9.6.2013 Alpin Marathon Liechtenstein  
Autor: Andreas Greppmeir    
 
ber13
 
ERGEBNISSE
Thermen-Marathon
Rheinfall Marathon
Trail du Petit Ballon A
Trail du Petit Ballon B
Wild Forest
Marathon de Paris
Andechs Trail
Mainz Marathon
Hartfüßler-Trail
Black Forest Trail
Liechtenstein Alpin M.
Cortina Trail
Ermstal Marathon
Pitztal-Gletscher-Trail
Karwendel Berglauf
Gondo Event
Allgäu Panorama Ultra
Osnabrücker Land-M.
Ultra-Trail Mont-Blanc
Voralpenmarathon
Berlin Marathon
Heidelberg Trail M. A
Heidelberg Trail M. B
Space Coast Marathon

Auf der facebook-Seite des LGT Alpin Marathons Liechtenstein gab es Ende März fünf Freistarts zu gewinnen. Bei einem Startgeld von umgerechnet 75 Euro eine lohnenswerte Sache. Ein kleines Gedicht über den Marathon in Liechtenstein, mehr wurde nicht verlangt. Ein Sechszeiler genügte und ich hatte meinen Freistart sicher und nun musste ich natürlich auch ran. Die Vorbereitung lief erkältungsbedingt nicht unbedingt optimal, aber gemeldet ist gemeldet und dann muss man auch durch.

Schon am Freitag machte ich mich auf den Weg in den sechstkleinsten Staat der Welt. Das Tourismusbüro in Vaduz hatte mir zuvor schon ein Zimmer in Bendern vermittelt. Dort sollte am Samstag auch der Startschuss für den Marathon fallen. Nach etwas über zwei Stunden Fahrt stand ich vor dem Gasthof „Zum Deutschen Rhein“. Sehr freundlich wurden wir – mein Freund Wolfgang war diesmal als Betreuer mit dabei – begrüßt und auch sofort als Läufer identifiziert. Die Wirtin zeigte uns die aktuelle Zeitung, mit dem Hinweis, dass da alles über den morgigen Marathon drinsteht.

Nachdem wir die Zeitung kurz durchgeblättert hatten und die Klamotten im Zimmer verstaut waren, fuhren wir gleich weiter nach Vaduz. Wenigstens die Hauptstadt wollten wir uns in Ruhe anschauen. Etwas über 5000 Menschen leben in Vaduz, womit uns auch gleich klar war, dass die Besichtigung nicht allzu lange dauern wird. Als schließlich der Hunger kam, waren wir uns schnell einig, dass wir gerne italienisch Essen würden. Da in Vaduz irgendwie keine Pizzeria zu entdecken war, ließ ich mich von meinem Navi leiten und siehe da, die nächste italienische Gaststätte fanden wir erst in der Schweiz. Liechtenstein ist wahrlich nicht groß.

Nach einem kurzen Absacker auf der Terrasse unseres Gasthofes ging`s natürlich frühzeitig zu Bett. Ich wollte ja morgen ausgeschlafen sein. Die Rechnung hatte ich aber ohne die Bendern`sche Kirche gemacht. Die stand gefühlt direkt vor unserem Zimmerfenster und verkündete viertelstündig, dass der Start immer näher rückt. Ein paar Stunden Schlaf hab ich trotzdem gefunden und stand am nächsten Tag überpünktlich am Start. Das Wetter versprach herrliche Aussichten. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, waren ja nicht wirklich zu erwarten gewesen.

Am Start gab sich auch Adrian Hasler die Ehre. Er ist der amtierende Regierungschef von Liechtenstein. Völlig entspannt und ohne Security ließ er sich vom Moderator interviewen. Etwas bekannter kam mir da schon der Name der jungen Dame vor, die den Startschuss geben sollte. Tina Weirather, eine Weltklasse Skirennfahrerin und zudem Tochter von Skifahrerlegende Harti Weirather, kam auch äußerst sympathisch und volksnah rüber. Ein weiterer Skirennfahrer gab sich die Ehre. Marco Büchel stand ebenfalls am Start und wollte sich nach eigenen Angaben über den Halbmarathon Plus (25 km) versuchen. 3:24 Stunden war er letztendlich unterwegs. Immerhin waren hier auch gut tausend Höhenmeter zu überwinden.

