10.7.2016 Ermstal Marathon  
Autor: Andreas Greppmeir
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Thema Nummer eins bei der achten Auflage des Ermstal Marathons dürfte in diesem Jahr das Wetter gewesen sein. Diskussionen über die Definition von heiß und warm, konnte ich hier und da verfolgen. Die einen waren der Meinung, es sei zu heiß zum Laufen, die anderen waren überzeugt, dass es lediglich sehr warm sei. Ich gab meine Stimme denjenigen, die sich über den heißen Tag beklagten und ich hatte recht. Die meteorologische Bezeichnung für Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur 30° C erreicht bzw. übersteigt, nennt man einen Hitzetag oder aber auch Tropentag. Die Höchsttemperaturen am Tag des Ermstal Marathons sollten 33° C erreichen. Also konnte man sich durchaus über die Hitze beklagen. Gelaufen wurde aber natürlich trotzdem. Gemessen wird die Temperatur natürlich im Schatten. Wer die Strecke des Ermstal Marathons kennt, weiß, dass Schatten dort nur sehr spärlich gesät ist. Die meiste Zeit werden wir in der prallen Sonne laufen.

Der Strecke des Ermstal Marathons ist übrigens einfach erklärt. Pünktlich um neun Uhr laufen wir in Metzingen los, durchqueren Dettingen und laufen bis nach Bad Urach, dort wird gewendet und auf der gleichen Strecke geht es wieder zurück nach Metzingen. Dies sind dann exakt 21,096 Kilometer, denn die Strecke ist amtlich vermessen. Das heißt für uns Marathonis zweimal nach Bad Urach und wieder zurück. Doch bevor es losgeht holen Charly, Jan, Magic und ich erst mal unsere Startnummern. Dazu müssen wir zum Wahrzeichen der Stadt Metzingen, nämlich zum Kelternplatz. Kelter ist eine Verkürzung für die Bezeichnung eines Press- oder Kelterhauses, in dem die eigentliche Kelter steht.

Eine Kelter ist eine Presse zur Gewinnung von Wein oder Obst- bzw. Fruchtsäften. Ursprünglich wurde das Pressgut barfüßig in einem Bottich zerstampft, später kamen mechanische Hilfen hinzu. Die sieben Keltern in Metzingen wurden 1281 erstmals urkundlich erwähnt und wurden zwischenzeitlich aufwendig restauriert. Die sieben Keltern fungieren heute unter anderem als Weinbaumuseum, Vinothek, Stadtbibliothek oder einfach nur als Veranstaltungskelter. In einer dieser Keltern befindet sich die Startnummernausgabe. Für wenig Geld bekommen wir auch noch einen Kaffee. In einer weiteren Kelter gleich nebenan, gibt es die Möglichkeit einen Kleiderbeutel abzugeben. Viele Läufer nutzen die Kelter kurz vor dem Start auch einfach, um möglichst lange der Sonne zu entgehen, die auch um neun Uhr morgens schon kräftig einheizt. Wir werden gemeinsam mit den rund fünfhundert Halbmarathonläufern starten, so dass es auf dem Kelternplatz ordentlich voll ist. Rund 130 Läufer entscheiden sich für den Start beim Marathon. Wiederrum zeitgleich startet auch der 10-Kilometerlauf in Bad Urach. Die rund eintausend Läufer werden uns auf der Strecke entgegenkommen. Das alles funktioniert, wie ich von meiner Teilnahme vor drei Jahren weiß, tadellos.

Dann ist es endlich so weit. Die letzten Sekunden werden gemeinsam heruntergezählt und um Punkt neun Uhr geht es los. Über die Schönbeinstraße verlassen wir den Kelternplatz. Zuschauer stehen hier dicht gedrängt und machen ordentlich Stimmung. Wir biegen ein paarmal links und rechts ab, durchlaufen eine Unterführung und befinden uns schnell auf dem Fuß- und Radweg, der uns bis nach Dettingen führt. In Metzingen müssen wir noch eine Schleife durchlaufen, damit wir auch tatsächlich auf die 42,195 Kilometer kommen. Im Begegnungsverkehr können wir hier schon erstmals mit zahlreichen bekannten Lauffreunden abklatschen und uns alles Gute für unsere Hitzeschlacht wünschen.

Auch hier haben sich zahlreiche Metzinger an der Marathonstrecke eingefunden. Manche haben ihre Gartenmöbel einfach am Straßenrand platziert und sitzen bei einem gemeinsamen Frühstück, während sie uns lautstark verabschieden. Schon jetzt laufen die Rasensprenger, die die Anwohner netterweise auf die Straße gestellt haben und diese werden auch schon vom ein oder anderen Läufer zum Abkühlen genutzt. Dann haben wir Metzingen selbst schon bald hinter uns und es geht raus in die Landschaft. Streuobstwiesen, Felder und Wiesen, säumen den Fuß- und Radweg. Im Hintergrund bilden die Vorläufer der Schwäbischen Alb ein tolles Bild. Wir haben jetzt gerade einmal vier Kilometer hinter uns und ich bin schon ziemlich durchgeschwitzt. Mir ist klar, dass ich heute keine der zahlreichen Verpflegungsposten auslassen darf. Auch mein Tempo schraube ich gleich zu Beginn ordentlich nach unten. Es ist jetzt schon reichlich warm und es wird ja noch heißer. Ich nehme jetzt schon jeden noch so kleinen Fleck Schatten mit. Aber die sind wirklich äußerst rar und auch nie von langer Dauer.

