Unmittelbar nach Überquerung geht es unter der Brücke hindurch nach Obereichstätt (Km 16). Am Ortsanfang weist uns eine Skulptur bereits darauf hin, was uns als nächstes erwartet. Wir durchqueren den Skulpturenpark des 2017 verstorbenen Stahlbildhauers Alf Lechner. Er hat sich 1990 hier niedergelassen und das 23.000 Quadratmeter große, ehemalige Hüttenwerk in ein Museum unter freiem Himmel verwandelt. Flankiert von tonnenschweren, mit rostüberzogenen Kunstwerken führt unsere Strecke durch das terrassenförmig angelegte Gelände. Mittendrin liegt eine Stahlgittertreppe, hier müssen wir aufpassen, wurden wir schon vorab gewarnt. Der Skulpturenpark ist kein öffentliches und damit gesichertes Gelände, somit ist das Betreten auf eigene Gefahr. Wirklich gefährlich ist die Treppe natürlich nicht. Auf dem ehemaligen Steinbruch sind über siebzig Skulpturen ausgestellt.
Nach dem Genuss der Kunstwerke, folgt die harte Arbeit für Trailrunner. Uns steht der steilste Anstieg des Tages bevor. Der nachfolgende Kilometer auf dem Stadtweg durch den Wald weist durchschnittlich 25 % Steigung auf, dabei sind 130 Höhenmeter zu bezwingen. Gut, dass ich meine Stöcke dabeihabe, auch wenn die Abschnitte immer nur kurz sind, wo sie von Vorteil sind.
Am Hang entlang führt der Weg zu einer der längsten Holzbänke Deutschlands. Mit einer Spezialsäge wurde die 36,5 Meter lange und gut fünf Tonnen schwere Bank aus einer etwas hundert Jahre alten Douglasie gefertigt. Da hätten wirklich viele Wanderer und Läufer*innen Platz, einige wenige genießen auch die fantastische Aussicht ins Urdonautal, in dem die Farbenpracht des Indian Summer eingezogen ist. Ich verzichte aber auf eine längere Pause, mich treibt der Hunger voran. Einen Kilometer weiter wartet nämlich Genussstation 2. Nach einem spärlichen Frühstück zu Hause, lagen meine Hoffnungen auf den Genussstationen. Nr.1 war schon mal nicht wie erhofft, bin gespannt was die Nächste bringt, die an der Kapelle errichtet ist.
Dieses Mal werde ich nicht enttäuscht, das Angebot ist reichlich. Geräucherte Bratwürste und Käse aus der Umgebung erfreuen mein Herz. Dazu habe ich die Wahl von Gerstensaft in Leicht und Alkoholfrei. Jetzt fühle ich mich deutlich besser.
Für weitere 1,5 km geht es auf dem Silberdistelweg in Hochlage weiter. Vermehrt treffe ich mittlerweile auch auf Wanderer, die die Langstrecke gewählt haben. Wir kommen am Steinbruchgebiet vorbei, man muss zwei Meter aufsteigen, um einen Blick in die Aushubgrube zu bekommen. Nach 19 km geht es auf einem Single Trail wieder gut 100 Höhenmeter runter vom Höhenzug. Auch wenn es hier manchmal eng zugeht, die Walker machen bereitwillig immer schnell Platz, wenn eine Läuferin oder ein Läufer von hinten angebraust kommen, wahrscheinlich haben sie schon ein Ohr dafür.
Die nächsten fast 5 Kilometer verlaufen auf dem Altmühltal-Panoramaweg in etwa hundert Meter Entfernung zur Altmühl. Der komplette Altmühltal-Panoramaweg führt auf 200 Kilometern von Gunzenhausen nach Kelheim quer durch den Naturpark und ist vom Deutschen Wanderverband zertifiziert. Diverse Etappen und Touren werden zur Verfügung gestellt und kann man sich online downloaden. In einem ständigen leichten Auf und Ab laufen wir am Waldrand bis zur nächsten Genussstation. Nach der deftigen Brotzeit bei der vorherigen Station, erfreue ich mich jetzt an süßem Gebäck, sozusagen als Nachspeise. Ein Becher Bier passt da für mich auch dazu.
Das Highlight beider Strecken ist natürlich der Burgsteinfelsen. Nicht nur optisch macht er richtig was her, ich freue mich auch dass unsere Strecke daneben hochführt. Ich erreiche das Felsmassiv nach etwa 25 km. Der turmartige Felsen ist eines der schönsten bayerischen Geotope. Die markante Form des 45 Meter hohe Felsen wurden durch die Ur-Donau vor etwa 5 Millionen Jahren modelliert. Aktuell kann ich gerade keine Kletterer in der Wand entdecken, aber der Burgsteinfelsen wird seit vielen Jahren unter Sportkletterern gerne frequentiert. 30 Routen in den Schwierigkeitsgraden IV bis IX warten auf die Bergfreunde.
Hier packe ich natürlich wieder meine Stöcke aus, auch wenn sie an manchen Stellen nur suboptimal sind. Mit den Händen könnte man sich wahrscheinlich besser absichern. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit ist schon notwendig, um hier aufzusteigen, aber den wenigsten wird der Aufstieg größere Schwierigkeiten bereiten. Gegenüber des Burgsteinfelsen, an einem Aussichtspunkt auf Höhe seines Gipfelkreuzes bekommen wir eine herrliche Aussicht geboten. Scheinbar ist gerade ein Kletterer oben angekommen.
Der Aussichtspunkt markiert erst die Hälfte unseres Aufstieges, es geht noch weiter steil nach oben bis zur Kapelle am Burgstein, zwar nicht mehr so ausgesetzt, aber strengt doch gehörig an und ich komme nur langsam voran.
Über den breiten Rossrücken führt uns ein Pfad über einen guten Kilometer durch den Wald und schließlich abwärts und wenig später scharf links bis ins Naturschutzgebiet Trockenhänge bei Dollnstein. Magerrasen und Wacholderheiden dominieren hier und die schroffen Felspartien verleihen ihnen ihren typischen Charakter. Ursprünglich waren die Hänge einmal aber komplett bewaldet. Erst durch Waldrodungen in den vergangenen Jahrhunderten und die sich daran anschließende Nutzung durch Schafbeweidung konnten die großflächigen Wiesenflächen entstehen.
Ein Trampelpfad führt uns fast bis ins Tal und Richtung Ziel. Aber zu früh gefreut, zwischendrin gibt es noch einen weiteren, aber nur mehr kurzen Anstieg zu bewältigen. Vor den markanten Felsformationen Dollnsteiner Wand und Dollnsteiner Turm steht ein Helfer und verkündet uns, dass es jetzt aber wirklich nur mehr bergab bis ins Ziel geht.
Am Fuße der Maderfelsen endet unser Trail, wir biegen ab in die Zielgerade und hinein ins Ziel, wo ich vom Sprecher begrüßt werde und direkt eine Medaille von einer jugendlichen Helferin überreicht bekomme. Direkt daneben kann man sich sportlergerecht verpflegen, ich sehe aber viele Finisherinnen und Finisher mit einem hopfenhaltigen Getränk der regionalen Brauerei, finde aber irgendwie nicht die Ausgabestelle.
Ich glaube die neue Langstrecke war l änger als bisher alle der zurückliegenden Ausgaben des Altmühltrails. Die Streckenführung hat so ziemlich alles geboten, was es rund um Dollnstein zu sehen gibt und war in Verbindung mit dem Indian Summer eine großartige Gelegenheit die Region kennenzulernen. Da will ich gerne einmal wiederkommen. |