03.10.2021 Einstein Marathon
Autor: Andreas Greppmeir
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Der 17. Einstein-Marathon in Ulm kann über die Bühne gehen. Das stand schon frühzeitig fest. Ein ausgeklügeltes Hygienekonzept machte es möglich, wodurch es aber auch zu einigen Änderungen gegenüber den bisherigen Austragungen kam. Der Start erfolgte wie gewohnt vor dem Messezentrum, danach galt es zwei nahezu identische Runden zu laufen und das Ziel wurde ins Donaustadion nahe der Messe verlegt. Ich freue mich drauf, denn für mich ist es der erste große Marathon seit langer Zeit.

Die Abholung der Startnummer verläuft reibungslos. In einem Flachbau neben der Messe weise ich meine Impfung nach und erhalte ein rotes Einlassband. Damit erhalte ich Zutritt zur Messehalle und bekomme schon nach wenigen Minuten meine Startnummer. Auch wenn es draußen noch etwas frisch ist, ziehe ich es doch vor die Halle zu verlassen, denn dort gilt natürlich die Maskenpflicht. Vor der Halle treffe ich Lauffreunde, die ich schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe und es gibt natürlich einiges zu erzählen. Schön, es ist wie früher und so verfliegt auch die Zeit und ehe ich mich versehe, stehe ich in der Startaufstellung. Viel zu weit vorne, aber das ist mir erst einmal egal.

Ich vernehme die Stimme von Laufmoderator-Legende Artur Schmid und mir wird bewusst, dass ich ihm noch einen schönen Gruß von Klaus ausrichten muss. Daher ordne ich mich möglichst weit rechts ein, da ich ihn da in der Nähe des Startbogens vermute. In Intervallen wird nun der Marathon bzw. auch Halbmarathon gestartet. Es sind etwas über 600 Marathonis am Start, beim Halben sind es nochmal 2600 Läufer. Ein imposantes Starterfeld also, das ich so gar nicht mehr gewohnt bin. Die Stimmung ist famos und man merkt, dass die Vorfreude unter den Teilnehmern groß ist. Schließlich nähere auch ich mich dem Startbogen und kann Artur entdecken. Ich kann meine Grüße also an den Mann bringen und mache mich schließlich auf den Weg.

Erstmal geht es drei Kilometer raus bis nach Thalfingen, immer schön an der Donau entlang. Die Donau wird uns heute übrigens nahezu die ganze Zeit begleiten. Aufgrund des Zweirundenkurses weichen wir ihr heute kaum von der Seite. Nach etwa anderthalb Kilometern auf der Thalfinger Uferstraße erreichen wir erst einmal Böfingen und ja, sie sind wieder da. Die treuen Fans haben ihre Biertischgarnitur wieder ausgepackt und es wird bereits das zweite Weißbier nachgeschenkt. Ich lasse das Teilnehmerfeld langsam, aber sicher an mir vorbeiziehen. Der 3:45-Pacer läuft direkt vor mir, das sind nicht ganz meine Ambitionen. Wir erreichen Thalfingen und kurz nach dem Kreisverkehr geht es nach rechts weg und überqueren die Donaubrücke. Normalerweise biegen wir dann bald wieder rechts ab, aber heute geht es an dieser Stelle erst einmal geradeaus. Ein gut 500 Meter lange Begegnungsstrecke liegt vor uns. Wir haben einen schönen Blick über die Felder und Wiesen und in der Ferne kann ich das Ulmer Münster erkennen. Ich wende und es geht zurück und biege dann an der altbekannten Stelle nach links ab.

