23.3.2025 Munich Urban Trail Marathon
Autor: Bernie Manhard  
 
 

Einer der beliebtesten Marathons auf der Website „isarmarathon.de“ von Andreas Bettingen ist der Munich Urban Trail. Heuer steht die 4. Auflage an. Er führt auf einer großen Runde durch das Zentrum, zu den Aussichtspunkten und vielen Sehenswürdigkeiten von München, verbunden mit reichlich Höhenmetern und Treppenstufen, um seinen Namen auch gerecht zu werden. Zusätzlich zu den urbanen Trails durch die City, mischen sich diese aber auch mit vielen, natürlichen Untergründen, bis hin zum echten Singletrail. Die Route ist so gewählt, dass nur sehr wenige Straßen über Ampeln gequert werden müssen, meist sind es Brücken oder es geht durch Fußgängerunterführungen oder U-Bahn-Verteilergeschosse.

Unser Treffpunkt liegt wie immer am Toilettenhäuschen neben dem Müller’schen Volksbad und der Muffathalle. Hier gibt es auch einen kleinen Parkplatz mit zwei Handvoll Stellplätzen, wo man mit etwas Glück auch einen ergattern kann. Ansonsten bliebe wohl nur eines von zwei Parkhäusern, die fußläufig in akzeptabler Entfernung liegen. Aber auch heute ist mir Fortuna hold, bei nicht so tollen Wetterbedingungen mit leichtem Regen, haben sich die Münchner noch nicht auf dem Weg gemacht, um ihren Freitzeitvergnügungen an der Isar nachzugehen.

Da die Runde etwas länger als die klassische Marathondistanz ist und auch um eine heikle Ampelquerung einzusparen, starten wir nach 500 Meter Anmarsch auf der gegenüberliegenden Isarseite direkt vor St. Lukas. Alle 8 Teilnehmer sind frühzeitig vor Ort, so können wir sogar 5 Minuten früher, als um die geplanten 9.30 Uhr starten. Nach Absprache mit Andreas ist es auch möglich, an einem anderen Punkt der Strecke zu beginnen. Daniel bevorzugt seinen Start vom Westpark aus und ist so nicht mit uns am Start. Bei einer Auswertung per GPX-Track ist die Kontrolle heutzutage kein Problem mehr.

Pünktlich zum Start hat sich auch der Regen verzogen, so können wir trocken unseren Lauf beginnen. In der Maximilianstraße erreichen wir wenig später auch schon unsere erste Unterquerung einer U-Bahn-Station. Da die GPS-Signale hier nicht funktionieren, hat uns Andreas für alle U- und S-Bahn Durchläufe in einer Info-Mail die genauen Ausgänge dokumentiert, die immer mit Buchstaben beschildert sind. Unser erster Durchlauf ist wohl schon seit längerer Zeit in „Grüner Hand“, zumindest was den mit Bambus zugewachsenen Rolltreppenaufgang betrifft.

Nach anderthalb Kilometer erreichen wir den Marienplatz. Das trübe Wetter sorgt dafür, dass vor dem Münchner Rathaus noch wenig los ist und wir ungehindert durchlaufen können. Ein paar hundert Meter weiter sind wir auch schon an der Frauenkirche, die wir halb umrunden. Ein Blick nach oben ist hier nicht ganz unwichtig. Bei einem Bürgerentscheid, der inzwischen über 20 Jahre zurückliegt, hatten die Bürger*innen die Möglichkeit, die maximale Höhe von Gebäuden in der Stadt festzulegen. Eine knappe Mehrheit stimmte damals dafür, dass wegen des historischen Stadtbilds kein Haus gebaut werden darf, das höher als die Frauenkirche ist. Der Nordturm der Kirche misst 98,57 Meter, der Südturm ist 98,45 Meter hoch. Seither hält sich der Mythos hartnäckig, dass in der Landeshauptstadt kein neues Gebäude höher sein darf. Eine Vorschrift ist das aber nicht. Ein Bürgerentscheid ist immer nur für ein Jahr bindend. Mehr dazu noch später.

