Bis etwa Kilometer 7 geht der Spaß, dann verlassen wir den Wald und der Boden unter den Füßen wird wieder härter, sprich: Asphalt ist die Unterlage auf den nachfolgenden 7 Kilometern. Nach der Durchquerung des kleinen Weilers Altfaltern passieren wir einen Autofriedhof. Ein Anblick den man so gar nicht mehr gewohnt ist. Auf einer riesigen Fläche stehen hier hunderte von Autowracks und warten …ja, auf was warten sie eigentlich. Ich weiß es nicht, wie das hier gehandhabt wird, auf alle Fälle gibt es keine Einzäunung, man könnte sich problemlos bedienen.
Am Ende des Schrottplatzes biegen wir nach links auf die Staatsstraße FRG40. Da hier mit Straßenverkehr zu rechnen ist, werden wir per Schild angewiesen, auf der linken Straßenseite zu laufen. Aber, man könnte das auch vernachlässigen, mir kommen auf den 5 Kilometern, die über die Straße führen, nicht mehr als eine Handvoll Fahrzeuge entgegen, meist auch nur Traktoren die nicht mit größerem Tempo unterwegs sind. Aber, auch der Abschnitt bleibt recht anspruchsvoll und auch kurzweilig, denn es geht natürlich …immer rauf und runter.
Bei KM 11 sind rechts der Strecke mit Adleraugen unsere Schlösser Englburg und Fürstenstein auszumachen. Wenig später wartet in Kollnberg die zweite Verpflegungsstelle auf uns, neben Wasser, Iso und Cola werden für hungrige auch Bananen angeboten.
Kurz nach dem „Museumsdorf Bayerischer Wald“ ist der Asphalt-Abschnitt beendet, am Dreiburgensee (KM 14) geht es wieder auf Naturwege. Wer sich die Hinweistafeln und auch Markierungen an Bäumen um den See näher ansieht, wird bestimmt auf ein Zeichen aufmerksam, das wie ein blaues „S“ aussieht. Hierbei handelt es sich um Zubringer, Rundwege oder Alternativrouten zum Goldsteig Premium-Fernwanderweg, der im Übrigen mit demselben Logo gekennzeichnet ist, nur in Gelb. Mit 660 Kilometern ist er der längste und vielseitigste unter Deutschlands Qualitätswanderwegen. Er führt durch die faszinierenden Mittelgebirgslandschaften des Oberpfälzer und Bayerischen Waldes, dabei durch einen Nationalpark und fünf Naturparks.
Natürlich wird für besonders hartgesottene auch hier ein verrückter Trail angeboten. Beim, vom „Hexer“ Michael Frenz organisierten Goldsteig Ultra Race sind bei einem Zeitlimit von 192 Stunden die kompletten 661 km zurückzulegen, die auch noch 19.000 Höhenmeter im Anstieg aufweisen. Damit ist er auch Europas längster nonstop Ultralauf. Im Vorjahr waren im Übrigen 32 „Verrückte“ am Start, davon konnten Fünfe die Strecke bewältigen. Da brauchen wir uns heute über unser „Marathönchen“ nicht beklagen. Nächster Starttermin ist der 24. September. Na, wer hat Lust?
Nach halber Seenumrundung ist vor einem Biergarten die nächste VP3 aufgebaut, hier steht auch alkoholfreies Bier im Angebot. Trailig geht es weiter um das natürliche Ende des Dreiburgensees herum. Eine weitere Trinkstation erwartet uns 2,5 km später an der Bründl-Kapelle. Zum Wallfahrtskirchlein Maria Bründl pilgern schon seit vielen Jahrhunderten immer wieder Gläubige um mit der heilsamen Quelle ihre Augenleiden zu heilen. Meine Sehkraft ist noch einigermaßen ok, daher begnüge ich mich mit Cola, das hilft mir gerade mehr weiter, aber es läuft für meine Verhältnisse immer noch ausgesprochen super. Ich warte ja eigentlich darauf, dass Jan mich von hinten aufrollt, ihn konnte ich schon lange nicht mehr auf Distanz halten. Aber nix ist von ihm zu sehen, auch nicht beim Zieldurchlauf zur zweiten Runde.
Am VP1 hat man aufgerüstet, ich erkundige mich über den goldgelb glänzenden Inhalt in den Bechern auf dem Tisch. „Das ist Bier, aber leider mit Alkohol“, bekomme ich zur Antwort. Ich opfere mich, bevor das Gebräu lack wird. Weiter geht’s mit meinen Lieblingsabschnitt durch die Prager Schikane. Von hinten kommt heute nix mehr, ich kann meinen Platz halten und bin total happy, auch wegen der Zeit, aber vor allem weil ich heute absolut beschwerdefrei unterwegs war.
970 H öhenmeter zeigt mir meine Uhr am Ende. Wirklich steil war‘s nie, aber wie gesagt: es geht nur rauf oder runter und ist schon recht anspruchsvoll, aber es macht wirklich Spaß. Hinterm Zieleinlauf gibt es, wie bei Sportveranstaltungen mittlerweile gewohnt, alkoholfreies Weissbier, vor dem Eventzelt Gemüsesuppe gratis für alle Teilnehmer und dazu das herrliche Ambiente des Bayerischen Waldes. Da kommt man doch gerne wieder.
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