Auf einer schmalen Landstraße laufen wir in Richtung Pfuhl, der Stimmungshochburg der vergangenen Jahre. Ich bin gespannt was dort heute abgeht und ich werde nicht enttäuscht. Die Zuschauer sind zahlreich zugegen, haben sich in der Ortschaft aber etwas mehr aufgeteilt. Lediglich die Blaskapelle vermisse ich in diesem Jahr. Live-Musik gibt es in diesem Jahr an der Strecke leider nicht. Auch das war eigentlich immer ein Herzstück des Einstein-Marathons, fiel heuer aber wohl auch den Auflagen zum Opfer. Ein paar Familien haben ihr Frühstück in den Garten verlegt und machen ordentlich Stimmung. Auf Pfuhl ist Verlass. Wir passieren schließlich noch den Striebelhof und sind bei Kilometer 10 angekommen. Vorbei am Golfplatz finden wir uns dann direkt an der Donau wieder.

Ich erreiche die zweite von vielen Verpflegungsstellen. Angeboten werden Iso und Wasser in verschlossenen Flaschen. Beides nicht ganz mein Geschmack, aber da muss ich heute durch. Große Behälter stehen zur Entsorgung bereit. Offene feste Nahrung in Form von Bananen oder Äpfeln fallen ebenfalls den Hygienemaßnahmen zum Opfer. Es gibt Riegel oder Power-Balls, worauf ich jedoch nicht angewiesen bin. Ich habe mir ein paar Gels eingesteckt. Ich komme gut voran und erreiche bald Neu-Ulm, durch das wir eine kleine Runde drehen.

Über die Donau hinweg habe ich davor und danach einen schönen Blick auf die Altstadt von Ulm, über die sich das Ulmer Münster majestätisch erhebt. Mit seinen 161,63 Metern ist der höchste Kirchturm der Welt schon von weiterem zu sehen. Doch nicht nur auf den Kirchturm ist man in Ulm stolz. Das Münster, das im gotischen Baustil erreichtet wurde ist zugleich auch die größte evangelische Kirche Deutschlands. Auch den Metzgerturm kann man von der gegenüberliegenden Donauseite gut erkennen und er hängt erkennbar schief. Mit einer Neigung von 3,3 Grad steht er dem Schiefen Turm von Pisa in fast nichts nach. Auch wenn wir die Ulmer Altstadt heute nahezu auslassen, hat man dennoch einen herrlichen Blick auf die Altstadt.

Wir wenden ungefähr bei Kilometer 18 und es geht zurück in Richtung Messezentrum. Wir laufen unterhalb der Ulmer Stadtmauer direkt an der Donau. Der Promenadenweg ist bei Spaziergängern sehr beliebt, aber heute ist er für uns Läufer reserviert. Oben auf der Stadtmauer sitzen zahlreiche Zuschauer und feuern uns an. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich ganz gut unterwegs bin und auf der zweiten Runde etwas herausnehmen kann. Die Läufer um mich herum werden nun etwas schneller. „Gleich habt ihr es geschafft!“, vernehme ich immer öfter. Ja, die Halbmarathonis ziehen zum Endspurt an und ich muss sie ziehen lassen. Ehe ich mich versehe, sind wir auch schon auf Höhe des Ulmer Donaustadions und die Strecke wird nun geteilt. Links geht es in Richtung Stadion, rechts weiter entlang der Donau auf die zweite Runde.

Diese ist wie schon erwähnt mit der ersten Runde nahezu identisch. Wir laufen also bald wieder auf der Thalfinger Uferstraße raus in Richtung Böfingen. Hier kommen mir die Handbiker und Inlineskater entgegen, die kurz vor dem Zieleinlauf an der Messe stehen. Bei Kilometer 22 werden wir aber nach rechts weggeschickt und überqueren das Wasserkraftwerk Böfinger Halde, das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm. Danach geht es auf einem Waldweg weiter und der Einstein-Marathon hat nun ein bisschen was von einem Landschaftslauf. Das Läuferfeld um mich herum ist nun sehr übersichtlich. Hinter und vor mir kann ich nur wenige Läufer erkennen, aber ich genieße die Ruhe und trabe vor mich hin.

