30.4.2016 Innsbruck Alpine Trailrun Festival K65
Autor: Bernie Manhard
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ber16
 

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Aus Bayern kommend ist Innsbruck für mich so etwas wie das Tor zum Süden. Zwangsläufig passiert man auf dem Weg dorthin die Landeshauptstadt Tirols. Über die Autobahn oder Landstraße hinauf zum Passübergang am Brenner sind es noch 40 km, und schon ist man in Italien. Meistens küsst einen bereits hier die Sonne, bevor es die Alpensüdseite runter geht. Unzählige Male bin ich die Route schon gefahren, aber Rast, einen Stopp oder gar einen längeren Aufenthalt habe ich ehrlich gesagt in der Stadt noch nie eingeplant und auch nicht gemacht. Allerhöchstens die Bergisel-Schanze bewundert, die man auf der alten Brennerstraße passiert.

Dabei gilt Innsbruck als Hauptstadt der Alpen und hat einiges zu bieten. Eingegrenzt von der Nordkette des Karwendels und von den Vorbergen der alpinen Zentralkette im Süden, kann die mit 130.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Österreichs sowohl mit Gipfelgefühlen, Naturwundern, als auch mit Kulturschätzen aufwarten. Beim Schlendern durch die historische Altstadt wird man in längst vergangene Zeiten zurück versetzt. Spätgotische Hausfassaden aus der Zeit um 1500 mit den typischen Arkadengängen und bunten Erkern erzählen viel von Geschichte und Kultur. Und zwischen den Häuserzeilen kann man die jetzt noch schneebedeckten Bergspitzen ausmachen. Ein imponierendes Bild.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Goldene Dachl. Der Prunkerker einer Residenz, die um 1500 im Auftrag von Kaiser Maximilian I. errichtet wurde, ist gedeckt mit 2.657 feuervergoldeten Kupferschindeln, die alle noch im Original erhalten sind. Von hier aus hat man einen wundervollen Ausblick über das bunte Treiben in der Altstadt.
„Nutze jeden Augenblick, lass keinen Tanz im Leben aus, mitnehmen kannst du nichts.“ So soll der Spruch auf dem Schriftband des Reliefs am Goldenen Dachl lauten. Das ist aber nur eine Hypothese, denn der Schriftzug gilt bis heute als nicht entziffert.

Ich übertrage das Ganze jetzt mal auf die derzeitige Trailrunning-Szene und formuliere es so: „Nutze jede Veranstaltung, lass keinen Trail im Leben aus.“ Das passt doch für viele unter uns bestens. Unglaublich viele neue Veranstaltungen an tollen Orten werden derzeit angeboten und überall möchte man natürlich auch gerne einmal am Start sein, zumindest geht es mir so. Ganz neu ist jetzt das Innsbruck Alpine Trailrun Festival (IATF) nicht, die Premiere fand bereits im Vorjahr statt und ist aus dem bereits mehr als 10 Jahre durchgeführten Abenteuerlauf entstanden, bei dem gemeinsam in einer geführten Gruppe gelaufen wird.

Neben der immer noch bestehenden Möglichkeit den Gruppenlauf zu bestreiten, werden noch fünf weitere Distanzen angeboten, so dass für alle Leistungsklassen was zu finden ist. Der K15 Rookie-Trailrun sowie der K25 Trail-Halbmarathon sind die kürzeren Distanzen und bestens geeignet für Trailrunning-Einsteiger. Der K42 Trailmarathon mit 1.450 Höhenmetern spricht bereits etwas erfahrenere Läufer an. Beim K65 Panorama Ultra Trail sind zu seinen 65 km bereits 2.100 Höhenmeter einzuplanen. Königsstrecke ist der K85 Heart of the Alps Ultra Trail mit 3.600 Höhenmetern, hier geht es auch auf den höchsten Punkt aller Strecken, auf fast 1.700 m über Seehöhe.

