Die Wurzeln der Gastfreundschaft auf Kloster Andechs liegen in der Wallfahrt zum Heiligen Berg. Wegen des großen Andrangs von bis zu 100.000 Pilgern wurde 1419 eine Kirche zur Aufbewahrung des Reliquienschatzes gebaut, 1455 erfolgte dann die Gründung des Benediktinerklosters. Bereits damals wussten die Wallfahrer, dass sie nach ihrem anstrengenden und oft langen Bittgang auch eine kräftigende Stärkung erwartet.
Da kann man durchaus Parallelen von der Wallfahrt zum Andechs Trail sehen. Zuerst gibt man auf der Strecke sein Bestes und hinterher wartet im Bräustüberl die wohlverdiente Belohnung. Wobei hier nicht nur das Siegerpräsent gemeint ist, das ja eh nur wenige empfangen können. Ich denke da eher an das legendäre und klostereigene Andechser Bier und an das reichhaltige Angebot an Spezialitäten aus der hauseigenen Klostermetzgerei, das sich dann auch jedermann schmecken lassen kann. Egal wie schnell er auf der Strecke unterwegs war. Hierfür ist extra ein Raum im Bräustüberl für uns reserviert, wo im Anschluss der Läufe auch die Siegerehrung stattfindet.
Soweit sind wir aber noch nicht, vor der Belohnung kommt erstmal die Anstrengung. Die Startplätze für den Andechs Trail waren auch zur diesjährigen, der dritten Ausgabe sehr begehrt. Am 28. Dezember 2013 wurde die Anmeldung frei geschaltet, vier Wochen später waren alle 400 Plätze restlos vergeben. Mehr Starter dürfen nicht zugelassen werden, da es dafür keine Genehmigung gibt.
Da liegt dann auch der Unterschied zur traditionellen Pilgerschar, bei der gibt es keine Teilnehmerbegrenzung. Deren Zahl beläuft sich heutzutage immer noch auf etwa 30.000 Pilger pro Jahr. Wer also beim Trail dabei sein will, muss sich jedes Jahr sehr früh entscheiden, dazu in einer Jahreszeit, wo ja viele noch gar nicht ans Laufen denken. Zwei Streckenlängen werden angeboten, der Beginner Trail mit 8,4 km und 100 Höhenmeter und der Expert Trail mit 15 km und über 300 Höhenmetern.
Heute ist bereits am Vormittag viel los auf dem Parkplatz unterhalb des Klosters, neben unserer Veranstaltung findet noch ein Wohnmobiltreffen statt und auch oben im Kloster regt sich bereits einiges, hier tagt die CSU. Einen Monat vor der Europawahl will die Partei ihren Europaplan beraten und beschließen. Dazu kommt der Parteivorstand zu einer Klausurtagung zusammen. So sind auch wir gut abgesichert, die Polizei ist durchgehend präsent. Unser Zieleinlauf findet dann ja auch fast unter den Tagungsfenstern statt. Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob es einen Rüffel gibt, wenn da einer einen zu lauten Freudenschrei abgibt.
Die Abholung der Startunterlagen findet am hinteren Ende des Parkplatzes, ein paar Meter neben dem Startbogen statt. Wir sind wegen einer Autopanne knapp dran, daher ist am Stand nicht mehr viel los, Wartezeit gibt es somit keine. Die Messe selbst ist klein und überschaubar, aber die Leute von Scott haben ein kleines Schmankerl bereit. An ihren Stand halten sie den neuen, mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten, Trail-Schuh „Trailrocket“ zum Probelaufen bereit. Mir fehlt leider die Zeit. Charly, Greppi und ich wollen uns noch schnell etwas einlaufen und auch der Klosterkirche eine kurze Stippvisite abstatten. Die von Johann Baptist Zimmermann im Rokokostil reichhaltig ausgestattete Klosterkirche soll ja durchaus einen Besuch wert sein, auch wenn wir ja in erster Linie wegen unserer Trail-Wallfahrt hier sind. |