Bernies Runde
Anderthalb Stunden nach dem Start des Nussknacker-Trails bin ich an der Reihe im Teilnehmerfeld des Knecht Ruprecht-Trails über 15,5 km. Die Strecke ist identisch mit der Südschleife des Marathons, wodurch diese im weiteren Verlauf ziemlich belebt sein wird. Ich begnüge mich heute mal auf einer kürzeren Distanz. Nach meiner Diagnose Meniskusriss und Stressfraktur im Knie will ich bei den Hikern vorsichtig versuchen, wieder in die Gänge zu kommen. Mein Doc meinte, ich soll mich bewegen. Das muss er mir natürlich nicht zweimal sagen.
Eine halbe Stunde vor uns sind um 9 Uhr noch die Starter, Starterinnen und Vierbeiner des ca. 30 km langen Krampus-Trails an der Reihe. Mit den ganzen Start-Prozeduren, der fachkundigen und witzigen Moderation vom Mountainman-Kult-Moderatoren-Team Rudi & Stephan und der musikalischen Unterhaltung mit Rocksound vergeht die Zeit wie im Flug. Bei Temperaturen nur noch knapp über Null sorgen mehrere Feuertonnen dafür, dass man sich warmhalten kann. Das ist sehr stimmungsvoll und angenehm.
Ein paar Minuten vor dem Start wird die Rockmusik auf Lautstärke gebracht, die Nebelmaschine in Gang gesetzt und los geht‘s. Der Start mit den Hikern ist natürlich nicht ganz so dynamisch, wie ich es im Läuferfeld eigentlich gewohnt bin und so befinde ich mich dann auch gleich ganz vorne, während es das Hauptfeld etwas gemütlicher angehen lässt. Am Ende des Start- und Zielkanals passieren wir nach 100 Metern bereits den Cut off der beiden längeren Strecken. Beim Marathon sollte man am Stand von den Nürnberg Rams in 5 Stunden durchkommen, sonst muss man nach rechts ins Ziel abbiegen und seinen Run beenden. Leider hat es auch Greppi zeitlich nicht geschafft, so übernehme ich die Streckenbeschreibung der Südschleife.
An der Straße wartet ein Quad der Bergwacht. Auch wenn die Berge der Hersbrucker Schweiz nicht alpine Höhen aufweisen, gibt es oben viele Felsen und es wird darauf geschaut, dass alle gut durchkommen. Ich versuche zwischendrin immer wieder vorsichtig einige Meter zu laufen, damit mir die vor mir liegenden nicht zu weit enteilen, etwas Ehrgeiz muss schon sein. Nach einem Kilometer ist ein erstes Hügelchen zum Warmwerden zu überqueren. Richtig bergig wird es nach einem weiteren Kilometer, wir erreichen den Waldrand und den ersten Aufstieg. Seven Summits nennen sich Wanderungen auf die sieben höchsten Erhebungen im Nürnberger Land. Lindgrüne Schildchen mit der 7 an den Baumstämmen markieren die Wege, wir befinden uns gerade auf dem Dom-Rundweg.
Erst noch vorsichtig steigt der Weg an aber etwas weiter wird daraus ein wurzeliger und steiler Pfad. Er führt uns auf die Lichtung zum Aussichtspunkt der Mühlkoppe, wo heute die Schneegrenze beginnt auf etwa 500 Meter Höhe. Die Trails sind davon aber weitestgehend unberührt. Die Aussicht über die Landschaft mit Blick nach Hohenstadt und Hersbruck könnte besser sein, aber die Wolken hängen sehr tief. Wall und Grabenreste auf der heute bewaldeten Bergkuppe weisen auf eine einstige Höhenburg aus dem 13. Jahrhundert hin.
Nach einem kurzen Abwärtsstück geht es weiter aufwärts. Ich bin wohl etwas zu viel auf mein Knie fixiert und daher vielleicht etwas unkonzentriert, prompt habe ich eine Abzweigung verpasst, was mir ein paar hundert zusätzliche Meter einbringt. Aber dank der gespeicherten Streckenkarte auf meinen GPS, ist der Fauxpas schnell wieder korrigiert, leider sind mir jetzt die vor mir liegenden Hiker enteilt. Kurz vor der VP Hochberg bei km 6 werde ich bereits vom Zweitplatzierten der L-Strecke überholt. Der Führende muss mich wohl bereits bei meiner Extratour passiert haben. Warmer Tee ist an der VP leider nicht im Angebot, aber ansonsten kann man gut ein zweites Frühstück einnehmen.
