14.7.2013 Mainz Marathon  
Autor: Andreas Greppmeir    
Mir gäbet älles!
 
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Eigentlich wollten Charly und ich ja am kommenden Wochenende in Füssen an den Start gehen, aber das bekam ich zeitlich einfach nicht hin und so suchte ich im Internet nach Ersatz. Dabei entdeckte ich den Ermstal Marathon, der in Metzingen gestartet wird. Da war ich schon mal mit Silke. Ein Outlet-Center reiht sich dort an das nächste. Boss, Armani, Bogner und wie sie alle heißen. Ich hatte also eigentlich keine positiven Erinnerungen, da Shoppen so gar nicht meine Welt ist. Aber jede Stadt hat eine zweite Chance verdient.

Über den Marathon an sich konnte ich nur einen Bericht auf der marathon4you-Seite finden. Der las sich ganz gut, nur die Finisherzahlen gaben mir etwas zu bedenken. Nicht mal hundert Marathonläufer waren es in den letzten Jahren. Nachdem Charly aber sofort einverstanden war, machten wir uns am Sonntag schließlich früh morgens auf den Weg nach Metzingen, das am Fuße der Schwäbischen Alb gelegen ist. Durch die Region fließt die Erms, ein Nebenarm des Neckars und dementsprechend wird sie auch das Ermstal genannt. Geprägt ist die Gegend von Weinbergen und Streuobstwiesen, was natürlich auch heißt, dass der Marathon nicht ganz eben ist. Richtige Anstiege sind allerdings nicht mit dabei.

Schon um sieben Uhr trafen Charly und ich auf dem Kelternplatz in Metzingen ein. Die sieben Keltern sind das Wahrzeichen der Stadt. Die Gebäude wurden aufwendig restauriert und dienen heute den unterschiedlichsten Zwecken. In einer der Keltern, die wohl sonst für Veranstaltungen genutzt wird, konnten wir uns nachmelden. Als wir unsere Meldezettel abgaben, war die Helferin am Stand gleich ganz aufgeregt. Zwei Nachmeldungen beim Marathon? Vielleicht packen wir ja noch die Hundert.

Wir ließen uns erst mal nieder und genehmigten uns einen Kaffee, den es lobens-werterweise schon zwei Stunden vor dem Start gab, und sortierten unsere erhaltenen Unterlagen. O.K. es war nur eine Startnummer in der Tüte und Werbung, aber für 27 Euro kann man nicht mehr erwarten. Ein T-Shirt hätten wir noch haben können, aber die noch vorhandenen Größen S und XS wollten wir uns dann doch nicht antun.

Pünktlich um neun Uhr herrschte dann doch großer Andrang am Start. Über 400 Halbmarathonis standen ebenfalls mit uns auf dem Kelternplatz und wollten losgelassen werden. Ach ja, die 100 beim Marathon konnten geknackt werden. 112 Läuferinnen und Läufer trugen die kleine Startnummer, an der die Marathonis zu erkennen waren. Bürgermeister Dr. Ulrich Fiedler erlöste uns pünktlich mit einem lautstarken Schuss und schickte uns auf die 42,1 Kilometer lange Strecke.

Es war schon jetzt gut warm und es versprach noch mehr zu werden. 28°C sollten es am Ende sein. Aber die misst man ja üblicherweise im Schatten. Davon gab es auf der Strecke leider so gut wie gar keinen. Aber die Veranstalter und dankenswerterweise auch die Bevölkerung waren darauf eingestellt. Gut ausgestattete Verpflegungsstellen gab es reichlich. Auch Wassersprenger, die die Anwohner auf die Straße gestellt hatten, versprachen genügend Abkühlung. Aber da ich ja nun wirklich kein Hitzeläufer bin, ging ich das ganze sehr verhalten an. Auch Charly zog nicht wirklich davon.

Gut gebrüllt Charly   Startklar   Verdammt warm
Dettingen Wasser Charly
 

Metzingen hatten wir nach rund zwei Kilometern hinter uns gelassen. Der Ermstal Marathon scheint hier wirklich ein Highlight zu sein. Wir kamen an kaum einem Garten vorbei, wo nicht schon deren Besitzer am Zaun standen und uns anfeuerten. Nachdem wir Metzingen hinter uns gelassen hatten, hieß das nächste Ziel Dettingen. Aber auf dem Weg dorthin konnten wir erst mal einen schönen Blick auf das Ermstal genießen.

