Untertage Marathon Sondershausen/Erfurt , 6.12.2008
Autor: Magic
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…zumindest was die 400 Starter beim diesjährigen Untertage-Marathon in Sondershausen betrifft. Bereits zum 7. Mal wurde der weltweit einmalige Gruben-marathon ausgetragen. Nach meinen Teilnahmen in den Jahren 2006 & 2007 wusste ich ja, was mich erwartet und ich machte mich zusammen mit Hans, Sieglinde und Jan auf die gut 5-stündige Autofahrt nach Sondershausen.

Alleine eine E-mail, ca. 4 Wochen, vor dem Start erzeugte eine leichte Nervosität: „Liebe Teilnehmerinnen, liebe Teilnehmer, für die Durchführung des Untertage-Marathons gibt es auf Grund von Nichtgeplanten Baumaßnahmen an der Schachtröhre am Schacht 1 leider Veränderungen im Ablauf der Veranstaltung. Die Befahrung des Brügman-Schachtes ist nur über Schacht 5 (geplant war Schacht 1 und Schacht 5) möglich, was einen erhöhten Transportaufwand zur Folge hat. Da 520 Personen einfahren ist ein Zeitfenster von 3 Stunden erforderlich.“

Aha, nur ein Aufzug …mal schnell durchgerechnet: 520 Teilnehmer, pro Aufzug max. 40 Personen, 10 Minuten für eine komplette Fahrt nach unten und wieder hoch (inkl. Ein- und Aussteigen). Das ergibt 13 x 10 Minuten. Sind 130 Minuten. Also viel passieren darf da nicht. Da wir von den letzten Jahren wussten, dass das Warten oben in Kälte und Regen wesentlich unangenehmer ist als unten im warmen Schacht, beschlossen wir bereits um 7:30 Uhr einzuchecken.

Die Startnummernausgabe erfolgte wie immer am Brügmann-Schacht und die Läufer wurde zusammen mit den Besuchern zum ca. 5 km entfernten Dr. Esser-Schacht gebracht. Dort angekommen fuhren wir nach ca. 15 Minuten in den Schacht ein. Zum Thema Aufzug muss ich jetzt noch was los werden.

Wer jemals diesen Lauf wagen sollte, der muss sich von der klassischen Definition eines Aufzuges verabschieden. Der Beförderungskäfig, ja das ist der korrekte Ausdruck dafür, ist ca. 100 Jahre alt und bietet Platz für ca. 10 Personen. Bei uns waren aber 15 Personen drin. In ca. 1,80 Meter Höhe ist über der Kabine eine Bodenplatte und darüber werden die nächsten 15 Delinquenten eingepfercht und darüber dann noch die Gitterbox Nummer 3. Bereits beim Gang in die Gitterbox wehte uns ein heißer Wind aus dem Schacht entgegen. Dann noch schnell den Plastik Vorhang zugezogen und los geht die Fahrt.

Langsam und unter einem verdächtigen Krachen und Rumpeln fuhren wir in die Tiefe. Im Aufzug war es stockdunkel, aber zum Glück hatten einige Läufer auf Ihren Helmen Stirnlampen (Übrigens Helm ist Pflicht und eine Lampe würde ich auch dringend empfehlen). So richtig wohl fühlte sich in diesem Käfig wohl keiner, denn die Vorstellung, hier irgendwo auf der Strecke stecken zu bleiben, bei 25 Grad und ohne Licht ist nicht sehr prickelnd.

Nach ca. 4 Minuten waren wir am Ziel – 700 Meter unter der Erde. Sofort wurde jedem klar was uns bei diesem Marathon erwarten würde. Die Luft war extrem trocken (25 % Luftfeuchtigkeit) und es herrschten extrem heiße 28 Grad. Der Boden war von sandigem Salz-Staub überzogen und das schwache Licht einiger Neonröhren hüllte den Stollen in einen dämmerigen Schein.

Mit Grubenfahrzeugen, die heute für Führungen genutzt werden, wurden wir durch ein schier endlos scheinendes Labyrinth von Gängen zum Start gekarrt. Die Fahrt war ein Erlebnis der besonderen Art. Die Fahrer bretterten mit Vollgas durch die engen Wege. Gegen 8:15 Uhr kamen wir am Start an und es erwartete uns bereits die Bergmanns-Kapelle mit einem Begrüßungsständchen. Wir schlugen unser Quartier an den zahlreich zur Verfügung stehenden Biertischen auf und warteten auf den Start. Jan, unser Profi-Schlagzeuger nutzte die Zeit, schnappte sich die Drumsticks der Bergmann-Kapelle und gab kurzer Hand ein kleines Schlagzeugsolo zum Besten.

Aufgrund der Transport-Problematik wurde der Start bereits im Vorfeld von 10 Uhr auf 11 Uhr verschoben und so gegen 11:15 Uhr erfolgte dann auch endlich der heiß ersehnte Startgong! In einem Bergwerk wird natürlich nicht geschossen, darum hat der Veranstalter eine überdimensional Gong aufgestellt, den sicher einige noch aus der Spielzeugwerbung der 80er Jahren kennen: „MB präsentiert!“

Wie immer startet der Lauf mit einem „sanften“ Start. Die Läufer laufen ca. 500 Meter in den Stollen hinein. Dort werden sie noch einmal gestoppt und dann erfolgt der „scharfe“ Start und die Zeitmessung beginnt. Irgendwie hat das etwas von Formel 1 Feeling, dort gibt es ja auch fliegende Starts. 400 Teilnehmer machten sich wieder auf die 4 Runden á 10,5 km. Dabei kann jeder Teilnehmer spontan entscheiden ob er eine Halbmarathon oder einen Marathon in Angriff nimmt. Wer allerdings nicht nach 2:45 Std. die Halbmarathon Marke erreicht, für den ist der Lauf beendet. Pro Runde sind 310 Höhenmeter zu bewältigen, zusätzlich macht den Läufern ein Temperatur-unterschied von ca. 5 Grad pro halbe Runde zu schaffen. Die Runde verläuft wie eine Acht.


