellere Läufer unter uns Rennschnecken mischen, hat der Veranstalter Vorsorge getroffen. Erst ab 9:50 Uhr darf man den Kontrollpunkt „Carrière de Môtiers“ bei Km 27 passieren. Wer zu früh da ist, muss ganz einfach warten.
Die Nacht wird laut, es gibt ein heftiges Gewitter und starken Platzregen. Aber kurz vor dem Start werden die Himmelsschleusen wieder geschlossen und die Temperaturen sind angenehm runtergekühlt. Jan und ich stehen um 5:10 Uhr an der Kontrollstelle der Pflichtausrüstung. Zwingend vorgeschrieben sind eine Regenjacke, Rettungsdecke, Trillerpfeife, Mobiltelefon, mindestens 0,75 Liter Getränk und ein eigener Trinkbecher. Ich bin wie immer gut ausgestattet und habe noch etwas wärmende Kleidung im Rucksack. Akribisch kontrolliert werden Regenjacke und Handy. Oh shit, Jan hat seines versehentlich im 1,5 km entfernten Hotel liegen gelassen. Es gibt keinen Start ohne Mobiltelefon für ihn. Muriel spricht mit den Zeitnehmern. Ausnahmsweise dürfen wir dem Feld hinterherlaufen.

Um 5:30 Uhr stehen wir wieder, aufgepumpt mit Adrenalin, an der Startlinie zu unserem exklusiven Single-Late-Start. Die Zeitnehmer haben uns registriert und die Startnummern notiert, so kann’s endlich losgehen. Eine Viertelstunde vom Zeitlimit ist aber bereits aufgebraucht, die Uhr läuft auch für uns seit dem Start des „Vorkommandos“. Die ersten 9 Kilometer verlaufen ganz flach im Tal auf kleinen Straßen, meist an der L‘Areuse entlang, die durch das ganze Val de Travers fließt. Gefühlsmäßig viel zu schnell sind Jan und ich unterwegs. Nach 5 km können wir aber dafür bereits das Schlusslicht des vor uns gestarteten Feldes einholen und wenig später gleich noch einmal zwei Starter schnappen. Das macht uns Spaß, die nächsten beiden liegen bereits im Visier.

In Noiraigue wartet die erste Verpflegungsstelle bei Km 9 auf uns, durch ein Spalier von Finishershirts der 19 vorhergegangenen Veranstaltungen werden wir empfangen. Insgesamt 9 Versorgungsstationen sind auf der Traildistanz eingerichtet. Anders als bei vielen anderen Trails setzt man hier nicht auf das Prinzip der Selbstversorgung, sondern will eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Nahrungsaufnahme gewährleisten. Mit einer gefüllten Flasche kommt man so gut von Station zu Station.

Direkt im Anschluss wartet der erste Aufstieg auf uns mit etwa 900 Höhenmetern auf den nächsten 5 Kilometern. Der erste Abschnitt windet sich gleichmäßig auf einem Schotterweg nach oben. Am östlichsten Punkt unserer Strecke stehen wir plötzlich vor einer Zeitmessmatte (KM 10,8). Bei Jan und mir piepst es, so wissen wir, dass unsere Chips funktionieren. Einer ist hinter die Startnummer geklebt und ein zweiter musste am Rucksack befestigt werden. Nachdem wir die erste Wolkenschicht durchquert haben, gibt es schöne Ausblicke über das Tal mit dem abziehenden Wolkenband.

Atemberaubender Creux du Van

Kurz bevor der höchste Punkt des Aufstiegs erreicht ist, lichtet sich der Wald und präsentiert uns erste Einblicke in ein monumentales Amphitheater. Der Creux du Van ist ein riesiger, natürlicher Felsgürtel, rund 200 Meter fallen die Felsen in die Tiefe und bilden einen hufeisenförmigen Kessel von einem Kilometer Durchmesser. Die „Grüne Fee“ begrüßt uns kurz vor Erreichen des Plateaus, wo nach 14 km die zweite Verpflegungsstelle aufgebaut ist. Am VP „Le Solitat“ wird uns ein tolles Frühstück mit allem, was das Herz begehrt, auf einem unglaublichen schönen Aussichtspunkt in 1400 Meter Höhe serviert.

