Als ich vor nicht ganz zehn Jahren meinen ersten Marathon lief, war ich mir eigentlich sicher, dass dies eine einmalige Sache sei. Doch schließlich hatte mich auch der Virus erwischt und ich begann auch ein paar Bücher über den Marathon zu lesen. Dabei erfuhr ich, dass es unter den Läufern auch Marathonsammler gibt. Die einen wollen möglichst viele Marathonpremieren laufen, die anderen möglichst auf jedem Kontinent einen, wieder andere suchen sich Jubiläumsmarathons aus. Da ich nun schon mal München in der Tasche hatte, kam ich auf die Idee, dass ich ja in jeder deutschen Landeshauptstadt einen Marathon laufen könnte. Somit wäre ich die nächsten 15 Jahre also beschäftigt, wenn ich jedes Jahr einen unter die Füße nehmen würde.
Meinen zweiten Marathon wollte ich daher im benachbarten Baden-Württemberg laufen und schon war es mit meiner tollen Idee vorbei. Der letzte Marathon, der in Stuttgart ausgetragen wurde, fand im Jahr 1986 statt und zwar im Rahmen der Leichtathletik-Europameisterschaften. Als Ersatz lief ich damals den Einstein-Marathon in Ulm, vielleicht könnte ich ja wenigsten in jedem Bundesland einen Marathon laufen. Aber wie das mit Ideen so ist, es kommt immer anderes als man denkt und so verwarf ich das Vorhaben mit den Bundeshauptstädten irgendwann.
Ende letzten Jahres saß ich schließlich vor meiner Marathonplanung für das Jahr 2017. Bis auf wenige Ausnahmen nahm ich mir vor, möglichst keinen Marathon zu laufen, den ich schon mal gelaufen bin. Ich wollte neue Läufe finden, die möglichst gut erreichbar sind und vielleicht noch nicht so bekannt sind. Ich durchforstete das Internet und konnte einige Veranstaltungen auftun, die mir noch nicht bekannt waren und siehe da, da war er, der Stuttgart-Marathon. Gut, es ist jetzt nicht direkt ein City-Marathon, wie ich mir das damals vorgestellt hatte. Aber seit drei Jahren organisiert Michael Weber vom 100-Marathon-Club Deutschland den Neckarufer Marathon und der wird natürlich in Stuttgart ausgetragen. Ich könnte also nach München, Berlin, Mainz und Dresden den fünften Bundeshauptstadt-Marathon unter die Füße nehmen.
Vielleicht greife ich die Idee ja doch wieder auf. Ich habe mich jedenfalls gleich angemeldet. Schließlich ist der Lauf auf 60 Teilnehmer beschränkt und ich wollte meinen Startplatz sicher haben. Bernie und Charly zogen übrigens gleich nach und meldeten sich ebenfalls an. Bereits Ende des vergangenen Jahres war der Lauf auch schon ausgebucht und wir freuten uns, dass wir einen der begehrten Startplätze ergattern konnten.
Schließlich war es dann so weit und wir machten uns am Sonntag gemeinsam auf den Weg nach Stuttgart. Michael Weber hatte kurz zuvor noch bekanntgegeben, dass auch diejenigen, die noch auf der Warteliste standen, ebenfalls teilnehmen können und so fanden sich etwa eine Stunde vor dem Start 81 Läufer und Läuferinnen in Stuttgart ein. Start und Ziel war das Wassersportcenter direkt am Neckar und es waren natürlich wieder etliche bekannte Gesichter unter den Teilnehmern. Kati Schramm, Axel Ott, Conny Kaltwasser, Gerhard Bracht, Bernhard Bucher, um nur ein paar der üblichen Verdächtigen zu nennen. So war die Zeit bis zum Start schon fast zu knapp, um sich mit allen zu unterhalten.
Etwa fünfzehn Minuten vor dem Start zog Michael mit einer Kreide einen breiten Strich auf dem Asphalt und markierte damit den Start. Anschließend erklärte er den Streckenverlauf, den ich mit wenigen Worten erklären kann. Wir laufen zunächst gut fünf Kilometer am Neckar entlang in nördlicher Richtung, überqueren den Neckar an der Schleuse bei Aldingen, laufen auf der anderen Neckarseite wieder zurück, dann über den Drei-Burgen-Steg wieder zurück zum Start- und Zielbereich. Danach wechseln wir wieder die Neckarseite und laufen in südlicher Richtung bis Bad Cannstatt, um dort wieder die Flussseite zu wechseln und wieder zurück zum Start zu laufen. Das Ganze laufen wir zweimal. Bei der ersten Runde gibt es eine kleine Schleife um einen Biergarten, um tatsächlich auf die amtlich vermessenen 42,195 Kilometer zu kommen. Alles ganz einfach.
Meine Sorgen, dass es regnen könnte, lösen sich kurz vor dem Start auch in Luft auf. Die grauen Wolken sind plötzlich verschwunden und der Himmel ist blau und die Sonne wärmt uns angenehm. Kati und ich hatten vor dem Lauf schon ausgemacht, dass wir die Strecke mal wieder gemeinsam unter die Füße nehmen wollen. Etwa fünf Stunden Laufzeit hatten wir anvisiert. Da Kati nächstes Wochenende schon wieder beim Bienwald-Marathon am Start steht und wir beide die Woche darauf gemeinsam beim Trail du Petit Ballon laufen wollen, soll das heute nur eine lockere Trainingseinheit werden. Offiziell Zielschluss ist nach 6:30 Stunden. Es eilt also nicht.
Pünktlich um neun Uhr geht es dann auch endlich los und wir sortieren uns ein. Die schnellen Läufer ziehen davon und nur wenige bleiben hinter uns. Es dauert etwas, bis ich ordentlich warmgelaufen bin und sich mein Atem beruhigt, doch schon nach zwei Kilometer ist alles gut und Kati und ich tauschen uns über dies und jenes aus. Zwischendurch erklärt mir Kati noch hier und da etwas zu Stuttgart und dem Neckar, so dass die ersten Kilometer nahezu verfliegen. Nach fünf Kilometern haben wir den Neckar zum ersten Mal überquert und gönnen uns eine kurze Pause an der ersten Verpflegungsstation. Axel war inzwischen auch bei uns angekommen und entschloss sich, gemeinsam mit uns zu laufen. |