28.5.2022 Stuiben Trailrun
Autor: Bernie Manhard
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Namensgeber für den hochalpinen Stuiben Trailrun ist nicht etwa ein Berg, sondern ein Wasserfall. Der Stuibenfall ist mit 159 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall Tirols und gehört zur Gemeinde Umhausen im vorderen Ötztal. Gespeist wird er vom Zwieselbachferner und dem Grastalferner. Seinen Namen verdankt das imposante Naturschauspiel dem aufsteigenden Wasserstaub, in der Mundart Stuiben genannt. So werden auch alle Distanzen beim Stuiben Trailrun über ein Wegesystem, bestehend aus 728 Natur- und Stahlstufen und einer 80 Meter langen Hängebrücke am Stuibenfall vorbei geleitet.

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird heuer die 5. Auflage des Stuiben Trailrun ausgetragen. Sukzessive wurden im Laufe der Jahre immer mehr Streckenlängen angeboten, seit der letzten Austragung 2019 sind es mittlerweile deren vier. Los geht das ganze Spektakel bereits am Freitagabend mit einem außergewöhnlichen Verfolgungsrennen. Um 19.00 Uhr fällt der Startschuss für den 4 km langen Stuiben Sprint, der im Halbminuten-Abstand gestartet wird und durchgehend aufwärts bis zum Ziel am Stuibenfall führt. Am Samstag werden dann der 14K (14,6 km/700 hm), 24K (25,5 km/1700 hm) und der 42K mit satten 3100 Höhenmetern gestartet.
Ich reise frühzeitig am Freitag an, um mir vorab schon mal einen ersten Eindruck von dieser außergewöhnlichen Location zu verschaffen. Vorher checke ich aber in meiner Unterkunft ein. Mit dem Explorer Hotel gibt es dazu in Umhausen eine coole und moderne Übernachtungsmöglichkeit, die vor allem Outdoor-Sportlern beste Möglichkeiten bietet und vom dem aus ich direkt meinen Ausflug an den Stuibenfall beginnen kann.

Zuerst hole ich mir aber meine Startunterlagen ab, die bekommen wir in der Information im Ortskern von Umhausen. Das Sackerl mit der Startnummer ist gut gefüllt mit allerlei nützlichen Accessoires wie z.B ein Halbliter-Flask, Schlauchtuch, Power-Shot oder auch einen Wertgutschein für ein Essen in einem Gasthaus in Umhausen. Dazu bekommen wir noch ein Baumwoll-Teilnehmer-Shirt. Etwa hundert Meter weiter neben der Dorfkirche liegt das Event-Gelände, am Nachmittag ist hier aber noch wenig los, so kann man in aller Ruhe bei den Event-Partnern Trailrunning Artikel begutachten und auch z.B. Schuhe testen.

Bei herrlichem Sommerwetter mache ich mich eine Stunde vor dem Start des Stuiben Sprint auf den Weg zum Stuibenfall, ich möchte die Läufer*innen in Action auf der Stuiben Urkraftbrücke erleben und natürlich will ich dieses außergewöhnliche Naturschauspiel schon mal vorab in aller Ruhe genießen. Des Weiteren kann ich mir auch bereits einen Überblick der ersten vier Kilometer der Laufstrecke verschaffen. Von Umhausen ist das keine Problem, der Wasserfall ist beschildert und zudem sind auch schon die Streckenmarkierungen angebracht.

Ein weiteres Highlight wäre sicher gewesen, die gesamte Stahlkonstruktion im Flutlicht zu erleben, wie es in der Ausschreibung steht, aber dazu ist es noch viel zu hell, die Sonne strahlt noch vom blauen Himmel. Nichtsdestotrotz, Wasserfall, Brücke und die gesamte Konstruktion sind unglaublich beeindruckend. Die ersten Schritte auf der Brücke sind schon etwas ungewohnt, sie schwankt doch deutlich spürbar. Man gewöhnt sich aber schnell daran, dennoch ist es aufregend.

Was ich eigentlich vom Rennverlauf des Sprints weniger behaupten kann, durch die Start-Intervalle von einer halben Minute tröpfeln die gut 50 Teilnehmer*innen meistens nur in größeren Abständen an der Brücke ein und der erste auf der Treppe muss zwangsläufig natürlich längst nicht der Sieger des Rennens sein, einsehbar ist das nicht. Gut zu beobachten sind auf alle Fälle die unterschiedlichen Herangehensweisen, während der eine noch voller Elan die Treppen im Laufschritt einnimmt, sind einige doch bereits an ihrem Limit und deutlich reservierter. Am Start sind auch zwei Kenianer, sie befinden sich in der Mitte der Läuferschar und am Ende ist einer von beiden dann auch ganz vorne.

