Der Hornisgrinde Marathon war mir bei der Suche nach interessanten Laufevents in den letzten Jahren immer wieder mal untergekommen und somit ein Begriff. Irgendwie schenkte ich ihm jedoch nie Beachtung, da ich ihn aufgrund des Namens eher dem hohen Norden der Republik zuordnete. Ein Fehler, wie ich schließlich feststellen musste, denn er findet in Baden-Württemberg, genauer gesagt im nördlichen Schwarzwald statt und ist von mir aus in gut drei Stunden zu erreichen.
Der Hornisgrinde Marathon findet bereits zum 45. Mal statt und ist einer der ältesten in Deutschland. Trotzdem gibt der Name immer mal wieder Rätsel auf. Einen Ort, was naheliegend wäre, mit diesem Namen gibt es nicht. Vielmehr nennt man die höchste Erhebung des nördlichen Schwarzwaldes so. Der Name dürfte vermutlich aus den Begriffen Horn (Berg), miss (kahl) und Grind (Sumpf) abgeleitet sein, denn das trifft bis heute auf den 1163 m hohen Bergrücken zu.
Der Marathon findet im Rahmen des Volkslaufs Bühlertal statt, der in diesem Jahr sein 50. Jubliläum feiert, also genauso „alt“ ist, wie der Schwarzwaldmarathon in Bräunlingen, der im Oktober großes Jubiläum feiert. Es gibt also viele Gründe, mal beim Hornisgrinde Marathon vorbeizuschauen.
Schon am Samstag reise ich zusammen mit Charly an. Wir sind zwar beide gemeldet, doch Charly wird nicht laufen, da er etwas angeschlagen ist. Er plant ein oder zwei Runden zu wandern. Wir suchen gleich nach unserer Ankunft das Veranstaltungsgelände an der Bühlertaler Skihütte auf und können gerade noch den Zieleinlauf des Halbmarathons, der schon am Samstag stattfindet, miterleben und etwas von der speziellen Atmosphäre dieser Veranstaltung aufsaugen. Sie ist sehr familiär und einfach gehalten und daher sehr sympathisch. Fast wie anno dazumal.
Die Vorfreude auf den nächsten Tagen steigt bei mir. Ich liebe solche kleinen liebevoll organisierten Veranstaltungen. Auch dass das Vorhaben scheitert, meine Startnummer schon heute abzuholen, ist nicht weiter schlimm. Während des Halbmarathons ist das nicht möglich, da alle Helfer anderweitig eingebunden sind. Auf unserem Rückweg nach Bühlertal, wo wir für eine Nacht ein Zimmer gebucht haben, genießen wir immer wieder den Ausblick von der Schwarzwaldhochstraße ins Rheintal und auf die gegenüberliegenden Vogesen.
Am nächsten Morgen sind wir wieder zeitig vor Ort. Über Nacht hat es geregnet und deutlich abgekühlt. Doch das Wetter scheint gut zu werden und es wird wohl auch trocken bleiben. Ideale Laufbedingungen also. Vor dem Lauf treffe ich mal wieder einige bekannte Laufverrückte und so ist die Zeit bis zum Start äußerst kurzweilig. Auch Klaus und Margot Duwe sind vor Ort und werden meinem Bericht heute einige Fotos beisteuern.
Ich hatte schon im Vorfeld mit Kati Schramm ausgemacht, dass wir diesen Lauf gemeinsam unter die Füße nehmen werden. Uns schließt sich noch Jochen Höschele an. Für Kurzweil auf den 42,195 Kilometern dürfte also reichlich gesorgt sein.
Eine Viertelstunde vor dem Marathon werden die Läufer des 11-Kilometer-Laufs und die Nordic Walker auf die Strecke geschickt. Das Feld an Marathonis ist übersichtlich. Wir sind 85 Starter. Die Zahlen waren hier schon mal besser. Aber wie überall tun sich die abgelegenen Landschaftsmarathons schwer. Eine Gegenmaßnahme war es mit Sicherheit nicht, als man sich im letzten Jahr aus organisatorischen Gründen auch noch von dem attraktiven Ein-Runden-Kurs verabschiedet hat und seither den Marathon auf vier Runden läuft. Ich bin da völlig unbedarft, da ich die alte Strecke ja nicht kenne und freue mich auf das, was vor mir liegt. Die Landschaft hier ist herrlich und wenn die Runde schön ist, laufe ich sie auch gerne viermal – zumal die Strecke auch noch ausschließlich im Wald verläuft. Mit rund 500 Höhenmetern, die laut Ausschreibung insgesamt zu absolvieren sind, hört sich die Sache nicht allzu einfach an.
Schließlich naht der Start und wir finden uns vor dem Startbogen unterhalb der Skihütte ein. Außer den wirklich schnellen Läufern scheint sich aber keiner nach ganz vorne zu trauen und so werden wir alle aufgefordert, doch etwas enger zusammenzurücken. Zaghaft kommt das Feld dieser Aufforderung nach und schon geht es los. Rund einen Kilometer Anlauf haben wir, bis wir auf den eigentlichen Rundkurs kommen. Erst mal geht es leicht bergab, dann auf einer langen Geraden stetig bergan. Vom grasgrünen Skihang aus können wir rechts zur Skihütte schauen. Dort wird in ein paar Stunden unser Ziel liegen. Doch soweit denke ich noch gar nicht. Ich bin gespannt was uns erwartet, sortiere mich im Feld ein und versuche den Kontakt mit Kati und Jochen zu halten. Wir sind schließlich auf Höhe des Parkplatzes direkt an der Schwarzwaldhochstraße angekommen und werden nun nach links in den Wald geschickt, der nun unser Laufrevier ist. Der Hornisgrinde Marathon rühmt sich ja, der waldreichste zumindest in Deutschlands zu sein. Auf breiten, gut zu laufenden Forstwegen geht es nun immer leicht ansteigend voran. Das Feld zieht sich zügig auseinander, so dass Kati, Jochen und ich bequem nebeneinander herlaufen und ratschen können. |