Nur etwa fünf Gehminuten vom Goldenen Dachl, direkt vor dem Landestheater, liegt die Trailcity, das Veranstaltungsgelände des IATF mit Start und Ziel der meisten Rennen. Von 14 – 18 Uhr können wir uns hier am Freitag die Startunterlagen abholen. Für die Starter des K65 & K85 gibt es anschließend um 18 Uhr im etwa 5 Minuten entfernten Hotel Grauer Bär ein verpflichtendes Racebriefing.

Eine lange Schlange empfängt Daniel und mich vor dem Abholstand der Startunterlagen. Das hat auch seinen besonderen Grund, denn es gilt am Rennen auch eine Pflichtausrüstung am Mann zu haben und die wird vor Aushändigung der Startnummer erst einmal sorgfältig kontrolliert.

Rund um Innsbruck

Der Samstag begrüßt uns mit einem wolkenlosen blauen Himmel. Das verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Das Winterintermezzo in diesem Frühling macht tatsächlich eine Pause und beschert uns fast unerwartet Top-Bedingungen. Zwar ist es so früh am Morgen noch frisch im Schatten, mit einer wärmenden Schicht ist es aber gut auszuhalten. Bis kurz vor dem Start kann man seine Wärmebekleidung in einem Zelt im hinteren Bereich der Trailcity abgeben, so braucht keiner lange zu frösteln. Die meisten halten sich aber eh gegenüber des Starttors entlang des schmiedeeisernen Zauns der Hofburg auf oder liegen in der Sonne.

Zeitgleich mit dem Panorama Ultra Trail K65 erfolgt um 8:00 Uhr auch der Start des K25, während der K85 bereits vor 4 Stunden gestartet wurde. Der Läufer mit dem großen gelben Ballon ist der Pacer für den Abenteuerlauf über die 65 km Strecke, wird uns per Ansage mitgeteilt. Groß ist der Andrang bei ihm aber nicht mehr.

Eine kurze Beschreibung der K65-Strecke würde bei mir etwa so lauten: Einmal rund um Innsbruck mit vier Aufstiegen, nicht sonderlich hochalpin, sondern in einem Höhenbereich bis etwa 1000 Meter. Je zwei der Kletterpartien sind dabei auf der Nordkette des Karwendels und auf der Zentralkette im Süden zu bewältigen.
Zwei Mal muss dabei das Inntal durchquert werden, um jeweils zur gegenüberliegenden Bergkette zu gelangen. Somit teile ich mir die Strecke zeitlich in 4 Abschnitte ein. Ich meine, eine Zeit unter 10 Stunden müsste für mich erfahrungsgemäß realistisch sein. Das offizielle Zeitlimit beträgt 12 Stunden.

Innsbruck Übersicht Olympia Eisstadion Altstadt
Das Goldene Dachl
Startplatz Spaziergang Pasta Party mit Freunden
 

Nach ein bisschen Einstimmung geht’s pünktlich los. Die ca. 100 K65er vermischen sich mit etwa der doppelten Anzahl an K25ern, sie haben exakt die gleiche Strecke wie wir vor uns und beenden dann am Natterersee ihr Rennen. Am Hofgarten entlang geht es Richtung Inn. Die futuristische Talstation der 2007 neu eröffneten Hungerburgbahn passieren wir nach 200 Metern. Was für ein krasser Gegensatz zu den antiken Gebäuden der Altstadt, sieht aber wirklich geil aus und ergänzt sich prima. Geplant hat das Mammutprojekt die aus Bagdad stammende Stararchitektin Zaha Hadid, wie auch das Bergisel-Stadion.

Nach 500 Metern sind wir am Inn, wo wir auf dem überdachten Hans-Psenner-Steg die Seite wechseln. Und schon beginnt für uns der erste Aufstieg. Serpentinenartig geht es auf wechselnden Belägen nach oben. Wir passieren das spätgotische Schloss Weiherburg und den Alpenzoo Innsbruck, der einer der höchstgelegenen Zoos Europas ist. Er beherbergt 2000 Tiere aus dem gesamten Alpenraum. Wer feudal heiraten will, kann das im über 500 Jahre alten Schloss machen.