Mir fällt auch auf, dass kein Kilometer vergeht, ohne dass ein Helfer am Streckenrand steht oder sitzt. Sollte also tatsächlich jemand aufgrund der Hitze Probleme bekommen, ist Hilfe nicht weit. Das finde ich sehr vorbildlich. Es dauert auch nicht lange, da kommen uns auch schon die ersten 10-Kilometerläufer entgegen. Die haben es ganz schön eilig, wollen wohl noch vor dem Erreichen der 30-Grad-Marke im Ziel sein. Das Feld hat sich dennoch weit auseinandergezogen, so dass uns auf den nächsten Kilometern immer Läufer entgegenkommen. Die letzten im Feld werden für die zehn Kilometer bestimmt anderthalb Stunden brauchen, während der spätere Sieger Timo Göhlinger das Ganze in unter 32 Minuten ins Ziel bringt. Auch eine marathon4you-Reporterin hat sich unter das Feld der Kurzstreckler gemischt. Birgit Fender läuft heute zusammen mit ihrer Tochter Laura von Bad Urach nach Metzingen und wir finden auch kurz Zeit uns zu drücken, bevor es weitergeht.

Kurz entschlossene Nachmelder
Conny und Teddy  
Abkühlung tut gut
 

Bald durchlaufen wir eine weitere Unterführung und finden uns in Dettingen wieder. Die Feuerwehr Dettingen hat für uns heute extra eine Dusche aufgebaut, die eifrig genutzt wird und auch noch den letzten Läufer erfrischen wird. Danach durchlaufen wir den Altort von Dettingen, der mir mit seinen zahlreichen Fachwerkhäusern und zahlreichen Gaststätten und Cafés wirklich gefällt. Teilweise sind die Terrassen der Gaststätten auch schon gut besucht und so ist uns weiterer Applaus sicher.

Wenig später erreichen wir bei etwa Kilometer 6 die Sportanlage von Dettingen, wo uns am Eingang eine weitere Dusche erfrischt. Auch die Verpflegungsstation nehme ich in Anspruch, bevor ich die halbe Runde über die Tartanbahn drehe und die Sportanlage wieder verlasse. Nun geht es auf einem gekiesten Wanderweg weiter in Richtung Bad Urach und es dauert auch nicht lange, da kommen mir schon die beiden Führungsradler entgegen. Dahinter läuft Daniel Noll einem ungefährdeten Sieg in tollen 1:12 Stunden beim Halbmarathon entgegen. Die Strecke wird nun auch etwas hügliger, ist aber immer noch gut zu laufen.

Am Ortsbeginn von Bad Urach laufe ich auf einen weiteren Marathon4You-Reporter auf. Herbert Orlinger ist heute auch mit dabei. Wir tauschen uns kurz über die Temperaturen aus und gehen dann bald wieder getrennter Wege. Die Straße bis zur dortigen Sportanlage säumen Kurhäuser auf der rechten und in den Hang gebaute Villen auf der linken Straßenseite. Nach ein paar hundert Metern befinden wir uns aber auf der Sportanlage, um dort eine Runde auf der Tartanbahn zu drehen, natürlich nicht ohne die Verpflegungsstation zu plündern. Ein Müsliriegel dient als zweites Frühstück.

Die Sportanlage ist wirklich toll gelegen, denn sie ist umringt von Ausläufern der Schwäbischen Alb. Auf einem Hügel erkennt man die Burgruine Hohenurach aus dem 11. Jahrhundert, die dort durch den Grafen von Urach errichtet wurde. Im 16. Jahrhundert wurde sie durch die Herzöge von Württemberg zur Landesfestung ausgebaut. Seit 1765 dient die Burg Hohenurach als Wahrzeichen Bad Urachs. Mehrfach zerstört und wiederaufgebaut ist inzwischen nur noch eine gewaltige Ruine über, die als eine der größten, wuchtigsten und bedeutsamsten im süddeutschen Raum gilt. Die Ruine ist heute frei zugänglich, kann jedoch nur zu Fuß erreicht werden. Allerdings liegt sie heute nicht auf unserer Strecke und ich verabschiede mich mit einem Blick hoch zur Ruine und mache mich auf den Rückweg nach Metzingen.