Kurz nach dem Start bei ca. 600 Metern, beginnt der erste lange Anstieg. Nach etwa 2 Kilometern geht es dann erstmal ziemlich lange bergab und man erreicht bei km 2,5 die erste Verpflegungsstelle. Die sehr geringe Luftfeuchtigkeit von ca. 25% im Kali-Bergwerk und die Temperaturen zwischen 22 und 27 Grad fordern von den Läufern wirklich alles ab und es ist unerlässlich alle 2,5 km zu trinken. Es gibt Wasser, Tee und Vita Cola. Bis Km 5, dem tiefsten und wärmsten Punkt der Strecke geht es überwiegend bergab.

Dort wartet die nächste Wasserstelle und es geht in den zweiten langen Anstieg. Hier ist es besonders wichtig sehr diszipliniert zu laufen und lieber bereits am Anfang zu gehen, als zu viele Körner liegen zu lassen. Mir hat ein alter Hase mal gesagt: „Wer in den ersten beiden Runden die Berge hoch rennt, der wird sie die letzten beiden Runden gehen. “Das kann ich nur unterschreiben.

Bei km 6,5 ist der zweite lange Anstieg Geschichte und es kommen nur noch einige kleine, allerdings auch knackige Wellen. Bei km 7,5 ist dann wieder Zeit zum Verpflegen. Diese Versorgungsstelle ist identisch mit der von km 2,5, quasi der Schnittpunkt der Runde in Form eines Achters. Ab jetzt geht es fast nur noch leicht bergab in Richtung Ziel. Es wird wieder kühler und es gibt hier die Gelegenheit sich zu erholen und Kräfte für die nächste Runde zu sammeln. Im Zielbereich herrscht wirklich tolle Stimmung. Arthur Schmidt, Profi-Zielsprecher und in der Marathon Szene als DER Stimmungsmacher bekannt, heizt den Läufern und Zuschauern mächtig ein. Noch eine kleine Verpflegung und es geht wieder in die Einsamkeit der Grube.

Die nächsten Runden sind, welch Wunder, natürlich gleich, allerdings ist es schon interessant, wie gerade auf der letzten Runde plötzlich Anstiege auftauchen, die einem am Anfang, als noch Kraft in den Beinen war, gar nicht bewusst waren. Am Ende konnte ich meine Bestzeit von 2007 noch um 10 Minuten verbessern und kam in 3:47 Std. auf dem 16. Gesamtplatz ins Ziel. Meine Empfehlung für Alle, die hier zum ersten Mal laufen ist, die beiden langen Anstiege bei km 1 und km 5,5 auf jeden Fall zu gehen. Auch ich habe mich dazu am Anfang zwingen müssen und es hat ja trotzdem zu einer sehr guten Zeit gereicht. Hans, 4:15 Std. und Jan 4:41 Std. erreichten ebenfalls mit einem Lächeln und sehr guten Zeiten das Ziel.

Mein Fazit: Der Untertage-Marathon in Sondershausen ist wirklich top organisiert. Bereits im Ziel gibt es Urkunden und einen Ausdruck mit allen Zwischenzeiten und der Platzierung. Zu humanen Preisen kann man sich im „tiefsten Biergarten der Welt“ mit Speisen und Getränken versorgen. Einziges Manko (das wird aber zum Glück im nächsten Jahr wieder behoben sein, wenn der Aufzug am Brügmann-Schacht wieder läuft), das relativ lange Warten auf die Ausfahrt am warmen Dr. Esser-Schacht, brachte einige Teilnehmer an die körperlichen Grenzen. Auch ich stand kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch, aber hilfsbereite Läufer und Kumpels halfen mir schnell wieder auf die Beine. Ich werde sicher auch 2009 wieder dabei sein: „Glück auf!“

 
  Der Aufzug des Grauens.
 
  Speaker Arthur Schmidt sorgte wieder für
gute Stimmung.
 
  Letzte Taktikbesprechung.
 
  Kameracheck, scho a bisserl dunkel.
 
  Hier ahnte die Bergmannskapelle noch
nichts...
 
  ...aber dann schnappte sich Jan die Drums
und gab ein Solo vom Besten.
 
  Endlich Start, mit reichlich Verspätung.
 
  Hans hatte noch was gut zu machen vom
Vorjahr.
 
  Jan war heute gut drauf.
 
  Hans hatte alle 4 Runden gepackt.
 
  Jan ist auch im Ziel.
 
  Dann ging's wieder zurück zum Aufzug.
 
Magic wäre beinahe kollabiert,
sieht man ihm an!
 
Martin Schöll
Hans Schlelein
Jan Kiwior
3:47:57
4:15:08
4:41:59
 
 
 
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