7.5.2016 Lichtenstein Trail  
Autor: Andreas Greppmeir    
     
 
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Denis Wischniewski, Herausgeber des Trail-Magazins und selbst begeisterter Trailrunner, lud ein zum Lichtenstein Trail-Race & Camp. Über drei Tage wurden diverse geführte Trailläufe, Vorträge und Produkttests angeboten. Am letzten Tag wurden dann der Trail-Halbmarathon und Trail-Marathon gestartet. Denis kennt sich aus, da ist alles bestens organisiert. Dachte ich mir und dann kam es doch ganz anders …

Schon im Vorfeld musste ich feststellen, dass die Homepage nur spärliche Infos preisgibt. Ob es vor Ort Duschen gibt – keine Ahnung. Das Höhenprofil fand ich nur für den Halbmarathon, das für den Marathon gibt`s nur als GPX-Datei und ich kann das nicht öffnen, ich bin ja kein Informatiker. Für die größten Verwirrungen sorgten jedoch die Angaben über die zu absolvierenden Höhenmeter. 2000 sollen es laut den Angaben auf der Homepage sein, auf facebook veröffentlichte Denis die Angaben für den Marathon ebenfalls, da waren es dann 1800 Höhenmeter.

Ein paar Tage vor dem Start tauchte dann ein Foto von Denis vor dem offiziellen Werbebanner auf, auf dem deutlich zu lesen war: 43 Kilometer – 1700 Höhenmeter. Ihr meint das war schon alles? Was regt er sich über dreihundert Höhenmeter hin oder her auf. Am Tag vor dem Start bekam ich von Sven, der bereits vor Ort war und am Streckenbriefing teilgenommen hat Bescheid, dass der Marathon nun 50 Kilometer lang ist. Auch der Halbmarathon wurde auf 24 Kilometer verlängert, da im Streckenbereich gerade Bodenbrüter zu Gange sind, werden wir umgeleitet. Um das Ärgernis mit den Zahlen abzuschließen, gleich mal vorweg: Am Ende hatte Bernie nicht ganz 45 Kilometer auf der Uhr, bei Charly und mir waren es beim Halbmarathon etwas über 22 Kilometer, wenigstens die Angaben von rund 1000 Höhenmetern blieben unverändert. Das alles hätte ich mir von einem Profi wie Denis schon etwas besser organisiert gewünscht.

Jetzt aber zum Lauf selbst. Ich hatte eine Woche lang nicht laufen können, da ich mir eine Erkältung zugezogen hatte und bangte bis zum Schluss um die Teilnahme am Lichtenstein-Trail. Wenn ich jemanden davon erzählte, kam immer die gleiche Antwort: Liechtenstein – Super. Da ist es total schön. Dann musste ich meistens Aufklärung betreiben und erklärte, dass ich im anderen Lichtenstein laufe, dem ohne „ie“ und das ist in Baden-Württemberg, genauer in der Schwäbischen Alb und da ist es auch schön und bergig. Und das andere Liechtenstein, also das Land Liechtenstein bin ich eh schon gelaufen, also ich meine den Marathon dort. Am Abend vor dem Start, war die Nase größtenteils frei und ich fühlte mich gut, bis besagte Nachricht von Sven kam: 50 Kilometer. Da zweifelst Du schon, ob Du einen Marathon laufen kannst und dann soll es plötzlich ein Ultra werden. Naja, irgendwie wird`s schon gut gehen und so sagte ich Bernie und Charly endgültig zu.

So ging es also am Samstag in aller Früh auf in Richtung Lichtenstein. Charlys Navi war an diesem Tag zu diversen Späßen aufgelegt und sorgte so für eine ungewollte, aber schöne Fahrt durch die Schwäbische Alb und diverse kleine Dörfer. Etwas später als geplant, kamen wir deshalb in Lichtenstein an, was kein Problem war, hatten wir doch genug zeitlichen Spielraum eingeplant. Nachdem wir endlich ein paar Hinweisschilder zum Trail gefunden hatten, parkten wir auch schon kurz darauf vor der Lichtensteinhalle ein und nahmen unsere Startnummern mit. Danach fuhren wir zu einem Sportplatz oberhalb von Lichtenstein. Dort würde sich, entgegen den Angaben auf der Homepage, später das Ziel befinden. Von dort wurden wir eine dreiviertel Stunde vor dem Start über einen schmalen Pfad ins Tal und zurück zur Lichtensteinhalle geführt. Wer dies nicht mitbekommen hatte, musste sich den Weg selbst suchen, was sicherlich nicht allzu einfach war.

Doch so ein Trailrunner, der ist ja nicht dumm und das Wegesuchen gewöhnt, so dass letztendlich alle Teilnehmer pünktlich am Start waren. Aber auch hier bekam man mit, dass die Organisation alles andere als perfekt war. Denis diskutierte, über Mikrofon mit dem Sprecher, wie er denn den Lauf nun nennen soll …. Der Begriff „Sky“ sei geschützt, so dass es nicht Sky-Race nennen darf usw. Naja, da bist Du ja früh dran dachte ich mir und schaltete irgendwann auf Durchzug. Noch zwei Minuten bis zum Start und das nächste Problem trat auf. Die Zeitmessfirma „bibchip“ hatte die Startmatte noch gar nicht ausgerollt und würde das zeitlich natürlich auch nicht mehr hinbekommen. Daher entschloss man sich kurzfristig auf Bruttozeitmessung umzustellen. Unglaublich, aber wahr.