Die Spitze unseres ersten Aufstiegs erreichen wir nach 4 km in 950 m Höhe. Wellig geht es weiter, meist auf wunderschönen Trails, teilweise auch fast weglos durch den Wald. Wunderschön liegt unsere erste Versorgungsstation auf einer sonnenbeschienenen Wiese. Ich habe jetzt Appetit auf was Herzhaftes und werde da nicht enttäuscht. Salami, Käse und Laugenbrötchen taugen bestens als zweites Frühstück. Dazu gibt es warmen Tee, Cola, Apfelschorle und noch einiges mehr. Mir ist bereits richtig warm geworden. Die Sonne scheint, der Tag ist herrlich mit bereits wunderbar angenehmen Temperaturen. Also lege ich jetzt alles bisher noch wärmende ab. Dann zieht‘s mit nochmal an die Tische mit den Tiroler Spezialitäten.

Über 20 Helfer/innen sind heute auf der Strecke an strategischen Punkten verteilt und notieren von jedem durchkommenden Läufer die Startnummer. So können die derzeitigen Standorte jedes einzelnen an ein Live-Tracking-System weitergegeben werden und sofort im Internet abgerufen werden. Beim Racebriefing wurden wir explizit darauf hingewiesen, jedem Posten die Startnummer vorzuzeigen. Neben Live-Tracking dient dies auch der Streckenkontrolle, aber natürlich auch unserer Sicherheit. Falls jemand Probleme hat, kann der Standort schnell ermittelt werden.

Unmittelbar nach der Labestelle passieren wir das Höttinger Bild. Die Wallfahrtskapelle ist ein traditioneller Pilgerort für Studenten in Prüfungsnöten. Der Legende nach befestigte ein Student im Jahr 1675 ein Muttergottesbild an einer Lärche. Er besuchte den Ort häufig und bat Maria um Hilfe bei seinen Prüfungen. Als er erhört wurde, pilgerten auch andere Studenten hierher.1705 wurde eine einfache Holzkapelle errichtet, die 1774 durch eine gemauerte Kapelle ersetzt wurde.

Meist auf schmalen wurzeligen Trails führt uns der Stangensteig abwärts durch den Alpenpark Karwendel. Der Hang fällt oft ziemlich steil ab, so ist es ratsam, seine Augen auf den Weg zu werfen. Aber wirklich gefährlich ist das nicht. Wir sind jetzt genau oberhalb des Flugplatzes von Innsbruck, hin und wieder wird der beeindruckende Blick nach unten frei.

Am Bahnhof Kranebitten sind wir fast unten, wir biegen ab zum Ortsdurchlauf. Plötzlich fehlen mir im Ort die Markierungen und ich bin unsicher, ob ich nicht eine Abzweigung verpasst habe. Eine ganze Handvoll Trailer ist dem Esel gefolgt und ist jetzt genauso verunsichert wie ich. Eine Mitstreiterin meint, wir müssen auf alle Fälle weiter abwärts zum Inn. Nach 200 Metern kommen uns von oben wieder Läufer entgegen. Wir sind mit einem kleinen Umweg wieder auf der Strecke und wenig später an VP2 (km 12) am Ende der Runway des Flughafens von Innsbruck.

Cut-off ist 10:30 Uhr, da braucht sich niemand Sorgen machen, das ist easy zu schaffen. Weiter geht’s für uns durch‘s Inntal, um auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen. Ein Schotterweg führt uns direkt am Inn entlang. Nach unterqueren der Inntalautobahn gelangen wir nach Völs.

Zweiter Aufstieg

Vollkommen anders präsentiert sich der zweite Aufstieg. Nach dem Ortsdurchlauf von Völs führt die Strecke meist auf Forstwegen und Asphaltstraßen mit mäßiger Steigung hoch über den Velleberg nach Birgitz wo mitten im Ort die nächste Labestelle (km 18,5) auf uns wartet.

