Einer der beliebtesten Marathons auf der Website „isarmarathon.de“ von Andreas Bettingen ist der Munich Urban Trail. Heuer steht die 4. Auflage an. Er führt auf einer großen Runde durch das Zentrum, zu den Aussichtspunkten und vielen Sehenswürdigkeiten von München, verbunden mit reichlich Höhenmetern und Treppenstufen, um seinen Namen auch gerecht zu werden. Zusätzlich zu den urbanen Trails durch die City, mischen sich diese aber auch mit vielen, natürlichen Untergründen, bis hin zum echten Singletrail. Die Route ist so gewählt, dass nur sehr wenige Straßen über Ampeln gequert werden müssen, meist sind es Brücken oder es geht durch Fußgängerunterführungen oder U-Bahn-Verteilergeschosse.
Unser Treffpunkt liegt wie immer am Toilettenhäuschen neben dem Müller’schen Volksbad und der Muffathalle. Hier gibt es auch einen kleinen Parkplatz mit zwei Handvoll Stellplätzen, wo man mit etwas Glück auch einen ergattern kann. Ansonsten bliebe wohl nur eines von zwei Parkhäusern, die fußläufig in akzeptabler Entfernung liegen. Aber auch heute ist mir Fortuna hold, bei nicht so tollen Wetterbedingungen mit leichtem Regen, haben sich die Münchner noch nicht auf dem Weg gemacht, um ihren Freitzeitvergnügungen an der Isar nachzugehen.
Da die Runde etwas länger als die klassische Marathondistanz ist und auch um eine heikle Ampelquerung einzusparen, starten wir nach 500 Meter Anmarsch auf der gegenüberliegenden Isarseite direkt vor St. Lukas. Alle 8 Teilnehmer sind frühzeitig vor Ort, so können wir sogar 5 Minuten früher, als um die geplanten 9.30 Uhr starten. Nach Absprache mit Andreas ist es auch möglich, an einem anderen Punkt der Strecke zu beginnen. Daniel bevorzugt seinen Start vom Westpark aus und ist so nicht mit uns am Start. Bei einer Auswertung per GPX-Track ist die Kontrolle heutzutage kein Problem mehr.
Pünktlich zum Start hat sich auch der Regen verzogen, so können wir trocken unseren Lauf beginnen. In der Maximilianstraße erreichen wir wenig später auch schon unsere erste Unterquerung einer U-Bahn-Station. Da die GPS-Signale hier nicht funktionieren, hat uns Andreas für alle U- und S-Bahn Durchläufe in einer Info-Mail die genauen Ausgänge dokumentiert, die immer mit Buchstaben beschildert sind. Unser erster Durchlauf ist wohl schon seit längerer Zeit in „Grüner Hand“, zumindest was den mit Bambus zugewachsenen Rolltreppenaufgang betrifft.
Nach anderthalb Kilometer erreichen wir den Marienplatz. Das trübe Wetter sorgt dafür, dass vor dem Münchner Rathaus noch wenig los ist und wir ungehindert durchlaufen können. Ein paar hundert Meter weiter sind wir auch schon an der Frauenkirche, die wir halb umrunden. Ein Blick nach oben ist hier nicht ganz unwichtig. Bei einem Bürgerentscheid, der inzwischen über 20 Jahre zurückliegt, hatten die Bürger*innen die Möglichkeit, die maximale Höhe von Gebäuden in der Stadt festzulegen. Eine knappe Mehrheit stimmte damals dafür, dass wegen des historischen Stadtbilds kein Haus gebaut werden darf, das höher als die Frauenkirche ist. Der Nordturm der Kirche misst 98,57 Meter, der Südturm ist 98,45 Meter hoch. Seither hält sich der Mythos hartnäckig, dass in der Landeshauptstadt kein neues Gebäude höher sein darf. Eine Vorschrift ist das aber nicht. Ein Bürgerentscheid ist immer nur für ein Jahr bindend. Mehr dazu noch später.