 
   
 
 

Nach 2019 steht die 42K-Strecke zum zweiten Mal im Programm, die Streckenführung wurde nochmals verändert, nachdem die Distanz bei der Erstauflage noch bei 41,7 km lag, weist sie heuer auch eine korrekte Marathonlänge von 42,5 km auf. Wie auch der 24K führt sie bis auf eine Höhe von fast 2400 m. Leider ist in der Nacht der prophezeite Wetterumschwung eingetreten und am Morgen hängen die Wolken bis tief hinunter ins Tal. Aber immerhin ist es regenfrei und es soll auflockern.

Für 7 Uhr ist der Start terminiert, Anwesenheitspflicht bereits eine halbe Stunde vorher. Beim Einlass in den Startkanal werden Teile der Pflichtausrüstung kontrolliert. Das nehmen die Verantwortlichen Martin Scheiber und Simon Schreiber selbst in die Hand. Wichtig sind ihnen das Erste-Hilfe-Set mit Kompressen, ausreichender Getränkevorrat und die Wärmebekleidung. In meinem Fall habe ich die Regenjacke gleich übergezogen, die Temperaturen sind drastisch gesunken, die Schnellfallgrenze soll bei 2000 m liegen, so ist die Kontrolle gut nachzuvollziehen. Wichtig ist ihnen auch die Beschriftung von mitgeführten Gels mit der Startnummer, Filzstifte stehen hierzu bereit. Wer kennt sie nicht, die entsorgten Plastikverpackungen in der wunderschönen Bergwelt. Natürlich werden auch keine Getränkebecher ausgegeben, für Behältnisse ist jeder selbst zuständig.

Mit einem stattlichen Kanonendonner werden wir um 7 Uhr in den Kunstnebel geschickt, am Himmel sind aber schon erste Wolkenlücken auszumachen. Das sieht doch sehr positiv aus, für den weiteren Tagesverlauf. Am Start befinden sich heute 94 Teilnehmer*innen. Der erste Kilometer führt uns durch Umhausen, bereits vom Start weg ist die Strecke leicht ansteigend.

Wenig später verlassen wir die Teerstraße, ein kurzer fordernder Anstieg führt uns in den Wald und am Wasserwaalweg entlang. Der wunderbare, fast ebener Single Trail auf weichem Waldboden entlang dieses schmalen Bewässerungskanals lässt uns noch einmal kurz durchschnaufen. Bereits vor hunderten von Jahren wurden sie angelegt, um das dringend benötigte Wasser an die gewünschten Orte zu bringen. In trockenen Zeiten war das Bewässern der Wiesen und Felder sehr mühsam, daher wurden die künstlichen Bewässerungsanlagen geschaffen, welche Waale genannt werden.

Nach überqueren einer Brücke über den Horlachbach ist es aber vorbei mit gemütlichen cruisen, es wird steil und schweißtreibend. Anfangs noch auf einem breiteren Naturweg folgen wir dem rauschenden Gebirgsbach. Bald wird der Weg schmaler mit ersten eingearbeiteten Naturstufen. Nach etwa 2,5 km taucht erstmals der Stuibenfall und die aufregende Konstruktion der Urkraftbrücke in unserem Sichtfeld auf. Weniger zu Sehen bekomme ich von meinen Kontrahenten, viele sind schon weit vor mir und nur mehr als kleine Punkte auf der Brücke zu erkennen.

Ein schmaler und supersteiler Serpentinenpfad mit weiteren eingearbeiteten Stufen – hier sind auch gestern die Kenianer nicht mehr gelaufen – führt uns runter von Naturboden bis zum Einstieg auf das Stahlgitter der Stuiben Urkraftbrücke. Meine Aufregung hält sich heute natürlich in Grenzen, nachdem ich sie gestern schon ausgiebig unter die Lupe bzw. Füße genommen habe. Aber selbstverständlich ist die Vorfreude riesengroß und auch heute wieder ein großartiges Erlebnis. Einen Vorteil hat das mittlerweile schon weit auseinandergezogene Startfeld für mich, es befinden sich nicht mehr viele Mitläufer*innen auf der Treppe. Irgendwie bemerke ich das Schwanken aberh kaum mehr. Man gewöhnt sich daran, so kann ich die Passage noch mehr genießen. Wobei dem heute natürlich Grenzen gesetzt sind, da ich ja eigentlich auch schnellstmöglich vorankommen sollte. Mein Tipp, macht es wie ich und stattet dem Stuibenfall einen separaten Besuch ab. Es lohnt sich.