Ich nutzte die Zeit, um mich zeitlich erst mal richtig einzusortieren. Ich wollte ja heute schön piano laufen und das ist gar nicht so leicht, wenn man von Halbmarathonis umgeben ist. Aber bis Dettingen hatte ich das ganz gut hinbekommen. Dort liefen wir durch die schöne Altstadt, vorbei am Schlössle, dem heutigen Rathaus, sowie wie an zahlreichen Fachwerkhäusern. Die Straßencafes hatten schon geöffnet und waren gut besucht. Auch hier bekamen wir genug Applaus. Am Ortsende liefen wir noch auf der Tartanbahn des Dettinger Sportplatzes eine halbe Runde. Dort war eine der vielen Verpflegungsstationen aufgebaut und zudem war die Hälfte des ersten Streckenabschnittes erreicht.

Die Stecke des Ermstal Marathons ist nämlich nur etwas über 10 km lang und muss somit viermal (zweimal hin, zweimal zurück) durchlaufen werden. Den Wendepunkt erreicht man im Luftkurort Bad Urach. Bis dahin ging es nun durch die Streuobstwiesen in einem Bilderbuchtal leicht wellig dahin. Zahlreiche 10 km-Läufer kamen uns nun auch entgegen, die waren nämlich fünf Minuten nach uns in Bad Urach gestartet und liefen nach Metzingen. So war jetzt allerhand los auf der Strecke.

Bad Urach hatte ich planmäßig erreicht. Vorbei an Ferienwohnungen und Bungalows erreichten wir schnell das Schulzentrum mit der Sportanlage. Dort war der Wende-punkt, der mit einer Runde auf der Tartanbahn geschafft war. Nun ging es zurück nach Metzingen. Ich hatte einen ersten Eindruck von der Strecke und wusste nun ganz genau, was auf mich zukam. Es sollte nicht einfach werden, das war mir klar. Ständig leichte Steigungen und Gefälle, dazu die strahlende Sonne mit der damit verbundenen Temperatur, ja da hieß es langsam tun und viel Flüssigkeit aufnehmen. Auch Charly hatte ich kurz vor dem Wendepunkt noch gesehen. Da er nur ein paar hundert Meter Vorsprung hatte, war mir klar, dass auch er einen Gang zurückgeschaltet hatte.

Der Rückweg gestaltete sich kurzweilig, da ich auch noch einen Blick auf den Rest des Feldes hinter mir werfen konnte. Nach etwa zwei Stunden und zwanzig Minuten hatte ich mit dem hinteren Feld der Halbmarathonis das Ziel in Metzingen wieder erreicht. Etwas neidisch war ich schon, als man mich ganz alleine wieder zurück schickte. Alle durften ins Ziel, nur ich musste kurz davor wenden. Die zweite Runde wartete auf mich und ich war plötzlich alleine. Der anerkennende Applaus von Zuschauern und Strecken-posten ließ jedoch die Brust anschwellen, Marathonis werden hier besonders gefeiert.

Auf den nächsten fünf Kilometern bis Dettingen suchte ich das verbleibende, mir noch entgegenkommende Teilnehmerfeld nach Marathonis ab. Viel gab`s nicht zu zählen, aber die Abstände waren teilweise groß, so dass ich nicht in Gefahr lief, mit dem Besenläufer in Kontakt zu kommen.

Die Verpflegungsposten nutzte ich jetzt schamlos aus. Einen Becher über den Kopf, einen Becher lauwarmes Cola und einen Becher Wasser zum Mund ausspülen. Steigungen, die ich auf der ersten Runde noch gar nicht bemerkt hatte, machten sich plötzlich schmerzhaft bemerkbar. Ein entgegenkommender Läufer rief mir zu: „Frag mich nicht, wie es meinen Oberschenkeln geht! Die schreien Halleluja!“ – Dieses Befinden konnte ich nur bestätigen. Das war nun eigentlich das Schöne an dieser kleinen Laufveranstaltung. Immer wenn man Gegenverkehr hatte, signalisierte man zumindest mit einem Daumen-Hoch, dass alles in Ordnung war und ab und zu gab es auch aufmunternde Worte. Kurz vor Bad Urach traf ich dann auch wieder auf Charly. Er sah auch schon ziemlich fertig aus, hatte aber Zeit für ein kurzes Erinnerungsfoto. „Lass Dir Zeit“, meinte Charly – „Ja, wir treffen uns im Ziel“ und weg war er.

Ein paar Minuten später hatte auch ich gewendet und machte mich auf den Rückweg. Für den Kopf ist das eine tolle Sache, wenn man weiß, dass es nun zum letzten Mal zurück geht. Aber nicht lange, da kommt der erste Anstieg und man kämpft wieder mit den alten Problemen.