Die Residenzstraße führt uns zum Odeonsplatz und zur Feldherrnhalle. Seit knapp 180 Jahren versprüht sie einen Hauch italienischen Flairs mitten in München. Nun soll das geschichtsträchtige Gebäude, das unter anderem eine zentrale Rolle in der NS-Propaganda spielte, saniert werden. Während der Sanierungsarbeiten wird das Gebäude von Gerüsten und Bauzäunen umstellt sein. Drei Jahre lang werden die Arbeiten dauern. Ergo lasse ich sie nochmal auf mich einwirken. Im Zuge der Arbeiten werden dann auch u.a. sämtliche Natursteinoberflächen instandgesetzt. Und auch die zwei markanten steinernen Löwen an der Eingangstreppe werden gereinigt. Rechts der Feldherrnhalle befindet sich die Residenz mit vier weiteren Löwenfiguren davor. Hier müssen wir kurz abstoppen, um die Schnauzen am unteren Ende des jeweiligen Schilds zu reiben, das bringt angeblich Glück.
Im Hofgarten passieren wir die Bayerische Staatskanzlei und wenig später erreichen wir den Eingang in den Englischen Garten und schon sind wir am Monopterus, wo wir eine erste, leicht erhöhte Aussicht über München genießen können. Der Tempel im griechischen Stil liegt auf einem künstlichen 16 Meter hohen Hügel.
Der Biergarten vor dem Chinesischen Turm, einer der größten in München, hat um die Jahreszeit noch nicht geöffnet. Die originale Pagode ist 25 m hoch und wurde 1792 eröffnet. Damals diente er als Aussichtsplattform, heute sind die umliegenden Bäume aber viel zu hoch und er ist auch aus Sicherheitsgründen schon länger geschlossen. Nur die Musiker der Blaskapellen dürfen noch hinauf. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges (1944) brannte die Turmkonstruktion nach einem Bombenabwurf ab. Neu aufgebaut wurde er wieder 1951. Etwa 3,5 km laufen wir durch den Englischen Garten, gut gesichert von der Reiterstaffel der Polizei, die hier für Ordnung sorgt.
Nach gut 10 km erreichen wir den Luitpoldpark in Schwabing, hier wartet der nächste Aufstieg auf uns. In Serpentinen hiken wir den Luitpoldhügel hoch, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den zerbombten Überresten der Stadt errichtet wurde. Trotz des stark bewölkten Wetters bekommen wir eine tolle Aussicht auf die Alpengipfel geboten.
Einen Kilometer weiter wartet schon unsere nächste Bergtour, über einen Kilometer zieht sich der Martin-Luther-King-Weg auf den Gipfel des Olympiabergs. Als eine der höchsten Erhebungen von München (565 m) bietet er wieder einen herrlichen Ausblick auf die Alpen und über das gesamte Olympiagelände, sogar direkt ins Olympiastadion kann man hineinschauen. Daher sind die Plätze hier auf dem Berg bei großen Konzerten fast so begehrt wie Konzertkarten und sogar kostenlos. Was mir auch gut gefällt, am Himmel tun sich jetzt im Westen bereits einige große blaue Wolkenlücken auf, was Hoffnung macht, vor weiteren Regenfällen verschont zu bleiben.
Wir laufen runter vom Berg und direkt am altehrwürdigen Olympiastadion vorbei, das demnächst auch saniert wird und wenig später am futuristischen SAP Garden, der Spielstätte des EHC München und der Basketballer des FC Bayern. Die Eisfläche der Eishockey-Cracks kann binnen sechs Stunden in ein Parkett umgebaut werden.
Für die nächsten 2 km durch Stadtgebiet wird es etwas ruhiger und unspektakulärer.
Nach 16 km erreichen wir die Nördliche Auffahrtsallee zu Schluss Nymphenburg. Bis zum Schlosseingang geht es zwei Kilometer am Kanal entlang. Hier wird es natürlich immer voller, über 300.000 Besucher*innen zieht es jedes Jahr nach Nymphenburg mit seinen Museen und der wunderschönen Parkanlage, eines der größten und bedeutendsten Gartenkunstwerke Deutschlands. Auch wenn um diese Jahreszeit noch die Figuren, Ziervasen und die Kaskade abgedeckt sind. In den Toiletten am Schlosseingang gibt es die Möglichkeit die Wasserflaschen aufzufüllen, was einige nützen. Zum Trinken habe ich genügend dabei, ich verspüre momentan eher einen gesteigerten Appetit, eine salzige Breze wäre nach meinem Gusto. Andreas meint: kurz nach der Parkanlage, in wenigen Kilometern liegen Backstuben am Wegesrand. |