Etwa bei Kilometer 27 kommt dann das, was ich von Beginn an versucht habe zu ignorieren. Mein Rücken, der zwischendurch immer mal zickt und seit gut einer Woche erneut Probleme macht, meldet sich zurück. Ich laufe weiter und hoffe, dass das Gefühl vergeht. Am Pfuhler Badesee, den wir nur auf der zweiten Runde umrunden, ist es dann aber soweit. Ich nehme mir eine Bank und versuche den Rücken etwas zu entspannen. Mir ist klar, dass das was nun kommt kein Zuckerschlecken mehr wird, aber ich will den Einsteinmarathon zu Ende bringen.

Mehr walkender-, als laufender Weise nehme ich nun die letzten 13 Kilometer unter die Füße, die sich nicht mehr von der ersten Runde unterscheiden. Mehrfach muss ich mit setzen und werde schließlich sogar vom 5-Stunden-Pacer überholen lassen. Doch die Zeit spielt nun keine Rolle mehr. Ich plane die erlaubte Zeit von sechs Stunden auszureizen, um meinen Rücken nicht unnötig mehr zu strapazieren. Ich komme so voran, aber es zieht sich und macht keinen Spaß mehr. Die zahlreichen Helfer, die mir meine Schmerzen wohl ansehen, muntern mich immer wieder auf, so dass ich ab und an sogar wieder in einen leichten Trab verfalle. Die Helfer muss man in Ulm ganz besonders loben. Auch wenn auf der Strecke so gut wie nichts mehr los ist, harren sie aus und finden immer die richtigen Worte. So komme ich dann doch am Ulmer Donaustadion an.

Den Zieleinlauf muss ich mir mit dem hinteren Teil des 10-Kilometer-Feldes teilen, so dass ich mit meinem schleichenden Tempo nicht allzu sehr auffalle. Als ich ins Stadion einlaufe wird gerade Artur von der Moderation entbunden und es erklingt „Time to say goodbye“, Henry Maskes Abschiedslied aus der Boxerwelt. Meinem Zustand ist es wohl geschuldet, dass auch ich darüber nachdenke. Heißt es vielleicht auch für mich bald „Time to say goodbye“? Um meine Physis und Psyche ist es beim Einlauf nicht gerade gut gestellt. Bei all den Gedanken, vergesse ich sogar noch Photos vom Zieleinlauf und im Stadion zu machen. Doch dann bin ich im Ziel und irgendwie stellt sich bei mir auch kein Gefühl der Euphorie ein. Ist es die fehlende Finisher-Medaille, die es heuer erstmals nicht mehr gibt? Egal. Irgendwie bin ich platt und einfach nur froh, mich erst mal ablegen zu können.

Etwas erholt treffe ich dann noch Artur. Wir unterhalten uns über den Lauf, unseren nahezu identischen beruflichen Werdegang und über vergangene Leichtathletik-Zeiten. Wir beide waren Zehnkämpfer und haben aus alten Tagen auch tatsächlich noch gemeinsame Bekannte. Das Gespräch lenkt mich gut vom Geschehenen ab. Nächste Woche steht der München Marathon auf dem Programm, eine Woche später der Mountain-Man in Nesselwang. Da muss ich wohl nochmal in mich gehen.

Auch wenn die letzten Kilometer nicht sehr erfreulich waren, so muss ich den Veranstaltern des Einsteinmarathons dennoch ein großes Lob aussprechen. Trotz all der Auflagen lief alles reibungslos. Die Stimmung unter den Läufern war prima und auch die ganzen Helfer haben einen wirklich tollen Job gemacht. Für mich war es die fünfte Teilnahme in Ulm und wer weiß, vielleicht komme ich ja wieder. Wer sich jetzt Sorgen macht, dem möchte ich sagen, dass diese unbegründet sind. Mit einem Tag Abstand, sehe ich nun alles wieder etwas positiver und werde das „Time to say goodbye“ sicherlich nicht als einen Wink mit dem Zaunpfahl sehen.

 
   
   
Greppi 5:47:34  
     
 
   
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