13.14.6.2008, 50. Bieler Lauftage, 100 km
Autor: Martin "Magic" Schöll  
„Biel? Da war ich schon!“
 
 
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Das wird in Zukunft meine Antwort auf den klassischen Läufer-Spruch "Einmal im Leben musst Du nach Biel" sein.

Um es vorweg zu nehmen, es war härter als erwartet und ich bin froh, daß ich es bis ins Ziel geschafft habe.

Die Vorbereitung für meinen ersten 100 km Lauf war nicht besonders anders, als das Training für einen Marathon. Da Biel allerdings am Freitag um 22:00 Uhr startet, standen einige lange Einheiten in den Abendstunden an. Das war auch wichtig und ist für jeden zu empfehlen, der sich auch mal an dieses Lauf wagt.

Als wir gegen 18:00 Uhr am Eisstadion in Biel ankamen, herrschte bereits reges Treiben und wir nutzen die Zeit bis zum Start um noch eine Portion Nudeln zu essen und um etwas zu relaxen.

Der Wetterbericht, war zum Glück sehr gut. Es wurde eine trockene, aber kalte Nacht vorausgesagt. Martin Bauer, alias Colt, hatte sich bereit erklärt mir auf dem Rad Beistand zu leisten. Das war eine große Hilfe, denn so konnte ich Klamotten zum Wechseln und ein zweites Paar Schuhe mitnehmen. Sind es am Start noch 15 Grad, so kann es in den frühen Morgenstunden bis 4 Grad abkühlen.

Pünktlich um 21:40 Uhr wurden die Coaches (so die offizielle Bezeichnung der Begleitradfahrer) mit einer Polizeieskorte zu Kilometer 20 begleitet. Ab diesem Punkt durften uns die Trainer begleiten. Davor war es einfach zu eng. Da in diesem Jahr die 50. Auflage des 100 km Laufes von Biel anstand war eine Rekordzahl von 2500 Teilnehmern gemeldet.

Um 22:00 Uhr war dann auch pünktlich, wie es sich für die Schweizer gehört, der Start des Hauptfeldes. Die ersten 6 Kilometer verliefen durch die Bieler Innenstadt, bevor dann der erste kleinere Anstieg folgte. Da ich in der vergangen Woche noch an einer kleinen Erkältung laborierte beschloss ich, meiner Taktik vom Rennsteiglauf folgend, sehr kontrolliert und gemütlich anzugehen. So kam ich auch ohne größere Schwierigkeiten zu km 20, wo mich Martin schon mit dem Velo (Schwitzerdütsch für Fahrrad) erwartete. Bis km 55, am so genannten "Ho Chi Minh – Pfad" hatte ich nun also eine Begeleitung an meiner Seite.
km 22 war geschafft und das war für einen abergläubischen Menschen wie mich schon der erste Teilerfolg, denn es war nun nach Mitternacht und Freitag, der 13. war Geschichte, wir hatten nun Samstag, den 14.

Bei km 30 kam dann meine erste Krise, als ich daran dachte, dass ich nun ja schon 18 Stunden auf den Beinen war und für meine erwartete Laufzeit von 10 Stunden noch sieben Stunden vor mir hatte. Es war bewölkt, relativ dunkel und ich schätze die Temperaturen lagen inzwischen bei 8 Grad. Ich erinnerte mich daran, dass man speziell bei Kälte mehr Nahrung zu sich nehmen soll, um dem Körper die Energie zu geben, die er benötigt um seine Temperatur zu halten. Diverse Riegel, Obst, Suppen, Brot und Cola schaufelte ich also regelmäßig bis km 50 in mich rein… keine so gute Idee, denn ab km 55 konnte ich keine feste Nahrung mehr aufnehmen. Allein der Gedanke an eine Banane löste Brechreiz bei mir aus.

