Weiter geht’s über die herrliche Stecke in Richtung Wiggensbach. Die Sonne hat inzwischen ordentlich Kraft und ich entledige mich meiner Ärmlinge, noch rechtzeitig vor dem Anstieg zum Blender. Der Blender ist ein markanter Berg im Kürnacher Wald, der vor allem durch den Fernmeldeturm, der durch die Deutsche Bundespost in den 80`er Jahren errichtet wurde, nicht zu übersehen ist. Er dient im Laufe unserer 52 Kilometer langen Strecke immer wieder gut zur Orientierung.
Beim Aufstieg treffe ich Christine, eine weitere Bekannte. Gleich nach dem Fernmeldeturm stürmen wir bergab zur nächsten Verpflegungsstation. Schon letztes Jahr hatte ich die Verpflegungsstationen lobend erwähnen müssen. Eine reichhaltige Auswahl von Obst, Brot und diversen Getränken lässt jeden etwas finden.
Nun schlängeln wir uns weiter durch ein paar kleine Ortschaften und trennen uns schließlich von den „Kurzstrecklern“, bevor uns der Wald verschluckt. Diesen Teil der Strecke kenne ich noch nicht. Was jetzt die nächsten zwanzig Kilometer auf uns zukommt, ist ein Waldlauf auf meist breiten Wegen mit langen Bergauf- und Bergabpassagen. Viel zu fotografieren entdecke ich hier nicht, was mich aber auch beruhigt, da die Akkuenergie schon zur Hälfte aufgebraucht ist, aber doch bis ins Ziel halten soll. Immer wieder kommt man hier mit anderen Läufern ins Gespräch, was einem die Zeit etwas verkürzt. Als uns der Wald bei etwas Kilometer 38 wieder ausspuckt, hören wir den Lärm einer MotoCross-Veranstaltung im Tal, der uns für den Rest der Laufzeit begleitet.
Kurz vor Kilometer 40 geht es über eine Bergwiese steil bergab. Hier muss man etwas Vorsicht walten lassen, um nicht aus dem Tritt zu kommen. Etwas weiter lenkt ein schön gelegener See den Blick auf sich und ich werde kurz abgelenkt, als ich eine bekannte Gestalt am Wegesrand entdecke. Bernie steht in Zivil an der Strecke und reicht mir einen Becher „Hacker Pschorr“. Anfangs wehre ich mich noch etwas, da ich Angst vor den Folgen habe, gebe mich dann doch geschlagen und trinke einen Schluck. Wir verabreden uns für später im Ziel.
Nun kommen wir bald wieder auf den Teil der Strecke, der mit der 30er Strecke identisch ist. Ich weiß nun endlich wieder, was auf mich zukommt und kann mich darauf einstellen. Nach einem weniger attraktiven Teil entlang einer Bundesstraße geht es nun stetig und leicht bergab, so dass man auch wieder locker laufen kann. Schließlich erreichen wir den Marienberg und die gleichnamige Ortschaft. In einem Biergarten haben sich zahlreiche Wanderer eingefunden und es gibt ein wenig Applaus.
Danach kommt ein wirklich schöner Teil der Strecke. In Serpentinen laufen wir auf einem schmalen Bergweg steil bergab. Die Oberschenkel mosern zwar etwas, aber ich weiß, bis auf einen letzten – nicht zu unterschätzenden – Anstieg habe ich das Gröbste hinter mir. Und so ist es dann auch. Nachdem der letzte Anstieg bezwungen ist, kann man den Ortsrand von Kempten schon sehen. Die letzten beiden Kilometer läuft es dann ganz gut und kurz vor dem Ziel kann ich Jörg im Biergarten einer Kneipe entdecken. Er hatte den Cut-Off bei Kilometer 35, der für die meisten überraschend um eine Stunde verschärft wurde, nicht geschafft und hat vorzeitig Feierabend.
Im Ziel angekommen, warten schon Charly und Jan auf mich. Charly ist jetzt auch frisch gebackener Ultraläufer. Sie sind super Zeiten gelaufen und haben sich davon schon wieder erholt. Auch Birigt ist schon da. Nach und nach trudeln Conny und Christine ein.
Ab geht’s ins Cambomare. Eigentlich sind die Gutscheine nur für`s Duschen gedacht, aber Charly, Jan und ich geben uns unwissend und schleichen uns ins warme Nass. Nachdem das Sprudelbad unsere Muskeln wieder etwas gelockert hat, machen wir uns auf den Heimweg.
Der Voralpenmarathon ist eine empfehlenswerte Veranstaltung in einer wirklich wunderschönen Voralpenlandschaft. Die Organisation ist hervorragend und auch das Startgeld ist mit 29 bis 39 Euro, je nach Anmeldeperiode, moderat. Das Finishershirt und die Medaille ziert wie jedes Jahr ein Herz, das gut zu diesem herzlichen Lauf passt.
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