Dann wird es wieder rustikaler. Direkt nach Ortsende geht es auf den Akademikersteig. Über 1,5 km führt der äußerst wurzelige Steig an einem Hang durch den Wald. Auch wenn uns das Schild „Begehen des Steigs auf eigene Gefahr“ einen riskanten Weg einreden will, viel mehr als über Wurzeln zu stolpern kann man hier nicht.
Am Waldrand geht es einige Kilometer in der prallen Sonne über Felder und Wiesen weiter, bis wir kurz vor dem Nattersee wieder in den Wald eintauchen, wo erneut tolle Single-Trails auf uns warten. Beim letzten Anstieg hat sich eine Fankurve aufgebaut und feuert uns kräftig an.

Dann geht’s rein in den Zieleinlaufkanal am Natterersee. Die K25er sind hier fertig und werden anschließend zurück nach Innsbruck transportiert. Im Gegenzug werden die Teilnehmer am Trailmarathon, der um 12:30 Uhr gestartet wird, hierher gebracht. Dementsprechend viel ist los.

Kaum bin ich am Verpflegungsstand, werde ich schon von Susannerl und Lionheart mit seinem markanten Hut begrüßt. Sie haben noch eine gute Stunde Zeit bis zum Start des K42. Ich verliere bei dem Gewusel vollkommen die Orientierung, laufe nach dem Verpflegen einfach geradeaus weiter. Nach hundert Metern machen mich die fehlenden Markierungen doch stutzig und ich mache kehrt. An der VP werde ich dann aufgeklärt, ich muss wieder in den Einlaufkanal zurück, von wo ich hergekommen bin.

Vollkommen einsam ziehe ich weiter, das Feld der K65-Teilnehmer ist weit auseinandergezogen. Höchste Aufmerksamkeit erfordern die nächsten Kilometer. Viele Trails und schmale Waldwege warten auf uns, aber auch mit den Markierungen habe ich manchmal Probleme. Ich versuche mich gerade anhand des Kartenmaterials, das uns ausgehändigt wurde, zu orientieren, als eine Läuferin auf mich aufläuft und meint: „Wir sind richtig“. Ok, dann weiter, es geht meist abwärts bis in die Sillschlucht.

Unter, neben und über Inntal- und Brennerautobahn

Die Sill entspringt oben in der Nähe des Brenners und fließt unter der Brennerautobahn nach Innsbruck. Der Eingang zur Schlucht ist am Fuße des Bergisel. Über eine Stahlbrücke gelangen wir in die ungezähmte, landschaftliche Romantik des Gebirgsflusses. Hier treffe ich dann endlich auch wieder auf weitere Läufer. Die Teilnehmer des K85 folgen schon länger dem Lauf der Sill von ihrem höchsten Punkt herunter und treffen hier wieder mit uns zusammen. Die Schlucht war Zeuge der blutigen Schlachten des Tiroler Volksaufstands von 1809 mit Freiheitskämpfer Andreas Hofer gegen die bayerisch-französischen Truppen.

Wegen einer Autobahnbaustelle handeln wir uns einen kleinen Umweg ein. Über hohe Stufen müssen wir aufsteigen, um das Hindernis zu umgehen. Auf dem Bergiselplateau passieren wir das Tiroler Kaiserjägermuseum mit Andreas-Hofer-Galerie und -Denkmal.

Dann wird’s unübersichtlich. Wir sind nicht weit vom Autobahn-Knoten Innsbruck-Mitte, wo sich die Inntal- und die Brennerautobahn teilen. Mal geht es über die Brennerautobahn, anschließend über, entlang und erneut über die Inntalautobahn, bevor wir nochmals die „Strada del Sole“ Richtung Bozen überqueren. Zwischendrin liegt unsere 5. Versorgungsstelle (km 32). Das Angebot ist wieder reichlich Unter anderem stehen auch ein großer Topf mit Kartoffelsuppe und eine schöne Kuchenauswahl bereit. Hier gibt es auch einen Cut-Off zu beachten: Großzügige 6 Stunden, ich habe genügend Luft, muss mir deswegen keinen Stress machen.