Nicht weniger beeindruckend ist die darauffolgende Treppenkonstruktion, an ein paar Aussichtspunkten kommen wir ganz nahe an den Stuibenfall ran und sind mit dem tosenden Wasser und dem feinen Sprühnebel des Stuibenfalls, dem „Stuiben“ fast auf Tuchfühlung. Entstanden ist der Wasserfall, als der Horlachbach vor ungefähr 9000 Jahren von herabfallendem Geröll und Steinen unterbrochen wurde, und sich so einen neuen Weg ins Tal suchen musste. An Tagen, an denen er besonders viel Wasser nach unten befördert, können es bis zu 2000 Liter pro Sekunde sein.

Nach 728 Natur- und Stahlstufen und etwa 500 Metern über diese Konstruktionen habe ich es „leider“ hinter mir, über eine letzte kleine Brücke neben dem Beginn des Wasserfalls bin ich oben angekommen mit immerhin bereits 450 Höhenmetern im Gepäck. Mäßig steigend führt eine Forststraße zu unserer ersten Verpflegungsstelle nach 4 km. Wasser, Iso und Obst werden angeboten. Dringend empfohlen ist hier seinen Getränkevorrat wieder aufzufüllen, zwischen der nächsten Labe liegen jetzt etwa 1000 Höhenmeter und 11 km.

Am Horlachbach entlang geht es für uns erstmal über grüne Wiesen etwas entspannter weiter Richtung Niederthai. Dort erwartet eine nette Abwechslung auf uns. Um einen etwa 30 m langen sausteilen Aufstieg auf einen Hügel über eine Wiese zu erklimmen, hat man dort zwei Seile gespannt, die in Abständen mit Halteschlaufen versehen sind, so können wir uns daran hochhangeln. Oben wartet dann die Fotografin. Zu meinem Pech ist gerade kein weiterer Kletterer vor oder hinter mir auszumachen, so gehe ich leider fotografisch leer aus. Es ist auf alle Fälle gar nicht so einfach, das mit Stöcken in der Hand zu bewältigen.

Kurz darauf steht der Anstieg auf den Narrenkogel an. Eine Forststraße macht den Beginn, aber wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, bereits nach wenigen Metern geht es links ab in den hohen Baumbestand des Sennhofer Waldes hinein. Der schmale Bergpfad beginnt von Anfang an gleich richtig steil und unwegsam. An baumfreien Abschnitten bieten sich immer mal schöne Ausblicke hinunter nach Niederthai, dem Sonnenplateau des Ötztals, die Sonnenabschnitte halten sich aber heute bisher noch in Grenzen.

Von hinten schließt Josef auf mich auf und ich lasse ihn schnell überholen, damit ich auch wieder einmal Personen auf meinen Bildern habe. Er sieht mir nach einem richtig kernigen Bergwanderertyp aus und vermute ihn in meiner Altersklasse. Ich versuche dran zu bleiben. Zu einer Unterhaltung kommt es aber nicht, ich glaube er versteht kein Deutsch. Etwas weiter oben passieren wir kleine Feuchtbiotope und Quellen und ich erfreue mich an einigen Enzianen, die ich natürlich auch ablichte. Schon ist Josef mir entschwunden. Meine Beine fühlen sich heute aber auch nur suboptimal an. Die erste Rampe weist permanent Steigungsprozente zwischen 25 bis über 45 auf, der Aufstieg ist schon sehr mühsam.