Normalerweise sichern sich in diesem 25 Quadratkilometer großen Naturschutzgebiet Steinböcke, Gämsen und Luchse die Logenplätze, heute dürfen wir ihren Platz einnehmen. Die Strecke führt ein paar Meter hinter der Kante an einer Felsenmauer entlang, man hat in Abständen schmale Einschnitte eingearbeitet, so kann man bis direkt an die Abrisskante gelangen. Ich gönne mir mehrmals diese kleinen Abweichungen von der Laufstrecke, die verlorene Zeit spielt da eine untergeordnete Rolle, ich will die Naturwunder auch richtig erleben, nicht nur im vorbeihuschen. An der Kante geht die sanfte Juralandschaft urplötzlich in die senkrecht abfallende Felswand über, ohne eine Absperrung, es ist atemberaubend. Ich muss tief Luft holen.

Die Naturarena ist das Resultat hartnäckiger Erosion durch Wasser und Eis über 200 Millionen Jahre, ganz unten im Talkessel sprudelt eine Quelle, die „fontaine froide“, deren Wasser das ganze Jahr über konstant 4 Grad kalt ist. Über fast 4 Kilometer kann man oben entlang der Kante laufen, über etwa die Hälfte verläuft die Laufstrecke. Aber die Show geht noch weiter. Über die weitläufigen Wiesenflächen der Hochebene wird uns eine grandiose Aussicht über das Schweizer Mittelland hinüber zu den Alpen geboten. Mont Blanc, Matterhorn und Eiger liegen vor uns, alles Orte, wo Trailrunner weitere Träume wahr machen können.

Sehr abwechslungsreich führt der Weg hinunter ins Tal. Immer wieder führen uns die Wegweiser direkt durch meterhohe blühende Wiesen, wo man nur noch den niedergetretenen Gräsern der Vorläufer folgen kann oder Ausschau nach einem Fähnchen halten muss, um die Fährte im Blick zu behalten. An kritischen Stellen sind aber Helfer postiert, ich werde heute mehrmals zurückgepfiffen. Manchmal sind auch längere Abschnitte über Schotterwege und kurze Asphaltstücke dabei. Hier kann man viel Zeit gutmachen, der 13 Kilometer lange Bergab-Teil ist meist problemlos in höherem Lauftempo zu bewältigen.

Nach 3:40 Stunden Laufzeit erreichen Jan und ich die erste und auch wichtigste Cut-Off-Stelle in „Carrière de Môtiers“. 27 Kilometer sind hier absolviert. Alle Trailer müssen diesen Punkt bis 12:15 Uhr passiert haben, für die regulären 7:15-Uhr-Starter also nach genau 5 Stunden. Wer später ankommt, wird automatisch auf die Marathonstrecke umgeleitet und dort gewertet. Hier findet noch kein Ausschluss des Läufers statt. Das Zeitlimit müsste aber normalerweise für alle problemlos zu schaffen sein.
Neben Trail und Marathon kommen hier auch alle Teilnehmer der anderen Strecken durch, dementsprechend viel ist an der Station los. Viele Zuschauer haben sich eingefunden und eine Gruppe sorgt mit Guggenmusik für Unterhaltung.

 
Die Grüne Fee   Frühstück   Val de Travers
Creux du Van Vor der Abrisskante Blick in die Alpen
Langer Downhill Mitten durch die Wiesen

Aussichtspunkt Chasseron

Wenig später erfolgt dann auch die richtige Streckentrennung, für die Trailer geht es nach links weiter, vorerst noch zaghaft aufwärts. Hier überholt uns bereits der Führende der zwei Stunden später gestarteten Läufer. Ein Franzose hat die Armada der Schweizer Meisterschaftsläufer hinter sich gelassen, erst mit einigem Abstand folgen die Schweizer Asse.

