Der Marathontag begann damit, dass der Wecker nicht wie geplant um 4:15 Uhr klingelte, sondern mich das Scheppern der Nachbarzimmertüre um 4:30 Uhr aus dem Schlaf riss. Nach einer schnellen Morgentoilette und einem spartanischem Frühstück im Zimmer saßen wir kurz darauf im Auto und schon 20 Minuten später waren wir am Startbereich angekommen. Natürlich musste auch ich mich noch in die langen Schlangen vor den vielen Dixies einreihen. Aber das ist in USA sehr entspannt, man muss das erlebt haben. Kein drängeln, kein schupsen, alle immer locker drauf.
Bereits sehr früh um 6 Uhr beklatschen wir die 3.000 Halbmarathonstarter und bald ging es auch für uns Marathonis um 6:30 Uhr los. Nach live gesungener amerikanischer Nationalhymne und dem Startcountdown eines Spaceshuttles von der Videowand, war ich auch schon mitten im Lauf. Es war noch recht dunkel und etwa 15 Grad warm. Wir liefen zuerst auf Cocoa’s weihnachtlich geschmückter Mainstreet Richtung Norden und auf der palmengesäumten Uferstraße des Indian River, an schönen Häusern vorbei bis zum Wendepunkt bei km 10,5. Mit zunehmender Helligkeit wurde es auch immer wärmer und die Luftfeuchtigkeit machte sich mit heftigem Schwitzen bemerkbar. Alle 3 km gab’s Gatorate und Wasser. Ich hatte meine Getränkefläschchen am Gürtel und brauchte dort lange nicht zugreifen. Nur hatte ich zu wenig Vaseline unter den Achseln aufgetragen und spürte schon bald Scheuerstellen. Auch schon wurscht. Ich musste einfach durch. Daheim gab es am 1. Advent Kaffee mit Plätzchen und ich lief dem Winter davon. Schön so.
Mit meinem TOMJ-Shirt und der Laufhose in Lederhosenoptik wurde ich immer wieder angesprochen. Unter anderem auch von Carolin aus Trier, die hier in Ocala seit 2006 lebt und dort verheiratet ist. Sie lief mit mir ca. 10 km und musste dann aber abreißen lassen. Ich spürte bei km 30 meine zwei zugenommenen Kilos und musste meine Pace etwas zurücknehmen. Von einer lustigen Familie, die es sich vor ihrem Haus bei Musik und Grill mit Getränken gemütlich gemacht hat, wurde ich zum Essen und Trinken eingeladen. Ich hielt aber nur zu einem kurzen Fotostopp und machte mich mit den Worten „I have to go“ weiter auf den Weg zum Finish. Wurde dabei aber noch von den Pacern für 3:45 und 3:50 überholt. Die Armen mussten den ganzen Marathon ihre Zeittäfelchen am Stiel in die Höhe halten. Von Luftballons haben die wohl noch nichts gehört. Ich überholte immer mehr Marathon- und Halbmarathonläufer. Oder muss ich Geher sagen? Da liefen wirklich übergewichtige Specklinge, das glaubt man nicht. Aber jeder ist hier ein Held, der ins Ziel kommt. Egal wie. |