Ich treffe nun auch auf Jan. Auch er hat aufgrund der Temperaturen heute kein Interesse schnell zu laufen. Er will nur ankommen und seinen 99. Marathon ins Ziel bringen, um in seiner Heimat Polen bald möglichst die Einhundert voll zu machen. Wir entschließen uns, dass wir ab nun zusammenlaufen. Das Feld hat sich nun schon weit auseinandergezogen und nur noch ein paar Halbmarathonis umgeben uns. Auch Marathonis sind nur noch vereinzelt zu erkennen. Der Rückweg verläuft relativ unproblematisch. Immer wieder nehmen wir reichlich Getränke zu uns, nutzen jede Dusche, decken uns mit Schwämmen ein und versuchen uns abzukühlen. Ich denke die 30 Grad dürften nun schon erreicht sein. Während die Halbmarathonis in Metzingen geradeaus ins Ziel auf den Kelternplatz laufen, werden Jan und ich kurz davor auf die zweite Runde geschickt. Zum zweiten Mal machen wir uns auf den Weg in Richtung Bad Urach. Die Metzinger feiern jeden Marathoni ganz besonders. Obwohl ich unser Tempo nicht gerade als solches bezeichnen würde und wir uns im hinteren Teil des Feldes befinden, werden wir gefeiert und das lässt die Brust dann schon etwas anschwellen.

Viele Kinder dienen nun auch als Helfer an den Verpflegungsstellen. Sie sammeln weggeworfene Schwämme ein, tränken diese in kühlem Wasser und reichen uns diese wieder voller Eifer. Auch abseits von den Verpflegungsstellen haben sich die Kinder mit Schwämmen eingedeckt und reichen uns diese. Sie sind erkennbar stolz Teil des Marathons zu sein. Und wir sind dankbar. Es ist inzwischen verflucht heiß und ich würde nun alles für eine kühle Dusche geben. Die Erfrischungen helfen nur noch sehr kurzfristig. Als wir Metzingen zum zweiten Mal verlassen kommt uns auch schon der Führende entgegen. Richard Schumacher wird den Marathon in Kürze völlig ungefährdet in 2:26 Stunden gewinnen, während wir noch ein ganzes Stück bis nach Bad Urach vor uns haben. In diesem Moment bin ich einem schnelleren Läufer vielleicht zum ersten Mal neidisch.

Etwa ab halber Strecke zurück nach Bad Urbach, kommen uns die schnelleren Marathonis immer häufiger entgegen und wir haben wieder etwas Ablenkung. Das ein oder andere bekannte Gesicht ist natürlich darunter. Auch die Siegerin Silke Holzmann, die 3:10 Stunden für den Marathon benötigte, kam uns schon zeitig entgegen. Schließlich waren wir wieder in Bad Urach angekommen und waren nun gespannt, wie viele Marathonis uns nun auf dem Rückweg noch entgegenkommen würden. Die Bilanz war ernüchternd. Zwei mir gut bekannte Gesichter, die die Strecke kostümiert zurücklegen wollten, wurden durch das Besenfahrrad begleitet. Das war es aber dann auch schon. Wenigstens sollten wir nicht letzter werden.

Wir plagten uns also einsam in der Hitze weiter zurück in Richtung Metzingen. Nach einem leichten Anstieg erkannte ich am rechten Streckenrand einen verdorrten alten Baum, der mich in diesem Moment an klassische Western erinnerte. Es fehlte eigentlich nur noch ein Geier, der darauf wartete, dass uns die Puste ausgeht. Seltsam auf was für Gedanken man kommt. Doch schon kurz darauf bekam ich eine neue Motivationsspritze. Die beiden Letzten sind in Bad Urach raus, damit haben Jan und ich das Ende des Feldes erobert. Doch das wollten wir nicht auf uns sitzen lassen und legten im Rahmen unserer Möglichkeiten zu. Fünf Plätze konnten wir so bis nach Metzingen noch gut machen. Auf der Zielgeraden machen Jan und ich dann sogar nochmal richtig Tempo. Es waren immer noch eine Menge Zuschauer am Streckenrand, die uns lautstark empfingen. In Metzingen werden eben auch die letzten noch gebührend gefeiert. Wir warteten auch noch auf den letzten Finisher, der nicht nur mit Applaus, sondern auch mit Queen`s „We are the champions“ ins Ziel begleitet wurde. Ein strapaziöser, aber doch wieder sehr schöner Marathon im Ermstal lag nun hinter mir.

Nach einem kühlen Erdinger-Alkoholfrei und einer erfrischenden Dusche waren wir auch schnell wieder von den Hitzestrapazen erholt. Doch es sollte heute nicht nur ein Tropentag, sondern auch noch eine Tropennacht werden. Davon spricht der Meteorologe nämlich wenn die Tagestiefsttemperatur nicht unter 20° C sinkt und davon waren wir in dieser Nacht weit entfernt.

Jan macht auch langsam    
Jan's 99. Kati
 
Charly
Magic
Jan
Greppi

4:28:38
4:29:52
5:23:17
5:23:22
 
   
 
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Laufbericht 2017 2007 Heiß, heißer, Ermstal | Andreas Greppmeir

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