Entlang von moosbedeckten Steinen und Felsen geht weiter aufwärts. Durch die verschneite Winterlandschaft führen uns herrliche Trails um den Hochberg. Rund um den zweithöchsten Gipfel im östlichen Mittelfranken befand sich zur Zeit der Kelten eine für damalige Verhältnisse riesige Burg- und Wehranlage, die sich über eine Fläche von ca. 2,75 Hektar erstreckte. Wir laufen auf einem Rundweg, der das gesamte Gelände erschließt. Auf einer Infotafel kann ich etwas von einer "Akropolis der Kelten" lesen. Eine kleine Kraxeleinheit führt uns auf einen Felsblock. Oben wartet auch schon die Fotografin, um uns abzulichten. Der Abstieg auf einem Single-Trail ist nass und glitschig und recht anspruchsvoll zu laufen, ich nehme hier lieber das Tempo raus.
Nachdem wir den Wald verlassen haben, passiert mich mit Nick Seiferth bereits der Führende auf der XL-Strecke. Auf der rechten Wegseite liegt die alte Kapellenruine Arzlohe, welche begehbar ist und wofür ich heute auch genügend Zeit habe. Von dem einschiffigen, spätgotischen Bau sind noch bis zu fünf Meter hohe Umfassungsmauern, das Portal und ein spitzbogiges Fenster übrig. Ältester Nachweis über dieses Kirchlein stammt aus dem Jahre 1480. Die urkundlich erwähnte Bezeichnung „Zum heiligen Baum“ deutet auf eine vorchristliche Kultstätte hin.
Der Ort hier eignet sich hervorragend für ein schönes Fotoshooting. Erst noch durch den Torbogen der Kapelle und unmittelbar danach beim nachfolgenden Aufstieg. Begeistert verfolge ich für ein paar Meter mit Miria Meinheit die erste Frau des Krampus-Trails bei ihrem dynamischen Bergantritt. Immer öfters werde ich jetzt überholt. Aber andersrum kann ich jetzt einige der Hundeführer auf der kürzeren S-Strecke überholen. Nach 10 km wartet an einer Lichtung die zweite Verpflegungsstelle auf uns.
Unser letzter Aufstieg für heute führt uns auf die Houbirg zum Aussichtspunkt „Hohler Fels“, dem höchsten Punkt der M-Strecke. Am Aussichtsfelsen mit wunderschönem Blick auf den Happurger Stausee hat sich auch die Bergwacht postiert. Der Weg durch die Felsen birgt ein gewisses Unfallrisiko und ist nicht ganz einfach auszumachen. Etwas unterhalb gibt es eine Höhle mit Funden aus der Steinzeit, die wie die Felswand den Namen „Hoher Fels“ trägt.
Über einen vorgeschichtlichen Ringwall geht es wieder runter vom Aussichtspunkt. Nach dem derzeitigen Wissensstand zählt die Houbirg (= Hoher Berg) zu den bedeutendsten vor- und frühgeschichtlichen Höhensiedlungen in Deutschland. In der Gegend wurden auch Überreste von eiszeitlichen Tieren gefunden, wie Höhlenbär, Höhlenhyäne, Wildpferd, Riesenhirsch, Rentier und Wollnashorn.
Mein Knie läuft mittlerweile leider nicht mehr ganz so rund, so kann ich das Gefälle und den Rest der Strecke nur mehr langsam wandernd angehen.
Viele Abschnitte unserer Süd- und Nordschleife gehören auch zum gut beschilderten „1000hmr“ und können jederzeit auch individuell gewandert und gelaufen werden. Der Pommelsbrunner "1000 Höhenmeter Rundwanderweg" besteht insgesamt aus zwei Abschnitten, die zusammen mehr als 1000 Höhenmeter auf etwas mehr als 23 km Wegstrecke bieten.
Über den früheren keltischen Ringwall geht es über den Weiler Reckenberg runter ins Pegnitztal. Kurz vor Pommelsbrunn passieren wir noch den Reckenberg-Hof mit einer Lama-Farm, die teilweise aus eigener Zucht stammen. Vom Ziel her kann ich schon, noch etwas undeutlich, die Moderation vernehmen. Der Schlusskilometer führt uns über eine Teerstraße bis zum Zieleinlauf, wo ich schon von weitem von Rudi und Stephan begrüßt werde.
Warmer Tee mit Lebkuchen und Wintergebäck sorgen für Stärkung, die Feuertonnen lodern immer noch. Insgesamt eine schöne, vorweihnachtliche Stimmung. Wenn’s was zu meckern gäbe, dann sind das die zum späteren Zeitpunkt nur mehr mäßig warmen Duschen im Vereinsheim des SC Pommelsbrunn. Aber verständlich, die sind natürlich auch nur für ein paar Fußballer ausgelegt.
Ho ho ho, drauß im Walde trailt es sehr. Der Nikolaus kann bei der Premiere des Mountainman Pommelsbrunn fast nur Bestnoten vergeben. Auf der Nord- und Südrunde erlebt man das Beste, was die Region zu bieten hat. Die Trails sind herausfordernd und sollten vor allem bei Winterwetter nicht unterschätzt werden. |