Es geht hinauf Richtung Lanser Kopf. Der dritte Auf- und Abstieg bietet wieder viel Abwechslung und ein breites Spektrum an ständig wechselnden Untergründen. Wurzeltrails, Waldwege, Forststraßen, Teerabschnitte und sogar ein Stück am Bahndamm entlang.

Nach 3 km passieren wir das alte Bahnwärterhaus und die Station „Tantegert“ der Igler, wie die Linie 6 der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn bezeichnet wird. Die 8,3 km lange Strecke beginnt am Fuße des Bergisel und führt bis zum Ortseingang von Igls, von wo aus man einen wunderschönen und uneingeschränkten Panoramablick über das Inntal, die Nordkette bis hin zu den Gletschern der Stubaier Alpen hat.

Kurz vor dem Fairways des Golfclub Innsbruck-Igls werde ich vom Führenden des K42 überholt. Dann geht’s wieder, meist in offenem Geländer, runter vom Berg. Ab Aldrans füllt sich dann auch endlich wieder unsere Laufstrecke, die schnellen Marathonis werden mehr und mehr. Nach dem Ortsdurchlauf geht’s an der Seitenlinie, oder auch mal etwas im Spielfeld wegen Platzmangel durch das Jugendspiel des SV Aldrans. Finde ich witzig. Am Ortseingang von Ampass stehen 42 km auf dem Tacho.

Futuristische Talstation der Hungerburgbahn Am Inn Schloss Weiherburg
Frühstück
Wieder am Inn Strada del Sole
 
Altstadttour

Nach 48 km erreichen wir Hall in Tirol. Mit seinen mittelalterlichen Gebäuden zählt der Ort zu den schönsten Städten Österreichs. Durch die Salzgewinnung und der landesfürstlichen Münzstädte war Hall früher ein bedeutender Wirtschaftsplatz. Eine überdachte Brücke über den Inn führt uns in die Altstadt. Wir laufen direkt auf das Haller Wahrzeichen, den Münzerturm zu, wo im Innenhof von Burg Hasegg eine Versorgungsstation aufgebaut ist. Ich bin ziemlich ausgedürstet, es ist warm und mein Wasser ist schon seit einiger Zeit aufgebraucht. Auch hier gibt’s am Angebot nix zu meckern. Ach ja, das Zeitlimit: Vergesst es, 9 Stunden für 48 km beim K65 sind nicht wirklich ein Problem.

Die Burg diente im Mittelalter als Münzstätte, heute sind das Stadtmuseum und das Museum der Münztechnik untergebracht. Zum Anlass der Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck wurde eine 100-Schilling-Gedenkmünze produziert. Im Museum befindet sich auch ein Nachbau der ersten Münzprägemaschine, die im Mittelalter als technische Sensation galt und mit der täglich rund 4000 Münzen geprägt werden konnten. Der Haller Taler genoss sogar Weltruhm.

Weiter geht es auf den urbanen Trails der Haller Altstadt, durch Unterführungen, enge Gassen, über Treppenanstiege, Hausdurchquerungen und vorbei an eindrucksvollen Bauten. Das Jesuitenkolleg wurde 1571 von Erzherzogin Magdalena gegründet. Nach seiner jüngsten Restaurierung besitzt es einen der schönsten barocken Innenhöfe Tirols. Schick ist die grauweiße Fassade, sie entspricht dem Originalbefund von 1680. Am Guarinoni Haus kann man ein wundervolles Mosaik bewundern. Ja, auch das macht richtig Spaß.