Die Residenzstraße führt uns zum Odeonsplatz und zur Feldherrnhalle. Seit knapp 180 Jahren versprüht sie einen Hauch italienischen Flairs mitten in München. Nun soll das geschichtsträchtige Gebäude, das unter anderem eine zentrale Rolle in der NS-Propaganda spielte, saniert werden. Während der Sanierungsarbeiten wird das Gebäude von Gerüsten und Bauzäunen umstellt sein. Drei Jahre lang werden die Arbeiten dauern. Ergo lasse ich sie nochmal auf mich einwirken. Im Zuge der Arbeiten werden dann auch u.a. sämtliche Natursteinoberflächen instandgesetzt. Und auch die zwei markanten steinernen Löwen an der Eingangstreppe werden gereinigt. Rechts der Feldherrnhalle befindet sich die Residenz mit vier weiteren Löwenfiguren davor. Hier müssen wir kurz abstoppen, um die Schnauzen am unteren Ende des jeweiligen Schilds zu reiben, das bringt angeblich Glück.

Im Hofgarten passieren wir die Bayerische Staatskanzlei und wenig später erreichen wir den Eingang in den Englischen Garten und schon sind wir am Monopterus, wo wir eine erste, leicht erhöhte Aussicht über München genießen können. Der Tempel im griechischen Stil liegt auf einem künstlichen 16 Meter hohen Hügel.

Der Biergarten vor dem Chinesischen Turm, einer der größten in München, hat um die Jahreszeit noch nicht geöffnet. Die originale Pagode ist 25 m hoch und wurde 1792 eröffnet. Damals diente er als Aussichtsplattform, heute sind die umliegenden Bäume aber viel zu hoch und er ist auch aus Sicherheitsgründen schon länger geschlossen. Nur die Musiker der Blaskapellen dürfen noch hinauf. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges (1944) brannte die Turmkonstruktion nach einem Bombenabwurf ab. Neu aufgebaut wurde er wieder 1951. Etwa 3,5 km laufen wir durch den Englischen Garten, gut gesichert von der Reiterstaffel der Polizei, die hier für Ordnung sorgt.

Nach gut 10 km erreichen wir den Luitpoldpark in Schwabing, hier wartet der nächste Aufstieg auf uns. In Serpentinen hiken wir den Luitpoldhügel hoch, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den zerbombten Überresten der Stadt errichtet wurde. Trotz des stark bewölkten Wetters bekommen wir eine tolle Aussicht auf die Alpengipfel geboten.

Einen Kilometer weiter wartet schon unsere nächste Bergtour, über einen Kilometer zieht sich der Martin-Luther-King-Weg auf den Gipfel des Olympiabergs. Als eine der höchsten Erhebungen von München (565 m) bietet er wieder einen herrlichen Ausblick auf die Alpen und über das gesamte Olympiagelände, sogar direkt ins Olympiastadion kann man hineinschauen. Daher sind die Plätze hier auf dem Berg bei großen Konzerten fast so begehrt wie Konzertkarten und sogar kostenlos. Was mir auch gut gefällt, am Himmel tun sich jetzt im Westen bereits einige große blaue Wolkenlücken auf, was Hoffnung macht, vor weiteren Regenfällen verschont zu bleiben.

Wir laufen runter vom Berg und direkt am altehrwürdigen Olympiastadion vorbei, das demnächst auch saniert wird und wenig später am futuristischen SAP Garden, der Spielstätte des EHC München und der Basketballer des FC Bayern. Die Eisfläche der Eishockey-Cracks kann binnen sechs Stunden in ein Parkett umgebaut werden.
Für die nächsten 2 km durch Stadtgebiet wird es etwas ruhiger und unspektakulärer.

Nach 16 km erreichen wir die Nördliche Auffahrtsallee zu Schluss Nymphenburg. Bis zum Schlosseingang geht es zwei Kilometer am Kanal entlang. Hier wird es natürlich immer voller, über 300.000 Besucher*innen zieht es jedes Jahr nach Nymphenburg mit seinen Museen und der wunderschönen Parkanlage, eines der größten und bedeutendsten Gartenkunstwerke Deutschlands. Auch wenn um diese Jahreszeit noch die Figuren, Ziervasen und die Kaskade abgedeckt sind. In den Toiletten am Schlosseingang gibt es die Möglichkeit die Wasserflaschen aufzufüllen, was einige nützen. Zum Trinken habe ich genügend dabei, ich verspüre momentan eher einen gesteigerten Appetit, eine salzige Breze wäre nach meinem Gusto. Andreas meint: kurz nach der Parkanlage, in wenigen Kilometern liegen Backstuben am Wegesrand.