Nur wenige etwas gemäßigtere Abschnitte lassen kaum ein Durchatmen zu. Mittlerweile felsdurchsetzt führt unser weiterhin supersteile Weg durch den lichten Zirbenwald bis an die Waldgrenze, von wo dann auch das Gipfelkreuz des Narrenkogel in Sicht kommt und es auch etwas gemäßigter wird. Am Kreuz (km 9) herrscht trotz vieler Wolken gerade ganz ordentliche Weitsicht. Wir befinden uns hier auf amtliche 2309 m über N.N. Ein paar Meter weiter, kann ich links von mir auf einem Felsvorsprung noch ein zweites Gipfelkreuz ausmachen. Des Rätsels Lösung: Der Narrenkogel gilt sowohl als Hausberg von Umhausen als auch von Niederthai, deshalb hat er zwei Gipfelkreuze. Welchem diese 2309 m zugeschrieben werden, lässt sich für mich schwer abschätzen.

 
   
 
Ein schöner Wiesentrail führt uns anfangs über einen Kamm, ohne dass dabei größere Geländeunterschiede zurückzulegen sind, endlich wieder etwas zu laufen. Zunehmend wird es aber wieder steiniger und schwieriger. Ich bin froh warm bekleidet zu sein, hier oben auf freier Fläche bläst es ordentlich und es ist auch wie vorhergesagt ziemlich kühl. Nach etwa 700 Metern geht’s schon wieder runter. In manchen windfreien, aber sonnigen Abschnitten, wird mir gleich wieder sehr warm. Das Gefühlt hält aber meist nicht lange an, der Wind ist frisch. Wir schlängeln uns den Hang hinunter. Ein cooler Trail aber auch wieder höchst anspruchsvoll. Richtig Laufen ist da für mich wieder kaum möglich. Aber es ist möglich, wie mir jetzt die ersten Läufer der zwei Stunden nach uns gestarteten 24K-Strecke beweisen. Die haben aber auch allesamt einige Jahre weniger auf dem Buckel als ich.

Das Gelände ändert sich schlagartig, als wir auf 1800 m Höhe im Horlachtal, einem Seitental des Ötztals, angekommen sind. Wir wechseln auf eine Forststraße, die uns nur mehr leicht abfallend, vorerst noch einen guten Kilometer weiter ins Tal bis zur Larstigalm leitet. Nach überqueren des Horlachbaches führt uns ein U-Turn wieder auf der anderen Bachseite zurück Richtung Niederthai. Da könnte manch einer vielleicht auf dumme Gedanken kommen. Würde ich aber keinem empfehlen, auf der Brücke ist eine Zeitmessung installiert, nur ein unscheinbares kleines rotes Kästchen, kann man leicht übersehen, es uns aber nicht.

Nach gut 4 Stunden erreiche ich die zweite Labestelle nach 15,5 km. Das üppige Angebot mit Käse, Wurst und Kuchen lasse ich mir ausgiebig munden. Währendessen packe ich meine Regenjacke ein und ziehe mir ein frisches trockenes Shirt über. Für den 42K gibt es hier ein Zeitlimit zu beachten, um 11 Uhr muss die Station passiert werden. Mir bleiben somit noch fast 50 Minuten Zeit.

Weiter ginge es mit einem steilen Anstieg durch das Grastal auf den Brand und bis auf 2400 m Höhe. Nach einer zeitlichen Hochrechnung bin ich der Meinung, die Strecke im geforderten Zeitlimit mit meinem derzeitigen Tempo nicht einhalten zu können. Da sich hier auch die Weiche zur Streckentrennung von 42K und 24K befindet, beschließe ich lieber mit der kürzeren Runde vorlieb zu nehmen. Offiziell werde ich natürlich keinen Platz in der 24K-Wertung einnehmen, finde es aber allemal besser als beim nächsten Cut off rausgenommen zu werden, so kann ich wenigstens auf eigenen Beinen ins Ziel kommen.

Die 24K führt nach einer Brückenüberquerung unmittelbar nach der Labe wieder abwärts durchs Grastal, vereinigt sich aber auch schon wieder für weitere Kilometer mit den Marathonis, die hier ihre 4,5 km lange Schleife über den Brand und der Mahdebene hinter sich haben. Ein schöner aber wieder sehr fordernder Trail führt uns entlang des Grastalbachs abwärts.

Nach 18 km erreichen wir Niederthai auf 1550 m Höhe. Das mit dem „Österreichischen Wandergütesiegel“ prämierte Bergdorf, gilt als idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren, das kann ich hiermit bestätigen. Meine Wanderung – laufen fällt mir gerade sehr schwer – führt auf einer asphaltierten Straße wieder leicht aufwärts. Mittlerweile haben wir fast Sommerwetter. Nach 20 km erreiche ich in Bichl unsere nächste Versorgungsstation, wo uns erstmals auch Cola angeboten wird.