Das andere Lichtenstein
Schloss Lichtenstein
Da waren es nur mehr zwei Das Schloss gegenüber
 

Egal jetzt, jetzt wird gelaufen. Es ist 10:00 Uhr und die Marathonis bzw. Ultras werden auf die Reise geschickt. Die Halbmarathonis starten eine halbe Stunde nach uns. Die Temperaturen sind jetzt bei angenehmen 15 bis 16 Grad und es wird im Laufe des Tages noch deutlich wärmer werden. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob das heute etwas wird, trabe aber dennoch los. Schon nach ein paar hundert Metern verlassen wir Lichtenstein und es geht den ersten Anstieg rauf. Schon auf den ersten Kilometern machen wir so etliche Höhenmeter, aber es kommen immer wieder rechtzeitig flache Passagen, so dass ich meinen Puls etwas runterbringen kann. Es ist schön hier, keine Zweifel, der Lauf beginnt mir zu gefallen.

Die Strecke ist super markiert, auch wenn ich mal kurz alleine bin, gibt es nie Zweifel wohin der Weg führt. An dieser Stelle sei Denis für seine Organisation auch mal gelobt. Charly, Bernie und ich laufen zusammen, wobei mir klar ist, dass ich das schwächste Glied in unserem Team bin und hoffe inständig, dass die beiden heute nicht doch noch der Ehrgeiz packt. So alle drei bis vier Kilometer greife ich zu meiner Getränkeflache und nehme einen tiefen Schluck. Das Trinken ist heute wichtig, es wird warm. Zur Grundausstattung jedes Läufers gehören übrigens mindestens ein Liter Flüssigkeit – ich habe zwei Liter dabei, ein Handy und eine – überflüssige – Regenjacke. Wir befinden uns, wenn ich es auf dem Begleitzettel richtig entziffern kann, nun im Naturschutzgebiet Wönhalde-Spielberg. Immer wieder haben wir einen tollen Blick in Tal. Lichtenstein liegt nun schon weit unter uns. Wir haben schon ein ordentliches Stück und viele Höhenmeter in den Beinen. Irgendwann bei Kilometer fünf oder sechs lasse ich Bernie und Charly ziehen, sie sind mir einen kleinen Ticken zu schnell. Die Oberschenkel machen sich schon deutlich bemerkbar.

Ich versuche nun meinen eigenen Rhythmus zu finden und habe Spaß an den zahlreichen Bergabläufen, da geht es mir gut. Etwa bei Kilometer 10 geht es in Serpentinen auf einem herrlichen Singletrail bergab. Der macht einfach nur Spaß. Ab und zu muss ich aber in die Botanik springen und die Spitze des Halbmarathons vorbeilassen. Die Jungs haben ein wirklich irres Tempo drauf und es macht Spaß ihnen zuzuschauen. Noch eines findet meinen Gefallen. Diese Superathleten haben immer noch die Zeit, sich bei mir zu bedanken, wenn ich für sie zur Seite gehe. Ausnahmslos bedanken sie sich und geben mir auch mal im Vorbeilaufen einen Klapps auf die Schulter. Unten angekommen, befinden wir uns unweit der Nebelhöhle, einer der schönsten und größten Tropfsteinhöhlen in der Schwäbischen Alb.

Runter, heißt aber auch, dass es wieder raufgeht und ich bin froh als wir den kleinen Ort, den wir kurz durchlaufen, wieder hinter uns gelassen haben. Es ist nämlich inzwischen ziemlich warm geworden und in der prallen Sonne zu laufen, strengt ordentlich an. Nicht ganz eineinhalb Stunden bin ich nun unterwegs und habe erst zehn Kilometer hinter mir. Nicht nur ich laufe, sondern auch meine Nase und es kommen erste Zweifel auf. Ich musste ja zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgehen, dass ich noch fast einen Marathon vor mir habe. Bei dem Tempo also mindestens noch sechs Stunden unterwegs sein würde. Wieder in den Wald eingetaucht, ging es wieder einen langen Anstieg nach oben. Weiter wurde ich von Halbmarathonis überholt. Doch zwischen ihnen konnte ich einen weiteren Langstreckler ausmachen und wir schlossen uns kurz zusammen. Oben angekommen und wieder bei Puste, erklärte er mir, dass er auf den Halbmarathon umsteigen wird. Es ist schon ziemlich kaputt und zweifelt, ob er den gesamten Lauf durchstehen wird. Mir ging es da kein Stück besser und so schloss ich mich seiner Entscheidung an. 24 Kilometer sollten heute reichen.