Munich Urban Trail
Marathon am Lech A
Marathon am Lech B

   
 
 
 

Nur 1,5 km – am Rande des Schlossparks – ist unser Besuch lang, dann verlassen wir ihn schon wieder durch eine Türe in der Außenmauer. Wir wechseln unsere Laufrichtung wieder zurück in Richtung Stadtmitte. Nach einem Kilometer erreichen wir den Hirschgarten, wo genau die Hälfte unseres Marathons erreicht ist. Andreas hat es letztes Jahr schon angekündigt, heuer hat er einen hügeligen Trail in die Strecke eingearbeitet. Knapp einen Kilometer geht es über Wurzeln auf und ab auf einem wunderbaren Singletrail durch den Hirschgarten. Natürlich dürfte auch der danebenliegende Weg benutzt werden, was keine Änderung an der Streckenlänge ausmacht. Nur Judith macht davon Gebrauch.

Kurz darauf sind wir an der Neuen Postwiese. Links von uns liegt die ehemalige Paketposthalle, bis 1997 fuhren auf 15 Gleisen Züge in die 20.000 m² große Faltbogenhalle, die damals die weltweit größte ihrer Art war. 2018 verkaufte die Deutsche Post das Gebäude inklusive des umliegenden etwa 100.000 m² großen Grundstücks. Jetzt kommen wir wieder zum sensiblen Thema Hochhäuser in München. Genauer gesagt: Hochhäuser die höher sind als die Türme der Frauenkirche. Gegen die Pläne, hier zwei 155 Meter hohe Wohnhäuser zu errichten, hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die das verhindern will. Zuletzt sammelte die Initiative Unterschriften für einen erneuten Bürgerentscheid. Dafür müssen mindestens drei Prozent der stimmberechtigten Münchner*innen unterzeichnen. Das wären etwa 33.000 Unterschriften, angeblich wurden bereits 45.000 gesammelt. Diese sollen noch in diesem Monat ins Rathaus gegeben und dort geprüft werden. Schau mer mal, wie das weitergeht. Apropos weitergehen, ich hatte doch Hunger und den verspüre ich immer noch. Das dauert noch einen Kilometer, motiviert mich Andreas.

An der Donnersberger Brücke sind wir wieder zurück auf den urbanen Trails der Innenstadt. Mehrmals überqueren wir jetzt die Gleisanlagen, die massiert zum Hauptbahnhof führen. Besonders beeindruckend finde ich den Ablauf nach überqueren des Arnulfstegs über das Rondell an den Panorama Towers. Auf direktem Weg geht’s zur Hacker Brücke. Bevor wir sie überqueren, kann ich im Vorgebäude eine Ihle Bäckerei ausmachen, aber Andreas hält mich davon ab, hier zu stoppen, er empfiehlt mir eine andere, die auch bald kommt. Ich lass mich überreden, aber der Magen knurrt.

Über die 174 m lange Hackerbrücke überqueren wir zum wiederholten Mal das Gleisfeld vor dem Hauptbahnhof. Seit 1973 ist sie denkmalgeschützt. Die filigrane genietete Fachwerkkonstruktion ist toll anzusehen und eine der wenigen noch erhaltenen Bogenbrücken aus dem 19. Jahrhundert, die aus geschweißtem Stahl gebaut wurden.

Oberhalb der Theresienwiese gelangen wir endlich zur lang ersehnten Bäckerei. Aber wieder wird’s nix mit Happa Happa, eine lange Warteschlange hält uns vom Boxenstopp ab. Es kommt bald noch eine weitere bekomme ich zu hören. Ich bin schon ganz schwach auf den Beinen. Am Verkehrsmuseum, einer Außenstelle des Deutschen Museums biegen wir ab Richtung Westpark. Nach einigen Brückenüberquerungen erreichen wir den Eingang zum Westpark. Er wird durch den Mittleren Ring in einen Ost- und einen Westabschnitt geteilt. Die Runde durch den herrlichen Park sind wir bei Andreas‘ beiden Oktoberfest Marathons diverse Male gelaufen. Für heute müssen wir nur eine kleine Schleife bis zum Beginn des Mollsees drehen. Mit An- und Ablauf etwa einen Kilometer.