Beinahe zwei Kilometer dauert die beeindruckende Führung durch die Altstadt, dann wird’s wieder „normal“. Wir müssen durch das gesamte Inntal, um wieder zur Nordkette zu gelangen, wo unsere Tour am Morgen begann. Die komplette Durchquerung zieht sich über 4 km hin, wobei es doch meistens leicht bergauf geht. So sind wir praktisch bereits mittendrin in der 4. Bergetappe. Mittlerweile sind die Teilnehmer des K85, K65 und K42 beieinander, gut zu erkennen an den unterschiedlichen Farben der Startnummern. Um 16:30 Uhr wird zudem noch die kürzeste Distanz, der K15 Rookie-Trailrun in der Altstatt von Hall gestartet.

4. Bergabschnitt

Vor der Marienbasilika von Absam hat sich eine Gesellschaft eingefunden, unser Weg führt mitten durch die Feierlichkeiten. Das Gläschen Sekt wäre vielleicht auch nicht schlecht gewesen. Für uns gibt es einen Kilometer weiter am Ortsrand von Thaur (km 54) die 8. Nachschubmöglichkeit.

Auf Forststraßen geht es weiter, die Steilheit nimmt jetzt wieder spürbar zu. Gemessen an alpinen Verhältnissen sind die Anstiege aber eher unspektakulär und auch oft noch laufend gut zu bewältigen. Unsere letzte VP erwartet uns am Rechenhof bei km 60. Direkt im Anschluss erfolgt eine Streckentrennung. Für die Teilnehmer des K42 und K85 geht es nach rechts noch etwas weiter, auf einem anderen Weg bis zur Arzler Alm hinauf, sie haben somit bis ins Ziel noch 1,4 km mehr vor sich.

Ein geschotterter Weg führt uns auf den höchsten Punktes der 4. Bergbesteigung. Steil geht es hinunter nach Innsbruck. Die finalen drei Kilometer wechseln sich in ihrer Beschaffenheit mit Schotter, Waldwegen, Trails und Teerstraßen schön ab. Kurz unterhalb der Bergstation der Hungerburgbahn passieren wir noch das denkmalgeschützte Stampfbeton-Viadukt der alten Bergbahn und treffen wieder auf den Abschnitt, den es heute Morgen rauf ging. Über Alpenzoo, Innsteg und am Rennweg entlang geht es ins Ziel in die Trailcity.

Ich habe mir mein Rennen optimal eingeteilt, mein Zeitplan und auch meinen Zeitenziel sind locker aufgegangen und so komme ich heute ungewöhnlich entspannt ins Ziel. Bunt gemischt treffen nach und nach die Finisher des K42, K65 und K85 im Ziel ein. Vor dem Verpflegungsstand in der Sonne kann man es gut aushalten. Delikate Tiroler Schmankerl, wie Ziegenkäse und Salami sind bereit gestellt. Dazu kommt noch das beliebte bayrische Alkoholfreie. Zwei Becher davon gehen nach dem langen Tag runter wie Öl.

Medaillen gibt es beim IATF nicht, aber vor der Bühne kann sich jeder sein Finisher-Geschenk in Form einer Kupfermünze mit geprägtem Veranstalterlogo selber klopfen. Die Vorrichtung dafür kommt von der Alten Münze aus Hall in Tirol. Das passt natürlich optimal.

Mein Fazit: Tolle Veranstaltung in einer außergewöhnlich schönen Stadt und Umgebung. Meinen ersten Stopp in Innsbruck habe ich nicht bereut. Die abwechslungsreichen Strecken würde ich fast als familienfreundlich bezeichnen und sind dazu mit Zeitlimits versehen, die auch langsamere Läufer jederzeit bewältigen können. Wirklich technisch schwierige Abschnitte sind eigentlich kaum dabei und die Anstiege sind auch nicht allzu steil und somit problemlos zu bewältigen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass mehr Teilnehmer für die beiden Langstrecken K65 und K85 zugelassen würden, die Strecke könnte das locker vertragen und man wäre besonders auf den mittleren Abschnitten nicht so einsam unterwegs.
Haltestelle Tantegert   Durch den Platz  
Münzerturm Innenhof Burg Hasegg Da gehts durch
Im Ziel Münze zum selber klopfen
 
Bernie
9:24:37

 
 
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