Der Aufstieg wird immer steiler und der Wald wird dichter und verdunkelt sich, es geht über schmale Treppen an moosbewachsenen Felswänden und kaskadierenden Wasserfällen vorbei. Wir befinden uns jetzt in der Poëta-Raisse-Schlucht, viele halten sie für die schönste Klamm des Jura. Die Bied hat sich hier einen eindrucksvollen Weg durch die Felsen gegraben, bevor sie in die Areuse fließt. Nach einem Aufenthalt von Jean-Jacques Rousseau 1874 in Môtiers wurde die Schlucht offiziell eingeweiht und seitdem werden Brücken und Treppen von einem Verein gepflegt und immer wieder gerichtet nach Unwetterschäden.

Durch dichtes Geäst kann man aufregende Blicke tief in die Schlucht werfen. Sehr mystisch zieht sich der Aufstieg dahin, wird steiler und enger. Wir müssen auch immer Platz machen für die Meisterschaftsläufer, die uns jetzt vermehrt überholen. Mir gefällt das, ist eine tolle Sache und sorgt für Belebung. Zudem ist es für mich immer faszinierend, wie sie leichtfüßig aufsteigen und würde es ihnen gerne nachmachen können.

Als wir die Schlucht verlassen, hat die Sonne die Herrschaft übernommen und es ist sehr warm geworden unter einem strahlend blauen Himmel. Die VPs sind aber gut verteilt, so können wir uns bald wieder an einer Almhütte verpflegen und keiner muss verdursten. Am Eingang werden unsere Zeitmess-Chips gescannt, damit hier keiner auf dumme Gedanken kommt. Das wiederholt sich noch mehrmals auf der Strecke und kann auch in der Live-Trail-Auswertung á la UTMB am PC verfolgt werden.

An einem kleinen Skilift vorbei geht es weiter über grüne Wiesen hinauf zum Chasseron auf eine Höhe von 1600 m. Es ist damit einer der höchsten Gipfel des Juras. Das Gipfelkreuz, das eigentlich eher wie ein Dreieck aussieht, zieht mich magisch an. Aber uns bleiben die letzten Meter erspart, so werde ich wieder einmal zurückbeordert von einer aufmerksamen Helferin. Etwas unterhalb führt unsere Route bis an ein Bergrestaurant, wovor unsere nächste Verpflegungsstelle (Km 40) aufgebaut ist. Die fröhlichen Helferinnen haben sich hier wirklich was einfallen lassen. Im Südsee-Look ist die Station dekoriert und es werden dazu auch sehr viele Südfrüchte angeboten.
Die Übersicht über den Neuenburger See und das Schweizer Mittelland ist traumhaft. Dazu noch eine Rundsicht auf die Savoyer, die Walliser und die Berner Alpen, die ihre Spitzen aber etwas in den Wolken verstecken. Wahnsinn, ein toller Ort, ich würde hier gerne einige Zeit verbleiben und eine Rast einlegen, aber das nächste Zeitlimit verhindert das.

Nach den entspannenden Gipfeleindrücken geht es sehr schnell wieder zur Tagesordnung über, der 4 km lange Abstieg vom Chasseron steht an. Anfangs führt der Trampelpfad noch über dichtbewachsene Wiesen, aber bald geht er fast in freien Fall über. Ich gehe es lieber etwas vorsichtiger an, Jan kennt da nix, ist bergab für mich eh nicht zu halten und bald auch nicht mehr in Sichtweite. Im Wald sind die ausgewaschenen und steinigen Pfade vom Gewitterregen in der Nacht noch sehr rutschig, nach einem Absitzer mit blutigem Ellenbogen werde ich noch vorsichtiger. Der Abstieg ist sicherlich das härteste Kriterium des Trail de l’Absinthe. Ich bin froh, hier meine Stöcke dabei zu haben.