Nach 29 km erreichen wir die Theresienwiese und durchqueren sie auf Höhe der Bavaria. Halleluja, zwei Kilometer weiter können wir endliche unsere Brotzeitpause mit Brezen einlegen. Bis auf Daniel, der uns nur auf den ersten Kilometern begleitete ist die komplette Gruppe mehr oder weniger zusammengeblieben. Das Tempo hat bis hierher Judith bestimmt, nach ihrem Zehenbruch im Januar und wenig Laufkilometern ist noch nicht in Bestform. Nach dem Pausensnack verabschieden sich aber Stefan und Daniela und setzen sich nach vorne ab.

Durch den Alten Südlichen Friedhof gelangen wir langsam wieder in die Nähe der Isar. Am Flaucher hat bereits der Biergarten geöffnet und ist auch schon gut besucht. Wir benötigen nach unserer letzten Stärkung aber nichts mehr. Den südlichsten Punkt unseres Kurses erreichen wir nach 37 km. Über die Marienklausenbrücke überqueren wir den „Golf von Giesing“. Noch nie davon gehört? Während Donald Trump per Dekret den Golf von Mexiko umbenannte, wählen Leute hierzulande die Funktion von Google Maps, Orte als Sehenswürdigkeiten einzutragen, um sich über Trump lustig zu machen. München bietet daher gerade am Isarufer den „Golf von Giesing“. Man geht aber davon aus, dass diese vielen Golfe in den Google-Datenbanken nicht sehr langlebig sind.

Direkt im Anschluss wird es wieder bergig, bis ins Ziel sind noch vier An- und Abstiege auf die Isar-Hangkante zu bewältigen, der erste führt uns oberhalb am Tierpark Hellabrunn vorbei. Durch die laubfreien Bäume weist mich Andreas auf ein ungewöhnliches Gebäude mit Zinnen, Türmen und Kuppeln hin. Entfernt erinnert es mich irgendwie an Schloss Neuschwanstein. Hier leben die Templer von Untergiesing, erzählt er mir.

Ich wusste gar nicht, dass es die Gemeinschaft der Tempelritter, deren Orden 1118 in Folge des Ersten Kreuzzugs gegründet wurde, überhaupt noch gibt. Bei mir vermischen sich eher wenige Fakten mit viel Fiktion und ich muss unweigerlich gleich an die Filme "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" mit Harrison Ford und die „Sakrileg“-Trilogie mit Tom Hanks denken.

Bei dem auffälligen Gebäude handelt es sich um die 1880 errichtete ehemalige Villa des Hofgoldschmieds und Juweliers Karl Winterhalter. Die Ordensgemeinschaft hat sie im Jahr 1968 von der Stadt München erworben und baute es im Stil der Neugotik für eigene Bedürfnisse um. Charakteristisch ist ein 67 m hoher Zwiebelturm. Offiziell nennt sich der Orden: "Trinitarion des orientalisch-orthodox-katholischen und kreuzritterlichen Chor- und Hospitaliter-Ordens der Templer e. V.". Beim Eintritt in den Templerorden legen alle ein Gelübde ab. Darin verpflichten sie sich zu einem Leben in Armut, Weltentsagung, Stillschweigen und Gehorsam. Letztlich geht es den Templern heute um den selbstlosen Dienst und die tatkräftige Hilfe für den leidenden Mitmenschen – gleich, ob er sich in physischer, psychischer oder materieller Not befindet.

Da hab ich wieder was gelernt. Andreas kann aber auch wirklich zu jedem interessanten Gebäude in München etwas erzählen, daher ist es immer vorteilhaft in seiner Nähe zu bleiben. Kurz darauf passieren wir das Sechziger Stadion, zum Glück für uns, ist heute kein Spieltag. Noch zwei weitere mal geht es rauf und wieder runter. Roland und Martin forcieren 500 Meter vor dem Ziel noch etwas, so haben wir noch einen kurzen Endspurt, an der Muffathalle ist es dann geschafft. Wir waren heute wirklich lange unterwegs, haben uns aber auch bewusst Zeit gelassen, um den perfekten Mix aus Urban & Natur ausgiebig genießen zu können. Keine Frage, nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Eine schönere Runde durch München gibt es nicht.

 
   
   
 
 
 
Bernie 6:31:40  
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