Eine Woche
nach den Bieler Tagen wird in Boguszów-Gorce (zu deutsch:
Gottesberg-Rothenbach) in Niederschlesien/Polen mit dem Sudecka
Setka 100 das Pendant zum berühmten Schweizer Lauf gestartet.
Vieles ist ähnlich wie in Biel, der Startschuss fällt
ebenso am Freitag um 22 Uhr und die Nacht wird dann genauso durchgelaufen.
Der bei uns noch relativ unbekannte Sudecka Setka, feierte heuer
auch Jubiläum, nämlich das 20., im Gegensatz zum 50. von
Biel.
Die 17.000 Einwohner-Stadt liegt ca. 80 km westlich von Wroclaw/Breslau,
direkt an der tschechischen Grenze oder ca. 120 km südlich
vom deutschen Grenzübergang Görlitz. Sächsische Bergleute
gaben 1535 dem Städtchen Gottesberg seinen Namen – weil
in dem Silberbergwerk an seinem Berge der Segen Gottes so sichtbar
zutage trat. 1973 wurden die Orte Boguszów und Gorce (Rothenbach)
zu Boguszów-Gorce zusammengeschlossen.
Bereits am Mittwoch machte sich Jan auf den Weg in seine Heimat
um wenigstens ein paar Tage vorher, etwas dem Arbeitsstress zu entfliehen.
Knapp 200 Teilnehmer versammelten sich am Start auf dem Marktplatz,
wovon etwas mehr als die Hälfte für den Nacht-Marathon
entfiel, der auf den ersten 30 km identisch mit dem "Setka"
war und zugleich auch eine Ausstiegsmöglichkeit für die
Ultraläufer bedeutete, ein weitere Möglichkeit abzubrechen
gab es noch bei km 75.
Pünktlich um 22 Uhr fiel der Startschuss und zeitgleich wurde
direkt über den Köpfen ein eindrucksvolles Feuerwerk gezündet.
Insgesamt gab es auf der Strecke sechs Kontrollstellen zum passieren
mit Zeitmessung. Jan hatte extra für diesen Lauf in eine gute
Stirnlampe investiert und war so bestens ausgerüstet, andere
liefen mit der Taschenlampe in der Hand, für ihn war kaum vorstellbar
dass irgendjemand ohne eine Lichtquelle diesen Lauf erfolgreich
bestreiten konnte. Das Höhenprofil zeigt es recht deutlich,
in einem stetigen Auf und Ab führte der Rundkurs um die Stadt.
Höchster Punkt der Strecke war der Gipfel des Chelmiec (851
m), den man nach ca. 27 km erreichte. Die Stadt selbst liegt knapp
unter 600 m, aber im weiteren Verlauf, kam man bis auf teilweise
400 m ü.d.M. runter, was er aber sehr genoss, so konnte er
die langen Abstiege "hinunterfliegen".
Als nach 30 km die Marathonläufer die Strecke verließen,
war man doch ziemlich alleine in der stockdunklen Nacht unterwegs,
oft wusste er nicht, ob er sich wirklich noch auf dem richtigen
Weg befand. Die Strecke gestaltete sich nach seinem Empfinden, doch
um einiges schwieriger bzw. hügliger als der Rennsteig, aber
ähnlich wie dort, war man fast komplett in der herrlichen,
hier fast unberührten Natur unterwegs. Verpflegungsmäßig
war man aber ziemlich auf sich alleine gestellt, auch der Wunsch
nach einem Bierchen wurde ihm nicht erfüllt, hierfür hätte
er sogar einen kleinen Abstecher zu einer Kneipe in Kauf genommen.
Einen hervorragenden 22. Platz erreichte Jan mit 11:54.
Ärgerlich für ihn war, dass er die beiden knapp vor ihm
liegenden Läufer nicht wieder überholt hat. Erst kurz
vor dem Ziel wurde er von beiden überholt, da er aber dachte
es ist noch ein längere Runde zu laufen, wollte er mit dem
Angriff noch etwas warten, da hatte er sich aber leider verschätzt.
Insgesamt absolvierten 67 Läufer die volle 100 km Distanz,
16 nützten die Möglichkeit zum Ausstieg bei km 75. Nach
dem Zieleinlauf wollte er sich noch auf ein kleines Nickerchen hinlegen
um zur Siegerehrung wieder fit zu sein, daraus wurde dann aber leider
nichts, die Müdigkeit hatte ihn übermannt. Aber
nächstes Jahr könnte es für Jan durchaus ein Wiedersehen
geben.
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