Startklar   Tina Weirather   Marco Büchel
 

Pünktlich um neun Uhr ging es schließlich los. Auf einer Bundesstraße liefen wir in Richtung Schaan bzw. Vaduz und nach etwa einem Kilometer bogen wir nach rechts auf einen Feldweg ab, um kurz darauf weiter am Rhein entlang in Richtung Vaduz zu laufen. Brettleben ist hier die Strecke auf den ersten zehn Kilometern, doch vor einem sieht man die Alpen mit ihren noch schneebedeckten Gipfeln. Herrlich. Mit einem Schnitt von knapp unter sechs Minuten war ich zwar etwas schneller unterwegs als geplant, aber was soll's. Ich fühlte mich gut und zudem entdeckte ich vor mir ein altbekanntes Shirt. Es war orange und trug die Aufschrift „marathon4you“. Andreas Bettingen aus München war genauso wie ich mit einer Kamera bewaffnet und suchte nach Motiven. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit lang, bevor wir uns kurz vor Vaduz verloren.

Da liefen wir auch am Fußballstadion von Liechtenstein vorbei. Am Tag zuvor fand dort noch das WM-Qualifikationsspiel Slowakei gegen Liechtenstein statt. Falls es jemanden interessieren sollte, es endete unentschieden 1:1. Kurz danach ging es durch die Innenstadt von Vaduz, die wir ja schon am Tag zuvor besichtigt hatten. Wolfgang wartete hier auch wie vereinbart auf mich. Auch Herrn Hasler konnte ich an der Strecke wieder entdecken. Er feuerte uns zusammen mit seinem Sohn an. Daran könnten sich unsere Politiker ja mal ein Beispiel nehmen. Die Cafés in der Innenstadt waren gut besucht und wir wurden auch lautstark angefeuert. Doch kurz darauf sollte für die nächsten Stunden Ruhe einkehren. Zuschauer waren ab jetzt nur noch vereinzelt zu finden.

Denn kurz vor dem Rathaus bogen wir in der Innenstadt nach rechts ab und schon ging es steil bergauf. Vorbei war es mit dem Geradeauslaufen. Der Anstieg führte uns auch am Schloss Vaduz vorbei. Es ist das Wahrzeichen von Vaduz und im Privatbesitz der fürstlichen Familie. Daher kann es auch nicht besichtigt werden. Es dient zum Empfang von Staatsgästen und ähnlichen Feierlichkeiten. Nachdem wir auf der Straße weitere Höhenmeter erklommen hatten, leitete uns einer der freundlichen Streckenposten nach links auf einen schmalen Waldpfad. Natürlich ging es hier weiter nach oben. Doch inzwischen war ich schon froh im schützenden Schatten der Bäume laufen zu dürfen.

Die Sonne hatte eine enorme Kraft und die 28 Grad vom Vortag dürften auch am Lauftag locker wieder erreicht worden sein. Aus dem Wald heraus liefen wir wieder auf einer Straße. Es ging in Richtung Triesenberg und ich machte unterwegs nicht nur die 15 Kilometer voll, sondern auch die tausend Höhenmeter. Wahnsinn. Wenn man bedenkt, dass wir bei etwa 450 Hm gestartet sind und die ersten 10 km eben waren. Die Aussicht war inzwischen auch der Wahnsinn. Im Tal unten lag Vaduz, durchzogen vom Rhein, der von hier oben nicht breiter als ein Bach wirkte. Die Berge. Der blaue Himmel. Einfach ein Traum.

Weiter ging`s auf einem Feldweg vorbei an Einödhöfen, durch satte grüne Wiesen und wir näherten uns langsam aber sicher dem höchsten Punkt für die Halbmarathon-Plus-Läufer. Bis auf über 1500 hm ging es hinauf. Unterwegs gab es immer wieder Läufer und Läuferinnen, mit denen ich ins Gespräch kam. Beeindruckt war ich vor allem von einem älteren Läufer, der mit seinem Shirt darauf hinwies, dass er in allen 50 US-Staaten einen Marathon gelaufen ist. Er war auch der erste dem das gelungen ist, wie er erklärte. Nun muss er halt noch den Rest der Welt abklappern. Für den Liechtenstein Marathon ist er extra aus Denver/USA angereist. Irre.

Ach ja, und während ich ratschender Weise so vor mich hinlaufe, ist der höchste Punkt auch schon überwunden und es geht bergab. Schon bald kann man Steg erkennen. Zwei strahlend blaue Seen und ein herrlicher Gebirgsbach, sowie ein paar Häuser kommen immer näher. Schon bald ist auch der Sprecher zu hören, der jeden einzelnen Läufer namentlich im Ziel begrüßt. Für mich gab es bis jetzt keinen Grund an`s Aufhören zu denken. Dies wäre hier nämlich möglich gewesen. Wolfgang erwartete mich kurz vor dem Halbmarathon-Ziel und fragte nach meinem Befinden. Alles super, erklärte ich ihm und wollte mich auch gar nicht lange aufhalten. Zwei schnelle Fotos und weiter ging`s.