Allerdings musste ich trotzdem die Halbmarathonis, zu denen ich ja ab sofort auch zählte, weiterhin passieren lassen. Sie waren ja eine halbe Stunde nach mir gestartet und somit einfach schneller als ich. Aber trotzdem ging es mir jetzt schon ein gutes Stück besser, die Aussicht nur noch zwölf Kilometer laufen zu müssen, hörten sich gleich viel besser an, als achtunddreißig. Zwölf Kilometer das ist machbar, auch wenn das hier in der Schwäbischen Alb bedeutet, dass man schon noch rund zwei Stunden laufen darf und das wenn man eigentlich schon völlig platt ist. Bei Kilometer 14 komme ich an einem schattigen Biergarten vorbei und bin versucht nach links abzubiegen. Geld hätte ich ja dabei … ein kaltes Spezi wäre jetzt schon eine Sache, aber ich weiß nicht, ob die Wirtsleute über meinen Besuch allzu erfreut gewesen wäre. Ich bin schweißnass. Selbst meinen Buff habe ich schon gegen einen trockenen ausgetauscht und der hat sich auch schon wieder gänzlich vollgesaugt.

Kurz drauf passiere ich das Schloss Lichtenstein. Ein wirklich nettes Schloss. Sieht irgendwie total hübsch aus, da muss ich mal einen Ausflug machen, denk ich mir noch und ganz unvermittelt steht sie vor mir: Die erste und einzige Verpflegungsstation nach über 14 Kilometern. Ich habe Hunger und will mich auf das Buffet stürzen, als ich zwei vertraute Gestalten entdecke. Charly und Bernie waren auch hier. Ich hätte die beiden schon mehrere Kilometer voraus vermutet, aber hier waren sie beide in Fleisch und Blut. Ich war froh sie zu sehen. Noch bevor ich etwas sagen konnte, erklärte mir Charly, dass er auf den Halbmarathon umsteigen wird. Ich hätte ihn in diesem Moment umarmen können. Bernie kämpfte sich weiter. Einen Ultra zu finishen, dass will er sich natürlich nicht entgehen lassen. Ein kurzer Fotostopp vor dem Schloss und weiter ging`s. Für mich und Charly ging es nun gemeinsam auf den Rückweg. Was war ich froh.

Erst mal durften wir uns im Wald nun wieder nach unten treiben lassen. Das tat gut und war erholsam. Allerding war die Strecke mit Laub und scharfkantigen Steinen bedeckt, so dass das Laufen nicht immer einfach war. Konzentration war gefragt. Ich merkte schon bald, dass sich an meinen Zehen, die eine oder andere Blase bildete. Vor allem der große Zeh am rechten Fuß schien seinen Umfang verdoppelt zu haben. Nachdem wir im Tal eine Bundesstraße überquert hatten, tauchten wir auf der anderen Straßenseite erneut in den Wald ein und schon kam der nächste lange Anstieg. Wir kamen nur noch zäh voran und jeder Schritt brannte in den Oberschenkeln. Doch oben angekommen wurden mir mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Das Schloss Lichtenstein lag nun auf der anderen Seite des Tals und führte uns vor Augen, was wir hier bewältigt hatten. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es nun nur noch wenige Kilometer bis ins Ziel sind und somit wohl auch keine großen Anstiege mehr vor uns liegen können.

So war es dann auch. Eine ganze Weile konnten wir nun im schattigen Wald bergab laufen und auch wieder vernünftige Zeiten hinlegen. Allerdings kostete mich jeder Schritt Überwindung. Die Blase unter meinem großen Zeh machte sich schmerzhaft bemerkbar. Ich biss jedoch die Zähne zusammen und wollte endlich ins Ziel. Dieses kam dann auch etwas überraschend. Wir liefen über eine Wiese in der prallen Sonne und wollten uns für die letzten beiden Kilometer schonen. Doch plötzlich lagen das Sportgelände und das Ziel vor uns, wir gaben nochmal Gas und im Ziel konnte ich mit Denis abklatschen.

Als Finisher-Geschenk konnten wir noch ein passendes Finisher-Shirt aussuchen. Ein kaltes Spezi gegriffen und ab in den Schatten. Ich war platt. Schon nach ein paar Minuten waren Charly und ich allerdings gut erholt und trafen wenig später – frisch geduscht – auf Kathrin und Sven. Die beiden hatten den Halbmarathon ebenfalls gut überstanden und waren von der Strecke begeistert. Gemeinsam stärkten wir uns noch im Biergarten vor dem Sportheim bei mittelmäßiger Kost, hatten jedoch den Zielhang stets im Blick. Knapp dreieinhalb Stunden nach unserem Zieleinlauf war es dann soweit, Bernie bog um die Ecke und konnte Sekunden später finishen. Auch er war völlig platt, hatte aber den Respekt von Charly und mir sicher … wir waren uns einig, den Marathon hätten wir heute nicht ins Ziel gebracht.

Als Fazit kann man sagen, die Organisation wies doch deutliche Schwächen auf, die ich einem Denis Wischniewski nicht zugetraut hätte.  Die Strecke war dennoch wunderschön, wenn auch hart.

 
 
Bernie
Charly
Greppi

6:54:18
3:31:39
(HM)
3:31:40
(HM)
 
 
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