50-50-50 könnte die Kurzform für den UPV 5.0 lauten. Etwas präziser formuliert: Zum 5. Ultraschnecken’s Plain Vanilla über 50 Kilometer um und über die Limburg dürfen 50 Freaks der Ultralauffamilie teilnehmen um den 50. Geburtstag unser lieben Ultraschnecke Conny, seinesgleichen auch Veranstalterin des UPV, zu feiern. Ja und auch wenn wir hier fast bei einer privaten Geburtstagsfeier sind, so hat alles seine liebe Ordnung. Es gibt eine Zeitmessung und der Lauf ist ordnungsgemäß bei der DUV als Ultralauf gemeldet und findet in jeder Statistik ohne Vorbehalte seinen Platz.
Die sinnbildliche Übersetzung für „Plain Vanilla“ lautet ja eigentlich „Nichts besonders“. Bei dem was Conny und Jörg heute wieder aufbieten, ist das eine glatte Untertreibung. Alleine das Büfett, vor, während und nach dem Lauf ist fast unschlagbar und das wäre es auch wenn wir nicht noch als Draufgabe heute Ehrengäste von Connys Festtag wären. Soviel weiß eigentlich jeder, der schon bei einem der vier bereits stattgefundenen UPVs am Start war. Zur Premiere 2014 haben wir schon einmal ein Jubiläum mit der Silberhochzeit der beiden gefeiert, heute also den „Runden“ von Conny.
Unser Veranstaltungsmittelpunkt liegt im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb am südlichen Stadtrand von Weilheim an der Teck in einer Kelter, wo in den Herbstmonaten Weintrauben gepresst werden. Wir sind nur wenige Kilometer von der A8 entfernt, zum Stuttgarter Flughafen sind es noch etwa 30 km. Also optimal und einfach zu erreichen. Zu Beginn der Osterferien ist auf der Autobahn viel los, mein Glück ist aber dass alle in den Süden streben, von wo ich herkomme, so komme ich ohne Stau und Stress in Weilheim an. Bei dem heutigen Wetter könnte man sich die Fahrt in den Süden aber eh sparen, wir haben wolkenlosen blauen Himmel und die Temperaturen werden im Laufe des Tages auf 20 Grad steigen.
In etwa zwei Kilometer Entfernung der Kelter erhebt sich vor uns auf eine Höhe von 598 Metern die Limburg, der Hausberg von Weilheim, den es heute vier Mal zu besteigen und umrunden gilt. So kommen auf jeder der vier Runden knapp 12,5 km mit je 380 hm auf uns zu. Summa summarum addiert sich das auf etwa 50 Kilometer und 1500 Höhenmeter. Sein Name weist auf das hin, was man bei kritischer Betrachtung auf seinem Gipfel als Krönung vermisst: Eine Burg oder wenigstens eine Burgruine, aber auch die ist nicht mehr vorhanden.
Über dem Erdboden sind keinerlei Mauerreste mehr zu sehen, der Verlauf einiger Grundmauern ist nur noch als Erhebungen im Geländerelief sichtbar. Um 1060 erbaut, wurde die Limburg mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Erst 1150, als die Zähringer die stärkere Burg Teck bauten, verlor sie ihre Bedeutung. Sie wurde aufgegeben und nach ihrem Verfall wurde im 15. Jahrhundert auf dem Gipfelplateau die Michaelskapelle errichtet. Von ihr finden sich ebenfalls nur mehr Mauerreste im Erdboden vor. Nur der Namen blieb.
Viele bekannte Gesichter der Ultralaufszene haben sich eingefunden und natürlich kennt man sich. Der eine mehr, der andere weniger, so gibt’s auch wieder viel Gesprächsstoff. Mit der Startnummer bekommt jeder vorab ein Schlauchtuch mit Veranstaltungslogo ausgehändigt. Wer Lust auf mehr UPV-Accessoires hat, der wird im eingerichteten Onlineshop fündig, unterschiedlichste Textilien können geordert werden. Eine Medaille bekommt jeder später im Ziel. Im Übrigen geht ein Großteil des Startgeldes als Spende an den AKB Kirchheim, einem Aktionskreis für Menschen mit und ohne Behinderung.
Nach einem Geburtstagsständchen und einer kurzen Ansprach von Conny und dem 3. Bürgermeister der Stadt geht es nahezu pünktlich um 9 Uhr los. Mit 5 Grad ist es noch etwas frisch, aber wir können ja nach jeder Runde ablegen. Die ersten 200 Meter führen auf der Weinsteige leicht bergab, nach einer Linksbiege verlassen wir den Ort und sind schon im Grünen. Ich befinde mich schnell am Ende des Feldes …noch hinter Gerhard. Nach über 6 Wochen Verletzungspause mit einigen Rückschlägen weiß ich gar nicht was heute machbar ist und gehe die Sache lieber etwas vorsichtiger an.
500 Meter weiter biegen wir in die Alte Bissinger Straße ein. Nicht dramatisch aber doch etwas spürbar geht es auf Asphalt immer leicht aufwärts. Nach drei Kilometern tauchen wir in einen etwa einen Kilometer langen Waldabschnitt ein, wo es 100 Höhenmeter aufzusteigen gilt. Vom Hangfuß führt uns ein rustikaler Trailabschnitt auf den Höhenrücken Braunfirst. Ein paar matschige Stellen sind dabei, wo ich froh bin Trailschuhe gewählt zu haben. Steinzeitliche Funde auf dem Braunfirst belegen dass vor mehreren tausend Jahren bereits einige vor uns hier durchzogen.
Mittlerweile haben wir uns zu einer kleinen Gruppe gefunden und Conny erzählt uns was über ihre Heimat. Tausende von Obstbäumen verwandeln die Landschaft in ein weißes Blütenmeer. Mit ihren 18.000 Kirschbäumen zählt die Gegend zu den größten Kirschanbaugebieten in Deutschland. In langgezogenen Serpentinen geht es durch Streuobstwiesen abwärts bis an den Fuß der Limburg. Der Kurs ist hervorragend mit blauen Pfeilen auf den Wegen markiert, da gibt’s kein Verlaufen. |