Nach 7:36 Stunden Laufzeit erreiche ich den Verpflegungsposten La Côte-aux-Fées bei Km 48. Das bedeutet im Klartext: ich wäre jetzt raus ohne unseren Frühstart! Um 14:30 Uhr werden hier alle ausgeschlossen, die das Zeitlimit von 7:15 h überschreiten. Somit haben wir heute früh alles richtig gemacht, für die restliche Strecke über 27 km bleiben mir jetzt über 6 Stunden Zeit. Da müsste schon Schlimmes passieren …

Nach einer etwas längeren Pause verlasse ich das kleine Bauerndorf, das nur noch knapp zwei Kilometer Luftlinie von der französischen Grenze entfernt liegt. Über eine kleine Landstraße geht es vorerst weiter, die Asphaltabschnitte sind aber immer nur kurz. Bald schlagen wir uns wieder mitten durch die ungespurten Jurahochweiden. Bis zum nächsten VP bei Km 58 geht es wellig weiter, dabei gibt es noch eine mehrere Kilometer lange Bergab-Passage mit mäßiger Neigung und einen etwas kürzeren, dafür aber steileren Abschnitt auf einem schönen Single-Trail durch den Wald zu absolvieren. Ich stecke gerade in einem Tief. Meine Muskeln sind hart und Zeit habe ich genug. Also gehe ich den letzten Pfad, der genau am Versorgungswagen endet, nur noch im Wandertempo an.

Poëta-Raisse-Schlucht   Skilift am Chasseron   Gipfel Chasseron
Neuenburger See Abstieg
Immer steiler Cut-Off-Stelle La Côte-aux-Fées
Talkessel Saint-Sulpice

Nach der VP geht es weiter bergab – nicht mehr körperlich für mich, eine kleine Erholungspause hat mir spürbar gut getan – kleine Straßen und Wege führen über drei Kilometer in den Talkessel von Saint-Sulpice. Wir halten uns hier nicht lange auf, sondern steigen sofort wieder in die Höhen des Neuenburger Juras. 400 Meter über den Häusern umkreisen wir den fast vollständig abgeschlossenen Talkessel. Dabei gibt es immer wieder wunderschöne Ausblicke hinunter durch die dichte Bewaldung zu erspähen.

Wechselnd geht es weiter, mal auf kleinen Straßen über offene Hochflächen, mal wieder auf Trails im Wald. Der Höhenzug führt direkt Richtung Couvet. Längere Steigungen und Gefälle sind dabei nicht mehr zu bewältigen. Die letzten 5 km werden in Kilometerabständen runtergezählt, über die gesamte Strecke geschah dies in Fünferschritten. Bei Km 71 ist nochmal eine lustige Versorgungsstation errichtet, die ich jetzt bei hohen Temperaturen dringend nötig habe. Die kleine Urlaubsinsel ist bestens bestückt. Die letzte Getränkeaufnahme liegt bereits über zwei Stunden für mich zurück und meine Flasche ist leer.

Direkt im Anschluss geht es in den Wald und den Abhang hinunter, der Abstieg ist noch einmal ein echter Kracher: Steil, steinig und ruppig. Wenn es für mich am heutigen Tag irgendetwas zu meckern gibt, dann ist es die Beschilderung auf den letzten fünf Kilometern, der Ausschilderer hat dabei sicher nicht seinen besten Tag erwischt. Die Abstände scheinen mir eher „Pi mal Daumen“ gesetzt zu sein. Auf meiner Uhr beträgt der Abstand zwischen Km 5 und 4 genau 1,7 km, 300 Meter weiter ist das 3er-Schild gesetzt und es geht so weiter, ich nehme es dann doch etwas belustigt hin.

Am Ortsrand von Couvet werden wir sicher über die Straße geleitet, mit leichtem Gefälle geht es durch den Ort. Anwohner haben nochmal eine private Wasserstelle bereitgestellt. Dann liegt mir das Sportzentrum zu Füßen, die letzten 400 Meter führen um die Halle und über den Rasenplatz ins Ziel wo Jan bereits auf mich wartet. Zwei Punkte für den UTMB dürfen wir uns nach 74,2 km und 3130 Höhenmeter auf der Live-Trail-Auswertung gut schreiben.

Saint-Sulpice   Schlussabstieg   Ehrenrunde
Geschafft Das tut gut Jan & Muriel
Jan
Bernie
12:12:03
12:40:11
 
 
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