Bis km 10 kann ich meist mit Jan oder sogar ein Stück vor ihm laufen, aber plötzlich zieht er das Tempo an, was mir dann doch etwas zu hoch ist, so lasse ich ihn ziehen. Kurz nach dem zwölften Kilometer ist die Wende für die Halben. Die Schnellen unter ihnen können wir schon seit einigen Kilometern auf der Gegenseite beobachten, ein ca. 8 km langer Abschnitt bis zum Marathon-Wendepunkt beinhaltet heute permanenten Läufer-Gegenverkehr. Fast schnurgeradeaus zieht sich die Kreisstraße 15 dahin, das ist schon eine kleine mentale Prüfung.
Vor dem Ort Schaidt kündigt eine Guggenmusik eine größere Zuschaueransammlung an. Direkt vor den Musikern biegen wir rechts ab und laufen zu unserem ersten Wendepunkt, aber die Hälfte ist hier noch nicht geschafft. Eine Kamera nimmt uns alle unter die Lupe, damit auch keiner bescheisst und schon vorher den Rückweg antritt. Erstaunlich wenige liegen hinter mir, anscheinend sind hier meist schnelle Hasen am Start. Nachdem die letzten Nachzügler durch sind, gibt es eigentlich vorerst nichts mehr zu beobachten, man könnte fast die Augen zu machen und einfach nur geradeaus laufen.
Bis kurz nach der Halbmarathonmarke wo wir von der Kreisstraße auf einen schmaleren und nicht mehr so ganz perfekt asphaltierten Weg einbiegen, kommt niemand mehr entgegen und ich bin ziemlich einsam unterwegs. Das ändert sich schlagartig beim Abbiegen, jetzt kommt wieder der Gegenverkehr mit dem vorderen Läuferfeld von der zweiten Wendepunktmarke zurück. Im Zickzack müssen wir fünf Kilometer bis zu dieser Wende hinter uns bringen. Magic ist dabei, heute als Privat-Pacer. Dann kommt Charly, noch immer mit Wildkatze im Schlepptau und Jan. Er ist auch wieder gut drauf, obwohl er ja angeblich nur beim Zeichnen einen Monat in Portugal war.
Kurz vor Büchelberg ist die Wende zwei erreicht. Ich habe das Gefühlt, die Strecke steigt hier etwas an, wenn auch nur ganz schwach. Ein paar Helfer sind hierher abkommandiert und wachen darüber, dass alles in geregelten Bahnen abläuft. Eine mitlaufende Kamera lässt wieder keinen Platz für Beschiss. Erst nach dem Wendepunkt kommt Greppi, er liegt etwa einen guten Kilometer hinter mir, Schwäche darf ich da aber nicht zeigen, sonst ist der Vorsprung schnell aufgebraucht. Ergo: Man steht ständig etwas unter Druck, wenn man weiß, wie weit vor oder hinter einem die Freunde liegen. Man beobachtet automatisch deren Positionen. Wer’s mag, ich bin lieber entspannter unterwegs.
Zwei Mal wurden auf diesem Kurs bereits Deutsche Meisterschaften (1984, 1989) und sogar eine Quali für die Olympischen Spielen (1984) ausgetragen. Kurz bevor es wieder auf die Kreisstraße 15 zurückgeht, wird der 30. Kilometer erreicht. Jetzt kann man wieder die Augen zumachen. Es geht wie schon gewohnt nur mehr „Straight ahead“. Mir brennen mittlerweile schon ganz leicht die Sohlen, bin das Laufen auf Teerstraßen nicht mehr gewöhnt. Etwa bei km 37 biegen wir links ab und einen Kilometer später verlassen wir den Bienwald.
Schon das Ziel vor Augen, überholt mich urplötzlich Greppi, er hat die zweite oder dritte Luft bekommen, mich in der Ferne ausgemacht und sich an mich ansaugen können. Ich glaube zum ersten Mal bei einem Marathon, kann er mich überholen. So ein Saukerl. Mir fehlt die Form um mich anzuhängen und gönne ihm den Triumph. 40 Sekunden kann er mir noch bis ins Ziel abnehmen. Jetzt muss ich mir natürlich einen Rachefeldzug ausdenken und a bisserl mehr trainieren …hahaha. Die Zeit ist nicht überwältigend, zwei Minuten fehlen mir auch auf meine Füssing-Zeit, aber ist ok, ich bin zufrieden, vor allem weil meine Waden Ruhe gegeben haben.
Jan lichtet uns noch beim Zieleinlauf ab und Charly hat es sich, wie im Vorjahr auf der Hochsprungmatte im Stadion bequem gemacht …mit einem anderen Kätzchen, die erste hat sich ja aus dem Staub gemacht. Ganz so eintönig wie befürchtet, empfand ich die Runde dann doch nicht. Im Bienwald war es wunderschön, auch wenn nicht gerade auf meinem Lieblingsbelag, aber ein gutes Training war es allemal. So bleibt mein Resümee: Kann man schon mal machen! Unser Ausflug war auf alle Fälle spitze und hoffentlich bringen wir bald mal wieder eine weitere gemeinsame Marathongruppe zusammen.
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