Direkt im Anschluss verlassen wir die schmale Straße, durch hochstehendes Gras führt uns eine Wiese wieder abwärts. Vor uns im Tal können wir bereits Umhausen ausmachen. Wir steuern unseren Zielort aber nicht direkt an, sondern werden oberhalb der Ortschaft weiter Talauswärts und an ihr vorbei geleitet. Tempo können wir kurzzeitig auf einem abfallenden Forstweg aufnehmen, bald geht es aber im Wald wieder auf einen herrlichen Single Trail. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Ausblicke auf Umhausen, ohne aber wirklich näher zu kommen.

Kurz nachdem wir unseren untersten Punkt im Ötztal erreicht haben, können wir nach 23 km nochmals Flüssigkeit aufnehmen. Für den letzten Energieschub stehen neben Cola jetzt auch Red Bull zur Auswahl. Wir machen eine Kehrtwende auf den Steppsteig, der bringt uns auf gleichbleibender Höhe zwar auch wieder etwas näher an Umhausen ran, aber auch wieder daran vorbei, erst nach einer erneuten Richtungsänderung am Windrad vom „Stuibn Nannele“, haben wir unseren Zieleinlauf vor Augen.

Der Sage nach soll das Nannele vor einigen Jahrhunderten einige junge Männer durch einen Hexentrunk willenlos gemacht haben, so dass sie nie ins Dorf zurückkehrten, erst ein Priester konnte sie später besiegen und einen Bann über sie legen. Zur Buße ihrer Untaten wurde eine Windmühle errichtet, die sie bei Windstille drehen musste. Als sie verstarb und sich niemand mehr um die Mühle kümmerte, sollte diese abgerissen werden. Plötzlich bewegte sie sich wieder, wie von Geisterhand geleitet. An jener Stelle steht heute das Windrad, das von einer geschnitzten Hexe gedreht wird.

Am Windrad werden die letzten 1,5 km eingeleitet, eine Teerstraße führt uns straight ahead mit Visier auf den Kirchturm direkt ins Ziel. Auf der Straße werden die letzten Meter mit rot aufgesprayten Lettern runtergezählt …1000 …500 …geschafft.
Ich werde auf der Liste des Sprechers natürlich noch als Finisher des Marathons begrüßt, ja, leider Satz mit X. Wenig später wird bereits ein Band gespannt, die Siegerin des 42K kommt ins Ziel und wird dort von den Chefs Martin Scheiber und Simon Schreiber höchstpersönlich beglückwünscht.

Hinterhalb des Zielbogens ist ein üppiges Büffet aufgebaut mit allerlei Leckereien und natürlich auch Finisherbier, soviel man bewältigen kann. Mir schmeckt ganz besonders der hervorragende Kirschkuchen. Nur sporadisch treffen noch Läufer und Läuferinnen der unterschiedlichen Distanzen ein, die Teilnehmerfelder sind sehr weit auseinandergezogen.

Ab 17.30 Uhr findet nebenan im Dorfzentrum die Siegerehrung statt, tagsüber konnten Zuschauer bereits per Live-Übertragung den Rennverlauf hier auf einer Videowall mitverfolgen. Zu Beginn wird uns bereits ein Zusammenschnitt des Tages präsentiert. Die Filmemacher waren wirklich fix mit ihrer Arbeit und präsentieren uns einen stimmungsvollen Clip.

Mit handgefertigten Pokalen werden alle Altersklassensieger von 12K, 24K und 42K prämiert, dazu bekommen die drei Erstplatzierten jeder Gesamtwertung noch Preisgeld. Eine Unterbrechung der Ehrungen findet immer statt, wenn Nachzügler der Marathonstrecke im Ziel eintreffen. Sie bekommen vor versammeltem Publikum live ihre Medaillen überreicht. Als Vorletzter der Rangliste trifft Josef ein, den ich schon nach 6 km aus den Augen verloren habe. Somit brauche ich mir keine Gedanken mehr machen, ob vielleicht doch was drin gewesen wäre.

Aber die Scharte würde ich allzu gerne wieder auswetzen auf dieser höchst anspruchsvollen, aber zugleich auch traumhaft schönen Strecke. An einem anderen Tag läuft es auch für mich wieder besser.
   
 
Bernie 6:00:04
 
 
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