Km 55, 3:10 Uhr, 5 Grad, Ho Chi Minh–Pfad: Das Elend nahm seinen Lauf.
Die Radbegleiter konnten auf diesem Trampelpfad nicht fahren und wurden bis km 65 umgeleitet. Ich legte meinen MP3-Player an und machte mich auf diesen harten Abschnitt. Der Boden war sehr schwer zu laufen, Wurzeln, grobe Steine, rutschige Stellen und rechts und links ging es 5 Meter in die Tiefe. Ich war froh, dass ich in eine sehr gute Stirnlampe investiert hatte. Es gab auch Läufer ohne Lampe, die meisten von Ihnen warteten bis einer mit Licht kam, denn sonst ist dieser Teil des Rennes sehr gefährlich. Die nächste Stunde verlangte höchste Konzentration, man musste jeden Schritt genau setzten, um einen Sturz zu vermeiden und das kostet zusätzlich Kraft.

Als bei km 65 mein Coach wieder an meiner Seite war ging es mir sehr schlecht. Die Temperatur war bei 4 Grad und ich hatte keine Lust mehr auch nur einen Kilometer zu laufen. Aber wie heißt es immer bei den Ultra-Läufern: "Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch". Kilometer 75… es kam und kam einfach kein Hoch mehr.

Wenn mich jemand nach dem Streckenabschnitt zwischen km 65 und 75 fragt, ich kann dazu nichts sagen, sorry, keine Erinnerung mehr.
Ich erinnerte mich, dass man bei Kilometer 76 aussteigen kann und gesondert gewertet wird. So mein Plan, aber leider verpasste ich die Abzweigung …im Unterschied zu meinem Begleiter, der auch noch ein Foto als Beweis schoss.
Inzwischen war es wieder hell und da war es: DAS HOCH!

Ab km 80 liefen die Beinchen wieder und ich machte Platz um Platz gut.
Den letzten größeren Anstieg bei km 85 nahm ich locker laufend und die Musik in meinem iPod trug mich Richtung Ziel. Bei km 90 überholte ich Joey Kelly, mit dem ich mich auch noch kurz unterhalten habe. An dieser Stelle noch mal ein herzliches "Danke" an meinen Radfahrer. Ich weiß wie hart es sein muss bei Kälte, so langsam fahren zu müssen, aber trotzdem immer konzentriert zu bleiben.

Km 99 es war fast geschafft. Auch wenn die letzten 20 Kilometer nicht sehr einfach sind, sehr grober steiniger Boden, langweilige Felder, mir gefielen sie einfach, ich glaube das war das "Runner-High".

Noch eine Kurve und es war geschafft. In 9:38:02 Stunden war ich, mit Platz 189 gesamt und mit Platz 35 in meiner Altersklasse im Ziel.

Mein Fazit: Ich war in Biel und im Moment muss ich da nicht mehr hin. Aber wie schnell sind die Schmerzen und Qualen vergessen und wie lange erinnert man an sich an das tolle Publikum, das noch nachts um 4:00 Uhr an der Strecke feiert. Deshalb werde ich sicher niemals "nie" sagen, sondern belasse es bei einem "schau mer mal".

 
 
Am Start hatte es noch 15 Grad, aber in den Morgenstunden kühlt es ab bis auf 4 Grad.  
 
Um 22 Uhr wird gestartet.  
 
Ab Km 20 durften uns die Coaches begleiten.  
 
Nach 17 Km erreicht man die berühmte Holzbrücke in Aarberg.  
 
Bei Km 65 hatte ich keine Lust mehr auch nur einen Kilometer zu laufen.  
 
Leider verpasste ich die Abzweigung, um bei Km 76 auszusteigen.  
 
Den letzten größeren Anstieg bei Km 85 nahm ich locker laufend und die Musik in meinem iPod trug mich Richtung Ziel.  
 
 
Bei Km 90 konnte ich Joey Kelly überholen und war dann noch fast 5 Minuten eher im Ziel als er.
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