Ein weiterer Marathoni kommt mir nun entgegen, der mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. Er lief in einem „Franzosen-Outfit“ und hatte sich das Gesicht die Tricolore geschminkt. Das Blau löste sich im Schweiß und verklebte ihm das rechte Auge. Später beim Duschen gab er zu: „Eine blöde Idee“.

Nachdem ich die Obststreuwiesen wieder hinter mir gelassen hatte, lief ich in Dettingen zum letzten Mal am Freibad vorbei – ein neidischer Blick nach rechts inbegriffen – und freute mich schon auf die Verpflegungsstation auf dem Sportplatz. Doch erst mal verstand ich gar nichts mehr. Als ich um die Ecke bog, war die komplette Stadionrunde voll mit Walkern. Was ist das denn?

Hätte ich den Flyer auch mal richtig gelesen, hätte ich gewusst, dass es auch ein Walking gibt, Start in Dettingen, Ziel in Metzingen. Ab jetzt hieß es also Slalom laufen. Drei Walker links überholt, die nächsten fünf rechts. Ich rechnete mir schon aus, was mich das an zusätzlichen Metern kosten sollte und war leicht frustriert. Nach ein paar Minuten war das Problem aber schon behoben, da ich scheinbar direkt in das Hauptfeld der Walker gelaufen war.

Von da an waren die Walker sogar eine Unterstützung für mich. Hatte ich doch wieder Menschen um mich, die, ehrlich gesagt, gar nicht um so viel langsamer waren als ich. Immer wieder bekam ich anerkennende Worte vom überwiegend weiblichen Anteil der Walker, was natürlich Balsam auf der Seele war und mich weiter am Laufen hielt.

Rund zwei Kilometer vor dem Ziel sah ich dann die Besenläuferin am Straßenrand stehen. Hier gab es nämlich einen Besenläufer für die Jungs und eine Besenläuferin für die Mädels. Sie hatte jedenfalls keinen Job mehr, da die letzte Läuferin aufgegeben hatte und sie den Vorsprung auf die nun letzte nicht mehr aufholen konnte. Dann lauf doch mit mir, forderte ich sie auf, was sie auch prompt tat. Ihre Unterhaltung tat mir gut und ließ mich vergessen, dass ich eigentlich völlig platt war.

Kurz vor dem Ziel wurde ich auch schon angekündigt. Andreas Greppmeir vom Team TOMJ, der letzte Marathonläufer ist im Ziel!! Hä? Letzter?! Da kam es mir und ich wedelte sofort mahnend mit dem Finger. Nur weil ich die Besenläuferin im Gepäck habe, bin ich doch noch lange nicht Letzter. Der Sprecher stellte schnell alles richtig und ich konnte zufrieden ins Ziel einlaufen.

Dort erwartete mich schon Charly, der schon halbwegs erholt war. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus und mussten feststellen, dass es uns ziemlich ähnlich erging. Den Wunsch nach einem eiskalten Spezi hatten wir während des Laufens wohl beide. Leider waren die Getränke an den Verpflegungsstationen zum Schluss mehr als lauwarm. Doch Charly wäre nicht Charly, wenn er nicht ein paar Notgroschen eingesteckt hätte. Bei km 35 bog er kurzerhand in eine Kneipe ab und bestellte sich ein Spezi, bezahlte und weiter ging`s. Tja, da kann ich noch lernen.

Nach einer erfrischenden Dusche im Hallenbad und einer ausgiebigen Massage kauften wir uns noch gemeinsam ein kaltes Spezi, bevor wir uns auf die Heimfahrt machten. Insgesamt ging die Veranstaltung mit einer Rekordbeteiligung von 2634 Läufern in den unterschiedlichen Distanzen zu Ende.

Der Sieger, Asfaw Birhanu lief einen neuen Streckenrekord von 2:31:21 Stunden und konnte eines Prämie von 200 Euro einheimsen. Auf der Halbmarathon-Distanz war sogar ein japanisches Ehepaar dabei, das ihre Flitterwochen auf der Schwäbischen Alb verbrachte.

Die Sanitäter hatten wohl bei diesen Bedingungen auch ordentlich was tun. Zahlreiche Teilnehmer mussten erschöpft aufgeben, so dass letztlich auch nur 86 Marathonis das Ziel erreichten. Charly und ich hatten also alles richtig gemacht, schließlich hatten wir das Ziel erreicht.

Nein, nicht letzter   Geschafft   Schuhhilfe
 
Charly
Greppi
4:24:56
4:54:50

 
   
 
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Laufbericht 2017 2007 Heiß, heißer, Ermstal | Andreas Greppmeir

Laufbericht 2016 2007 Ermstaler Tropenlauf | Andreas Greppmeir
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