 
Rheindamm   In Vaduz   Schloss Vaduz
Rheintal Steg
 
Auf einem breiten steinigen Feldweg ging es kontinuierlich nach oben. Alles in der prallen Sonne. Das schlauchte dann doch. Vor allem ging's immer nur bergan. Ein kurzer Bergablauf zur Erholung war Fehlanzeige. Daher war von meiner guten Laune auch bald nichts mehr übrig. Ein Spanier der unmittelbar vor mir lief, schien auch nicht besser drauf zu sein und so schlugen wir uns zusammen rund um das Valorsch-Tal weiter. Ich sehnte mich nach Schatten, der einfach nicht kommen wollte. Doch ein weiterer Einödhof lag an der Strecke. Der Bauer war gerade damit beschäftigt, seinen Traktor abzuspritzen. Mit kaltem Gebirgswasser! – Na wenn, das mal keine Möglichkeit zur Abkühlung ist. Kurz nachgefragt, überließ er mir großzügig seinen Schlauch und wünschte mir zum Abschied noch einen guten Aufstieg.

Gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstand, was er mir damit sagen wollte. Innerhalb von rund drei Kilometern waren nun weitere 200 hm zurückzulegen. Natürlich in der prallen Sonne und immer nur in engen Serpentinen auf einem schmalen Pfad nach oben. Fünf Meter gerade aus – kehrt – Fünf Meter gerade aus - kehrt und das drei Kilometer lang. Es schien kein Ende zu nehmen. Mehrfach musste ich stehen bleiben, um meinen Puls, der inzwischen am Anschlag war, wieder etwas herunterzubringen. Meinem Spanier ging's keinen Deut besser. Immer wenn ich um die Ecke kam, war er wieder vor mir. Doch irgendwann war auch dieser Teil überstanden. Auf über 1700 Metern Höhe hatte ich die höchste Verpflegungsstelle erreicht. Zwei Becher Cola und ein Becher Wasser zum Nachspülen trank ich hier im Sitzen. Großzügig hatte ich`s mir auf einem Tisch bequem gemacht und ich ließ mir von einem Streckenposten die letzten sieben Kilometer erklären. Das Schlimmste hast du überstanden, meinte er und er hatte Gott sei Dank recht.

Jetzt ging es langsam aber stetig bergab. Nur gelegentliche Anstiege ließen meinen Puls ebenfalls ansteigen. Etwas gemein sind die letzten vier Kilometer. Hier ist das malerische Malbun, das in einem Kessel liegt noch zu umrunden. Durch Restschneefelder geht's in welligem Gelände einmal um die Ortschaft herum. Dass man dabei ständig den Zielsprecher hört, der auch hier jeden Finisher namentlich begrüßt, ist nicht sehr motivierend, da man doch schon am Ende seiner Kräfte ist. Mit einer Schweizerin, mit der ich mir diesen Streckenabschnitt teilte, lieferte ich mir noch eine kurze und erfrischende Schneeballschlacht. Tja, und dann war es irgendwann so weit. Steil ging es hinab in Richtung Malbun und der letzte Kilometer lag vor mir. Den Zielsprecher konnte ich nun auch deutlich verstehen.

Das „Besenvelo“ ist bei Kilometer 40, meinte er. Was? Nur einen Kilometer hinter mir! Na dann, Volldampf. In Malbun waren die Terrassen der Gaststätten schon mit frisch geduschten Läufern besetzt, die mich nochmal richtig anfeuerten. Das hatte ich auch noch nicht erlebt, dass die schnellen auf die langsamen – also auf mich – warten und derart anfeuern. Super. Auch Wolfgang ist natürlich da und so höre ich schon bald meinen Namen: Andreas Greppmeir aus Deutschland ist im Ziel. Ein tolles Gefühl. Immerhin kamen von den rund 200 Teilnehmern noch vier hinter mir in Ziel. Aber das war und ist mir immer noch egal. Es war ein herrlicher Lauf, der stellenweise sehr hart war, aber ich habe es geschafft und darauf bin ich stolz. Und das Tüpfelchen auf dem „i“ war der Finisherpreis … eine Swarovski-Kuh. Woher wissen die Liechtensteiner nur, dass ich auf Kühe stehe?

Nach dem Duschen genehmigte ich mir auf einer sonnigen Terrasse einen herrlichen Eisbecher und ein kühles Bier, bevor es wieder nach Hause ging. Zurück bleiben nun die Erinnerung an einen tollen Lauf, freundliche Liechtensteiner, sowie schwere Beine. Doch die werden bis zum nächsten Marathon wieder locker, die Erinnerung aber, die wird bleiben.
  km 32  
Schneepassage Das Ziel vor Augen Im Ziel
 
Greppi
6:43:00

 
 
HOME  | TERMINE | TRAINING | NEWS | GÄSTEBUCH | MEDAILLEN |  LINKS |  RUNNER | KONTAKT